Verständnisfrage Diffusoren - Wirkung

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larola
Stammgast
#1 erstellt: 20. Feb 2021, 12:34
Hallo zusammen,
eine Verständnisfrage: Warum stellen einige Musikliebhaber Diffusoren an die Rückwand zwischen ihren Lautsprechern?
Ich nehme das Beispiel QRD-Diffusoren, also die "Setzkästen" mit Fächern in Primzahlanordnung.
Diese brauchen einen Abstand von ca. 1m, um mit ihrer unteren Grenzfrequenz von ca. 700 Hertz optimal zu wirken.Unterhalb von 700 Hertz bringen sie nichts, oder?
Der Schall, der nach hinten bzw. zuerst seitlich von den LS weggeht, liegt doch aber deutlich unter 700 Hertz.
Und Frequenzen von 700 Herz aufwärts werden doch nicht kugelförmig sonder eher keulenförmig nach vorne abgestrahlt, oder?
Ich nehme dann, dass die Diffusoren in der genannten Anordnung dann "lediglich" auf später Reflektionen (also nicht Erstreflektionen) reagieren. Also würde man sie doch am besten an die Erstreflektionspunkte SEITLICH und OBERHALB der LS anbringen, richtig?
Passt das so , was ich da denke?:-)
Gruß
Larola
GAREA
Inventar
#2 erstellt: 20. Feb 2021, 14:38

larola (Beitrag #1) schrieb:

Der Schall, der nach hinten bzw. zuerst seitlich von den LS weggeht, liegt doch aber deutlich unter 700 Hertz.
Ich nehme dann, dass die Diffusoren in der genannten Anordnung dann "lediglich" auf später Reflektionen (also nicht Erstreflektionen) reagieren.


Richtig. Bedenke auch, dass du zu Diffusoren nen relativ großen Abstand brauchst, damit sie wirken.
Meist sind Diffusoren in Stereo-Konzepten (z.B. LEDE) an der Rückwand. Für Surround dagegen macht LEDE keinen Sinn, weil es das Surround Sound Image verzerrt, wenn vorne und hinten akustisch unterschiedlich sind. Alle LS sollten die gleichen bzw. ähnliche Reflektions-/Absorptionsbedingungen haben.


[Beitrag von GAREA am 20. Feb 2021, 15:22 bearbeitet]
larola
Stammgast
#3 erstellt: 20. Feb 2021, 16:50
Danke, Garea, für deine Antwort.
Kann man eigentlich grob sagen, bis zu welcher Frequenz nur nach hinten bzw. seitlich abgestrahlt wird?
Gruß
Larola
GAREA
Inventar
#4 erstellt: 20. Feb 2021, 16:59
Das ist auch LS abhängig. Es gibt afaik keine harte Grenze, ab der nicht mehr nach hinten abgestrahlt wird. Eher sinkt der Pegel mit zunehmender Frequenz. Ausnahme: Flush Mounting, also wenn die LS in eine massive schallharte Wand bündig eingelassen werden.

Die größten Probleme, die rundumgestrahlter Schall macht, liegen eh im Bass (SBIR), wogegen die Diffusoren nicht helfen.


[Beitrag von GAREA am 20. Feb 2021, 17:07 bearbeitet]
MarsianC#
Inventar
#5 erstellt: 20. Feb 2021, 17:17
In meiner Signatur findest du eine Auswahl an Messberichten. Im Isobarendiagramm sieht man gut ab wann ein LS zu bündeln beginnt.
Im Prinzip umso früher breiter die Schallwand und je größer der Treiber ist. Oder man trickst wie Geithain, Kii, GGNTKT oder Genelec.

Die eigentlich Frage lässt sich leider nur so beantworten: Eher sinnfrei. Sieht aber cool aus.
SBIR wurde bereits genannt, das wird gerne ignoriert und weiterhin ein weitgehend sinnbefreiter Wandabstand gepredigt.


[Beitrag von MarsianC# am 20. Feb 2021, 17:18 bearbeitet]
13mart
Inventar
#6 erstellt: 22. Feb 2021, 17:29

larola (Beitrag #1) schrieb:

Und Frequenzen von 700 Herz aufwärts werden doch nicht kugelförmig sonder eher keulenförmig nach vorne abgestrahlt, oder?


Das ist richtig, solange keine Dipole eingesetzt werden. Werden sie eingesetzt, lohnen sich Diffusoren an der Frontwand.

Gruß Mart
larola
Stammgast
#7 erstellt: 24. Feb 2021, 19:07
Okay, danke.
Ich werde mich nochmal in SBIR einlesen. Diese "Eigenschaft SBIR" "kollidiert" meiner Meinung nach ja etwas mit der "Regel", man solle LS immer mit größerem Abstand zu den Wänden auftstellen.
Oder?
Gruß
Larola
MarsianC#
Inventar
#8 erstellt: 24. Feb 2021, 19:41
Ganz richtig.
Im Falle einer gut getroffenden Aufstellung und Raumabmessungen sind die Raummoden halbwegs gleichmäßig verteilt. Bei einer dichten Verteilung fehlt das SBIR-Loch nicht wirklich ins Gewicht. Ohne DSP hat man wenig Möglichkeiten im Bass direkt einzugreifen - eine davon ist der Abstand zu den schallharten Begrenzungsflächen.
Mit DSP gibt es wenig Gründe die direkt gegen eine wandnahe Aufstellung sprechen.

Genelec fasst das in ihrer Aufstellungempfehlung gut zusammen. Da die meisten LS im Bass Monopole sind ist diese quasi allgemein gültig.


[Beitrag von MarsianC# am 24. Feb 2021, 19:47 bearbeitet]
GAREA
Inventar
#9 erstellt: 24. Feb 2021, 20:09
Das gilt zumindest in kleinen Räumen.
Wenn du z.B. rund um die LS 3m Abstand hast, kommt es wegen der Wand hinter dem LS (in der Theorie*) bei etwa 28,6Hz zur Auslöschung, weil bei dieser Frequenz am Hörplatz die von der Rückwand reflektierte Welle genau 180° phasenverschoben auf die Welle des Direktschalls trifft. Die 28,6Hz liegen wahrscheinlich unter der niedrigsten Frequenz, die der LS vernünftig wiedergeben kann.
Aber auch bei den ungeraden Vielfachen dieser Frequenz kommt es zu 180° Phasenversatz: 85,8Hz hat ne Wellenlänge von 4m und passt somit genau 1,5 mal in die Wegdifferenz Reflektion - Direkt = ~6m, 143Hz 2,5 mal usw. Das sind typische Kammfilter durch Reflektionen.
Durch die Entfernung sinkt aber auch der Pegel der Reflektion. Die Frage ist wie stark...

Was passiert, wenn das LS-Chassis nur 30cm vor der Wand ist?
Erste Auslöschung bei etwa 285,8Hz, zweite bei 857,5Hz und hier wird wahrscheinlich eh nichts nennenswertes mehr nach hinten abgestrahlt.
Und für den Bereich >285,8Hz tut's dann schon Basotect an der Wand.



*In der Praxis weicht das natürlich ab je nach Wandbeschaffenheit, Raumgeometrie, Winkel...


[Beitrag von GAREA am 24. Feb 2021, 20:20 bearbeitet]
larola
Stammgast
#10 erstellt: 04. Mrz 2021, 18:21
...danke für eure Antworten.
@MarsianC#:
kannst du mir sagen, welche "wenigen" Gründe gegen eine wandnahe Aufstellung sprechen?
Ist es z.B. eine, ich sage es mal mit meinen Worten, "weniger empfundene Tiefenstaffelung" bei wandnaher Aufstellung?
Gruß
Larola
MarsianC#
Inventar
#11 erstellt: 04. Mrz 2021, 20:16
Eher spezielle Lautsprecher wie z.B. Dipole. Oder wenn ein Lautrecher im fraglichen Bereich keinen Schall mehr abgibt, z.B. weil ein DBA den Bass übernimmt. Ebenso kann es aufgrund der Raumkonstellation tatsächlich besser sein einen gewissen Wandabstand zu nutzen, auch mit DSP.
Im Prinzip sollte der Mythos Tiefenstaffelung schnell im ETC geklärt werden können. Ein wenig Nachmessen mit der Schnurmethode gibt dann gute Gewissheit welche Reflexion wo entsteht. Damit hat man gleich die Richtungsinformtion mit dazu.
larola
Stammgast
#12 erstellt: 06. Mrz 2021, 16:03
...okay, vielen Dank.
Gruß
Larola
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