Gesamteinspielung oder Einzelwerke

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Chris_G
Stammgast
#1 erstellt: 05. Apr 2005, 07:45
Hallo Gemeinde,

da ich kurz vor der Entscheidung einige Gesamteinspielungen mir zuzulegen stehe, wirft sich mir ganz aktuell die oben genannte Frage auf.

Da ich sowohl auf eine gute Interpretation achten möchte, als auch auf eine bestmögliche technische Umsetzung, mache ich mir verstärkt Gedanken zu diesem Thema.

Schließlich kommt es oft genug vor, dass eine technisch sehr gute Aufnahme mit guter Interpretation gepaart, nur auf einer CD zu finden ist, die mit diversen anderen Werken vermischt ist. Umgekehrt man aber bestimmte Werke eines Künsters in einer Gesamteinspielung haben möchte, z.B. Beethovens Synfonien.

Gibt es vielleicht Eurerseits generelle Tips, wo man sich lieber auf Einzelaufnahmen konzentrieren sollte und wo man doch eine Gesamteinspielung bevorzugen kann?

Gruß
Christoph


[Beitrag von Chris_G am 05. Apr 2005, 07:50 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#2 erstellt: 05. Apr 2005, 13:49
Lieber Christoph,

zu dem Punkt hatte ich mich anderswo ja schon geäußert.

Zu den von mir geäußerten Argumenten pro und kontra Gesamteinspielungen möchte ich jedoch noch eines hinzufügen. Nämlich jenes, wie Werke gekoppelt sind. Bei Bruckner und Mahlersinfonien zum Beispiel spielt das keine Rolle, weil diese sehr lang sind und so ungefähr auf eine CD gehen. So daß Du Dir bequem einen Zyklus mit verschiedenen Interpreten zusammenstellen kannst. Bei anderen Werkzyklen aber sieht das ganz anders aus. Da koppelt meinetwegen der eine Beethovens 1. mit der 6., der andere Beethovens 1. mit der 3. Und die Beethovensinfonien sind noch relativ lang.

Die Frage ist natürlich auch, ob Du zum Beispiel alle Lieder von Franz Schubert tatsächlich brauchst ( ich brauche sie nicht). Manche Werkzyklen will ich aber vollständig haben, und da kommst Du dann um ein Gesamtaufnahme aus Kopplungsgründen möglicherweise gar nicht herum. Oder Du kaufst Dir den Zyklus als Einzelaufnahmen, bleibst aber auf einen Zyklus festgelegt, weil andere Zyklen die Werke halt anders koppeln.

Manche solcher Kopplungen sind auch sehr einsichtig ( so wird traditionell immer das Grieg und das Schumannklavierkonzert gekoppelt, weil das zwei bekannte romantische Klavierkonzerte sind, die beide keinem Werkzyklus entstammen), andere Kopplungen können auch ziemlich abwegig sein.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 05. Apr 2005, 18:53
Hi Christoph!

Auch in dieser Frage kann man wieder unterschiedliche Meinungen haben (die auch von Fall zu Fall anders gelagert sein dürfen; z. B. Komponist A: lieber ne Gesamtaufnahme, Komponist B: lieber Einzeleinspielungen).

Für Gesamtaufnahmen spricht

- einheitliche künstlerische Gestaltung
- homogener Orchesterklang
- ein Dirigent/Interpret/Ensemble, eine künstlerische Linie (sollte man meinen...)
- einheitliche Aufnahmeklangästhetik
- Vollständigkeitsanspruch (als Werkszyklus)
- häufig günstiger Preis
- keine Redundanzen bezgl. der Werke
- gelegentlich geringerer Platzbedarf

Für Einzelaufnahmen spricht

- Auswahl der subjektiv besten Einspielungen möglich (interpretatorisch, klanglich)

Ist zwar nur ein Argument, für viele aber das Gewichtigste.

Auch eine Rolle könnte der Faktor spielen, welche (extremen) Werksauffassungen es gibt (geben kann) und wie weit diese auseinanderliegen. Wenn die Ansichten der Interpreten sich nicht gewaltig unterscheiden, was spricht dann gegen eine GA?

Viele Grüße,

Frank

P.S.: Wieder mal keine echte Hilfe. Sorry...
Tom_Sawyer
Stammgast
#4 erstellt: 05. Apr 2005, 19:39
Es ist nicht schöner als ein Spontankauf,natürlich keine Gesamteinspielung, da fang ich nachzudenken was ich bereits besitze und mit wem. Ein Musikstück, ein Interpret, die Befriedigung der momentanen Laune

Johannes
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 05. Apr 2005, 23:45

Tom_Sawyer schrieb:
Es ist nicht schöner als ein Spontankauf,natürlich keine Gesamteinspielung, da fang ich nachzudenken was ich bereits besitze und mit wem. Ein Musikstück, ein Interpret, die Befriedigung der momentanen Laune

Johannes :*


Das sehe ich auch so. Und man wird viel öfter belohnt für seine Risikofreude als bestraft. Allerdings kann auch eine Gesamteinspielung mal ein Spontankauf sein, da mache ich keinen Unterschied.

Und kennt man erst einmal gewisse Komponisten, Werke oder Interpreten, so ist man erst recht motiviert, sich einige Sachen einfach mal aus Neugier anzuhören. Kommt auch immer auf den Preis an.

Martin
antiphysis
Stammgast
#6 erstellt: 06. Apr 2005, 22:53
Mittlerweile sind Einzeleinspielungen im Vergleich zu ganzen Zyklen verhältnismäßig teuer. Sofern man mit den Interpreten vertraut ist, würde ich dann eher gleich zum gesamten Zyklus greifen:
Z.B. Beethovens Symphonien unter Harnoncourt für knapp 24 Euro bei jpc; oder derselebe Zyklus mit Norrington (London Classical Players) unter 20!
Aber auch div. Boxen bei Brilliant Classics (Berlioz, Dvorak, Mahler).

Hat man einmal einen kompletten Zyklus günstig erworben, kann man immernoch einzelne Lieblingswerke in Alternativ-Interpretationen erwerben.

So halte ich es zumindest gelegentlich.

Grüße
teleton
Inventar
#7 erstellt: 07. Apr 2005, 14:18
Aus Kostengründen und um gleich die ganze Werkreihe komplett zu haben kaufe ich sehr oft und gerne gleich die Gesamteinspielungen, aber erst nachdem ich mich über den Inhalt informiert habe.
Einzelaufnahmen können dann immer noch folgen, wenn nötig.
Hier einige Beispiele:
Im Falle der Mahler - Sinfonien mit Solti / Chicago SO auf Decca halte ich es für nicht nötig, die werde ich nie in einer anderen Aufnahme kaufen !

Die Schostakowitsch - Sinfonien habe ich alle in Einzelaufnahmen gekauft mit Roshdestwensky Nr.1-15, Haiting Nr.6,7,8,11,12, Karajan Nr.10, Mackeras Nr.5, Bernstein Nr.5.
Die Roshdestwensky - Aufnamen aller 15 Sinfonien hätte ich natürlich als Gesamtaufnahme preiswerter gehabt, aber so konnte ich mich mit jeder Sinfonie einzeln auseinandersetzen, bevor ich zur nächsten gegriffen habe. Das war für mich vorteilhaft.
Die Barschai-Aufnahme folgte dann natürlich in der preiswerten Brillant-Box aller 15Sinfonien zusammen.

Bruckner-Sinfonien:
In Einzelaufnahmen, aber alle mit Karajan/Berliner PH und Nr.6 und 8 mit Solti.
Auf LP hatte ich vorher Bruckner über die DG-Jochum-Gesamtaufnahme kennen und schätzen gelernt, aber nach Karajan kommt diese nicht mehr auf meinen Plattenteller !

Beethoven-Sinfonien:
Alle in Einzelaufnahmen mit Karajan, aber in Gesamtaufn.mit Solti/Chicago SO und Bernstein/WienerPH, Kleiber Nr.5+7, Klemperer Nr.3.

Sibelius-Sinfonien:
Gesamtaufnahmen mit Ashkenazy (Decca)und Bernstein (SONY), sowie Einzelaufnahmen mit Colin Davis.

Nielsen-Sinfonien:
Gesamtaufnahmen mit Blomstedt und Bernstein, Einzelaufnahme mit Salonen Nr.2/Alladin-Suite.

Dies als kleiner Ausschnitt von Gesamteinspielungen.
Man stellt fest, das die Auseinandersetzung mit dem Werk durch eine Einzel-CD besser gelingt, da dann der Bezug zum Werk durch den einzelnen Zugriff besser hergestellt werden kann. Trotzdem kaufe ich wegen der Wirtschaftlichkleit lieber Gesamtaufnahmen als Einzel-CD´s.

Ein interessantes Thema !
Ich bin auf weitere Beiträge gespannt.
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