Mehrkanalmusik sinnvoll?

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gremy
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 22. Apr 2006, 19:49
Hey Leute,
Ich interressiere mich sehr für mehrkanalmusik von dvd-a und sacd und wollte mir das jetzt mal angucken und zwar mit dem Onkyo tx-sr703e.
Ich bin also zu Saturn gegangen und hab danach gefragt.
Daraufhin wurde ich erstmal 5 minuten lang vollgelabert, dass Mehrkanalmusik völliger schwachsinn sei, weil man in einem undefinierten brei von überall her Instrumente hören würde und av-receiver auch für stereo super schlecht sind. Und am ende konnten die mir das nicht mal vorführen weil die dass nicht angeschlossen gekriegt haben.
Aber wie ist das denn jetzt mit sacd´s? Ist das so, das die Bühne sich immer noch vorne befindet und die rears nur mehr Räumlickeit erzeugen? kann ich ohne Probleme den center weglassen oder gäbe das probleme mit der Kanaltrennung? Meint ihr mit dem onkyo für 1000 euro könnte ich besseres stereo erwarten als mit meinem HK 3480 stereo Receiver mit 500 euro neupreis?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen und danke schonmal im vorraus.
klaus_moers
Inventar
#2 erstellt: 22. Apr 2006, 20:04

gremy schrieb:
Hey Leute,
Ich interressiere mich sehr für mehrkanalmusik von dvd-a und sacd und wollte mir das jetzt mal angucken und zwar mit dem Onkyo tx-sr703e.
Ich bin also zu Saturn gegangen und hab danach gefragt.
Daraufhin wurde ich erstmal 5 minuten lang vollgelabert, dass Mehrkanalmusik völliger schwachsinn sei, weil man in einem undefinierten brei von überall her Instrumente hören würde und av-receiver auch für stereo super schlecht sind. Und am ende konnten die mir das nicht mal vorführen weil die dass nicht angeschlossen gekriegt haben.
Aber wie ist das denn jetzt mit sacd´s? Ist das so, das die Bühne sich immer noch vorne befindet und die rears nur mehr Räumlickeit erzeugen? kann ich ohne Probleme den center weglassen oder gäbe das probleme mit der Kanaltrennung? Meint ihr mit dem onkyo für 1000 euro könnte ich besseres stereo erwarten als mit meinem HK 3480 stereo Receiver mit 500 euro neupreis?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen und danke schonmal im vorraus.



Nichts geht über selber hören. Wenn Saturn Dir keine Vorführung bieten kann, dann geh einfach woanders hin. Sicherlich wirst Du auch in Deiner Nähe etwas finden. Oder Du schaust mal in einem Thread (Hören bei Forumsteilnehmer oder so ...), ob nicht einer von uns in Deiner Nähe wohnt und Dir mal erste Eindrücke vermitteln kann.

Ansonsten kann man so ziemlich nichts von dem verallgemeinern, was Dir so vor die Füsse geschmissen wurde. Ich finde, das war eine peinliche Vorstellung des Verkäufers. Aber das ist ein anderes Thema.

Grundsätzlich kann man bei neuen AV-Receivern der 1000 Euro schon guten Stereo-Sound erwarten. Aber es ist auch noch eine ziemlich junge Generation und da kommt bestimmt in nächster Zeit noch einiges nach.
Ob DVD-A oder SACD Dir persönlich gefällt, kannst auch nur Du entscheiden. Wie bei jedem Medium kommt es immer auch die Abmischung an. Ist sie schlecht, ist sie schlecht ... und umgekehrt. Grundsätzlich soll eine bestimmte Raumakustik erzeugt werden, die mehr Liveerlebnis erzeugen soll. Und das funktioniert auch oft ganz gut. Früher gab es auch mal Quadrophonie, das hatte ich auch mal. Und das war auch schon ein prima Sound.
Aber das Ganze hat natürlich seinen Preis. Damit meine ich Hard- und Software.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#3 erstellt: 22. Apr 2006, 21:15
Hallo gremy,

es gibt Leute, für die die Entscheidung zwischen Stereo und anderen Mehrkanal-Formaten geradezu eine weltanschauliche Frage ist. Die Frage, ob so etwas nun "sinnvoll" ist, kann Dir weder der Verkäufer von Saturn noch irgendjemand anderes - und am allerwenigsten ich - beantworten. Ich kann Dir nur ein paar Denkanstöße anbieten:

1. Weder Stereo- noch 5.1-Wiedergabe von Musik vermittelt ein "natürliches" Klangbild. In allen Fällen sind zwischen den musikalischen Quellen und dem, was in Deinem Ohr ankommt, allerlei Geräte (Mikrophone, Mischpulte, Verstärker, Lautsprecher) und Menschen zwischengeschaltet, die zahllose Entscheidungen (z. B. über die Art der Mikrophonierung und die Abmischung) getroffen haben. Es ist daher Unsinn, behaupten zu wollen, das irgend eins der behandelten Formate grundsätzlich "natürlich" oder "unnatürlicher" sei. (Übrigens vernachlässigen beide die vertikale Dimension des Raums. Und dass die durchaus eine Rolle spielen kann, weiss man spätestens seit dem von oben herabsingenden Chor in Wagners "Parsifal" und seit Stockhausens "Oktophonie", wo Klangbewegungen von oben nach unten regelrecht komponiert sind.) Und schon der Sachverhalt, dass ein 100-köpfiges Symphonieorchester in Deinem 12qm großen Wohnzimmer spielt, ist und bleibt immer "unnatürlich". Jeder weiß das, und niemanden regt das auf. Zu Recht. Keiner verwechselt ja auch ein Photo - ob nun schwarz-weiß oder bunt - mit seinem Lebenspartner. Und guckt trotzdem beides gerne an. Was ich damit sagen will: Sowohl bei Stereo- als auch bei 5.1-Abmischungen handelt es sich immer um Kunstprodukte, die man mögen kann oder nicht.
2. Es gibt Musik, in der Raumbewegungen - sowohl zwischen links und rechts als auch zwischen vorne und hinten - vom Komponisten mitkomponiert sind. Das ist zum Beispiel in elektroakustischer Musik der Fall, die oft von vornherein 4- oder gar real 8-kanalig (also nicht 7.1) komponiert wird. 5.1-Abmischungen können diese Klangbewegungen im Gegensatz zu Stereoaufnahmen mehr oder weniger gut wiedergeben. (Wenn Du sowas magst, solltest Du Dir z. B. die Mode-DVD von Iannis Xenakis "Legende d'Eer" besorgen, die ein wahres Klang- und Raumabenteuer darstellt.)
Aber auch in klassischer Musik können Raumaspekte eine Rolle spielen, z. B. in mehrchörigen Stücken aus der Renaissance (Gabrieli, Monteverdi u. s. w.), im Requiem von Berlioz mit seinen 4 im Raum verteilten Bläsergruppen oder in Mahler-Sinfonien, wo Fernorchester eingesetzt werden.
3. Pop-Alben sind - sofern es sich nicht um Live-Mitschnitte von Konzerten handelt - in der Regel reine Studioproduktionen. Die akustische Bühne ist keine Abbildung einer realen Situation, sondern ein reines Kunstprodukt. Stereo- und Sourround-Fassungen (z. B. auch schon die alten quadrophonen Aufnahmen von Bands wie Pink Floyd) stellen hier zwei alternative Versionen dar, von denen keine "richtiger" ist. (Anders ist das möglicherweise, wenn alte Aufnahmen nachträglich und von fremder Hand mehrkanalig aufpoliert werden.) Ob Du also beispielsweise die 5.1-Abmischung von Björks "Medulla" für reine Effekthascherei hältst oder es begrüßt, dass das vielschichtige musikalische Geschehen durch räumliche Aufteilung an Durchsichtigkeit gewinnt, ist Dir überlassen. (Ich persönlich finde übrigens das letztere.) Jedenfalls kannst Du nicht behaupten, das eine sei das Original und das andere eine "verfälschte" Kopie.
4. Stereo-Aufnahmen sind vom Tonmeister als Stereo-Aufnahmen konzipiert. Will man sie mithilfe von Aufpolierern wie Dolby Pro Logic, Logic 7, DTS Neo:6 oder Circle Surround weiter verräumlichen, so stellt das einen Eingriff dar, der bei der Abmischung nicht vorgesehen war. Es ist also DEIN Eingriff. Todsicher kommst Du auf diesem Wege nicht zu einem "originaleren" Klangbild. Und mit ziemlicher Sicherheit verliert der Klang gegenüber der Stereo-Version an Trennschärfe. Ob man das zugunsten des Zuwachses an Raumatmosphäre mag oder nicht, ist aber eine ganz andere Frage. Entscheidend ist nur, dass man weiß, was man tut. Wie meistens im Leben muss man auch hier Gewinne mit Verlusten bezahlen. (Mir persönlich macht sowas als Spielerei bei anspruchsloserer Pop-Musik manchmal Spaß, bei guten Stereoaufnahmen klassischer Musik dagegen nicht.)
6. Eine 5.1-Anlage ist aus unmittelbar einsichtigen Gründen in der Regel weitaus teuerer als eine qualitativ gleichwertige Stereo-Anlage. Wenn Dein Buget begrenzt ist, gilt es auch hier Prioritäten zu setzen - entweder zugunsten einer besseren Qualität der einzelnen Komponenten oder eben zugunsten eines Zuwachses an Räumlichkeit. An welcher Stelle Dein Limit für Kompromisse liegt, musst Du selbst entscheiden.

Aber was immer Du auch tust - ich wünsche Dir jedenfalls viel Freude beim Musikhören....

Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 22. Apr 2006, 21:50 bearbeitet]
klaus_moers
Inventar
#4 erstellt: 22. Apr 2006, 21:34
Hallo Aladdin,

mein Kompliment für diese ausführliche und gute Ausführung. Besonders der Vergleich mit dem Photo hat mir gefallen. Wer weiss, was uns da in Zukunft noch erwartet. Mittlerweile gibt es ja auch schon bewegte Bilder.
Quadro-Action
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 23. Apr 2006, 09:18
Zwei sehr gute Antworten, auf die Frage, ob sich Surround "lohnt". Was unsere lieben 2-Kanal Puristen ja immer wieder vergessen ist die Tatsache, daß jegliche Kunstgattung ein kreatives Kunstprodukt ist - vom Roman schreiben , dem Film, der Malerei etc. p.p. Man kann Ausdrucksmittel technisch zwar auch als Abklatsch einer Realität nehmen - z.B. dem Pressefoto, der Tagesschau, nur fehlt dem eigentlich der künstlerische Aspekt. Bei der Musik ist es zwar diffizieler, aber selbst die vermuteten Live-Aufnahmen von der so oft beschworenen Musik-Bühne sind in der Aufnahmepraxis dann meisten eher Studio-Produktionen.
Wer live will, muß es sich auch live anhören bzw. ansehen.
Ausserdem: Ich kenne praktisch nichts, was auf dem Stand von 1958 stehengeblieben ist - bis eben die Tonwiedergabe generell immer noch mit den 2 Kanäle der sog. Stereophonie (die aber eigentlich Raumklang, also Surround, bedeutet). Aber bitte, wer es mag, soll es. Ich höre aus Spaß manchmal sogar Mono-Scheiben. Aber genrell sollte man nach fast 50 Jahren bei der Tontechnik und Wiedergabe bei Audio weiter sein - wie auch beim Film oder Video-Surround-Sound. Das künstliche Aufbereiten von Stereo-Material zu Surround kann - wie oben beschrieben - durchaus unterschiedliche Ergebnisse bringen - z.T. verblüffende. Aber auch das Neuabmischen von 8, 16 oder gar 30 Spuren der Rohaufnahmen ist völlig legitim - siehe z.B. Depeche Mode oder Talking Heads neu in Surround abgemischt. Auch die meisten schwarz-weiß Filme wurden ja nicht absichtlich ohne Farbe gedreht - es war schlicht technisch nicht anders möglich, weil in den 20ern und 30ern der Farbfilm noch nicht entwickelt war. Und ähnlich ist es auch auf dem Gebiet der Musikaufzeichnung bzw. Übermittlungstechnik. Allerdings hätte man ab den quadrophonen 70ern bereits vieles durchgehend bis heute in Surround produzieren können, wenn es nicht durch Uneinigkeit und Zögerlichkeit der Industrie (siehe Ähnlichkeiten heute)"versaubeutelt" wurde.Soweit meine Anmerkungen zu dem immer wieder interessanten Thema Surround-Sound.
Ueli
Inventar
#6 erstellt: 23. Apr 2006, 13:20
Hallo Aladin

Dass die heutigen Surround-Medien die dritte Dimension nicht mit einbeziehen, ist leider wahr; denn das 2+2+2 Verfahren von Dabringhaus ist praktisch auf die wenigen Veröffentlichungen dieses Labels beschränkt.

Den Umstand, dass in einen wie auch immer gearteten Hörraum kein Orchester oder Kirchenorgel passt, versucht der Tonmeister einer guten 5.1 oder 5.0 Abmischung dadurch aufzulösen, dass er den Hörer virtuell in den Aufnahmeraum versetzt. Das funktioniert meines Erachtens bei den besseren Surroundaufnahmen im Klassikbereich ganz gut, und hierin sehe (höre) ich den größten Vorteil gegenüber der stereophonen Wiedergabe.

Leider ist es nur sehr selten möglich, im Handel eine gute Vorführung für Mehrkanal-Musik (mit und ohne Bild) geboten zu bekommen. Oft genügt schon ein Blick auf die Micky-Mouse-Center oder die bescheidenen Rearspeaker, um zu erkennen, ob die Anlage zu mehr als nur zur Filmtonwiedergabe taugt.

Ueli
ruedi01
Gesperrt
#7 erstellt: 24. Apr 2006, 10:16
Ich habe jetzt seit einigen Monaten einen ordentlichen Player für Mehrkanaltonformate. Der Rest der Anlage ist schon etwas länger mehrkanalfähig.

Aus meiner bisherigen Erfahrung muss ich sagen, SACD und DVD-Audio ist große Klasse, wenn drei Voraussetzungen gegeben sind.

1. Die Aufnahmequalität bzw. die Abmischung muss stimmen

2. das Abspielequipment, angefangen beim Player über die Wandler- und Verstärkertechnik bis hin zu den Lautsprechern sollte von ordentlicher Qualität sein. In jedem Fall muss man alles in allem deutlich mehr als 1000 € ausgeben.

3. die Raumakustik muss passen

Leider hat die MI immer noch nicht begriffen, dass hier große Chancen liegen, so dass die digitalen Mehrkanalformate, obwohl sie technisch überhaupt kein Problem mehr darstellen, links liegen gelassen werden.

Mann ergötzt sich lieber an billigem datenreduzierten Akustikmüll, den man zu überhöhten Preisen bequem per Internet vertreiben kann. Hier liegen derzeit die Interessen der MI und die explodierenden Verkaufszahlen scheinen ihnen Recht zugeben. Ich halte das ganze allerdings für ein Strohfeuer. Irgendwann bekommen auch die debilsten Teenies mit, dass sie hier über den Tisch gezogen werden (Stichwort DRM).

Bis es dann aber soweit ist, dass sich die MI wieder reuevoll dem anspruchsvollen Musikhörer zuwendet, wird man in Läden wie 'Geiz-ist-doch-nicht-blöd' in Sachen Mehrkanal-Audio keine vernünftige Auswahl und Beratung bekommen. Mein Tipp, suche Dir ein 'richtiges' Hifi-Fachgeschäft, hier bekommst Du eine fundierte Beratung und eine ordentliche Vorführung, meistens jedenfalls.

Gruß

RD


[Beitrag von ruedi01 am 24. Apr 2006, 10:18 bearbeitet]
Quadro-Action
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 24. Apr 2006, 18:33
Hallo RD, hier ist mal wieder die quadrophone Gebetsmühle: Alles gut und schön, was hier geschrieben wird. Aber wie soll die MI merken, daß hier doch ein Potential für Surround-Musik vohanden ist, wenn denen kein Verbraucher (besser hunderte) mit dem Wunsch danach schreibt - siehe weiter oben. Mehr gibt es von mir zu diesem Thema nicht mehr.
Ueli
Inventar
#9 erstellt: 24. Apr 2006, 20:58
@ RD

In den "richtigen HiFi-Fachgeschäften" bekommt man leider selten eine vernünftige Musik-Surroundvorführung geboten.

Mehrkanal ist dort oftmals negativ besetzt, ja manchmal sogar ein richtiges "Feinbild".

Und wie damals beim Thema Quadrophonie freut sich der Fachhandel eher darüber, dass sich SACD und DVD-A mit ihren hohen Ansprüchen an eine Wiedergabekette nicht durchzusetzen scheinen.

Ueli
ruedi01
Gesperrt
#10 erstellt: 25. Apr 2006, 09:57
@Ueli

Leider ist das, was Du sagst nicht ganz unberechtigt. Auch einige Fachhändler haben noch nicht begriffen, welches Potential in digitaler Mehrkanalwiedergabe steckt.

Allerdings kann man diese Situation nicht mit der alten analogen Quadrophonie vergleichen. Mitte der Siebziger gab es kein preiswertes und gleichzeitig qualitativ brauchbares Medium zur mehrkanaligen Wiedergabe. Die Schallplatte war ursprünglich nur für zweikanalige Wiedergabe konzipiert worden. Durch Tricks konnte sie zwar um zwei weitere Kanäle 'aufgemotzt' werden, das klangliche Ergebnis jedoch war eher mäßig, vor allem die Kanaltrennung war hundsmiserabel.

Blieb nur das Spulentonband. Allerdings war dieses Medium für den großen Masseneinsatz viel zu teuer und auch die Bedienung war wenig komfortabel, habe selber mal ein (zweikanal) Tonbandgerät besessen.

Und die Kompakt Kassette war zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich Hifi-tauglich.

Das Scheitern der Quadrophonie war also eher technisch begründet.

Heute jedoch gibt es keinen Grund mehr, der gegen mehrkanalige Musikwiedergabe spricht, außer vielleicht persönliche Abneigungen.

Es gibt durchaus Händler, die das Potential von SACD und DVD-Audio erkannt haben. Dass da nicht alle mitmachen ist bedauerlich aber es gibt immer Alternativen. Der größere Hemmschuh ist die Haltung der MI. Derzeit ignorieren alle großen Labels, egal ob Pop und Rock oder Klassik oder Jazz dieses Thema. Wenn man keine Software bekommt, ist das Thema gestorben. Zum Glück gibt es noch kleinere Plattenfirmen, die hochwertige Mehrkanal Scheiben produzieren und vertreiben. Vielleicht wird das Thema ja doch noch mal was...

Gruß

RD


[Beitrag von ruedi01 am 25. Apr 2006, 10:01 bearbeitet]
AladdinWunderlampe
Stammgast
#11 erstellt: 26. Apr 2006, 00:30
Wie schön, dass gremys nur scheinbar harmlose Frage nach dem "Sinn" von Mehrkanalmusik innerhalb weniger Tage einen so interessanten und aspektreichen Thread in die Welt gesetzt hat...
Daher auch kann ich mir mittlerweile ein paar Gedanken und Fragen zu einigen Eurer spannenden Beiträge nicht verkneifen:

Quadro-Action, sicher hast Du Recht, wenn Du gegenüber der Forderung eines bloßen "Abklatsches" der Realität den Kunstcharakter musikalischer Abmischungen hervorhebst. Allerdings würde ich noch einen Schritt weitergehen und die Möglichkeit eines unverstellten Realismus der Wiedergabe schlechterdings bestreiten. Jeder Wiedergabe wird nämlich der Stempel des Mediums aufgedrückt, in dem sie sich vollzieht. Und selbst die von Dir angeführten Pressefotos und Tagesschau-Berichte sind Kunstprodukte, die nach den Spielregeln, Möglichkeiten und Grenzen ihres Mediums modelliert sind. Wer soetwas hingegen für die unmittelbare Wiedergabe irgendeiner "Realität" hält, der ist auch gezwungen, beispielsweise an "chirurgische" Raketenangriffe ohne "Kollateralschäden" zu glauben, wie sie uns von den "embedded journalists" nicht nur der letzten Irakkriege immerhin durchaus realistisch vor Augen geführt wurden...

Aufgrund der Künstlichkeit jeder Wiedergabe, die freilich im wünschenswert besten Falle zugleich auch eine kunstvolle Wiedergabe ist, bin ich allerdings auch nicht ganz sicher, ob man ohne weiteres von einem "Fortschritt" sprechen sollte, der von der Stereo- zur Surround-Wiedergabe führt. Vielleicht sollte man beide Formate als mediale Aufbereitungen auffassen, die jeweils bestimmte Aspekte der wiedergebenen Musik hervorheben, dafür aber möglicherweise andere verdunkeln. Natürlich verkenne ich nicht, dass die Klangqualität heutiger Aufnahmen besser ist als die alter Schellack-Platten. Und doch hat es sicherlich gute Gründe, dass es auch heute noch Liebhaber jener alten Aufnahmen gibt, die man nicht ohne weiteres als verschrobene Nostalgiker abtun sollte. Nicht ohne Grund habe ich daher bei dem Vergleich mit der Photographie sowohl Schwarz-Weiß- als auch Farbaufnahmen ins Spiel gebracht. Denn gerade in der im engeren Sinne "künstlerischen" Photographie kann ja keine Rede davon sein, dass Schwarz-Weiß-Photos durch Farbphotos "abgelöst" oder "überholt" worden seien; vielmehr wird auch heute noch beides nebeneinander verwendet. Beide Arten der Wiedergabe besitzen nämlich spezifische Stärken: Wer dokumentieren will, dass Pippi Langstrumpf rothaarig ist, wird wohl kaum eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von ihr machen; wer aber die architektonischen Linienzüge und die Licht-Schatten-Spiele einer gotischen Kathedrale plastisch darstellen will, mag durchaus eine Schwarz-Weiß-Photographie des betreffenden Baus bevorzugen. In diesem Sinne kann ich mir gut vorstellen, dass Stereo- und Surround-Aufnahmen auch in Zukunft nebeneinander bestehen werden. Und vielleicht sind auch den zweifellos nicht hifi-fähigen Schellackplatten trotz ihres höchst reduzierten Frequenzspektrums, ihrer minimalen Dynamik und ihres Mangels an Räumlichkeit Qualitäten abzugewinnen, die manchen moderneren Aufnahmen - fast ist man geneigt zu sagen: notwendigerweise - fehlen: eine größere Nähe zum Akt des Musizierens beispielsweise, die auf der Unmöglichkeit großartiger technischer Zwischenschaltungen, Schnitte, klanglicher Eingriffe und unendlicher digitaler Manipulationsmöglichkeiten beruht?

Ueli, Deinen Hinweis auf das dreidimensionale 2+2+2-Verfahren von Dabringhaus und Grimm fand ich sehr interessant. Ich habe bisher nicht gewusst, dass es soetwas im kommerziellen Bereich tatsächlich gibt. Hast Du derartige Aufnahmen schon einmal gehört? Und hältst Du das Verfahren für zukunftweisend?

Das bisherige kommerzielle Desinteresse an den mehrkanaligen Musikaufnahmen könnte - abgesehen von der leidigen Konkurrenz zwischen SACD, DVD-A und dem nicht zu unterschätzenden dts-Format - möglicherweise auch damit zusammenhängen, dass die Musik sich hier nur im Schatten und Schlepptau der Home-Cinema-Welle zu bewegen vermag. 5.1- und erst recht 7.1-Format sowie die Verwendung von Dipolen machen zwar im Kino durchaus Sinn, sind aber für musikalische Zwecke nicht unbedingt die beste oder naheliegendste Wahl; nicht ohne Grund arbeiten zeitgenössische Komponisten elektroakustischer Musik vielmehr durchweg real vier- oder achtkanalig - und zwar mit anderen Lautsprecher-Aufstellungen als den im Home-Cinema üblichen. Solange aber das Interesse der Käufer sich eher an den wummernden Schritten des Leinwandhelden, an donnernden Atombombenexplosionen unter der Topfpalme und spektakulären Hubschrauber-Flügen durchs heimische Wohnzimmer entzündet als an der Sensibilität für die räumlichen Qualitäten der Musik, die sich in den gängigen Sub-/Sat-Kombinationen sowieso nicht recht entfalten können, wird die Industrie keine Notwendigkeit verspüren, den Surround-Aufnahmen mehr als nur eine Trittbrett-Fahrt auf dem Home-Cinema-Express zu gönnen.

Aber das ist ja immerhin schon mehr, als zu Fuß gehen zu müssen, oder?


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 26. Apr 2006, 00:38 bearbeitet]
mamü
Inventar
#12 erstellt: 26. Apr 2006, 10:18
@alle
Ein Lob an euch. Bisher ist das Thema noch nicht ausgeartet und die Vergleiche sind sehr gut dargestellt. Sind einige interessante neue Aspekte für mich dabei gewesen.

Daumen hoch.

Gruß, Marc

P.S. Ich kann zwar SACD und DVD-A selbst nicht nutzen, die DTS Spuren können mich aber dennoch meist begeistern. Wenn die Aufnahme vernünftig gemacht ist, bevorzuge ich den DTS Part.


[Beitrag von mamü am 26. Apr 2006, 10:21 bearbeitet]
bothfelder
Inventar
#13 erstellt: 26. Apr 2006, 10:58
Hi!

Ich hatte schon die Möglickeit 2+2+2 von H. Dabringhaus persönlich vorgetragen zu hören. Deren DVD-A besitze ich selbst auch. So eine Installation ist bei aber nicht machbar.
Ist aber ne feine Sache, wie ich finde.

Andre
Quadro-Action
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 26. Apr 2006, 20:20
Nun wird es auch wieder Zeit, daß ich einiges zum Besten gebe. Zunächst ein paar worte zu
ruedi(ger?)
Es war nicht nur die z.T. wirklich mangelnde Qualität in der Übersprechdämpfung bei den SQ Matrix-Platten bzw. den ersten Decodern hierzu, welche die Quadrophonie damals scheitern ließ. Mit dem CD-4 System bzw. den entsprechenden Quadro-Platten mit Frequenzen bis 45.000 Hz konnte man eine
Übersprechdämpfung vorne-hinten um 30 dB erreichen, was schon eine sehr gute und deutliche Kanaltrennung bedeutet.
Erstens war in den frühen 70ern Stereo für viele noch ganz neu (entsprechenden Statistiken ist zu entnehmen, daß es erst einen Marktanteil von 25 % hatte. Dann - ganz wie heute - soviele (nur 4) Lautsprecher im Wohnzimmer?. Und dann gab es den auch heute so "beliebten" Systemstreit, der noch jeden Verbraucher abschreckt.
Alladin
Ich weiß schon, wie es gemeint ist mit dem medienspezifischen Aspekt der Tagesschau etc. Nur zu sehr ins spezifische zu gehen doch auch ab. Das Telefonbuch ist eben kein Roman, auch wenn es medienspezifisch bzw. drucktechnisch oder graphisch künstlerisch gestaltet sein
mag.
Daß sämtliches Heim-Surround heute über den Leisten des Video- bzw. Kino-Surround geschlagen wird, liegt (leider ) daran, daß die Softwarefirmen in den Quadro-Siebzigern kein Durchhalte und Eingungsvermögen hatten. Als kein Quadro mehr produziert wurde, kamm dann das zunächst deutlich schlechtere Matrix Video-Surround auf, das ja keine Konkurrenz mehr vorfand. Heute hat es sich praktisch wieder zum Quadro gemausert mit vollem Frequenzgang in allen bzw. den für Surround wichtigen 4 Hauptkanälen (der 5. ist ja auch bei Quadro zu hören)
Andre Moderator
Sicherlich ist 2-2-2 auch interessant. Aber warum wollen einige immer den übernächsten Schritt tun, anstatt mit anderen zusammen erst einmal ein System voll durchsetzen? Auch Chesky wollte 2-2-2 - wenn auch in der waagerechten Ebene. Nur ist davon nicht viel übrig geblieben. Das alles mag sich ja vielleicht recht nett anhören, aber wird erst dann richtig marktfähig sein, wenn Super-Vollfrequenz-LautsprecherLautsprecher in der Form einer Apfelsine möglich sind. Wer weiß, wie man in 100 Jahren hört?
Soviel wieder etwas zur Unterhaltung aus meiner Feder.
Ueli
Inventar
#15 erstellt: 26. Apr 2006, 20:56
Hallo Aladdin

Von Darbringhaus (und auch von Divox) habe ich zahlreiche DVD-A´s und SACD´s in 2+2+2. Die Informationen aus Center-Kanal und Sub-Kanal werden dabei per Umschalten im 7 Kanal-Verstärker an zwei Höhenboxen über den Hauptlautsprechern ausgegeben.

Ich habe zwar so ein System bei mir installiert, bin aber von der Wirksamkeit nicht sehr überzeugt. Sitzt man relativ weit vorne, ist der Effekt beim Umschalten von 5.1 auf 2+2+2 deutlich, sitzt man wie ich im hinteren Drittel des Raum, läßt der Eindruck stark nach. Genauso hab es auch auf zwei unterschiedlichen Vorführungen von Herrn Darbringhaus selbst erlebt.

Nicht nur das: Herr Darbringshaus hat sich auch an seine Vorgabe nicht gehalten, für die Höhenkanäle keine Frequenzen unterhalb 100 Hz zu verwenden, weil die dortigen Lautsprecher (unter der Decke) naturgemäß kleiner ausfallen müssen. So klingen einige DVD-A´s oder SACD´s 2+2+2 Schaltungen zwangsläufig weniger voluminös als in 5.1.

Betrachtet man zudem das insgesamt magere Angebot an 2+2+2 Aufnahmen, lohnt es m.E. nicht, sich durch die zwei Höhenboxen den Wohnraum zu verschandeln. Ich werde meine entsprechende Installation wohl wieder abbauen.

Ohnehin finde ich das neue Dolby 13.2 weitblickender, mit insgesamt vier Höhenkanälen, zwei vorne, zwei hinten.

Ueli
bothfelder
Inventar
#16 erstellt: 26. Apr 2006, 21:07
Hi Ueli!

Da hat der wahre Freak gesprochen :).

Ich kenn ja nur die ein Vorführung und saß nicht vorn nicht in der Mitte. Deshalb kann ich mir keine weitere Beurteilung erlauben.

@all:
Ich bin dafür, daß "Nischen" ausprobiert werden. Bin dagegen, daß über Nischen geschimpft wird.

Andre


[Beitrag von bothfelder am 26. Apr 2006, 21:08 bearbeitet]
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