Clipping, Loudness war, Verzerrung in Musik - schädlich für LS?

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ArRoW-4-U
Stammgast
#1 erstellt: 29. Nov 2015, 00:58
Hallo ihr lieben,

Seit einiger Zeit ist mir aufgefallen das sich einige CD's aus meiner Sammlung etwas "kratzig" oder "rau" anhören, andere wiederum klingen ganz normal. Natürlich sind alle meine CD's originale aus Läden, Internetshops (Amazon, ebay) und haben keine Kratzer oder ähnliches. Da ich mittlerweile mein PC als Zuspieler für meinen Verstärker nutze rippe ich auch meine CD's selbstverständlich in lossless, also FLAC. Das ganze mache ich mit EAC - Exact Audio Copy und funktioniert ganz gut. Denn noch ist mir aufgefallen das sich einige Songs etwas "rau" in den höhen anhören, also habe ich die besagten Lieder gepackt und mit Audacity geöffnet. Sofort ist mir aufgefallen das die Sinuskurven (also die spitzen, keine Ahnung wie man das nennt) ganz nach oben ausschlagen und dort auch "flach" sind. Mit der Clipping Analyse hat sich dann auch ergeben, dass einige bereiche über die -0 Amplitude ausschlagen und somit clippen. Hier habe ich mal ein Screenshot davon.

So sieht es aus wenn ich die CD direkt gerippt und analysiert habe: Die roten Striche deuten auf Clipping hin. Als Beispiel habe ich einen Song von Katy Perry in Audacity geöffnet:

Übersteuerung von original CD

Hier ein "zoom in" auf die besagte Stelle:

Clipping - zoom in

Das gefällt mir ganz und gar nicht, zudem ich nicht weiß ob diese "Spitzen" ernsthafte Schäden verursachen können. Das einzige "Hilfsmittel" das ich derzeit nutze ist die "Normalisierung". Ich setze die Amplitude auf -1 und setze einen Harken bei "Gleichspannung entfernen (Senkrecht auf 0.0 zentrieren)". Ist diese Option angewandt, verschwinden die roten Striche und die Sinuskurve erreicht nicht mehr die totale Spitze der 0.0 Amplitude. Allerdings sieht das ganze nicht besonderes ordentlich aus - Also die Sinuskurve ist immer noch an der besagten Stelle "flach" , schlägt aber nicht mehr über die 0.0 hinaus:

Nachbearbeiteter Soundtrack

Ob es jetzt wirklich "repariert" ist, oder ob es überhaupt einen Sinn macht dieses Verfahren anzuwenden kann ich nicht sagen... Anderes ist es z.B. mit einer etwas älterem Album von Nickelback (All The Right Reasons), alle Soundtracks hören sich normal an - keine Verzerrung etc. wahrzunehmen aber wenn ich mir einen von mir gerippten Soundtrack in Audacity anschaue, wird mir ein Clipping-Festival dargestellt:

Soundtrack mit extremen Clipping

Ich bin wirklich erschrocken als ich das zum ersten mal gesehen habe, denn damit hatte ich wirklich nicht gerechnet zudem ich mir die CD sehr oft bei höherer Lautstärke angehört hatte...

Das ganze ärgert mich schon nach all den Stunden wo ich meine Sammlung mühsam einsortiert habe. Ich dachte zuerst an einen Defekt meines CD-ROM Laufwerks oder an eine falsche Einstellung in EAC aber nachdem ich eine alte CD von Pink Floyd (ist zwar nicht meine Musikrichtung aber trotzdem ganz nett) gerippt und analysiert hatte, traten diese "Spitzen" wie oben auf den Bildern zu sehen nicht auf:

5

Kann es also wirklich das sein, was ich über "Loudness war" gelesen habe? So ganz verstehe ich das aber trotzdem nicht, ob diese Art von "Clipping" dem Verstärker oder den LS bedrohlich werden können. Endstufen Clipping ist ja bekanntlicherweise eine "physikalische Überlastung" der Transistoren, aber wie sieht es mit diesem, ich nenne es mal "digitalem Clipping" aus?

Da ich mittlerweile über 18 CD's aus meiner Sammlung schon auf meinem Rechner habe ist es natürlich einen riesen Aufwand jedes einzelne Stück in Audacity zu analysieren und gegebenenfalls wie oben beschrieben zu bearbeiten. Ich kann mir natürlich schöneres Vorstellen als wie den ganzen tag vorm Rechner zu sitzen und mir die Finger wund zu klicken um die Musik zu "verschlimmbessern". Andersrum geht mir der Gedanke "da könnte ja was kaputt gehen wenn ich das jetzt so lasse" nicht aus dem Kopf. Auch bin ich am zweifeln ob sich das Problem löst wenn ich mir einen richtigen CD Spieler kaufe anstatt die Musik direkt über den Rechner zu hören. daran glaube ich zwar eher weniger aber könnte doch möglich sein oder?

Mein jetziges Setup sieht so aus:

- PC mit Windows 7 Professional
- Sound Blaster X-FI Extreme Music
- harman/kardon AVR 100 RDS
- 2x ELAC CL 102

Den Verstärker habe ich direkt per Chinch auf Klinke Kabel über den CD Eingang mit der Soundkarte verbunden. Die Lautstärke unter Windows ist global auf 88% von 100% gesetzt. Auf 100% drehe ich die Karte nie auf und im Normalfall auch nicht über 92%. Allgemein wird die Lautstärke direkt am AVR geregelt und nicht über Windows.

EDIT: Ich höre meine Musik über den Windows Media Player 12 ohne weitere Einstellungen wie Equalizer oder SRS Effekte. Mittlerweile macht es keinen Spaß mehr mir die Musik anzuhören da immer der Hintergedanke bleibt ob es schädlich ist oder nicht, aber ich wiederhole mich... Angenommen die Amplitude sieht aus wie oben auf den Bildern, ist es möglich diese "Spitzen" zu entfernen oder soll ich mir darüber keine Gedanken machen, da es auf der CD ebenfalls so aussieht und sich auch so anhört. Habe auch im netz gelesen das meine "Methode" mit dem Normalisieren des Tracks eine schlechte Idee sei, da es die Dynamik zerstört und das eigentliche Problem nicht beheben tut. Aber was passiert denn beim Abspielen einer solchen Datei im Media Player? Angenommen der Windows Media Player hat eine art Schutzfunktion gegen dieses Übersteuern, wie will das Programm wissen wann es die lautstärke reduzieren muss und wann nicht? Oder gibt es eine solche Funktion im WMP gar nicht? Umsteigen auf einen "intelligenteren" Media Player möchte ich in nächster zeit sowieso. Das ganze ist mittlerweile komplizierter als die Anschaffung meiner neuen Boxen war.

Das sind meine Fragen und gleicher zeit auch Sorgen zu diesem Thema.
Es wäre wirklich nett wenn mir jemand dabei helfen könnte.

Grüße


[Beitrag von ArRoW-4-U am 29. Nov 2015, 06:48 bearbeitet]
Elmk
Stammgast
#2 erstellt: 01. Dez 2015, 09:50
Der Loudness War betrifft leider heutzutage fast alle CD Abmischungen. Man will dadurch die Dynamik des Musiksignals verringern, um ein durchgehend lautes Signal zu erhalten. Wie dumm das ist und was man damit der CD (der Signalqualität) antut ist eine andere Sache. Dadurch ergeben sich bei lauten Passagen (z.B. Schlagzeug) geklippte Signale, die den Höreindruck eventuell rauher machen. Ein Normalisieren bringt da gar nix, das erzeugt nur Rundungsrauschen und macht das Gesamtsignal einfach leiser, was durch den Lautstärkeknopf ausgeglichen werden kann. Das Problem beim Klippen ist das veränderte Signal und damit das veränderte Spektrum, da durch das Klippen hohe Frequenzanteile entstehen, die den Klang verändern. Dagegen kann man erstmal an sich nichts machen, da das Klippen nicht rückgängig gemacht werden kann, es wird ja Information weggeworfen. Es gibt Software (z.B. der freie VST-Plugin "Relife"), die durch Schätzung versucht, den Effekt teilweise rückgängig zu machen und die Dynamik um ein paar dB zu erhöhen. Man darf natürlich keine Wunder erwarten, es bleibt eine Schätzung.
audiophilanthrop
Inventar
#3 erstellt: 03. Dez 2015, 00:01
Stichwort: Brickwall-Limiter. Aber nicht nur der. Teils wird schon bei der Aufnahme am ADC ordentlich geclippt, und dann scheppert's latürnich. Gute moderne Brickwall-Limiter mit Oversampling und allem Pipapo hört man eigentlich gar nicht groß, wenn das Material sauber und die Einstellung nicht gar zu überzogen ist (heutzutage kann damit auch DR6 klanglich voll OK sein). Gebrauchen kann man sie schon, bei Digitalaufnahmen gibt es gern mal abartige Pegelspitzen an den unmöglichsten Stellen.

Ob das gefährlich ist? Das würde IMHO den Ohren zuerst auffallen...

Nachbearbeiten würde ich da garnix, sondern einfach durchgängig ReplayGain verwenden. Das zieht normalerweise bei solchem Material eh den Pegel soweit runter, daß Intersample-Overs keine Chance haben, sollten diese ein Problem darstellen.
ArRoW-4-U
Stammgast
#4 erstellt: 04. Dez 2015, 19:01
Extrem kratzen tut nichts, nur man hört es halt an gewissen stellen. Ich nutze auch WinAMP mit ReplayGain und digitalem Clipping Filter was aber die Lautstärke je nach Musiktyp ziemlich weit runter drückt. Da muss ich den Verstärker ja fast voll aufdrehen um eine "normale" Zimmerlautstärke zu erreichen. Der Windows Media Player spielt komischerweise die Musik lauter und klarer ab, nur kann ich dort halt nichts einstellen zum filtern von clippenden Spitzen. Ich komme wohl doch nicht um einen normalen CD Player herum...


[Beitrag von ArRoW-4-U am 04. Dez 2015, 19:03 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#5 erstellt: 05. Dez 2015, 11:12
CDs, die "kratzig" klingen ? Sind das zufällig Musik CDs von SONY Music, wie das Label Columbia ? Bei dieser Firma ist mir schon immer der aussergewöhnlich spitze Klang der CD-Pressungen aufgefallen, ich geh hier davon aus, dass die Master- Aufnahmen unter Einfluss von SONY entsprechend verändert werden, bevor sie auf CD gelangen, vergleichbar als hätte man bei einen Video zuviel Kontrast reingedreht.
Vor den Loudnesswar klangen SONY- Pressungen dadurch aussergewöhnlich anschlagsbetont, dynamisch, als Nebenwirkung : dünn und digitalig, spröder Klang. Im Zeitalter des Loudnesswars und des Soundbreies, bleibt wohl davon nur ein leichtes Kratzen übrig. Aufgefallen ist mir so ein Kratzen erstemals bei der Maxi Single von Shakira "Whenever Wherever" (SONY Music)

Bollze


[Beitrag von Bollze am 05. Dez 2015, 11:20 bearbeitet]
ArRoW-4-U
Stammgast
#6 erstellt: 08. Dez 2015, 00:21
Ja, das ist mir auch aufgefallen das die CD's mit dem SONY Label gerne mal kratzen im Hochton, vor allem das Album von Shakira "Oral Fixation vol. 2" hat einige miese Clipps im Hochton. Das ganze nervt echt.
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