Psychoakustik, Neurologie, Sinnesphysiologie, .

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guycalledfrank
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 24. Okt 2007, 14:00
Hallo zusammen,

was kann der Mensch hören und was nicht. Das ist ja eines der beliebtesten Streitthemen in der Hifiwelt. Ich würde in diesem Thread gerne die wissenschaftlichen Fakten sammeln.

Zum Einstieg hier mal ein paar Zitate aus einem Thread in dem´s um genau das Thema ging:


gambale54 schrieb:
Leider ist das menschliche Ohr bzw Gehirn nur in der Lage, sehr sehr kurzzeitig akustische Eindrücke zu speichern.

Golog schrieb:
Dann sage ich dir als Biologe mal etwas, den Bereich Hirnforschung gibt es immernoch.
Das was du von dir gibst ist der Forschungsstand vor 50 Jahren.
Wir sind in der Forschung mittlerweile erheblich weiter.

Ein einfaches Beispiel zum Nachdenken:
Du sitzt zuhause am Frühstückstisch, auf der Straße fährt zuerst ein Auto, ein Moped und dann ein LKW vorbei.
Deine Frau frägt dich: was sind da gerade für 3 Fahrzeuge die Straße entlang gefahren?
Antwortest du dann: 3 Mopeds?

gambale54 schrieb:
Auf das Argument habe ich gewartet, wundert mich allerdings, das du als Biologe das anführst, denn gerade optische und akustische Sinneseindrücke lassen sich nicht miteinander vergleichen. Der Mensch kann Bilder speichern aber keine komplexen akustischen Ereignisse, zu denen Musik ja zählt. Vielleicht ist das aber auch nicht dein Fachgebiet... ;)Gruß

Golog schrieb:
wer hat etwas von optischen Eindrücken gesagt? Ich habe nicht gesagt das du die Fahrzeuge siehst.(...)Es geht hier nicht um Gehörphysiologie sondern um Neurologie.(...)

Argon50 schrieb:
(...)Es geht um Feinheiten und nicht um riesige Unterschiede.Da wird es halt schwierig diese Unterschiede überhaupt zu hören und noch schwieriger sie sich im Detail einzuprägen und über einen längeren Zeitraum zu merken.

gambale54 schrieb:
(...)Es geht doch gar nicht darum, ob ich die Grundcharakteristik eines Mopeds von einander unterscheiden kann. Natürlich kann das der Mensch. Ich sprach von komplexen Schallereignissen wie Musik, wo man sich die ganz individuelle Klangfarbe eines jeden Instruments, der Dynamik etc über ne längere Strecke merken soll und diese Beweis, das zu können, ist bisher jeder, der getestet wurde schuldig geblieben.(...)Ich sag ja, der Diskurs scheitert mit den meisten Hifi-Fans schon am Verständnis von dem, was komplexe Musik ist...


Und genau da möchte ich diesen Thread ansetzen: Was ist denn tatsächlich schon bewiesen worden, was nicht? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zu dem Thema?

Ich liste hier mal die Fachgebiete zum Thema auf die mir bisher bekannt sind:

-Sinnesphysiologie/Gehörphysiologie
-Neurologie
-Psychoakustik
-Tonotopie
-...

Viele dieser Fachgebiete stecken noch in den Kinderschuhen. So wurde z.B. Tonotopie erst bei Tieren und NICHT bei Menschen erforscht. Das menschliche Gehirn ist da um einiges komplexer, weswegen es meiner Meinung auch sein kann, daß einige wissenschaftlich bewiesene Fakten vielleicht nicht genau genug eingegrenzt/bearbeitet wurden (Reizthema Blindtests).


Und bitte postet hier weder Kommentare wie "Ich/meine Frau kann riesige Unterschiede zwischen x und y hören", noch "Es gibt keine Unterschiede zwischen x und y". Viel sinnvoller wäre eine Sammlung von Fakten, Links, Publikationen, etc.

Beim ersten "googlen" habe ich zwar einiges gefunden zur räumlichen und zeitlichen kognitiven Musikverarbeitung...jedoch bisher nichts, was das "akustische Gedächtnis" auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit bzgl. komplexer Signale wie Musik hin untersucht. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich die richtigen Stichwörter/Fachtermini benutze. Diplom-, Magisterarbeiten, etc. zu verwandten Themen haben allem Anschein nach immer den akustischen Teil des Langzeitgedächtnisses ausgespart.

Vielleicht können wir hier mal anfangen ein paar Quellen zusammenzutragen...

Gruß
Frank
lonestarr2
Stammgast
#6 erstellt: 24. Okt 2007, 15:13
zu diesem Thema faellt mir die Artikelreihe in der Audio ab 01/06 zum thema Grund-/Obertonhoerer ein
Basis war da wohl eine Untersuchung der Uni Heidelberg

der thread dazu:
http://www.hifi-foru...5925&back=&sort=&z=1

ich fand das interessant
guycalledfrank
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 24. Okt 2007, 16:04

superfranz schrieb:
Es gibt kein Langzeitgedächtniss hinsichtlich Speicherung komplexer Klangmuster!

Gibt´s eine wissenschaftliche Grundlage dafür? Irgendwelche Studien, Doktorarbeiten, Features, o.ä.?

Bitte: Nicht soviel über subjektive Wahrnehmung spekulieren. Das ist vielleicht schöne Plauderei, aber mich interessieren hier wirklich wissenschaftliche Kenntnisse.

Danke an dieser Stelle für den Hinweis auf die Grundton-/Obertonhörer.

Gruß
Frank
cannonball_add
Stammgast
#18 erstellt: 24. Okt 2007, 17:00
Hi,

interessantes Thema. Ich habe hier mal einen Link, der ein wenig Basiswissen zum Thema Hören sowie Psychoakustik bietet:
http://home.arcor.de/mfiedler/psychoakustik.html

Ein Begriff, auf den man im Web relativ häufig stößt, ist die "Auditive Diskrimination". Diese besagt, dass das Gehör Töne, die man nicht mag oder nicht wichtig sind (auch langfristig!), einfach ausblenden kann. Diese Fähigkeit wird mit der Zeit erlernt und geht somit ins Langzeitgedächnis über.

Grüße aus München
Michael
Toni78
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 24. Okt 2007, 17:18

cannonball_add schrieb:
Hi,

http://home.arcor.de/mfiedler/psychoakustik.html


Danke für den Link!

Damit sollte das ständig wieder hervorgebrachte Argument gegen Surround ("Ich brauch nur 2 Kanäle, ich habe ja auch nur 2 Ohren ") nun endgültig entkräftet sein (nicht das ich das nicht schon vorher wusste).

Ausserdem bekommen so Klangbeschreibungen und -empfinden eine andere Bedeutung, wenn man nur mal die Sache mit der Ohrmuschel bedenkt. (Auch das ist mir schon seit einiger zeit aufgefallen).

Sorry für OT...
Argon50
Inventar
#20 erstellt: 24. Okt 2007, 17:19
Auch nicht uninteressant:

Technische Details
zu MP3

(Etwas runter scrollen. )


Grüße,
Argon

Argon50
Inventar
#21 erstellt: 24. Okt 2007, 17:24

cannonball_add schrieb:
Hi,

interessantes Thema. Ich habe hier mal einen Link, der ein wenig Basiswissen zum Thema Hören sowie Psychoakustik bietet:
http://home.arcor.de/mfiedler/psychoakustik.html

Danke für den Link.

Einer der interessantesten Sätze darin ist, wie ich finde, dieser:

"Empfindlicher darf unser Gehörsinn nicht sein, da wir sonst ständig unseren eigenen Pulsschlag hören könnten."


Darüber sollte durch aus einmal nachgedacht werden.


Grüße,
Argon



[Beitrag von Argon50 am 24. Okt 2007, 17:26 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#24 erstellt: 24. Okt 2007, 17:52
Diese Nachricht wurde automatisch erstellt!

Das Thema wurde aufgeteilt und einige themenfremde Beiträge wurden verschoben. Das neue Thema lautet: "Off-topic aus "Psychoakustik, Neurologie, Sinnesphysiologie, .""
Hüb'
Moderator
#25 erstellt: 24. Okt 2007, 17:50
Hi!

Ein sehr interessantes Thema, wie ich finde!

Auch wenn sich möglicherweise nun einige auf den Schlips getreten fühlen, aber der Threadersteller hat ganz klar gesagt, was er mit dem Thread bezweckt (nämliche eine Materialiensammlung rund um das Thema "Wie hören wir? Was nehmen wir wahr?". Aus diesem Grunde habe ich sämtliche off-topic-Beiträge in einen separaten Thread ausgelagert.

Wäre schön, wenn hier ein paar Quellen verlinkt werden könnten und daraus dann eine Diskussion auf der Grundlage des gefundenen Materials entstehen würde.

Um zum eigentlichen Thema auch etwas beizutragen, möchte ich auf die Kategorie "Psychoakustik" bei Wikipedia verweisen. Dort gibt es zumindest einen Überblick über wichtige Begriffe sowie weitere Querverweise.

Bei der weiteren Quellensuche kann es ganz hilfreich sein, den Google-Suchbegriffen ein "Uni(versität)", "Hochschule" und / oder "PDF" beizufügen. Inhalte aus dem Toningenieursumfeld, sowie Texte, die sich mit der Funktionsweise von Audiokompressionsverfahren wie MP3 befassen, dürften von Interesse sein.

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 24. Okt 2007, 19:12 bearbeitet]
MusikGurke
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 24. Okt 2007, 19:09

Und genau da möchte ich diesen Thread ansetzen: Was ist denn tatsächlich schon bewiesen worden, was nicht? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zu dem Thema?

Ich liste hier mal die Fachgebiete zum Thema auf die mir bisher bekannt sind:

-Sinnesphysiologie/Gehörphysiologie
-Neurologie
-Psychoakustik
-Tonotopie
-...

Viele dieser Fachgebiete stecken noch in den Kinderschuhen.


kinderschuhe? das verständniss von dem ganzen krempel erfordert hintergrundwissen zum thema fourier und die lektüre dicker fachbücher, und das geht kaum ohne sehr fundierte mathe.

das zeug versteht kaum einer bis auf einer handvoll menschen - und das wird auch so bleiben. du wirst die kaum einen im forum finden der dir die grundlagen für zeitliche&spektralbedingte maskierungseffekte für die mp3-kodierung nennen kann. (das hirnlose und unkommentierte verlinken von grafiken die google gefunden hat zählt nicht ). die vielfalt an komprimierungsarten für musik beweist aber, dass es in diesem bereich sehr viel know-how gibt.


Ich weiß noch nicht einmal, ob ich die richtigen Stichwörter/Fachtermini benutze. Diplom-, Magisterarbeiten, etc. zu verwandten Themen haben allem Anschein nach immer den akustischen Teil des Langzeitgedächtnisses ausgespart.


ein akustisches langzeitgedächtniss gibt es nicht, das Langzeitgedächtnis beschränkt sich auf akustische Mustererkennung. man merkt sich eher geräuschmuster als die geräusche als solches. pegel können höchstens im kurzeitgedächtniss gespeichert werden.

bei blindtests (um die es vermutlich geht) ist das gehör beim direkten umschalten am empfindlichsten wenn es darum geht unterschiede zu hören.


Funktionsweise von Audiokompressionsverfahren wie MP3


mir würde da ein link einfallen... wenn man rudimentäres wissen bezüglich digitalisierung, abtastung & co mitbringt ist die pdf zum grundverständniss von mp3 recht hilfreich.

http://www.tfh-berlin.de/~mixdorff/mmt1/files/mp3.pdf
richi44
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 25. Okt 2007, 09:21
Ich habe hier:
http://www.hifi-foru...rum_id=43&thread=523
auch einige Fragen angeschnitten, die für mich nicht klar umrissen sind. Es geht dabei vor allem um die Frage, ob man auf Phasendifferenzen reagiert oder nicht.
Nach medizinischer Ansicht ist es nicht möglich, aus Erfahrung aber (Ich höre es, wenn am Kopfhörer die Systeme gegenphasig angesteuert, also verpolt sind) ist es möglich.
Und es geht auch noch um andere Fragen, wie empfindlich wir nicht nur auf Klirr, Frequenzgang und Intermodulation durch zwei Frequenzen reagieren, sondern wie empfindlich andere, weitergehende Kombinationen und dynamische Funktionen sind. Damit könnte man den Katalog der Messungen nämlich erweitern und nicht nur die statischen Daten ermitteln und veröffentlichen, sondern auch vermehrt auf die Hörbarkeit und Lästigkeit solcher Fehler eingehen.
Kann sein, dass damit das eigentliche Ziel dieses Threads etwas "übersteuert" wird, kann aber auch sein, dass es trotzdem zur Grundfrage passt...
pelmazo
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 25. Okt 2007, 11:27

MusikGurke schrieb:
das zeug versteht kaum einer bis auf einer handvoll menschen - und das wird auch so bleiben. du wirst die kaum einen im forum finden der dir die grundlagen für zeitliche&spektralbedingte maskierungseffekte für die mp3-kodierung nennen kann. (das hirnlose und unkommentierte verlinken von grafiken die google gefunden hat zählt nicht ). die vielfalt an komprimierungsarten für musik beweist aber, dass es in diesem bereich sehr viel know-how gibt.


Handvoll ist vielleicht etwas untertrieben.

Angesichts des doch inzwischen ziemlich großen Geschäfts was mit Komprimierung gemacht wird findet man auch eine ganze Reihe von Leuten die sich mit so etwas auskennen. Die wissenschaftlichen Grundlagen dafür stammen zu einem wesentlichen Teil aus den Arbeiten von Zwicker&Co. in München. Auch bei Dolby beschäftigt man sich seit Jahr und Tag mit Psychoakustik. Da kommen sicher etliche Hundert Leute zusammen die sich sehr gut damit auskennen. (Ich gehöre allerdings nicht dazu).


ein akustisches langzeitgedächtniss gibt es nicht, das Langzeitgedächtnis beschränkt sich auf akustische Mustererkennung. man merkt sich eher geräuschmuster als die geräusche als solches. pegel können höchstens im kurzeitgedächtniss gespeichert werden.

bei blindtests (um die es vermutlich geht) ist das gehör beim direkten umschalten am empfindlichsten wenn es darum geht unterschiede zu hören.


Genau. Da werden oft zweierlei Dinge in einen Topf geschmissen.

Zum Einen gibt's schon so etwas wie ein Klanggedächtnis, sonst könnte man ja keine Instrumente oder Stimmen erkennen. Auch bestimmte Arten von Störungen oder Verzerrungen sind in so weit charakteristisch daß man sie mit der entsprechenden Übung wiedererkennen kann. Das ist wohl das was Du Muster nennst.

Für Vergleichstests, bei denen es darauf ankommt winzigste Unterschiede festzustellen, ist das aber zu grob. Da hilft wirklich nur das direkte Nebeneinanderstellen ohne zeitlichen Abstand.
Magnuson
Stammgast
#29 erstellt: 25. Okt 2007, 12:12
Auch eine schöne Seite über Psychoakkustik Link
MusikGurke
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 25. Okt 2007, 12:33

Handvoll ist vielleicht etwas untertrieben.


kommt darauf an wie du qualifikationen spezifizierst (zwei fremdwörter in einem satz, für mich ein meilenstein )

töne mit quasi-diskreten Spektren (orgeln, sinustöne) oder welche mit kontinuierlichen Spektren (Kastagnetten, etc) klingen anders. das ist kein großes geheimniss und recht leicht zu verstehen. das die phase als solches nicht hörbar ist, es ein fletcher-munson diagramm gibt, etc. ist ebenfalls bekannt. die üblichen zusammenfassungen im internet & ein wenig technische Allgemeinbildung haben hier schon recht viele gelesen.

bei der frage "wie funktionierte eine mp3" wird nur eine kleine zahl an mitgliedern antworten können. der rest wird höchstens fragwürdige sätze von sich geben; vinyl klingt besser als mp3 weil mp3 komprimiert ist.

wenn man bei der tontechnik tiefer geht braucht man fundierte kentnisse bei der digitaltechnik, mathematik, signaltheorie, physik, elektrotechnik, akustik, etc. und dieses fächerübergreifende wissen hat kaum jemand. und dann existieren auch noch die beiden parallelwelten theorie und praxis.

die vielfalt ist aber auch das wirklich faszinierende an diesem hobby. man lernt immer wieder was neues. ich für meinen teil freue mich immer wieder wenn hier interessante threads auftauchen oder gute seiten verlinkt werden.
guycalledfrank
Ist häufiger hier
#31 erstellt: 26. Okt 2007, 20:48

MusikGurke schrieb:
kinderschuhe?
Ja - ich habe beispielsweise immer wieder gelesen, daß z.B. Tonotopie erst bei Tieren erforscht wurde und man beim Menschen noch gar nicht richtig angefangen hat...
MusikGurke schrieb:
das verständniss von dem ganzen krempel erfordert hintergrundwissen zum thema fourier und die lektüre dicker fachbücher, und das geht kaum ohne sehr fundierte mathe.
Warum Mathe? Beziehst Du Dich auf Statistik (Fourier) und welche Fachbücher müssen für welche Wissenschaften gelesen werden? Welche Publikationen gibt es da genau zu dem Thema akustische Wahrnehmung, audio(visuelles) Gedächtnis, etc.?
MusikGurke schrieb:
das zeug versteht kaum einer bis auf einer handvoll menschen - und das wird auch so bleiben. du wirst die kaum einen im forum finden der dir die grundlagen für zeitliche&spektralbedingte maskierungseffekte für die mp3-kodierung nennen kann. (...). die vielfalt an komprimierungsarten für musik beweist aber, dass es in diesem bereich sehr viel know-how gibt.

Naja, und gerade die Publikationen zum Thema interessieren mich. Und ich würde sie gerne hier sammeln.
MusikGurke schrieb:
ein akustisches langzeitgedächtniss gibt es nicht
Und genau da hätte ich gerne mal den Namen einer Publikation, einer statistischen Erhebung, einer Untersuchung, o.ä.
MusikGurke schrieb:
das Langzeitgedächtnis beschränkt sich auf akustische Mustererkennung. man merkt sich eher geräuschmuster als die geräusche als solches. pegel können höchstens im kurzeitgedächtniss gespeichert werden.
Du scheinst Dich ja ein wenig besser auszukennen - daher bitte: Quellenangaben...

Gruß+Dank
Frank
guycalledfrank
Ist häufiger hier
#32 erstellt: 26. Okt 2007, 21:03

pelmazo schrieb:

MusikGurke schrieb:
bei blindtests (um die es vermutlich geht) ist das gehör beim direkten umschalten am empfindlichsten wenn es darum geht unterschiede zu hören.
Genau. Da werden oft zweierlei Dinge in einen Topf geschmissen.
Ich habe zum Thema akustisches Langzeitgedächtnis die Blindtests erwähnt, weil Blindtests ja nun tatächlich nur das Kurzzeitgedächtnis betrachten. Wenn der Mensch nun vieleicht dennoch dazu fähig ist, gewisse Informationen auch über längeren Zeitraum zum speichern und man lediglich noch nicht die wissenschaftlichen Techniken gefunden hat dies zu erfassen, dann würde das die Ergebnisse von Blindtests ggf. relativieren. Aber um das vorweg klarzustellen: Meine Ansicht zum Thema Blindtests ist sehr neutral. Mich interessiert hier wirklich nur das Hintergrundwissen zum Thema...

Gruß
Frank
pelmazo
Hat sich gelöscht
#33 erstellt: 26. Okt 2007, 22:16

guycalledfrank schrieb:
Wenn der Mensch nun vieleicht dennoch dazu fähig ist, gewisse Informationen auch über längeren Zeitraum zum speichern und man lediglich noch nicht die wissenschaftlichen Techniken gefunden hat dies zu erfassen, dann würde das die Ergebnisse von Blindtests ggf. relativieren.


Wenn der Mensch nun vielleicht dennoch dazu fähig ist, gewisse Objekte per Telekinese zu bewegen, und man lediglich noch nicht die wissenschaftlichen Techniken gefunden hat dies zu erfassen, dann würde das die Ergebnisse der Physik ggf. relativieren.

Ich will Dich nicht veräppeln, sondern bloß darauf aufmerksam machen wie "zweifelhaft" solche Spekulationen sind.

Der Mensch kann natürlich "gewisse Informationen" über einen längeren Zeitraum speichern. Der springende Punkt liegt im Begriff "gewisse Informationen". Das Langzeitgedächtnis funktioniert nämlich (soweit mich mein beschränktes Wissen hier nicht im Stich läßt) ganz anders als das Kurzzeitgedächtnis, sprich der Unterschied liegt nicht bloß in der Speicherdauer, sondern insbesondere in der Art der gespeicherten Information.

Das Kurzzeitgedächtnis speichert noch am ehesten den akustischen Reiz selber, also den Klang. Das Langzeitgedächtnis speichert eher die Bedeutung, also die semantische Information.

Vereinfacht gesagt: Du merkst Dir über längere Zeit nicht den Klang einer Gitarre, sondern daß es eine Gitarre war. Oder, falls Du das etwas genauer zu unterscheiden gelernt hast, daß es eine Les Paul war.

Beim Übergang vom Kurz- zum Langzeitgedächtnis findet also nochmal eine "Verarbeitung" statt. Deswegen kann man die beiden nicht 1:1 vergleichen.
NewNaimy
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 26. Okt 2007, 22:51
Ich hoffe, das gehört hier herein:

Ich suche nach dem Fachbegriff, der einen Vorgang im Gehirn beschreibt, der für die Vervollständigung des gehörten Tonspektrums aus dem Erfahrungsschatz heraus verantwortlich ist (Beispiel: Man hört mit einem unzureichendem LS einen Glockenschlag, der eigentlich nicht wirklich korrekt wiedergegeben werden kann vom LS, allerdings vom Gehirn "vervollständigt" wird und im Empfinden als Voll erkannt wird). Vor einiger Zeit hatte ich dazu auch einen Artikel gelesen, aber ich finde ihn nicht mehr...
lumi1
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 27. Okt 2007, 10:30
Moin!

Sucht in diesem Zusammenhang mal bein gurgeln, etc. nach dem "auditorischen Kortex".

MfG.


[Beitrag von lumi1 am 27. Okt 2007, 10:31 bearbeitet]
guycalledfrank
Ist häufiger hier
#36 erstellt: 27. Okt 2007, 13:01
@pelmazo: Ein wenig veräppelt komme ich mir schon vor.

Viel interessanter fand ich aber Deine folgenden Erläuterungen. Du kannst da nicht zufälligerweise auf ein paar Publikationen verweisen?

Das wäre groß!

Gruß
Frank
MusikGurke
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 27. Okt 2007, 14:19

Warum Mathe? Beziehst Du Dich auf Statistik (Fourier) und welche Fachbücher müssen für welche Wissenschaften gelesen werden? Welche Publikationen gibt es da genau zu dem Thema akustische Wahrnehmung, audio(visuelles) Gedächtnis, etc.?


eins der interessanteren themen ist z.b. die komprimierung von musikmaterial (mp3, wma, flac, ogg, etc.). die zu grunde liegenden kodierungsverfahren sind ziemlich pervers. die maskierungseffekte des ohren auf zeit und frequenzebene zu verstehen ist nicht ganz einfach.

fachbücher? kommt drauf an was du wissen willst. wenn du einen mp3 encoder schreiben willst musst du programieren können, mathe, psychoakustik, systemtheorie und ein wenig digitale systeme.

ein wirklich schön geschriebenes buch ist meiner meinung nach "tontechnik" von "thomas görne". das fängt vorne an mit schall und schwingungen, dann akustik, dann was zum thema psychoakustik, dann ein wenig verständliche systemtheorie, ein kurzer ausflug richtung digitale welt, kodierung... am ende gibts auch noch ein bißel was zum thema micros und lautsprecher.

das buch ist zu großen teilen textbasiert, ist also auch für normale menschen verständlich. viele bilder helfen beim verarbieten des textes. die formeln sind so in den text integriert, dass man auch ohne mathekentnisse großteile der ausführungen verstehen kann. das buch kratzt die meisten themengebiete nur sehr oberflächlich an, dennoch kommt es auf 350 seiten.

zu diesen fachgebieten gibt es natürlich auch sehr viele mathematisch fundiertere ausführungen. aber die sind dann meist dicker als 350 seiten und nicht mehr ganz so einfach zu verstehen...

speziell zum akustischem gedächniss fällt mir auf die schnelle nichts ein... werd gleich mal was googeln. irgendwann hab ich schonmal was in der richtung im netz gefunden....
guycalledfrank
Ist häufiger hier
#38 erstellt: 27. Okt 2007, 17:16
Schaut´ Euch doch bitte das Thema meines Threads an.

Ich wollte zu oben beschriebenen Fachgebieten und verwandten Fachgebieten Informationen sammeln.

Mathematik, Systemtheorie, Physik, Tontechnik, Akustik, digitale (Komprimierungs-)Technik, sollen hier nicht Thema sein.

Gruß
Frank
Accuphase_Lover
Inventar
#39 erstellt: 30. Okt 2007, 18:31

NewNaimy schrieb:
Ich hoffe, das gehört hier herein:

Ich suche nach dem Fachbegriff, der einen Vorgang im Gehirn beschreibt, der für die Vervollständigung des gehörten Tonspektrums aus dem Erfahrungsschatz heraus verantwortlich ist (Beispiel: Man hört mit einem unzureichendem LS einen Glockenschlag, der eigentlich nicht wirklich korrekt wiedergegeben werden kann vom LS, allerdings vom Gehirn "vervollständigt" wird und im Empfinden als Voll erkannt wird). Vor einiger Zeit hatte ich dazu auch einen Artikel gelesen, aber ich finde ihn nicht mehr... :(




Möglicherweise meinst du die Residuum-Wahrnehmung. Dabei ist das Gehirn in der Lage, durch Auswertung von Harmonischen (Oberwellen) Grundfrequenzen zu "rekonstruieren", die vom Lautsprecher eigentlich gar nicht, oder zumindest nur sehr stark gedämpft übertraqen werden.
Das ist besonders wichtig bei der Bass-Wiedergabe, da man hier den Eindruck gewinnen kann, man höre tatsächlich Tieftongrundfrequenzen, obwohl man in Wirklichkeit eher deren Harmonische wahrnimmt.
Bei kleineren LS-Systemen ist das oftmals von Bedeutung, glaubt man hier dann doch Bässe zu hören, die eigentlich garnicht, bzw. mit sehr starker Dämpfung übertragen werden.



Grüsse
richi44
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 31. Okt 2007, 09:35
Etwas anderes ist die Tatsache, dass z.B. ein Dirigent die Musik schon "hört", wenn er nur die Partitur liest. Aus Erfahrung weiss er, wie es klingen würde und wenn er sich voll auf die Noten konzentriert, glaubt er bereits die Musik zu hören.
Dies ist aber ein Phänomen seiner Phantasie und hat dann mit physikalischem Hören nichts mehr zu tun.
pyrrho
Neuling
#41 erstellt: 01. Nov 2007, 18:00
Hi!

Ich möchte hiermit einen Literaturtipp abgeben. Ich hab' das Buch erst vor kurzen zufällig entdeckt & halte es -- obwohl ich grad' erst die Hälfte gelesen habe -- für eine ausgezeichnete Einführung in das Thema "Hören":

Das wohltemperierte Gehirn: Wie Musik im Kopf entsteht und wirkt / Robert Jourdain - Heidelberg, Berlin: Spektrum, Akademischer Verlag, 2001

Der Autor handelt in diesem Buch die oben genannten (Sinnesphysiologie/Gehörphysiologie, Neurologie, Psychoakustik, Tonotopie) & viele weitere Themen sehr vertändlich ab.

Soweit ich das bis jetzt verstanden hab', hat die Rezeption von Musik viel mit Lernen zu tun. Es scheint ähnlich wie beim Musikspielen/-produzieren zu sein: umso mehr man hört (besser "hören übt"), desto besser ist man imstande musikalische Strukturen (Töne, Melodien, Harmonien, Rhythmus etc.) aufzulösen.

Insgesamt hab' ich den Eindruck, daß die Forschung auf diesem Gebiet (wie auch auf dem Gebiet der Hirnforschung im Allgemeinen) noch in den Kinderschuhen steckt... das macht das Thema für die Zukunft sehr spannend & es wird sicher noch viel zu Lernen geben!

lg
Michael.


[Beitrag von pyrrho am 01. Nov 2007, 18:02 bearbeitet]
sounddynamics
Stammgast
#42 erstellt: 02. Nov 2007, 13:05
Hallo

Gib mal bei http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?db=pubmed (Grösste Medizinisch wissenschaftliche Datenbank der Welt) acoustic memory ein :-). Dann siehst Du, dass sich eine ganze Menge Leute ernsthaft damit beschäftigen.


Grüsse


THomas
guycalledfrank
Ist häufiger hier
#43 erstellt: 02. Nov 2007, 20:18
@sounddynamics:

Sehr interessanter Link!!!
Nach derartigen Quellen habe ich gesucht. Danke!

Gruß
Frank


[Beitrag von guycalledfrank am 02. Nov 2007, 20:19 bearbeitet]
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