Bessere Akustik durch Zimmerpflanzen?

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Giustolisi
Inventar
#1 erstellt: 23. Jun 2006, 14:55
In meinem Hörraum (7mal 3,5meter) gibt es auf der ganzen Breite 4 große Fenster. Dass Zimmer hat ansonsten auch nur wenig Textilien. Ich glaube, dass mein Hallproblem zu einem nicht zu geringen Teil von der Fensterfront verursacht wird. Nun meine Idee: Vorhänge mag ich nicht. Also hab ich mir überlegt, die ganzen Fenster gleichmäßig mit Pflanzen vollzustellen. Ich mochte auch ein paar größere Palmen oder ähnliches an die Seitenwände stellen, um Reflexionen zu vermindern.
Hat das Sinn oder ist dabei vorraussichtlich kein positiver Effekt zu erwarten?
Giustolisi
Inventar
#2 erstellt: 23. Jun 2006, 15:34
Ich habe eben einen Text gelesen in dem steht, dass Schallwellen reflektiert werden sollen. Zimmerpflanzen würden den Schall doch absorbieren, wenn die Blätter mitschwingen.
Giustolisi
Inventar
#3 erstellt: 23. Jun 2006, 17:32
Kann mir denn niemand helfen?
Manfred_Kaufmann
Inventar
#4 erstellt: 23. Jun 2006, 17:38
Hallo,

absorbieren werden Pflanzen imo nichts. Wenn dann wirken großblätterige Pflanzen eher als Diffusor.

Meine LS stehen z.B. in einer Dachschräge. Dort stehen hinter bzw. neben den LS 4 größere Pflanzen. Ich bilde mir ein, dass das in Bezug auf frühe Reflektionen schon was gebracht hat.

Gruß
M.
Giustolisi
Inventar
#5 erstellt: 23. Jun 2006, 17:43
Könnte man mit den Pflanzen das Fensterproblem kompensieren?
raw
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 23. Jun 2006, 23:34

Giustolisi schrieb:
Könnte man mit den Pflanzen das Fensterproblem kompensieren?

Allenfalls mit einem Urwald. Aber dann wären die Fenster kaum noch sichtbar.
Giustolisi
Inventar
#7 erstellt: 24. Jun 2006, 14:10
So hab ich mir das auch vorgestellt. Man bräuchte für eine ähnliche Wirkung bestimmt auch sehr dicke Gardinen.
Amin65
Inventar
#8 erstellt: 24. Jun 2006, 16:36
Hallo Giustolisi,

in Deinem Fall könntest Du mal Schaumstoffabsorber in die Rechnung mit aufnehmen, die bringen akustisch deutlich mehr als ein ganzer Urwald an Pflanzen. Nur optisch mögen muss man sie im eigenen Raum.

Da gibt es Kantenabsorber für die Raumecken und Plattenabsorber für Flächen. Alternativ kann man auch für große nackte Wandflächen Wandteppiche einsetzen.

http://www.aixfoam.d...POS_ID=&FUNC_ID=8002



Grüße, Amin
Giustolisi
Inventar
#9 erstellt: 24. Jun 2006, 16:43
Ist das ganz normaler Noppenschaumstoff? Hätte nicht gedacht, dass das Zeug so günstig ist.
Was bringen eigentlich Diffusoren? Kann man sowas selber bauen?
Amin65
Inventar
#10 erstellt: 24. Jun 2006, 16:59

Giustolisi schrieb:
Ist das ganz normaler Noppenschaumstoff? Hätte nicht gedacht, dass das Zeug so günstig ist.


Noppenschaumstoff? Ich weiß nur, dass es sich hier um offenporigen Schaumstoff handelt. Wenn es eventuell noch günstiger sein soll, kann man sich auch diverse Stücke in einem Schaumstofflager zuschneiden lassen. Allerdings empfiehlt es sich, die Absorber mit Stoffbezügen zu nehmen, weil Schaumstoff mit der Zeit Dreck und Staub anzieht und auch mit der Zeit im Licht vergilbt - und dann sieht es ohne die waschbaren Bezüge nicht mehr so schön aus.


Grüße, Amin
Giustolisi
Inventar
#11 erstellt: 24. Jun 2006, 17:06
Muss ich damit dann die ganze Wand zubauen, oder reichen auch ein paar vereinzelte Platten?
Was brauche ich überhaupt alles, um eine gute Akustik zu erzielen?
Ein Wandteppich scheidet aus, weil hinter dem Hörplatz ein großes Gemälde auf der Wand ist.
Amin65
Inventar
#12 erstellt: 25. Jun 2006, 12:35
Hallo Giustolisi,

bei Fastaudio wird z. B. in einem PDF zum Downloaden beschrieben, wie man solche Absorber aufstellt:

http://www.fastaudio.com/DE/absorber000.html

und dann rechts Download anklicken.

Was die Menge von Schaumstoffteilen angeht, kann man Stück für Stück ausprobieren, ab wann es für einen selbst genug ist. Also kann man erst einmal mit zwei oder mehr anfangen und sich immer noch steigern, wenn man mehr möchte. Man kann auch probieren, an welchen Stellen im Raum die Wirkung am Stärksten ist ... usw. Prinzipiell verkürtzt sich die Nachhallzeit im Raum, je mehr Elemente man einsetzt. Wieviele das sein müssen, liegt an jedem selbst.


Grüße, Amin
Giustolisi
Inventar
#13 erstellt: 25. Jun 2006, 12:42
Danke soweit. Wenn ich noch Fragen hab, stell ich sie hier irgendwo.
Jimmine
Stammgast
#14 erstellt: 28. Jun 2020, 14:00
Gute Idee mit den Pflanzen.
Als Diffusor könnte ich mir das gut vorstellen. z. B. Araucaria Heterophylla.
Habe an der hinteren Wand schon Efeututen stehen. Wenn die ganze Wand irgendwann bewuchert ist...
Thowie
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 28. Jun 2020, 14:15
Sind klasse Diffusoren.

Nur lästig, sich immer mit der Machete zum Hörsessel durchschlagen zu müssen...
GAREA
Inventar
#16 erstellt: 28. Jun 2020, 14:15
Unabhängig davon, dass der Thread schon 14 Jahre alt ist, stell ich mal die Frage in den Raum, welchen Urwald man sich ins Zimmer holen müsste, um da wirklich mess- und hörbar was zu erreichen? Und dann noch kontrollierbar. Dazu die Frage, in welchem Frequenzbereich überhaupt diffundiert werden soll?


[Beitrag von GAREA am 28. Jun 2020, 14:23 bearbeitet]
DJBonoBobo
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 29. Jun 2020, 18:58
Zu diesem wichtigen Thema kann ich die Erkenntnis beisteuern, dass "ein 100 m breiter dichter Waldstreifen mit dichtem Unterholz eine Pegelminderung von 5 bis 10 dB bewirkt." (Quelle: https://www.staedtebauliche-laermfibel.de/?p=71&p2=7.1.6)

Das ist doch immerhin schon etwas.

Wobei es, ernsthaft betrachtet, sogar hilfreiche Untersuchungen zu dem Thema gibt, die etwas lebensnäher sind. Wenn man nach "Schallschutzpflanzen - Optimierung der Abschirmwirkung von Hecken und Gehölzen
von Dr. Moritz Späh, Dr. Lutz Weber, Timo Oesterreicher, Dr. Andreas Liebl" sucht, findet man durchaus interessante Erkenntnisse. Demnach wirken Hecken nur oberhalb von 1khz aufgrund des Blattwerks, das möglichst immergrün und mit großen Blättern sein sollte. Dabei seien kreisförmige Blätter effektiver als längliche. Wieder etwas gelernt.


[Beitrag von DJBonoBobo am 29. Jun 2020, 19:05 bearbeitet]
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 30. Jun 2020, 15:00

DJBonoBobo (Beitrag #17) schrieb:
Zu diesem wichtigen Thema kann ich die Erkenntnis beisteuern, dass "ein 100 m breiter dichter Waldstreifen mit dichtem Unterholz eine Pegelminderung von 5 bis 10 dB bewirkt." (Quelle: https://www.staedtebauliche-laermfibel.de/?p=71&p2=7.1.6)



Pegelminderung weitgehend wohl durch Reflexion, das könnte man dann auch gleich den Zimmerwänden überlassen, die können das ja auch
Dadof3
Moderator
#19 erstellt: 01. Jul 2020, 10:05
Solche Untersuchungen gibt es auch in Bezug auf Raumakustik, nicht nur Städtebau.
Zum Beispiel hier: https://www.irbnet.de/daten/iconda/CIB3725.pdf

Es konnte durchaus trotz nicht allzu üppiger Bepflanzung ein signifikanter Effekt auf die Nachhallzeit gemessen werden.
Allerdings war der Raum ansonsten komplett leer. In einem normalen Wohnraum würde ich mit einem weniger deutlichen Effekt rechnen.
Nick1201
Schaut ab und zu mal vorbei
#20 erstellt: 01. Jul 2020, 10:11
Das klingt aber spannend, davon habe ich vorher noch nicht gehört. Zum Glück habe ich einige Zimmerpflanzen im Raum.
Thowie
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 01. Jul 2020, 14:21

Dadof3 (Beitrag #19) schrieb:
In einem normalen Wohnraum würde ich mit einem weniger deutlichen Effekt rechnen.


Das kommt sehr darauf an, wo die Pflanzen stehen, wie groß sie sind und was es für Pflanzen sind.

In meinem alten Raum hatte ich in ca. 1,50m Entfernung zur linken Box an einem Erstreflektionspunkt mal einen ca. 1,50m hohen Gummibaum stehen. Wenn man den wegnahm, brauchte es keine Messungen, um den Effekt zu beweisen...
Valve28
Ist häufiger hier
#22 erstellt: 01. Jul 2020, 22:04
Ohne hier alles gelesen zu haben---> ja...................... wenn die Frau die Pflanze vor dem Terrassenfenster (1,80 m hoch - 1,00 m breit) nach draußen stellt, bei nem schönen Landregen, klingt es nicht mehr so schön im Wohnzimmer...........

LG
flexiJazzfan
Inventar
#23 erstellt: 01. Jul 2020, 23:04
Jeder Gegenstand in einem Raum absorbiert Schallenergie. Man kann das in einem speziellen Hallraum nach Frequenz und Energie genau messen.
Man kennt den Effekt beim Betreten einer Rohbauwohnung wenn man mit höhlenartigen Hall- und Toneffekten zu tun hat. In summe machen erst alle Einrichtungsgegenstände der Wohnung mit ihrer Mischung aus Diffusion und Absorption das Hören und sich verständigen erträglich. Objekte, die den Schall verstärken, d.h. passiv zusätzliche Schallenergie erzeugen, gibt es nicht. Selbst Fensterfronten sind nicht für alle Frequenzen und auch nie zu 100% schallhart.

Die triviale Schlussfolgerung: Auch Blumen und größere Zimmerpflanzen wirken auf die Akustik des Raums. Regale mit locker stehenden Schallplatten, Büchern, CD's, Fußballtrikots, geschnitzten Nussknackern, Reiseprospekten, ausgestopften Meerschweinchen, halbleeren Whiskyflaschen ... wirken noch besser.

In diesem Sinne, bevor man Kunststoff mit Löchern kauft - sammelt einfach Zeug und dekoriert und pflanzt auf Teufel komm' raus!

Gruß
Rainer
Jimmine
Stammgast
#24 erstellt: 02. Jul 2020, 13:42
Schön das ich das Thema mal wieder in Schwung gebracht habe. :-)
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