Schlechte Raumakustik - Wie sinnvoll verbessern?

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LennartGohmann
Neuling
#1 erstellt: 12. Nov 2020, 13:23
Guten Tag.

Ich bin 20 Jahre alt und wohne zur Zeit noch bei meinen Eltern. Daher muss ich mich momentan noch mit einem Zimmer für Heimkino/Schlafen/Wohnen zufriedengeben. Vor einiger Zeit habe ich mein Zimmer renoviert und komplett neu gestaltet.

Nun stehe ich allerdings vor dem Problem, dass meine Raumakustik extrem schlecht ist. Hauptsächlich die Höhen und Mitten empfinde ich beim Hören als sehr unangenehm. Mit meiner Anlage hängt dies nicht zusammen, da ich von einem Freund weiß, wie diese LS klingen können. Deshalb ist nun mein Ziel die Raumakustik mit relativ wenig Kostenaufwand zu verbessern. Bevor ich jetzt allerdings anfange diverse Schallabsorber zu kaufen, wollte ich lieber einmal Experten nach ihrer Meinung fragen.

Hier nun erst einmal mein Zimmer im momentanen Zustand:

Zimmer1 Zimmer2 Grundriss

Das die Surround-Lautsprecher oben auf den Schränken nicht optimal sind ist mir bewusst, momentan ist dies aber leider die einzige Option.

Nun zur Akustik. Für mich ist klar, dass ich zu viele kahle Wände und große, glatte Flächen habe. Außerdem ist das Fenster direkt hinter mir auch alles andere als optimal, richtig?

Mein bisheriger Ansatz:

1) Rollo/Vorhang am Fenster anbringen
2) Teppich vor die Front-LS legen
3) Absorber an den folgenden Stellen anbringen:

Mit Hilfe des Grundrisses habe ich die Stellen für die Absorber (der Front-LS) bestimmt:
Absorber Positionen

Nun würde ich an der großen, leeren Wand 4 Absorber auf Ohrhöhe (natürlich da, wo die Reflektionen stattfinden sollten) und darüber befestigen. (Speziell hatte ich diese hier, hauptsächlich wegen dem Design, ins Auge gefasst.)

Auf der anderen Seite habe ich allerdings schon das erste Problem. Auf Ohrhöhe befindet sich dort mein Schreibtisch inklusive Bildschirme. Auf Ohrhöhe könnte ich dort also nichts aufhängen. Ist es sinnvoll, noch darüber Absorber zu installieren oder ist das rausgeschmissenes Geld?

Nun bin ich aber mit meinen Gedanken schon am Ende. Sollte ich an der Wand vom Fernseher ebenfalls Absorber installieren? Und vielleicht auch an der Decke? Prinzipiell bin ich für alles offen, solange dies nicht extrem teuer wird.

Ich bin noch ein absoluter Neuling auf dem Gebiet, also bitte verurteilt mich nicht sollte ich einige grob falsche Aussagen getätigt haben.


Vielen Dank im Voraus.
Kalibrator
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 12. Nov 2020, 18:55
Hi,

Du bist eigentlich schon auf einem ganz guten Weg! Hast Dich ja schon ein bisschen eingelesen, die Frage ist nun, wie tief Du da noch eintauchen möchtest. Falls Dir das Thema Freude macht, ist die Investition in ein Messmikrofon sinnvoll, einen beindruckenden PC-Arbeitsplatz hast Du ja schon. Dann kannst Du Dir neben dem Klangeindruck eine weitere Datenbasis für weitere Maßnahmen schaffen. Ansonsten ein paar Anmerkungen: Teppich: Gute Idee. Rollo wird nichts bringen, eher dicker Vorhang, es gibt auch spezielle Akustikvorhänge. Und ja, eine Fensterfläche hinter dem Hörplatz ist eher ungünstig. Deckensegel ist oft sinnvoll, aber aufwändiger als andere Maßnahmen. Die Dämpfung seitlicher Erstreflektionen ist umstritten, die können insb. bei Stereomusik durchaus wohlklingend sein, bei den vielen kahlen Wänden ist aber eine allgemeine Bedämpfung vermutlich anzuraten. Die von Dir verlinkten PET-Vlies Absorber kommen natürlich nicht so tief runter mit ihren 5cm, als z.B. 10 cm gerahmte Steinwolle. Sie haben aber ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und sehen tatsächlich ganz schick aus, hatte mir mal Muster bestellt. Kannst Dich auch mal hier umschauen: https://www.silenti.de/ Du könntest auch probeweise versuchen, die Boxen etwas zur Hörpsition einzuwinkeln, das ist oft sinnvoll.

Herzliche Grüße
Stephan


[Beitrag von Kalibrator am 13. Nov 2020, 00:04 bearbeitet]
LennartGohmann
Neuling
#3 erstellt: 12. Nov 2020, 21:49
@Stephan erstmal danke für die nette Antwort!


Falls Dir das Thema Freude macht, ist die Investition in ein Messmikrofon sinnvoll, einen beindruckenden PC-Arbeitsplatz hast Du ja schon. Dann kannst Du Dir neben dem Klangeindruck eine weitere Datenbasis für weitere Maßnahmen schaffen.

Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Vielleicht sollte ich mich diesbezüglich mal einlesen.


Rollo wird nichts bringen, eher dicker Vorhang, es gibt auch spezielle Akustikvorhänge.

Hierzu habe ich online extra nach Akustikrollos gesucht, da findet man auch einiges. Ist nur die Frage, ob das ganze auch wirklich funktioniert.. Ein Vorhang ist natürlich auch eine Option, nur würde ich diese gerne - hauptsächlich der Optik wegen - vermeiden.


Kannst Dich auch mal hier umschauen: https://www.silenti.de/

Auf die Seite bin ich auch schon gestoßen, hast du da schon (gute) Erfahrungen mit gemacht? Ich habe ein wenig Angst, dass ich sehr viel Geld für Absorber ausgebe und diese dann letztendlich nichts bringen.
Die sind ja schon deutlich hochpreisiger dort. Auch wenn mir die "CubeLevel" Absorber extrem gut gefallen.


Du könntest auch probeweise versuchen, die Boxen etwas zur Hörposition einzuwinkeln, das ist oft sinnvoll.

Boxen habe ich gerade probeweise einmal angewinkelt, würde tatsächlich sagen, dass sich die Situation dadurch schon leicht verbessert hat. Danke!
Penny09
Inventar
#4 erstellt: 12. Nov 2020, 22:33
Die Punkte solltest du mit einem Spiegel ermitteln. Setz dich auf die Hörposition und platziere den Spiegel an den Seitenwänden. Wo du die Lautsprecher siehst da gehören Absorber hin. Ich würde 10cm starke Basotect Platten mit Dekorkante kaufen. Sie sehen so schon gut aus. Bei Canvasi einen Keilrahmen in den entsprechenden Maßen. Vielleicht 2 Platten je Seite.
Du könntest dir auch noch ein Deckensegel bauen. Auch mal hier nach dem Thread mit dem Leichtbau Deckensegel. Das wird bei dir bestimmt viel bringen. Auch mit 10cm Basotect und Abstand zur Decke. Die Seitenabsorber sollten auch Abstand zur Wand haben. Ich würde so 5 cm machen.

Günstiger wären Absorber aus Termarock 50.


[Beitrag von Penny09 am 12. Nov 2020, 22:36 bearbeitet]
Kalibrator
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 12. Nov 2020, 23:11
Hi,
das mit den Rollos halte ich nach wie vor für suboptimal. Du brauchst für Absorption ja Durchmesser und Volumen, das kann so ein dünnes Ding einfach nicht leisten. Selbst ein Akustikvorhang wäre ja nur ein Kompromiss. Den fänd ich optisch eigentlich ganz passend. Und auch für den Winter ganz sinnvoll, damit dir die Kälte von den Fenstern beim schlafen nicht ins Gesicht fällt. ;-) Die Rückwand ist mit dem Fensterglas, den glatten Schränken und dem Spiegel halt maximal ungünstig. Und die Reflektion von hinten ist besonders störend, da von dort ja dann Klang kommt, der eigentlich von vorne erwartet wird. Ansonsten ist, was die Absorber betrifft natürlich Selbstbau am günstigsten. Wie von Penny erwähnt, Basotect, Mineralwolle, wobei das mit der Wolle schon ein kleines Projekt ist, die zu verpacken, zu rahmen und zu beziehen.. Es ist immer eine Abwägung, willst Du ein Tonstudio oder Heimkino bauen oder ein Schlaf-/Wohnzimmer etwas film- und musiktauglicher machen.. ;-) Das PET-Vlies sieht für mich sehr wohnzimmertauglich aus. Basotect sieht nach dem aus, was es ist. Schaumstoff an der Wand.. ;-) Aber das ist subjektiv. Wie gesagt, du machst dir ja schon die richtigen Gedanken. Die konkrete Lösung bekommst du aber nur mit ausprobieren, hören und evtl. Messdaten vergleichen..
Grüße!
Penny09
Inventar
#6 erstellt: 12. Nov 2020, 23:18
Ich habe in letzter Zeit wirklich viele Absorber gebaut. Am einfachsten ist es Basotect zu nehmen, dahinter einen Keilrahmen kleben und dann mit einem gewünschten Stoff beziehen. Geht sehr schnell, sieht super aus (in der Stoffauswahl bist du sehr flexibel) und ist leicht anzubringen.

Termarock ist halt aufwändiger wie Kalibrator geschrieben hat. Einen Holzrahmen bauen, die Wolle in Malerfolie einpacken und dann mit Stoff beziehen. Aber deutlich günstiger. Was für ein Budget hast du denn eingeplant?
AusdemOff
Inventar
#7 erstellt: 12. Nov 2020, 23:55
Schließe mich da Kalibrator an im Sinne der seitlichen Reflexionen.

Sieht mir aus wie Laminatboden. Da werden Teppiche nicht viel helfen. Ich vermute einmal das der Raum generell
ziemlich viel Hall aufweist.
Als erste Maßnahme, wirkt leider nicht viel auf den Tieftonbereich kleiner 200~300 Hz, und insofern es das Budget hergibt,
empfehle ich die Decke mit Akustikplatten komplett abzuhängen. Kostet max. 5 cm an Deckenhöhe. Diese dämpfen dann die wichtigen Frequenzen im MT und HT Bereich.
Dann unbedingt mit einem Messmikrofon wie z.B. dem UMIK-1 und REW oder Carma nachmessen und schauen
wo es weitere Probleme gibt und diese gezielt bekämpfen.

Die Rears, aufgrund des äußerst ungünstigen Abstands Ohrpostion/Platzierung, könnte man einmal nicht mit dem Rücken
an die Hörrückwand, sondern an die Seitenwände hängen und in Richtung Hörposition ausrichten, hieße anwinkeln und eindrehen.
LennartGohmann
Neuling
#8 erstellt: 13. Nov 2020, 11:55
Danke euch allen für die vielen Antworten!

Also von Vorne:


Die Punkte solltest du mit einem Spiegel ermitteln. Setz dich auf die Hörposition und platziere den Spiegel an den Seitenwänden. Wo du die Lautsprecher siehst da gehören Absorber hin. Ich würde 10cm starke Basotect Platten mit Dekorkante kaufen. Sie sehen so schon gut aus. Bei Canvasi einen Keilrahmen in den entsprechenden Maßen. Vielleicht 2 Platten je Seite.
Du könntest dir auch noch ein Deckensegel bauen. Auch mal hier nach dem Thread mit dem Leichtbau Deckensegel. Das wird bei dir bestimmt viel bringen. Auch mit 10cm Basotect und Abstand zur Decke. Die Seitenabsorber sollten auch Abstand zur Wand haben. Ich würde so 5 cm machen.


Das mit dem Spiegel werde ich heute machen, da sollten ja dann eigentlich die gleichen Positionen herauskommen, wie in meiner Skizze.
Zwei Platten je Seite wird leider äußerst kritisch, da auf der einen Seite wie erwähnt mein Schreibtisch steht. Es bringt ja wohl nichts, die Platten "hinter" die Bildschirme zu kleben. Da könnte ich diese wenn dann nur ab einer Höhe von ~1,30m aufhängen. Das wäre doch kaum sinnvoll, oder?
Nach Deckensegeln habe ich auch schon geschaut und bin auf dieses hier gestoßen. Für 74€ finde ich das ganz okay. Nur werde ich damit auch nicht die erste Reflektion absorbieren können. Genau dort ist nämlich meine Zimmer-Lampe. (Siehe Bilder oben). Wenn dann könnte ich diese nur kurz vor meinem Hörplatz an der Decke montieren.


Das PET-Vlies sieht für mich sehr wohnzimmertauglich aus. Basotect sieht nach dem aus, was es ist. Schaumstoff an der Wand.. ;-)

Dem kann ich mich nur anschließen. Basotect an der Decke finde ich gut, an der Wand werde ich mich aber vielleicht dennoch für das PET-Vlies entscheiden. Genau wie du geschrieben hast, soll das hier weiterhin ein gemütlicher Wohnraum und kein Tonstudio werden.


Ich habe in letzter Zeit wirklich viele Absorber gebaut. Am einfachsten ist es Basotect zu nehmen, dahinter einen Keilrahmen kleben und dann mit einem gewünschten Stoff beziehen. Geht sehr schnell, sieht super aus (in der Stoffauswahl bist du sehr flexibel) und ist leicht anzubringen.

Termarock ist halt aufwändiger wie Kalibrator geschrieben hat. Einen Holzrahmen bauen, die Wolle in Malerfolie einpacken und dann mit Stoff beziehen. Aber deutlich günstiger. Was für ein Budget hast du denn eingeplant?

Die Idee mit dem Keilrahmen finde ich ebenfalls sehr gut, so könnte ich doch 10cm Basotect auch an der Wand montieren und je nach Stoffwahl würde das wahrscheinlich sogar noch gut aussehen. Muss ich bei der Stoffwahl auf irgendetwas achten? Nicht, dass der Stoff die Wirkung des Basotects wieder rückgängig macht.
Mein Budget liegt bei max. 500€. Daher ist der Vorschlag von @AusdemOff auch für mich ungeeignet, wenn auch wahrscheinlich am effektivsten.


Die Rears, aufgrund des äußerst ungünstigen Abstands Ohrpostion/Platzierung, könnte man einmal nicht mit dem Rücken
an die Hörrückwand, sondern an die Seitenwände hängen und in Richtung Hörposition ausrichten, hieße anwinkeln und eindrehen.

Dies halte ich allerdings für eine sehr gute Idee. Werde ich wohl die Tage umsetzten! Danke.
LennartGohmann
Neuling
#9 erstellt: 13. Nov 2020, 11:59
Das hatte ich noch vergessen:


Hi,
das mit den Rollos halte ich nach wie vor für suboptimal. Du brauchst für Absorption ja Durchmesser und Volumen, das kann so ein dünnes Ding einfach nicht leisten. Selbst ein Akustikvorhang wäre ja nur ein Kompromiss. Den fänd ich optisch eigentlich ganz passend. Und auch für den Winter ganz sinnvoll, damit dir die Kälte von den Fenstern beim schlafen nicht ins Gesicht fällt. ;-)


Das klingt plausibel, dann wird's wohl doch ein Vorhang.
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