Unterwasserlokalisation

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old-DIABOLO
Stammgast
#1 erstellt: 03. Aug 2007, 01:47
Guten Tag.

Bei uns im Ort ist eine Badanstalt mit musikalischer Unterwasserberieselung.

Unter Wasser findet eine in Kopf Lokalisation des Schalls, ähnlich wie bei monoauraler Kopfhörerwiedergabe statt. Es lässt sich hierbei recht gut feststellen ob man mit einem der beiden seiner Ohren überhaupt oder momentan, insgesamt oder auch nur Teile des Übertragungsbereiches schlechter hört bzw. leiser wahrnimmt.

Folgenden interessanten Effekt konnte ich im Selbstversuch feststellen, er wurde jedoch auch von befreundeten Mitbadegästen bestätigt:

Durch zuhalten eines Ohres, wahlweise mittels Finger oder umgeklapptem Ohrläppchen, wandert die Lokalisation in Richtung des verschlossenen Ohres, sprich die verschlossene Seite wird als lauter empfunden, also genau umgegehrt wie über Wasser. Verschlisse ich jedoch beide Ohren wird die Signalwahrnehmung insgesamt deutlich leiser und wieder kopfmittig lokalisiert. Daraus schließe ich, es findet beim Unterwasserhören nicht überwiegend ohrenabhängige Körperschallübertragung statt.

Wie kommt es zum beschriebenen Effekt?

Gute Zeit
Albus
Inventar
#2 erstellt: 03. Aug 2007, 10:10
Morgen,

Kompressionseffekt vom Schädelknochen auf die Schnecke, bei verschlossenem Ohrgang findet kein Druckverlust im Gehörgang mehr statt. Oberhalb 2000 Hz wird eh wesentlich über den Schädelknochen gehört, was man durch Vorneigen des Kopfes bei normalem Hören beobachten kann.

Freundlich
Albus
old-DIABOLO
Stammgast
#3 erstellt: 05. Aug 2007, 17:25
Guten Tag.

@ Albus. Danke für deine Antwort. Unlogisch erscheint mir, wenn ich ein Ohr verschließe wandert die in Kopf Lokalisation zur verschlossenen Ohrseite, was bedeuten kann diese Seite wird durch das verschließen als lauter empfunden. Soweit währe die Argumentation mit dem Druckverlust stimmig. Jedoch, warum wird das Schallempfinden dann leiser wenn beide Ohren verschlossen werden, sprich der Druckunterschied an beiden Gehörgängen hergestellt wird?

Anmerkung: Vom Übertragungsbereich der Unterwasserbeschallung war ich überrascht, er erstreckt sich meinem Empfinden von etwas unter 200Hz bis ca. 8kHz. Im Grundtonbereich werden, je nach Frequenz, außer dem Brustbereich, wie bei Luftübertragung jedoch erhöht sich die Frequenz hierfür unter Wasser, auch Bauch und (beim Mann) die Weichteile (nicht erotisierend eher unangenehm) spürbar angeregt bzw. in Resonanz gebracht.

Gute Zeit


[Beitrag von old-DIABOLO am 05. Aug 2007, 19:48 bearbeitet]
Poison_Nuke
Inventar
#4 erstellt: 07. Aug 2007, 22:49
unter Wasser muss man zwei Dinge beachten:

erstens ist der Schall im Wasser um das zehnfache schneller wie in der Luft (ca 3000m/s). Dadurch sind auch die Wellenlängen entsprechend zehnmal größer und demzufolge ändern sich auch verschiedene Wahrnehmungseffekte (Ortung durch Beugungeffekte und ganz wichtig: veränderte Frequenzwahrnehmung durch völlig veränderte Resonanzfrequenz des Außenohrs, welches normalerweise bei 3kHz seine Resonanz hat und dadurch haben wir bei 3kHz die höchste Empfindlichkeit. Im Wasser scheint die Reso deutlich tiefer zu werden, weiß das selbst gerade aber auch nicht genau, da ich bisher keine Simulationssoftware oder allg. Berechnungsgrundlagen gefunden habe, die solche Effekte auch für Wasser und andere Medien erklären.

Außerdem ist durch die extrem viel größere Molekühldichte im Wasser auch die Körperschallübertragung sehr viel intensiver wie an Luft, wodurch man erstens leichter "angeregt" wird und wohl auch der Effekt zustande kommt, dass durch das verschlossene Ohr über Körperschallübertragung in das Außenohr eine veränderte Wahrnehmung stattfindet.



Ein zusätzlicher Grund für die veränderte Frequenzwahrnehmung im Wasser ist außerdem auch, dass durch die viel größere MOlekühldichte die Dämpfung des Schalls stark zunimmt, vorallem die hohen Frequenzen werden deutlich schneller bedämpft wie tiefere. Bei Luft ist das Verhalten ähnlich (10Hz hat auf 1km Luftdistanz gerade mal 1dB Dämpfung, 10000Hz hat schon eine Dämpfung von 1000dB auf 1km, im Wasser ist es noch extremer).
old-DIABOLO
Stammgast
#5 erstellt: 19. Aug 2007, 01:07
Guten Tag.

@ Poison. Danke für deinen Beitrag, entschuldige bitte meine recht zeitverzögerte nachfolgende Antwort.

Die von dir aufgeführten Unterschiede der Schallgeschwindigkeit, des Pegelabfalls zu höheren Frequenzen, des Frequenzverlaufs insgesamt ... bezüglich der Schallübertragung in der Luft und unter Wasser sind mir bekannt.

Wahrscheinlich habe ich zu viel geschrieben so ging die eigentliche Frage, welche noch immer aktuell ist, unter.

Die Fragestellung lautet:

Durch Verschließen eines Ohres, Kopf unter Wasser, wandert die Lokalisation in Richtung des verschlossenen Ohres, sprich die verschlossene Seite wird, konträr zur Lokalisation in natürlicher Überwasser- / Luftumgebung, als lauter empfunden. Verschlisse ich beide Ohren wird die Signalwahrnehmung insgesamt deutlich leiser und wieder kopfmittig lokalisiert, welches dem dem gewohnten Effekt der Überwasser- / Luftlokalisation entspricht. Wie kommt es zum beschriebenen Effekt?

In mir zugänglicher Fachliteratur (Blauert, Kuttruff) wird nur die Unterwasserortung beschrieben nicht jedoch hörakustische Lokalisationseffekte unter Wasser.

Gute Zeit
Poison_Nuke
Inventar
#6 erstellt: 19. Aug 2007, 10:21
ich hatte doch eine Überlegung geschrieben, wodurch es zustanden kommen könnte:


Poison_Nuke schrieb:
Außerdem ist durch die extrem viel größere Molekühldichte im Wasser auch die Körperschallübertragung sehr viel intensiver wie an Luft, wodurch man erstens leichter "angeregt" wird und wohl auch der Effekt zustande kommt, dass durch das verschlossene Ohr über Körperschallübertragung in das Außenohr eine veränderte Wahrnehmung stattfindet.






weil anders kann ich mir das nicht erklären. Leider hab ich diesen Effekt auch noch nicht selbst erleben können, zur Zeit hab ich nicht viele Möglichkeiten, dass selbst mal zu testen
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