Minimale oder maximale Modenanregung?

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Barnie@work
Inventar
#1 erstellt: 03. Dez 2013, 19:37
Hallo zusammen!

Zur Zeit beschäftigt mich folgende Frage: macht es klanglich einen Unterschied ob man die Moden in seinem Raum maximal oder minimal anregt?

Unter gewissen Umständen und mit einer geschickten Aufstellung (u.A. in Raumecken) kann es gelingen durch maximale Modenanregung einen akzeptablen Frequenzgang am Hörplatz hinzubekommen. Ich frage mich nun, ob dies anders klingt als wenn man den umgekehrten Weg geht und versucht, die Moden in seinem Raum so wenig wie möglich anzuregen. Angenommen wir erreichen auf beide Arten einen identischen Frequenzgang (dass dies in der Praxis kaum möglich sien wird, lassen wir mal aussen vor) - klingen die dann auch identsicht??

Was ist mit der sog. ersten Wellenfront?? Der Maximalpegel von Raumresonanzen wird ja erst im vollständig eingeschwungenen Zustand erreicht und das benötigt ja bekanntermassen etwas Zeit. Wie sieht es da mit perkussiven und kurzen Bassklängen wie z.B. Bassdrums aus, wo keine Zeit für ein vollständiges Einschwingen ist? Müssten die in einem Raum mit maximaler Modenanregung nicht zu leise klingen bzw. lange Bässe wie Bassgitarren verhältnismässig zu laut??

Was ist eure Meinung??

Grüsse
Barnie
SonnyTucson
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 03. Dez 2013, 20:57
Hi Barnie,

eine etwas ungünstige Fragestellung hast Du gewählt.


macht es klanglich einen Unterschied ob man die Moden in seinem Raum maximal oder minimal anregt?


Ich glaube, auch Dir ist klar, daß die Antwort hierauf nur ja lauten kann. Die Schalldruckunterschiede und Nachhallzeiten sind bei diesen Varianten maximal unterschiedlich, also auch deutlich wahrnehmbar.

Über den Abschnitt danach sollten wir den Mantel des Schweigens ausbreiten, dies ist physikalisch unmöglich...

Die erste Wellenfront ist meines Erachtens im Tiefbassbereich nicht so kritisch zu bewerten, die Reflektionen und Überlagerungen dieser Frequenzen werden den Gesamthöreindruck ausmachen.


Der Maximalpegel von Raumresonanzen wird ja erst im vollständig eingeschwungenen Zustand erreicht und das benötigt ja bekanntermassen etwas Zeit.

Tja, eigentlich dauert das gar nicht lange, da bei einer Schallgeschwindigkeit von 340m/s der Schall in einem 5m langem Raum pro Sekunde bereits 68 mal hin und her gelaufen ist (oder halt knapp 7 mal pro 1/10 Sekunde). Das heisst der eingeschwungene Zustand ist eigentlich sehr schnell erreicht. Für perkussive Instrumente ist diese Zeitspanne zugegebenermassen schon lang, da die Transienten hier sehr impulshaft geschehen. Diese können natürlich von anderen, eingeschwungenen Zuständen verdeckt werden (die angesprochene Bassgitarre).

Aber hier ist schon ein anderes Problem gegeben, die durch die Moden angeregten Frequenzbereiche verdecken ja auch den Klang der Bassgitarre selbst, die sich in einem guten Studio bei der Aufnahme vielleich durchhörbar und knackig anhörte. Im Grunde sollte deshalb nie die Version der maximalen Modenanregung durch Woofer in den Raumecken gewählt werden (was seltsamerweise auch viele Anleitungen hochpreisiger Subwoofer-Hersteller immer noch propagieren). Hier wird zwar ein im Durchschnitt höherer Schalldruckpegel erreicht, aber zulasten eines ungleichmässigen Verlaufs und langer Nachhallzeiten.

Wie sagt der Engländer: there is no free lunch ....


Grüsse
Guido
Barnie@work
Inventar
#3 erstellt: 04. Dez 2013, 21:26
Vielen Dank für deine Antwort. Das mit der längeren Nachhallzeit hat sich bei meinen Versuchen in der Praxis nicht bestätigt. Wenn ich die Frequenzen im Bereich der Überhöhung mit einem EQ absenke und so auf das restliche Niveau glätte, dann reduziert sich auch die Nachhallzeit in dem Bereich dementsprechend und ist schlussendlich nicht wirklich länger als die der umliegenden Bassfrequenzen. Das sieht man auch gut bei diesen Messbeispielen auf der Antimode Seite:

http://www.dspeaker....y/measurements.shtml

Das Problem welches dabei aber bestehen bleibt ist einerseits die verschobene Phase durch IIR Filter meines EQs (das soll hier aber nicht das Thema sein weil durch FIR kompensierbar) aber eben auch, dass kurze Bassimpulse in dem abgesenkten Bereich einfach zu leise erklingen und das ganze dadurch an Attacke und Durchschlagskraft verliert. Das bringt dann auch Kästchen wie Antimode & Co. an ihre Grenzen, auch wenn viele denken, dass diese Zauberkästchen alle Probleme lösen können...

Optimale Aufstellung und Raumtuning haben also immer noch ihre Berechtigung. Das ist nämlich die Antwort auf die Frage, die mich ursprünglich beschäftgit hat

Gruss
Barnie



[Beitrag von Barnie@work am 04. Dez 2013, 21:29 bearbeitet]
SonnyTucson
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 05. Dez 2013, 08:05
Hi Barnie,


Das mit der längeren Nachhallzeit hat sich bei meinen Versuchen in der Praxis nicht bestätigt. Wenn ich die Frequenzen im Bereich der Überhöhung mit einem EQ absenke und so auf das restliche Niveau glätte, dann reduziert sich auch die Nachhallzeit in dem Bereich dementsprechend und ist schlussendlich nicht wirklich länger als die der umliegenden Bassfrequenzen.


Von EQing war aber in deinem beschriebenen Ausgangsfall nicht die Rede, sondern von hörbaren Unterschieden bei maximaler und minimaler Anregung der Moden, darauf bin ich eingegangen.
Wenn Du nun aktiv entzerrst (also z.B. auf den Hörplatz), reduzierst Du die abgestrahlte Schallenergie in einem bestimmten Frequenzbereich (lassen wir mal die Phasenschweinereien außen vor). Nun hat man aber damit den Schalldruckpegel an vielen anderen Positionen im Zimmer deutlich reduziert, will heissen, einen halben Meter von deinem Hörplatz entfernt misst man plötzlich einen starken Einbruch im kritischen Frequenzbereich, wo es vorher eventuell ausgeglichen war. Somit ensteht der Eindruck von 'fehlendem' Bass, da ein Missverhältniss der abgestrahlten Schallenergie im entzerrten und den benachbarten Frequenzbereichen entsteht.


Optimale Aufstellung und Raumtuning haben also immer noch ihre Berechtigung.


Korrääkt...

Grüsse
Guido
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