Mech.-/opt.-/akustische Unterschiede offener+geschlossener KH

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Chrissi1
Stammgast
#1 erstellt: 26. Feb 2006, 10:17
Hallo,
mich interresieren die Funktionsmerkmale sowie die Vorzüge/Nachteile von offenen, halboffenen und geschlossenen Kopfhörern. Vielleicht könnt Ihr mir helfen

Danke
grüße Christian


[Beitrag von Chrissi1 am 26. Feb 2006, 10:18 bearbeitet]
richi44
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 01. Mrz 2006, 12:57
Am einfachsten zu erklären ist der geschlossene Kopfhörer. Es handelt sich um eine kleine geschlossene Box, die man sich auf die Ohren schnallt. Und im Grunde gelten die gleichen Parameter, um so ein Ding zu bauen.
Die Differenz zur Box ist nur, dass es selbst im Bass nur eine gerichtete Abstrahlung gibt, da ja die gesammte abgestrahlte Energie durch das abdichtende Ohrpolster am Ohr landet. Daher kann mit so einem Ding auch unterhalb der Eigenresonanz übertragen werden, was mit einem Lautsprecher ohne aktive Entzerrung nicht möglich ist.
Sicher ist, dass sich im Kopfhörergehäuse Resonanzen bilden, die das Klangbild beeinflussen. Geschlossene Hörer haben also oft einen dicken, dröhnenden Bass. Dafür sind sie optimal gegen Umgebungslärm abgedichtet (Peltor-Hörer bei Flugzeugen).

Beim halboffenen Hörer wird der "Lautsprecher" auf eine Schallwand montiert und diese mit dichten Ohrpolstern vor das Ohr geschnallt. Somit hat man die selben Verhältnisse wie beim geschlossenen Hörer, also alle Energie im Gehörgang. Man hat also auch eine ausgezeichnete Basswiedergabe ohne die Dröhn-Resonanzen des geschlossenen Modells, dafür aber (Vor- oder Nachteil?) Umgebungsgeräusche durch die Membran des Wandlers hindurch.

Beim offenen Hörer gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann ein nicht zu grosses Wandlersystem in einen Schaumstoff stecken und dicht vors Ohr montieren. Wenn der Wandler eine eher basslastige Wiedergabekurve hat, bekommt man durch die Undichtigkeit im Schaumstoff zusammen mit dem Abstand zum Ohr und dem Rest an akustischem Kurzschluss eine ausgeglichene Wiedergabe. Dieses Prinzip wurde durch die ersten Sennheiser-Hörer bekannt.
Die zweite Möglichkeit ist, den Wandler auf eine Schallwand zu bauen und den Schaumstoff entsprechend grösser und dicker zu wählen. Damit wird die Undichtigkeit (Kurzschluss) etwa ähnlich gehalten.
Oder man verwendet etwas grössere Wandler und verzichtet auf die Schallwand.

Die letzte Möglichkeit beim offenen Hörer ist die abgesetzte Anordnung, wie man sie beim Jecklin Float oder beim AKG kennt. Hier wird ein Wandler ein(ige) cm vor dem Ohr platziert ohne irgendwelche Abdichtung. Hierbei muss einfach eine Wandler- oder Schallwandgrösse beachtet werden, die den akustischen Kurzschluss in Grenzen hält.
Generell gilt der offene Hörer als der "neutralste" in dem Sinne, dass bei ihm die "Im Kopf-Lokalisation" am wenigsten ausgeprägt ist. Dafür sind natürlich alle Umgebungsgeräusche voll vorhanden.

Man muss also unterscheiden, ob man ungestört (und ohne zu stören) hören will, ob man an der Umgebung teil haben möchte oder ob man lautsprecherähnliche Wiedergabe möchte, dabei aber meist auf Tragekomfort verzichten muss. Gute und schlechte Ausführungen findet man in jeder Konstruktionsart und jeder Preislage.
Chrissi1
Stammgast
#3 erstellt: 01. Mrz 2006, 13:22
hallo richie,

schon mal danke für Deine Ausführungen. Noch eine Frage: die sog. Im-Kopf-Lokalisation, was bedeutet das?

grüße Christian
richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 02. Mrz 2006, 12:15
Wenn Du ein Klavierstück über das Klavier hörst, hörst Du das Klavier da, wo es auch wirklich steht (logisch).
Wenn Du es über Lautsprecher hörst, glaubst Du, es stehe vor Dir zwischen den Lautsprechern.
Und wenn Du es über (geschlossene) Kopfhörer hörst, glaubst Du, es befinde sich in Deinem Kopf (wo es nachgewiesenermassen keinen Platz hat).
Warum das genau so ist, kann ich Dir nicht erklären. Es hat aber grossenteils mit der Aufnahmetechnik zu tun (XY-Stereofonie). Hierbei wird die "Räumlichkeit" höchstens künstlich durch Hall erzeugt, aber Laufzeitunterschiede (Ohrabstand) gibt es nicht. Dass diese Aufnahmetechnik verwendet wird (die beiden Mikrofone befinden sich vertikal übereinander, sodass es zwischen den Kanälen in der Horizontalen keine Laufzeit gibt), hat unter anderem mit der Monobildung und der Surroundtechnik zu tun. Nur wenn beide Kanäle gleichphasig sind, lässt sich ein sauberes Monosignal bilden und nur damit wird vermieden, dass ein Surroundsystem dauernd von Center über Stereo auf Effektkanal wechselt, wenn ihm ein Stereosignal angeboten wird.
Bei Kopfhörern, die sich VOR dem Ohr frei befinden, ist dieser Effekt nicht so stark, weil sie sich ein Stück weit bereits wie Lautsprecher verhalten.
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