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Melkkühe der Nation!!!???

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Beitrag
technicsteufel
Inventar
#251 erstellt: 04. Jun 2006, 12:53
Selber schuld wer da noch arbeiten geht!
Mr.Stereo
Inventar
#252 erstellt: 04. Jun 2006, 13:42

technicsteufel schrieb:
Selber schuld wer da noch arbeiten geht!


Sorry, aber das ist wohl die falsche Schlussfolgerung.
Wenn wir den Job nicht machen, macht ihn ein anderer, und darüber regen wir uns dann auch wieder auf.
Natürlich sollte jeder für sich entscheiden, was er verdienen möchte.
Nur hat er wirklich die Wahl.
Und wie sieht die Alternative aus?
Die 5-6 Euro sind doch nur deshalb so wenig, weil die Lebenshaltungskosten bei uns so hoch sind, und da gehören auch die überdrehten Mieten aus der Wirdschaftswunderzeit dazu.
Gerade hier in Köln stehen haufenweise Ladenlokale und Büroräume leer.
Mit den Mieten wird trotzdem kaum runtergegangen.

Daran gemessen sind 5-6 Euro wirklich wenig, 13 und 14 Monatsgehälter, wie sie teiweise im Banken und Versicherungssektor gezahlt werden, oder das muntere Abzocken in Managerkreisen sind dann das andere Ende der Fahnenstange.
Die Schere geht zugegebenerweise etwas auseinander.

Gruß
Boris
bukowsky
Inventar
#253 erstellt: 04. Jun 2006, 14:44
... die Advocard hatte [!!] mal 17 Monatsgehälter ...
Mr.Stereo
Inventar
#254 erstellt: 04. Jun 2006, 14:58

bukowsky schrieb:
... die Advocard hatte [!!] mal 17 Monatsgehälter ... 8)


wieviel sind's jetzt?
andisharp
Hat sich gelöscht
#255 erstellt: 04. Jun 2006, 15:10
Was hat denn die Anzahl der Monatsgehälter zu bedeuten? Letztlich entscheidend ist das Jahreseinkommen, egal ob in 12 oder 17 Portionen.
bukowsky
Inventar
#256 erstellt: 04. Jun 2006, 15:18

Mr.Stereo schrieb:

wieviel sind's jetzt?

ich weiß es aktuell nicht, die dürften mittlerweile auch auf 13 oder 14 runter sein. In der Branche wird ja auch seit Jahren "etwas" Druck gemacht.

@andisharp
völlig richtig, nur waren die Monatsgehälter auch nicht gerade vergleichsweise bescheiden.
andisharp
Hat sich gelöscht
#257 erstellt: 04. Jun 2006, 15:22
War selber mal bei ner Versicherung, Tarif sind (waren) 14 Gehälter, bei uns gab es 15 oder manchmal auch nur 14,5 je nach Geschäftserfolg. Die Tarife sind nicht übel, sind sie in der Chemie oder bei den Metallern aber auch nicht.
bukowsky
Inventar
#258 erstellt: 04. Jun 2006, 15:25
zumindest sind die Beschäftigen bei Banken und Versicherungen im Vergleich zur Friseuren aus dem Gröbsten raus ...


ich korrigiere:
... im Vergleich zu angestellten Friseuren ...


[Beitrag von bukowsky am 04. Jun 2006, 17:43 bearbeitet]
technicsteufel
Inventar
#259 erstellt: 04. Jun 2006, 17:35

bukowsky schrieb:
zumindest sind die Beschäftigen bei Banken und Versicherungen im Vergleich zur Friseuren aus dem Gröbsten raus ... :D


So gut geht es den Bänkern und Versicherern auch nicht mehr.
Und bei mir gegenüber hat die Friseurfamilie wieder ein dolles Doppelhaus gebaut.
Die sind allerdings auch Türken, und die halten zusammen wenn es gilt.
Die Bankangestellten versuchen zur Zeit auch wo anders unterzukommen.
Immer mehr Filialen werden sogar komplett geschlossen.
Heute ist nichts mehr sicher!
Curd
Hat sich gelöscht
#260 erstellt: 04. Jun 2006, 20:14
Hallo,
da habe ich also richtig gelesen!

Da ist jemand der Meinung das 5,75 Euro Std-Lohn zuviel ist für einen 8 Stunden Job den man stehend bewältigen muss? Ein anerkannter Ausbildungsberuf - 3 Jahre Ausbildung. Sicherlich nicht mit den Anforderungen eines Mediziners aber sicherlich über denen eines HiWi`s der Stapler fährt.
Wer so etwas schreibt kann nur ein kompletter Ignorant sein.
(hier sollte eigentlich ein anderes Wort mi I stehen)

Konkreter Fall, lief letzte Woche im TV. Eine Hartz 4 Empfängerin die nur als Aushilfe im Friseurladen hilft - Halbtags - hat am Ende des Monats mehr Geld zur Verfügung als ihre Kollegin die eine 40 Stunden Woche kloppt. Das ist doch kompletter Schwachsinn

Dabei bin ich nicht der Meinung Hartz 4 zu kürzen sondern der vollbeschäftigten einen anständigen Lohn zu zahlen. Das wäre dann auch gleichzeitig ein Mittel gegen Schwarzarbeit -ich selber kenne nämlich nur noch Halbtagsfriseuen die als Mini-Jobberinen eingestellt wurden und quasi genötigt werden in der übrigen Zeit die Haare "schwarz" zu schneiden.


@bukowsky und redondo
Jetzt habt ihr mich doch erwischt: Es gibt etwas was mich in unserem Land anwidert: Die steigende Anzahl der poor-worker, schöner angloamerikanischer Begriff. Vollzeitarbeiten und davon dann nicht leben und nicht sterben zu können.


[Beitrag von Curd am 04. Jun 2006, 20:27 bearbeitet]
Curd
Hat sich gelöscht
#261 erstellt: 04. Jun 2006, 20:47

Mr.Stereo schrieb:
Und wie sieht die Alternative aus?
Die 5-6 Euro sind doch nur deshalb so wenig..


Die Alternative wäre z.B. ein Mindestlohn - über diese Idee sollte man wenigstens einmal nachdenken bevor sie gleich niedergemacht wird...ein Mindestlohn der den Hartz 4 Betrag doch übersteigen sollte...

Übrigens: In meinen Ferienjobs hatte ich einen Stundenlohn von 12,50 DM das ist vor 25 Jahren gewesen!
bukowsky
Inventar
#262 erstellt: 04. Jun 2006, 20:49

rollo1 schrieb:
Jetzt habt ihr mich doch erwischt: Es gibt etwas was mich in unserem Land anwidert: Die steigende Anzahl der poor-worker, schöner angloamerikanischer Begriff. Vollzeitarbeiten und davon dann nicht leben und nicht sterben zu können. :KR

und das Schlimme daran ist, es werden immer mehr, die nur mit finanzieller Unterstützung neben einem Vollzeitjob existieren können.

Ich hatte andernorts mal ein Beispiel genannt, bei welchem Lehrer mit II. Staatsexamen für 1.600 € brutto 40 Unterrichtsstunden die Woche in den Ring steigen.

Bin mit jemandem befreundet, der für eine sogenannte ARGE [Arbeitsgemeinschaft Arbeitsagentur/Sozialamt] befristet als Arbeitsvermittler tätig ist. Der bekommt für diesen Vollzeitjob 1.700 €. Weil er davon seine vierköpfige Familie nicht ernähren kann, unterstützt ihn sein Arbeitgeber mit ALG II ...
Observer01
Inventar
#263 erstellt: 04. Jun 2006, 21:10

rollo1 schrieb:


Die Alternative wäre z.B. ein Mindestlohn - über diese Idee sollte man wenigstens einmal nachdenken bevor sie gleich niedergemacht wird...ein Mindestlohn der den Hartz 4 Betrag doch übersteigen sollte...



Mindestlohn wäre eine gute Sache. Allerdings möchte unsere Regierung das nicht. Die wollen zwar auch, daß es eine klare Unterscheidung zwischen Hartz 4 und Löhne gibt, aber das bedeutet bei denen anstatt Löhne: rauf, Hartz 4: runter.
Damit es endlich wieder einen richtigen Anreiz gibt seinen faulen Hartz 4 Hintern hochzukriegen... (um nicht zu verhungern).

Dieses asoziale neoliberale Gesocks macht mich langsam krank.

Gruß
Andreas
rtjstrjsrtj
Stammgast
#264 erstellt: 04. Jun 2006, 23:39
und was haltet ihr so von dem neuen beschluss hartz IV ganz zu kürzen wenn amn nicht jede "zumutbare" arbeit annimmt?
Observer01
Inventar
#265 erstellt: 05. Jun 2006, 00:03

rtjstrjsrtj schrieb:
und was haltet ihr so von dem neuen beschluss hartz IV ganz zu kürzen wenn amn nicht jede "zumutbare" arbeit annimmt?


die Frage ist, was bedeutet in dem Zusammenhang "zumutbar"? Wenn es zB. bedeutet, daß ich für einen Hungerlohn 300 km in eine andere Stadt ziehen "darf", finde ich das nicht zumutbar.

Es wird ja immer verlangt, daß man flexibel sein soll. Dabei sehnen sich die meisten Menschen nach Unflexiblen Strukturen, wie zB. fester Wohnsitz, fester sozialer Rahmen.

Ich finde, das durch diese neue Regelung das Grundgesetz verletzt wird:

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
andisharp
Hat sich gelöscht
#266 erstellt: 05. Jun 2006, 01:31

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."


bukowsky
Inventar
#267 erstellt: 05. Jun 2006, 01:48

Stimmungsmacher der Hartz-Republik
VON JENS KÖNIG

Dies ist eine kleine Geschichte über große Populisten. Eine Geschichte, die erzählt, wie Spitzenpolitiker Stimmung machen und sich dabei auf die Zuarbeit meinungsstarker, aber faktenschwacher Großjournalisten stützen können. Die Geschichte ist nur ein Beispiel, nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Am Mittwoch, den 24. Mai 2006, erscheint im Stern eine Kolumne von Hans-Ulrich Jörges. Überschrift: "Der Kommunismus siegt". Jörges schreibt über Marx - und über Hartz. Was in der Kombination auf den ersten Blick etwas abenteuerlich anmutet, passt dann doch zusammen. Der Autor unterwirft Marx und Hartz einfach seiner eigenen Logik. Hartz IV bedeute die Verwirklichung des alten Traumes von Karl Marx, schreibt Jörges: die Befreiung von Arbeit und die Alimentierung der Bedürfnisse. Hartz IV verhöhne Arbeit und belohne Nichtstun. Fazit: "Der scheinbar brutalste Abbau staatlicher Stütze in der deutschen Sozialgeschichte entpuppte sich als ihr komfortabelster Ausbau."

Hartz IV und Komfort? Darauf muss man erst einmal kommen.

Für Jörges kein Problem. Dazu muss man all jenen, die nicht in der Berliner Republik wohnen, erklären, dass der Stern-Journalist eine große Nummer ist. Jedenfalls in der überschaubaren Welt der Wichtigwichtig, der Hauptstadtpolitiker und Hauptstadtjournalisten. Hier hat sich Jörges den Ruf zugelegt, einer der Journalisten zu sein, die von den Politikern am meisten gehasst werden.

Seine wöchentlichen Kolumnen sind messerscharf und intelligent. Sie funktionieren nach einem trivialen Prinzip: Nur eine Meinung zählt, und das ist die von Jörges. Die kann auch schon mal schnelle Haken schlagen. Am 14. Oktober 2004 schrieb Jörges noch eine Geschichte über einen Bundeswehroffizier und Betriebsleiter, der entlassen worden war, sich 200-mal vergeblich um einen neuen Job beworben hatte und als Hartz-IV-Empfänger einen Ein-Euro-Job als Reinigungskraft zugewiesen bekam. In der Kolumne unter dem Titel "Verharzte Seelen" wimmelte es nur so vor "Respekt" und "Würde" und dem "Schmerz der Demütigung".

Fakten? Hat Jörges in seiner jüngsten Kolumne parat, jedenfalls das, was er für Fakten hält. Eine Familie mit zwei Kindern, die von Hartz IV lebt, bringe es "unter günstigsten Umständen" auf fast 2.000 Euro im Monat. Das entspreche "einem Stundenlohn von gut 12 Euro brutto" - "ohne Arbeit", wie der Autor nicht vergisst hinzuzufügen. "Das ist deutlich mehr als ein Bauarbeiter in der Stunde verdient. Unter Schweiß." Jörges spricht von einem "ausgewucherten System der Zusatzleistungen", das das "täuschend schäbige Arbeitslosengeld II" von monatlich 345 Euro offenbar ganz attraktiv macht. Eine "wahre Honigroute zum Kommunismus" eröffne geradezu die Möglichkeit für Niedriglohnjobber, ihr niedriges Arbeitsaufkommen mit Arbeitslosengeld II aufzustocken, falls es unter der "vielfach gepolsterten Stütze" liegt.

Auch wenn Jörges es so nicht schreibt, der Tenor seiner Kolumne ist klar: Hartz IV macht reich und bequem. Deswegen würden die Bedürftigen heute auch "fantasievoll" erkunden, "wie ein Platz an den Fleischtöpfen des Sozialstaats erobert werden kann".

Die pauschalen Vorwürfe von Jörges sind infam, dafür haben sie einen großen Vorteil: Jeder versteht sie. Sogar Sabine Christiansen. Vier Tage nach dem Erscheinen der Stern-Kolumne präsentiert sie ihre aktuelle Talkshow. Das Thema: "Arm durch Arbeit, reich durch Hartz IV?" Auf ihrer Internetseite wird die Sendung mit den Worten angekündigt: "Es klingt grotesk: Arbeitslose können unter günstigsten Umständen auf einen Stundenlohn von rund 12 Euro brutto kommen und damit deutlich mehr ,verdienen' als manche Friseurin oder Leute am Bau."

Zur Belohnung dafür, dass Jörges ihr jedes einzelne Stichwort geliefert hat, lädt Christiansen ihn in ihre Sendung ein. Dort sitzt er neben dem früheren Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, der Hartz IV gern als die "Mutter aller Reformen" feiert. Jörges darf die wichtigsten, nun ja, Gedanken seiner Kolumne noch einmal formulieren. Das tut er nicht ohne den pflichtgemäßen Hinweis, man könne durch Hartz IV "nicht reich werden, das ist ganz klar". Wie hieß gleich noch der Titel seiner Kolumne?

Bei Christiansen läuft so etwas unter kritischem Journalismus. Politiker sind dankbar für solche Stimmungsverstärker. Der Stern hat eine Reichweite von über sieben Millionen Lesern, Christiansen fünf bis sechs Millionen Zuschauer. So viele Menschen erreicht die CDU nicht einmal mit zehn Sonderparteitagen zum Thema Hartz IV, auf denen sie Positionspapiere abstimmen lassen würde, die niemals das Licht der Öffentlichkeit erblickten. Ihr Mantra, Hartz IV sei vor allem Missbrauch, Missbrauch, Missbrauch, und deshalb müsse der Druck auf die Arbeitslosen erhöht werden, wird durch Journalisten, die mit steilen Thesen in Talkshows Politik machen, frei Haus geliefert.

Es wäre Jörges' journalistische Pflicht gewesen, Wolfgang Clement in der Christiansen-Sendung zu fragen, auf welche Expertisen er seine Behauptung stütze, bei Hartz IV gebe es eine Missbrauchsquote von 20 bis 25 Prozent. Als Clement noch Minister war, ließ er im August 2005 einen "wissenschaftlichen" Report erstellen, in dem behauptet wurde, ein Heer von Abzockern würde mit krimineller Energie den Sozialstaat ausnehmen. Ein halbes Jahr später musste die große Koalition einräumen, dass sie keinerlei objektive Erkenntnisse über den behaupteten Missbrauch besitze. Am Montag dieser Woche hat das Bundesarbeitsministerium diese Aussage auf Anfrage der taz bestätigt.

Um nicht missverstanden zu werden: Es ist nicht zu rechtfertigen, dass die Hartz-Regelungen von tausenden von Betroffenen ausgenutzt werden. Aber es ist kein Massenphänomen, das einen Großalarm rechtfertigt. Nach empirischen Befunden beträgt die Quote des Missbrauchs bei Sozialleistungen seit Jahren konstant zwei bis drei Prozent.

Wie will die Politik das größte Problem unserer Gesellschaft, die dauerhafte Deklassierung von Millionen von Menschen, lösen, wenn sie sich ihnen gegenüber zynisch verhält? Wie können gut verdienende Journalisten dieses Problem angemessen schildern, wenn sie sich von der Lebenswelt der Betroffenen derart abschotten?

Eine vierköpfige Familie mit Kindern im Alter von 6 und 12 Jahren, die, sagen wir, in Rostock lebt, erhält im Durchschnitt rund 1.400 Euro monatliche Unterstützung: bei beiden Erwachsenen je 298 Euro Arbeitslosengeld II (90 Prozent des Ost-Regelsatzes), die beiden Kinder je 199 Euro Sozialgeld, dazu etwa 400 Euro Mietzuschuss. Kindergeld erhält diese Familie nicht, das gilt als "Einkommen" und wird ihnen auf ihr Arbeitslosengeld angerechnet. Das "ausgewucherte System von Zusatzleistungen", von dem Jörges spricht, existiert nicht. Fast alle Einmalleistungen für Hartz-IV-Empfänger sind gestrichen worden: Sie erhalten sie nur noch im Falle von mehrtägigen Klassenfahrten der Kinder und für Babykleidung. Sieht so der Sieg des Kommunismus aus?

Hans-Ulrich Jörges hat auf die Frage der taz, wie er auf 2.000 Euro im Monat für eine vierköpfige Familie komme, per E-Mail geantwortet: Unter den günstigsten Bedingungen sei das dann möglich, wenn die beiden Erwachsenen aus dem Arbeitslosengeld I mit dem dafür gewährten Übergangsgeld ins Arbeitslosengeld II wechseln und neben dem Regelsatz "alle denkbaren Leistungen" erhalten, also "Kosten für Unterkunft etc.". Mal abgesehen davon, dass die meisten Langzeitarbeitslosen kein Übergangsgeld erhalten, weil sie bereits länger als zwei oder drei Jahre arbeitslos sind, mal abgesehen davon, dass es neben den Mietkosten so gut wie keine Zusatzleistungen gibt - für den Fall, den Jörges meint, kämen für die Familie in Rostock im Monat noch einmal rund 100 Euro Übergangsgeld pro Erwachsener hinzu: Macht also insgesamt höchstens 1.600 Euro. Nimmt man jetzt eine Familie im Westen und einen höheren Mietzuschuss zur Grundlage, kommt man vielleicht auf maximal 1.800 Euro im Monat.

Wer von Hartz IV lebt, muss mit jedem Cent rechnen. Ist es nur ungenau oder schon unredlich, wenn Jörges einen Ausnahmefall konstruiert und von "fast 2.000 Euro" spricht?

Ist es eine lässliche Sünde oder böse Absicht, 2.000 Euro für eine ganze Familie auf einen Stundenlohn von 12 Euro brutto für einen einzigen Arbeitnehmer herunterzurechnen? Was, wenn der Mann und die Frau arbeiten würden und zusammen knapp 2.000 Euro verdienten? Das machte einen Stundenlohn von 6 Euro die Stunde. Da sieht die Welt schon ganz anders aus.

Sicher, über alles lässt sich streiten. Aber eine Erfahrung sollte dabei nicht in Vergessenheit geraten: Aus der Perspektive von oben verschwimmen ganz schnell die feinen Unterschiede, die für viele arme Menschen im Alltag existenziell sind.

taz Nr. 7984 vom 31.5.2006, Seite 5, 247 TAZ-Bericht JENS KÖNIG



hier gehts zum Original: http://www.taz.de/pt/2006/05/31/a0144.1/textdruck
Observer01
Inventar
#268 erstellt: 05. Jun 2006, 02:43
Schönes Beispiel, wie versucht wird, unsere Gesellschaft zu spalten in die Hartz 4 Empfänger und die, die Arbeit haben, aber ja die Klappe halten sollen, damit es auch schön dabei bleibt. Denn sonst gehört man schnell zu den "Verlierer" der "Globalisierung".

Ich glaube aber, es geht vorallem um eine Instalation eines neuen konservativen "Standesdenken". Indem versucht wird neue Abhängigkeiten zu schaffen auf der einen Seite und die Ausgrenzung "anders Denkender" auf der anderen Seite.
Ich glaube, daß ist keine geplante Aktion (keine "Verschwörung"), sondern der Wille einiger, denen die momentane Situation in Deutschland sehr zuvor kommt. Und die versuchen die Karten neu zu mischen.

Die einzige Möglichkeit sich dagegen zu wehren, ist sich zu organisieren.

Gruß
Andreas
andisharp
Hat sich gelöscht
#269 erstellt: 05. Jun 2006, 02:46
Das weckt zwar den alten Klassenkämpfer in mir, aber trotzdem d'accord.
Observer01
Inventar
#270 erstellt: 05. Jun 2006, 03:38
"...alten Klassenkämpfer"

Es sind aber nicht die alten Modelle, sondern mittlerweile zieht sich die Bruchlinie durch die arbeitende Bevölkerung, teilweise sogar durch einzelne Familien.

Ein schönes Beispiel ist der Ärzte-Streik. Verdi hat einen vernünftigen Tarifvertrag für die Ärzte ausgehandelt. Aber die Ärzte haben die Zusammenarbeit mit Verdi gekündigt, um mit ihrer eigenen kleinen Gewerkschaft (Marburger Bund) einen speziellen nur für die Ärzte geltenden Vertrag zu verhandeln.

Das bedeutet, daß sich die Ärzte versuchen vom restlichen "Krankenhauspersonal" abzuspalten. Das erzeugt einen Bruch in der Krankenhauslandschaft, der dazu führt, daß die Zusammenarbeit nicht mehr gleichwertig ist, sondern daß es ein Gefälle von oben nach unten geben wird. Dieses Gefälle war zwar latent immer schon da (und wurde durch individuelles Verhalten teilweise gefördert), aber grundsätzlich war seid ca. Mitte der 70iger immer klar, daß es mehrere gleichberechtigte Berufsgruppen in dem System Krankenhaus gibt.

Nur das war einigen Ärzten schon immer ein "Dorn im Auge", da diese Gruppe aufgrund ihrer früheren Stellung (50iger/60iger Jahre) und aufgrund ihres akademischen Grades immer sich als etwas besonderes ("Gott in Weiß") sehen. Und das wollen die Ärzte mit ihrer unverschämten Forderung von 30% mehr Gehalt wieder neu installieren. Denn wer mehr verdient, ist auch "mehr wert".

Und so, glaube ich, funktioniert es auch anderswo in Deutschland. Alle versuchen ihre Schäflein ins trockene zu bringen und ihre Stellung neu zu definieren. Außerdem haben viele Menschen keine Lust mehr "sozial" zu sein. Viele sind es überdrüssig; wollen keine Rente mehr zahlen am besten die gesetzliche Krankenkassen abschaffen, den Generationsvertrag aufkündigen.
Und somit geht die Schere immer weiter auf. Nur das der Wille, die Schere wieder zu verkleinern kaum noch in der Bevölkerung vorhanden ist.

Gruß
Andreas


[Beitrag von Observer01 am 05. Jun 2006, 05:59 bearbeitet]
Alumette
Ist häufiger hier
#271 erstellt: 05. Jun 2006, 08:16

jblti3000 schrieb:
Hallo, ich möchte jetzt hier mal schreiben was mich so ganz arg "ankotzt" und währe froh um etwas Beteiligung und evtl Weiterleitung um mal den da oben die Augen zu öffnen.

Also ich finde es super kacke was unsere Regierung mit uns macht und wir Deutschen wehren uns nicht mal. Wir meckern immer nur in Kneipen und hinter vorgehaltener Hand. Aber leider bringt das alles nix. Ich habe leider keinen Plan wie man das auf die Beine stellen soll aber vielleicht findet sich ja mal jemand der so etwas PLANEN und ORGANIESIREN kann. Es kann echt nicht sein das wir, die täglich arbeiten um sich etwas leisten zu können oder die Familie zu ernähren oder ein Haus zu bezahlen immer mehr "gemolken" werden.
Was machen die denn noch das es uns Deutschen mal wieder besser geh, wohl nix.

Also bitte mal Weiterleiten, vieleicht hat ja mal jemand bissle mehr mumm!!

mfg



Hallo, lieber Torsten,

ich habe mir erspart, diesen Thread durchzulesen, denn ich bin mit sicher, dass mir dabei das Kotzen kommen würde. Wenn ich Dein Pamphlet lese, frage ich mich, wo ich denn lebe.

Ich habe mal nur die Geräte, die unter Deinem Post stehen im Internet nachgesehen und mir sträuben sich die Haare.

Das steht etwas von Pioneer VSX 1015 S, 'Der weltweit erste nach THX Select2 zertifizierte Mehrkanal-Receiver' mit 7.1. Der kostet mal locker 700 Euro. Lege ich noch mal 2000 Euro für die passenden Lautsprecher drauf.
Dann steht da Pioneer DV 737 HIFI DVD Player UVP 1100 Euro
Dann noch ein Pansonic PTAE100 Beamer für 1350 Euro
Und ein Philips 32PW9617 im Fachhandel um 2000 Euro

Das bedeutet, Du hast allein an Multimedia mehr Werte zu Hause stehen, als ungefähr zehn Millionen Deutsche zum Leben für ein ganzes Jahr haben.

Dann schaue ich auf Dein Profil und sehe noch die XBox, ein Aquarium und Sport. Auch keine wirklich billigen Hobbies.

Dann lese ich in Deinem Beitrag: "Es kann echt nicht sein das wir, die täglich arbeiten um sich etwas leisten zu können oder die Familie zu ernähren oder ein Haus zu bezahlen immer mehr "gemolken" werden."

Du hast Familie und bezahlst ein Haus. Und willst Dir ab und zu noch was leisten. Da frage ich mich: Was willst Du denn noch alles? Dass andere jetzt für Dich auf die Strasse gehen, damit Du Dir ein Privatflugzeug kaufen kannst?

Kann es sein, das Du ein egoistischer Gierschlund bist? Du hast wirklich Glück, dass die Forenregeln mir die Ausdrücke verbieten, die mir beim Lesen Deines Beitrags eingefallen sind und ich mich auf diese unscheinbare Formulierung zurückziehen muss.

Dabei hast Du Glück, dass Du noch Arbeit hast. Denn so selbstverständlich ist das heutzutage nicht, und wird es auch nie wieder werden. Seit die Menschheit das Rad erfunden hat, war eine ihrer Bestrebungen, die Arbeit zu reduzieren, die Abläufe effizienter zu gestalten und die Produktivität zu erhöhen. In anderen Worten: sich die Arbeit vom Hals zu schaffen.

Deinen Formulierungen entnehme ich, dass Du nicht zur Bildungselite gehörst, deshalb erkläre ich es Dir in einfachen Worten. In der Volkswirtschaft gibt es zwei wichtige Begriffe, Bedarf und Bedürfnisse. Bedarf ist das, was man decken muss, um ein Mitglied unserer Gesellschaft zu sein. Genug zu essen, ein Dach über dem Kopf, Kleidung, etwas Kultur. Ein Fernseher, ein Telefon, bald wohl auch das Internet. Mobilität gehört auch dazu, ein Auto oder das Freiticket vom Sozialamt. Darüber stehen die Bedürfnisse. Der Urlaub, das eigene Haus, das größere Auto oder der Zweitwagen, hochwertiges Multimedia, Hobbies, ein Motorrad und so weiter.

Vor langer Zeit war es viel Arbeit, den Bedarf zu decken. 12 bis 16 Stunden Arbeit am Tag für ein einfaches, nach unseren heutigen Vorstellungen armseliges Leben. Durch die Entwicklung wurde es immer einfacher, Bedarf zu decken, die Bedürfnisse nahmen zu, konnten ebenfalls gedeckt werden und die Arbeit wurde weniger. Der Acht-Stunden-Tag wurde gewerkschaftliches Ziel und trotzdem ging es den Leuten kontinuierlich besser. Ein paar Kriege haben zwar immer wieder für Rückschläge gesorgt, aber letztendlich ging die Entwicklung immer weiter und auch die Bedürfnisse wurden größtenteils gedeckt. Anfang der Siebziger begann, in logischer Folge der Entwicklung, die Zeit in der die Arbeit knapp wurde. Hier hätte man nun reagieren müssen und eine Verteilung der Arbeit durch Verkürzung der Arbeitszeiten erreichen können. Stattdessen hat man versucht, durch das Wecken immer neuer Bedüfnisse die bestehende Ordnung aufrecht zu erhalten. Das hat nicht funktioniert, konnte nicht funktionieren, denn wer schon einen Fernseher hat, kauft sich nicht morgen einen neuen, nur um die Wirtschaft zu stützen. Die Gewerkschaften haben auf ihren alten Traditionen bestanden, acht Stunden Arbeit zum Gott erhoben und daher sind viele hintenrüber gefallen. Klar, dass diese Menschen die Wirtschaft nicht mehr stützen können, denn sie ist in ihren Mitteln eingeschränkt und leben an der Bedarfsgrenze. Die Anderen haben immer mehr gefordert und dank gut organisierter Gewerkschaften auch bekommen. Die Situation hat sich mittlerweile derart zugespitzt, dass wir zwei Schichten haben. Eine, die nichts hat, um die Wirtschaft zu stützen und eine andere, die so viel hat, dass wir in Deutschland mittlerweile eine Sparquote von 12,5% haben.

Zu der zweiten Schicht gehörst Du. Diese Schicht kann 12,5% des Volkseinkommens auf die Bank bringen, weil sie weder Bedarf, noch Bedürfnisse hat, die sie noch befriedigen kann. Die Tatsache, dass bestehendes Geld weiteres Geld quasi ausschwitzt, verschärft die Situation noch, denn wer es zum Sparen über hat, bekommt noch etwas dazu, wer nichts hat und für Bedarfsdeckung sich auch mal vorübergehend etwas gegen Zinsen leihen muss, der hat im Endeffekt dadurch noch weniger.

Das ist der eigentliche Grund, warum es uns allen so schlecht geht. Wenn diese 12,5% des Volkseinkommens nach unten verteilt würden, würde unsere Wirtschaft boomen. Wir sind in Deutschland von der Steigerung des Arbeitskostenindex gesehen seit Jahren der am geringsten wachsende europäische Staat. Unsere Produkte sind weltweit konkurrenzfähig, wir sind Exportweltmeister und es könnte allen gutgehen. Aber wir sind nicht in der Lage, unseren Binnenmarkt in Ordnung zu kriegen, weil es zu viele Menschen von Deiner Sorte gibt, die zufällig einen Arbeitsplatz haben, und den Hals nicht voll bekommen.

Und erzähle mir nicht, es läge an den Reichen, die ihr Geld ins Ausland schaffen, und damit den Staat schädigen. Diese 12,5% sind hier in Deutschland von Arbeitnhmern angelegtes Geld, das von denen gespart wird, die keine Millionäre sind.
Und überlege mal, wieviel Geld Du ins Ausland geschafft hast, um Dir Deine Anlage und die XBox zu kaufen. Rechne das mal hoch auf die anderen die das tun, wie viele Milliarden dadurch ins Ausland gehen und stell Dich in die Ecke und schäme Dich.

Wenn Du mich fragst, wer an der Misere unseres Landes schuld ist, dann muss ich sagen Du bist es. Du und Deinesgleichen, die ihren Hals nicht voll bekommen können, immer mehr haben wollen und nichts, aber auch gar nichts abgeben wollen. Die, die zur Elite gehören, haben es schon längst begriffen. Sie geben freiwillig und kämpfen mit ihrem Gewissen. Ich habe mich neulich mit einem Bekannten darüber unterhalten, wir haben über diesen Teufelskreis des Geldes gesprochen und er hat wörtlich gesagt: "Das war der Grund, warum ich meinen Vorstandsposten bei der Deutschen Bank aufgegeben habe".

Hast Du jemals auf etwas verzichtet? Vielleicht auf eine Stunde Arbeit am Tag zugunsten eines Anderen? Eines anderen Menschen, der dann auch etwas abbekommt von dem Kuchen und in der Lage ist, an diesem Kuchen mitzubacken? Wenn Du noch ein paar findest, die das auch tun, hast Du einen Arbeitsplatz geschaffen. Und Du musst einen Arbeitslosen weniger mitfinanzieren. Hast Du darüber schon mal nachgedacht, oder lässt Dir Deine Jammerei keine Zeit dazu?

Lieber Torsten, Du wolltest, dass mal jemand mit Mumm den Oberen Deine Worte sagt. Das war ihre Antwort. Ich hoffe, sie war deutlich genug.

Ich erwirtschafte unserem Staat an jedem Tag den ich arbeite gute 200 Euro alleine an Mehrwertsteuer, zahle entsprechend Steuern und habe in meinem Leben noch nie irgendeinen Steuervorteil in Anspruch genommen. Ich zahle auch gerne mehr, denn ich weiss dass es notwendig ist. Und ich habe kein eigenes Haus. Es würde mich anekeln, denn mittlerweile ist das eigene Haus für mich das Markenzeichen des Proletariers geworden, der sich für etwas Besseres halten will. Solche Leute wie Du. Müllkutscher mit Mercedes, und um mich herum bricht alles zusammen. Das kann es einfach nicht sein.

Mit Dir bin ich fertig. Ein abschliessendes Wort an die anderen, entschuldigt meinen Ausbruch, ich musste mir mal Luft machen. An anderer Stelle macht man sich ernsthafte Gedanken, wie man diese zum Wohle von uns allen notwendige Umverteilung einigermassen gerecht hinbekommt, bevor unser Land den Bach abgeht und so einer ruft hier öffentlich zum Aufruhr auf.
Die, die sich Gedanken machen, sind nicht die Politiker, die ich gern unsere Obrigkeit nenne, weil Ruhe und Ordnung ihr Ziel ist und sie - wie alle Emporkömmlinge - sich die Taschen zuerst selbst vollstopfen. Es sind auch nicht die wölfischen Emporkömmlinge in der Wirtschaft, sondern eher die, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und sie, als sei es ganz normal, auch auf unser Land ausdehnen. Von ihnen gibt es einige, ich kenne ein paar von ihnen und achte sie sehr. Auch wenn man mich manchmal einen Revoluzzer schimpft, unterstütze ich ihren Wunsch nach einem inneren Frieden, der jedem die Freiheit gibt sich selbst zu verwirklichen. Und dieser innere Frieden stirbt durch die Maßlosigkeit solcher Leute wie Torsten. Vielleicht hat das in dieser Diskussion auch schon mal jemand so gesagt, aber - ich bitte um Entschuldigung, ich würde ein zweites Statement dieser Art wohl kaum ertragen und habe deshalb nicht weitergelesen. Ich kenne aus meiner persönlichen Historie die Armut genau wie den Wohlstand und aus dieser Erfahrung heraus sehe ich die dringende Notwendigkeit einer Umverteilung, die uns allen nützen wird. Wir haben hier in Deutschland einen riesigen ungenutzten Markt, unbefriedigte Bedürfnisse in rauhen Mengen und brauchen nur den Mut, diesen neuen Markt zu erschliessen. Bei der Gelegenheit schaffen wir sogar ein paar neue Arbeitsplätze durch steigende Nachfrage.

Es gibt so viele Ungerechtigkeiten denen gegenüber, die die Arschkarte gezogen haben, die man als normaler Mensch gar nicht sieht. Sei es die Tatsache, dass Leute an der Bedarfsgrenze nicht mal eben bei einem Sonderangebot die Tiefkühltruhe auf Vorrat füllen können, oder dass sie sich nicht den PC und den Internetzugeng leisten können, um bei Ebay günstig an Klamotten zu kommen. Stattdessen lassen sich viele leiten von den Vorurteilen, die von der Sensationspresse geschürt werden und die nur in Einzelfällen zutreffen. Und wenn es auch zwei von hundert sein mögen, die unsere sozialen Einrichtungen missbrauchen, so ist es doch in meinen Augen ein Verbrechen, die achtundneunzig anderen dafür zu bestrafen.

Meine Meinung. Niemand muss sie teilen. Ich würde mich freuen, wenn es doch der eine oder andere tut.
bukowsky
Inventar
#272 erstellt: 05. Jun 2006, 10:18
... deutliche Worte ...




zur Verteilung der Arbeit auf möglichst viele Köpfe halte ich die Öffentlichkeitsarbeit der Gewerkschaften auch für unterirdisch. Man befürchtet dort keine Unterstützung durch die Mitglieder ...


zum Thema organisierter Neokapitalismus fand ich diesen Beitrag:


Getarnte Lobby

Wie Wirtschaftsverbände die öffentliche Meinung beeinflussen

SR, Dienstag, 30. August 2005



Ein Beitrag von Dietrich Krauß
Lobbyarbeit ist in einer Demokratie wichtig, damit Öffentlichkeit und Politik über das Für und Wider der Argumente informiert sind und die richtigen Entscheidungen treffen können. Anders sieht es aus, wenn mächtige Verbände sich hinter scheinbar neutralen Organisationen verstecken und mit viel Geld die öffentliche Meinung in Ihrem subjektiven Sinne beeinflussen, ohne dass das Publikum das erkennen kann.

Ein Beispiel
Blaubeuren in der schwäbischen Provinz. Die Volksbank hat zur Generalversammlung gerufen. Um die trockene Tagesordnung etwas aufzupeppen, gibt’s zum Nachtisch noch eine Portion Politik. Der ehemalige Haushaltsexperte der Grünen, Oswald Metzger. Ihm eilt der Ruf eines Querdenkers voraus. Sein Thema: Vision D - wie Deutschland aus der Krise kommt.

Oswald Metzger verspricht den Zuhörern: „Ich werde Ihnen heute Abend versuchen zu beweisen, dass auch ein Politiker in Zeiten vor den Wahlen durchaus Klartext redet, auch wenn die Botschaften nicht so angenehm sind.“

Unangenehm sind die „Botschaften“ aber fast ausschließlich für Arbeitnehmer und Rentner: länger arbeiten, weniger Rente, Gürtel enger schnallen - vor allem für die kleinen Leute. Das Publikum kennt die Litanei – wenn auch aus anderen Kreisen, wie eine zufällige Umfrage vor Ort beweist:„Leider ist er für mich in der falschen Partei.“ „Er macht eigentlich immer flotte Sprüche, nur passt das nicht zu den Grünen.“

Oswald Metzger
Metzger firmiert zwar noch als Grüner, hat aber kein Amt mehr inne und lebt inzwischen als Publizist, Berater und politischer Vortragsreisender. Anderen Verzicht zu predigen - dafür wird man offenbar ziemlich gut bezahlt.

Oswald Metzger dazu: „Klar, ich hab 'nen ordentlichen Honorarsatz für 'ne Veranstaltung. Mein Normalsatz ist ein sehr ordentlicher, der fast einem Durchschnittseinkommen von einem normalen Arbeitnehmer entspricht.“ Pro Abend, versteht sich.

Was wohl die wenigsten wissen: Metzger ist Mitglied in vielen konservativen Netzwerken. Nicht zuletzt bei einem exklusiven Club, der sich „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ nennt. Auf deren Internet-Seite staunen wir nicht schlecht: Metzgers Vortrag – „Vision D“ ist offenbar Teil einer großen Kampagne dieser „Initiative“.

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Die Geschäftleitung sitzt in Köln - unter einem Dach mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft - also mit dem wissenschaftlichen „Kompetenzteam“ der Arbeitgeber. Kein Wunder: Es war der mächtige Metallarbeitgeber-Chef Kannegießer persönlich, der die Initiative vor fünf Jahren gründete. Aus Ärger.

Auslöser war eine repräsentative Umfrage. Danach stand die Mehrzahl der Deutschen der Marktwirtschaft kritisch gegenüber, wünschte sich auch in Zukunft einen starken Sozialstaat.

Den Arbeitgebern standen die Haare zu Berge. Sie beschlossen, das störrische Volk ins Visier zu nehmen. Der Plan: eine systematische Umerziehung von oben - durch PR. Denn da war sich der damalige Sprecher von Gesamtmetall, Werner Riek, sicher: „Das muss man doch vielleicht ändern können, dass das, was wir an notwendigen Reformen erkennen, auch von den Mitbürgern als eine positive Reform akzeptiert wird.“

Geld spielt keine Rolle
Kurz: Das ganze Volk muss auf Linie gebracht werden. Mit Geld, viel Geld. Fast 100 Mio. Euro werden für zehn Jahre Meinungsmache investiert, über 30 Redakteure und Werbe-Profis der Agentur Scholz and Friends engagiert. Sie erfinden die so genannte „Neue Soziale Marktwirtschaft“ – gemeint ist natürlich: weniger soziale Marktwirtschaft.


Drei Botschaften werden den Menschen immer wieder eingebläut: Deutschland steht am Abgrund; Schuld sind der Sozialstaat und seine bornierten Anhänger; Rettung bringen nur harte Reformen nach dem Muster "Nehmt´s den Armen, gebt´s den Reichen" - genau wie Robin Hood - nur anders herum.

Damit die Botschaft auch gehört wird, werden zahlreiche Prominente verpflichtet. Wissenschaftler und Sportler, aktive und ausrangierte Politgrößen aus allen Lagern. Sie fungieren als Türoffner bei den Medien.

Medien machen Meinung

Auf allen Kanälen sind die „Botschafter“ Dauergäste in den Talkshows, manchmal sitzen gleich drei in einer Sendung. Dort treten sie für SPD, Union, FDP und Grüne auf - oder als unabhängige Experten. Tatsächlich sind alle bei der gleichen Lobby im Boot – und fordern harte Einschnitte, von denen sie selbst nie betroffen sind.

Durch diesen Etikettenschwindel wird die öffentliche Diskussion manipuliert, sagt der Politologe Rudolf Speth. Er hat sich in einer Studie für die Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich mit der Initiative auseinandergesetzt – und mit ihrer Wirkung auf das Publikum.

Pivatdozent Dr. Rudolf Speth, Politologe an der FU Berlin stellt fest: „Wenn alle Botschafter der Initiative dasselbe sagen, dann heißt das ja, oder dann bedeutet das ja: Das muss richtig sein. Da kann gar nichts falsch liegen, wenn so ganz unterschiedliche Leute dieselbe Idee vertreten. Das andere ist aber, dass dadurch die Alternativen unsichtbar werden, denn es gibt Alternativen, aber die werden dadurch faktisch ausgeblendet oder nicht thematisiert. Also insofern hat die Initiative die Strategie, Alternativen unsichtbar zu machen.“

Zahlreiche Journalisten und Medien sind inzwischen selbst Teil der Kampagne. Die Initiative liefert auf Bestellung Daten, sie machen daraus einen Artikel oder gleich eine ganze Doppelseite, wie in der „Welt“. Kernaussage: 50 Jahre Sozialpolitik – ein einziger Irrtum. Weg damit!


Preisträger machen Schlagzeilen
Besonders beliebtes Futter für Journalisten sind Ranglisten, so genannte Rankings, in denen Städte, Länder oder Politiker bewertet werden. Den besten „Reformer des Jahres“ lobt die Initiative jährlich vor einem erlesenen Publikum aus.

Immerhin: Sozialdemokraten bekommen mal einen Trostpreis. Geehrt wird man zum Beispiel für Aussagen, wie: „Weniger Geld für Arbeitslose“ oder „Mehr Wettbewerb“ aber am liebsten: „Weniger Steuern“.

Dass die rot-grüne Bundesregierung viele Forderungen der Arbeitgeber umgesetzt hat, dass seitdem aber nichts besser wurde, sondern die Krise noch tiefer, das ficht den exklusiven Club nicht an.

Im Gegenteil: Inzwischen scheint ein Arbeitgeber-Diplom fast Bedingung zu sein, um für Wirtschafts- und Finanzpolitik überhaupt noch als Kompetenz-Team-fähig zu gelten. So wie der radikale Steuersenker Paul Kirchhof, zu dem die Bundesvorsitzende der CDU, Angela Merkel, feststellt: „Er ist nicht von ungefähr im Jahr 2003 auch zum „Reformer des Jahres“ von der Initiative neue Soziale Marktwirtschaft ausgezeichnet worden“.

Oder Peter Müller als Experte für Wirtschaft und Arbeit. Angela Merkel: „Auch im Jahr 2003 ausgezeichnet zum Ministerpräsident des Jahres.“
Zwar nur von Gnaden der Initiative. Aber Auszeichnung ist Auszeichnung, und hinterher fragt niemand danach.

Wir von [plusminus wollten es dann doch noch etwas genauer wissen - von Oswald Metzger. Der wird zwar von der Arbeitgeberlobby für Auftritte bezahlt, kann es aber gar nicht leiden, wenn man ihn darauf anspricht und reagiert unwirsch: Oswald Metzger: „Sind sie von Attac bezahlt? Ich will ihnen nur spiegeln, was sie hier machen. Also, ich finde das schon fast unverschämt.“
technicsteufel
Inventar
#273 erstellt: 05. Jun 2006, 11:48

Alumette schrieb:
...Ich erwirtschafte unserem Staat an jedem Tag den ich arbeite gute 200 Euro alleine an Mehrwertsteuer, zahle entsprechend Steuern und habe in meinem Leben noch nie irgendeinen Steuervorteil in Anspruch genommen. Ich zahle auch gerne mehr, denn ich weiss dass es notwendig ist. Und ich habe kein eigenes Haus. Es würde mich anekeln, denn mittlerweile ist das eigene Haus für mich das Markenzeichen des Proletariers geworden, der sich für etwas Besseres halten will. Solche Leute wie Du. Müllkutscher mit Mercedes, und um mich herum bricht alles zusammen. Das kann es einfach nicht sein.


Was für ein Glück für Deutschland, dass es noch Leute wie dich gibt!

Keine Steuervorteile, kein Haus und kein Mercedes?

Du tust mir leid!

Hörnschen
Ist häufiger hier
#274 erstellt: 05. Jun 2006, 12:28
das problem des mindestlohn liegt dooch klar auf der Hand:

ich beziehe es einfach mal auf eine dienstleistung:
Eine Dienstleistung die von jedem in Anspruch genommen werden muss, muss auch so günstig bleiben das sie auch für andere menschen die nur wenig verdienen also solche die "arm trotz arbeit" sind in anspruch genommen werden können.

Also wenn es einen mindestlohn gibt der finanziell für solche wirklich interessant ist wird er arbeitsplätze kosten.

ich bin eher dafür das solche leute mehr vom staat unterstüzt werden wenn sie für so wenig geld arbeiten gehen, denn so bleibt es für den Arbeitgeber bezahlbar für den kunden ebenfalls und der arbeitnehmer hat genug geld um damit die wirtschaft anzukurbeln.

IM ÜBERIGEN ZIEHE ICH DEN HUT VORALLEN DENEN DIE FÜR SO WENIG GELD ARBEITEN GEHEN DIE ZEIGEN RÜCKRAD FÜR UNSERE GESELLSCHAFT SOLCHE LEUTE SIND VORBILDER DIE SIND DEUTSCHLAND.

außerdem bin ich dafür das arbeitslose als aushilfen ohne krankengeld in der Landwirtschaft eingestellt werden, diese werden vom Landwirten pauschal mit 25% Lohnsteuer abgerechnet
und der arbeitslose darf das Geld behalten und einfach nur ausgeben (zum beispiel für hifi)
So bleiben wenigstens das Geld in deutschland es werden Mehrwertsteuer etc. bezahlt und die arbeiter aus polen bauen sich davon da nicht irgendwelche paläste die sie sich von dem hier verdienten geld wirklich leisten können![b]


[Beitrag von Hörnschen am 05. Jun 2006, 12:30 bearbeitet]
technicsteufel
Inventar
#275 erstellt: 05. Jun 2006, 13:05

Hörnschen schrieb:
... und die arbeiter aus polen bauen sich davon da nicht irgendwelche paläste die sie sich von dem hier verdienten geld wirklich leisten können![b]


Paläste habe ich bei meinen Polenreisen nie gesehen.
Da bin ich aus Deutschland anderes gewöhnt.
Und mittlerweile zahlen die Polen auch Steuern auf ihr in Deutschland verdientes Geld.
(ist vielleicht der Grund warum bei der diesjährigen Spargelernte so wenig Polen und so viele Kroaten sind)

Aber noch mal zu dem Geld was die Hartz IV Leutchen so bekommen.
Auch wenn sie als Familie nur 1600 EUR bekommen, durch Schwarzarbeit wird es leicht ein 1000er mehr.

cu
Alumette
Ist häufiger hier
#276 erstellt: 05. Jun 2006, 14:13

technicsteufel schrieb:
Keine Steuervorteile, kein Haus und kein Mercedes?


Keine Steuervorteile. Wofür? Soll ich geizig sein, wenn ich es nicht sein muss? Unser Staat braucht dringend Geld, unter anderem um endlich die Schuldenberge abzubauen die uns alle einen Teil unseres Wohlstands kosten. Und wer soll es denn geben, wenn nicht ich? Ich habe auch in schlechtesten Zeiten nichts vom Staat haben wollen, es hätte mir nicht geholfen. Selbst ist der Mann. Auch um sich aus der Sch..se zu ziehen.

Kein Haus. Kein Grund der mich bindet, keine jahrzehntelangen Verpflichtungen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie morgen noch erfüllen kann. Es gibt mir die Freiheit mich irrational zu verhalten wenn ich es will. Hätte ich vor zehn Jahren angefangen, ein Haus zu bauen, hätte ich es heute nicht mehr. Ich will so etwas nicht, es macht mich erpressbar. Und, sorry, aber solche Nachbarn wie den Ersteller dieses Thread, und dann nicht wegziehen können? Eine Strafe.

Kein Mercedes? Das habe ich nicht gesagt. Es war eine Metapher und eine Aliteration. Ein Müllkutscher mit Mercedes, untere Einkommensgruppe und Statussymbol, kenne ich einen. Halte ich für unangemessen, sorry aber sehe ich so.



Hörnschen schrieb:
Also wenn es einen mindestlohn gibt der finanziell für solche wirklich interessant ist wird er arbeitsplätze kosten.


Eben, Arbeit ist mittlerweile eine begrenzte Ressource und das Gebot der Stunde ist teilen, Leute. Es ist nicht mehr genug für alle da von dieser Arbeit. Gebt etwas ab und habt wieder Spass miteinander, ihr habt dann die Zeit dazu. Soll der seinen Teil tun, der auch das Geld zum Teil bekommt. Bekommen muss, denn es ist Euer Nachbar. Wollt Ihr dass er verhungert?


und der arbeitslose darf das Geld behalten und einfach nur ausgeben (zum beispiel für hifi)


Ich glaube, bei denen geht es eher um die Entscheidung: Kaufe ich für mein Geld zwei Brötchen beim Bäcker oder Brot für die ganze Woche im real,-. Rate, wer als erster pleite geht. Der real bestimmt nicht.


technicsteufel schrieb:
Auch wenn sie als Familie nur 1600 EUR bekommen, durch Schwarzarbeit wird es leicht ein 1000er mehr.

Schwarzarbeit ist asozial ohne Ende. Aber warum gibt es sie? Weil die, die Arbeit haben, sie nicht freiwillig hergeben. Dafür dann lieber mit riesigen Lohnnebenkosten die anderen finanzieren. Sich ein Haus bauen, was auch eine Kapitalbildung ist, neben der hohen Sparquote, und so sinnlos wie Angeln in der Badewanne. Was haben die davon? Nichts. Sicherheit fürs Alter? Klar. Mit Sicherheit Grundsteuer, Abwasserabgaben für jeden überbauten Fleck, Irgendwann mal Besitztumsabgaben, wenn das so weitergeht und der Staat noch mehr Geld braucht. Sie können es nicht mitnehmen, wenn es in die Kiste geht und wenn sie versuchen, es vorher zu Geld zu machen, werden sie feststellen, dass es nichts dafür gibt, weil alle ihre Häuser verkaufen. Die geerbten Häuser, die nur Geld fressen weil niemand eine kostendeckende Miete zahlen will. Die Häuser, die unter den Hammer kommen, weil es die Besitzer jetzt auch erwischt hat. Sie werden es verschleudern und nur einen Bruchteil wiederbekommen von dem was sie bezahlt haben. Sie sind Lemminge.


[Beitrag von Alumette am 05. Jun 2006, 14:39 bearbeitet]
technicsteufel
Inventar
#277 erstellt: 05. Jun 2006, 14:44

Alumette schrieb:
...Kein Haus. Kein Grund der mich bindet, keine jahrzehntelangen Verpflichtungen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie morgen noch erfüllen kann. Es gibt mir die Freiheit mich irrational zu verhalten wenn ich es will. Hätte ich vor zehn Jahren angefangen, ein Haus zu bauen, hätte ich es heute nicht mehr. Ich will so etwas nicht, es macht mich erpressbar. Und, sorry, aber solche Nachbarn wie den Ersteller dieses Thread, und dann nicht wegziehen können? Eine Strafe.


OK, das sind Gründe warum auch ich mein Haus verkaufen will.


Alumette schrieb:
...Es ist nicht mehr genug für alle da von dieser Arbeit. Gebt etwas ab und habt wieder Spass miteinander, ihr habt dann die Zeit dazu.


Wollte ich ja. Aber für 10 EUR/h wollte der Hartz IVer ja nicht arbeiten.
Er meinte: "da gehe ich lieber schwarz arbeiten"!


Alumette schrieb:
...denn es ist Euer Nachbar. Wollt Ihr dass er verhungert?


In meiner Umgebung ist noch keiner verhungert!
Vorher verkaufen die wohl ihre Häuser!


Alumette schrieb:
...Schwarzarbeit ist asozial ohne Ende. Aber warum gibt es sie? Weil die, die Arbeit haben, sie nicht freiwillig hergeben.


Asozial? Stimmt! Aber warum?
Und wer hat Arbeit die er teilen will oder kann?
Solange Drei die Arbeit schaffen wird doch kein Vierter eingestellt!
Noch asozialer finde ich die Gehälter von Geschäftsführern die keine kleinen Arbeiter einstellen wollen um das Geld für das eigene Gehalt einzusparen.
Unseren GF sind wir jetzt mal wieder los.
Hoffe es passiert etwas vernünftiges mit seinem Gehalt.
In meinen Abteilungen könnte ich ohne Probleme fünf weitere Leute beschäftigen.
Aber es funzt ja auch so!

Curd
Hat sich gelöscht
#278 erstellt: 05. Jun 2006, 17:55

rtjstrjsrtj schrieb:
und was haltet ihr so von dem neuen beschluss hartz IV ganz zu kürzen wenn amn nicht jede "zumutbare" arbeit annimmt?


Es ist ja heute schon möglich 90 % zu streichen.
Curd
Hat sich gelöscht
#279 erstellt: 05. Jun 2006, 18:08

Observer01 schrieb:

rtjstrjsrtj schrieb:
und was haltet ihr so von dem neuen beschluss hartz IV ganz zu kürzen wenn amn nicht jede "zumutbare" arbeit annimmt?


die Frage ist, was bedeutet in dem Zusammenhang "zumutbar"? Wenn es zB. bedeutet, daß ich für einen Hungerlohn 300 km in eine andere Stadt ziehen "darf", finde ich das nicht zumutbar.

Es wird ja immer verlangt, daß man flexibel sein soll. Dabei sehnen sich die meisten Menschen nach Unflexiblen Strukturen, wie zB. fester Wohnsitz, fester sozialer Rahmen.

Ich finde, das durch diese neue Regelung das Grundgesetz verletzt wird:

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."


Was verletzt mehr die Würde? Ein 300 km Umzug oder arbeitslos zu sein? Für seine Arbeitsstelle umzuziehen ist durchaus zumutbar - aber das ist nur meine Meinung.

Wenn Du aber den Hungerlohn meinst dann wäre es wohl auch recht schwer den Umzug zu finanzieren.

Die "zumutbare" Arbeit bezieht sich ja auch viel mehr auf die Arbeit die unter der erworbenen Qualifizierung angesiedelt ist, das ist auch nichts neues, gibt es schon einige Jahre. Und es bringt nichts.
Curd
Hat sich gelöscht
#280 erstellt: 05. Jun 2006, 18:17
[quote="bukowsky"]Stimmungsmacher der Hartz-Republik
[/quote]

Sorry buko,
aber Du liest doch nicht etwa noch irgendetwas von Jörges?

Der Typ hat sich doch so etwas von selbst demontiert - sind denn hier nur noch Kurzzeitgedächtnis-Menschen unterwegs


[Beitrag von Curd am 05. Jun 2006, 18:20 bearbeitet]
Curd
Hat sich gelöscht
#281 erstellt: 05. Jun 2006, 18:37

Observer01 schrieb:
Die einzige Möglichkeit sich dagegen zu wehren, ist sich zu organisieren.

Gruß
Andreas




Wenn ich sehe wie schnell jahrzehnte(oder noch viel länger)erkämpfte Errungenschaften im Handstreich über Bord geworfen werden ( und zwar von allen ) kann ich nur fassungslos den Kopf schütteln.

Sei es Krankenversicherung-Rentenversicherung ( beide im Kern hervorragende solidarische Versicherungen die 2 Weltkriege überstanden haben ) sei es die erkämpften Arbeitsplatzverbesserungen, Lohnfortzahlungen bei Krankheit, Arbeitszeitverkürzungen, 5 Tage Woche, ect...

Andreas, welches organisieren meinst Du?
Die Gewerkschaften? Parteien?
Curd
Hat sich gelöscht
#282 erstellt: 05. Jun 2006, 19:16

Observer01 schrieb:
Ein schönes Beispiel ist der Ärzte-Streik. Verdi hat einen vernünftigen Tarifvertrag für die Ärzte ausgehandelt. Aber die Ärzte haben die Zusammenarbeit mit Verdi gekündigt, um mit ihrer eigenen kleinen Gewerkschaft (Marburger Bund) einen speziellen nur für die Ärzte geltenden Vertrag zu verhandeln.


Im TV / NDR Hannover wurde gesagt das 400 Ärzte bei Verdi Mitglied sind in der "kleinen Gewerkschaft Marburger Bund jedoch 20.000 Ärzte. Willst Du den Ärzten verbieten eine eigene Organisation für ihre Interessen zu haben?


Observer01 schrieb:
Nur das war einigen Ärzten schon immer ein "Dorn im Auge", da diese Gruppe aufgrund ihrer früheren Stellung (50iger/60iger Jahre) und aufgrund ihres akademischen Grades immer sich als etwas besonderes ("Gott in Weiß") sehen. Und das wollen die Ärzte mit ihrer unverschämten Forderung von 30% mehr Gehalt wieder neu installieren. Denn wer mehr verdient, ist auch "mehr wert".

Und so, glaube ich, funktioniert es auch anderswo in Deutschland. Alle versuchen ihre Schäflein ins trockene zu bringen und ihre Stellung neu zu definieren. Außerdem haben viele Menschen keine Lust mehr "sozial" zu sein. Viele sind es überdrüssig; wollen keine Rente mehr zahlen am besten die gesetzliche Krankenkassen abschaffen, den Generationsvertrag aufkündigen.
Und somit geht die Schere immer weiter auf. Nur das der Wille, die Schere wieder zu verkleinern kaum noch in der Bevölkerung vorhanden ist.

Gruß
Andreas

Andreas vor ein paar Postings hast Du mir unterstellt frustriert zu sein - was glaubst Du wie Dein Posting hier auf mich wirkt

Ob die Ärzteforderung berechtigt ist weiss ich nicht - meinen Schwager hat nicht das wenige Geld sondern die 30 Stunden Schichten und das Hierachi-System aus dem Land getrieben - Du wirst besser wissen was eine Arzt Ausbildung bei uns kostet., meine Schätzung 250.000 Euro? und davon profitiert nun der Schwedische Staat. Er wird nicht suuuuuper Reich sondern nur Reich aber er hat eine geregelte 38 Std. Woche und Zeit zum fischen und im Juli wird er besucht - so kann ich mir mit meiner 4 köpfigen Familie auch den teuren Skandinavien Urlaub leisten

p.s. Er spricht ein beschissenes Schwedisch, er kommt aber hervorragend mit Englisch durch und sogar mit Deutsch Kenntnissen kommen ihm seine Patienten entgegen!
DB
Inventar
#283 erstellt: 05. Jun 2006, 19:18
Hallo,

interesant ist hier in diesem Strang zu sehen, daß die divide et impera-Politik voll aufgeht. So lange die Leute, die Arbeit haben, auf jene einschlagen, die keine haben, schaut niemand nach oben und denkt nach.

@Alumette:

Unser Staat braucht dringend Geld, unter anderem um endlich die Schuldenberge abzubauen

Nobel, nobel. Nur wozu? Es ist überhaupt nicht gewollt, daß Deutschland irgendwann einmal seine Schuldenberge abbaut, dazu braucht man nur mal die Nachrichten von vor 20 Jahren anzuschauen, die ja immer mal gezeigt werden.


Kein Haus. Kein Grund der mich bindet, keine jahrzehntelangen Verpflichtungen

Mag sein. Ein Haus nach den eigenen Vorstellungen gestaltet, auf eigenem Grund und Boden ist angenehmer als eine Mietwohnung. Aber da kann man auch anderer Meinung sein. Gut, der Threadersteller mag auf hohem Niveau jammern. Dennoch erachte ich es als zu kurz gegriffen, Leute aufgrund ihrer Ziele und Bedürfnisse zu verurteilen. Es könnte auch jahrelang Erspartes sein.

Viel schmerzlicher ist dagegen, daß man sich in Deutschland nichts mehr erarbeiten kann. Wenn man meint, ein klein wenig den Berg hinaufgekrochen zu sein, wird man (von wem wohl) wieder hinuntergeschoben.
Richtig entspannt lebt es sich in D nur, wenn man
a) keine Ansprüche an Lebensqualität und -gestaltung hat. Dann lebt es sich recht gut mit billigem Bier, Dauerfernsehen und Mikrowellenfraß oder
b) eine Menge Geld (möglichst nicht hier) hat. Dann geht es auch.
Gehört man zur finanziellen Mittelschicht, dann darf man täglich im Laufrad strampeln, um seinen Stand zu halten. Mehr ist leider nicht mehr drin.


Keine Steuervorteile. Wofür? Soll ich geizig sein, wenn ich es nicht sein muss?

So lange mir Staat/Kommunen derart unverschämt an allen Ecken und Enden in die Taschen greifen (die Gesamtlast an Steuern und Abgaben in D lag voriges Jahr bei etwa 75%), um anschließend mit den Mitteln dann herumzuschlampen, sehe ich überhaupt nicht ein, dort irgendwo auch nur eine Spur Großzügigkeit walten zu lassen.

MfG

DB
bukowsky
Inventar
#284 erstellt: 05. Jun 2006, 20:28

Hörnschen schrieb:
ich bin eher dafür das solche leute mehr vom staat unterstüzt werden wenn sie für so wenig geld arbeiten gehen, denn so bleibt es für den Arbeitgeber bezahlbar für den kunden ebenfalls und der arbeitnehmer hat genug geld um damit die wirtschaft anzukurbeln.

das Modell haut nur dort nicht hin, wo sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zugunsten von 1-Euro-Jobs und anderen Zuschuss-Stellen abgebaut wird.
bukowsky
Inventar
#285 erstellt: 05. Jun 2006, 21:00

rollo1 schrieb:

Es ist ja heute schon möglich 90 % zu streichen.

wie geht das?
Alumette
Ist häufiger hier
#286 erstellt: 05. Jun 2006, 23:38

DB schrieb:
@Alumette:

Unser Staat braucht dringend Geld, unter anderem um endlich die Schuldenberge abzubauen

Nobel, nobel. Nur wozu? Es ist überhaupt nicht gewollt, daß Deutschland irgendwann einmal seine Schuldenberge abbaut, dazu braucht man nur mal die Nachrichten von vor 20 Jahren anzuschauen, die ja immer mal gezeigt werden.


Das musst Du mir bitte erklären. Was haben die Nachrichten von vor zwanzig Jahren mit der Situation von heute zu tun? Ausser dass wir zu der Zeit eine jährliche Zinsbelastung hatten, die den Schuldenberg bereits überschrtten hatte, für den Helmut Schmidt gehen musste. Du erinnerst Dich? Das war das Wahlkampfargument von Kohl damals: Wir haben X Milliarden Schulden, Schmidt muss gehen. Kurz vor dem eigentlichen Ende der Ära Kohl hatten wir genau die X Milliarden Zinsen zu zahlen. Jedes Jahr. Dass uns so etwas als ganz natürlich und beabsichtigt verkauft werden sollte, ist doch klar.

Glaubst Du das etwa?


Mag sein. Ein Haus nach den eigenen Vorstellungen gestaltet, auf eigenem Grund und Boden ist angenehmer als eine Mietwohnung.

Steht jedem frei. Solange er das Geld dafür ohne staatliche Hilfe selbst aufbringen kann, habe ich da nichts gegen. Übel wird mir, wenn ich sehe, dass ich solchen Leuten ihren Kapitalaufbau - und nichts anderes ist es ja - auch noch über staatliche Förderung mitfinanzieren soll, und dabei die, die unser Land mit dem Geld wirklich aus der Sche!sse ziehen könnten, außen vor bleiben.


Aber da kann man auch anderer Meinung sein. Gut, der Threadersteller mag auf hohem Niveau jammern. Dennoch erachte ich es als zu kurz gegriffen, Leute aufgrund ihrer Ziele und Bedürfnisse zu verurteilen. Es könnte auch jahrelang Erspartes sein.


Von dem Gegenwert eines Hauses muss ein Hartz 4-Empfänger zwanzig Jahre leben. Das ist Irrsinn hoch drei und irgendwie erinnert mich das an die Geschichte mit Marie Antoinette.


Viel schmerzlicher ist dagegen, daß man sich in Deutschland nichts mehr erarbeiten kann. Wenn man meint, ein klein wenig den Berg hinaufgekrochen zu sein, wird man (von wem wohl) wieder hinuntergeschoben.


Von wem denn? Du sprichst in Rätseln.

Deine Behauptung, dass man sich in Deutschland nichts erarbeiten kann, ist grundsätzlich falsch. Ich kenne eine Menge Beispiele, dass es geht. Die Bedingungen sind immer noch gut. Sie wären besser, wenn das Umlaufvermögen nicht von einer Schicht von Jammerköpfen blockiert würde.


Richtig entspannt lebt es sich in D nur, wenn man
a) keine Ansprüche an Lebensqualität und -gestaltung hat. Dann lebt es sich recht gut mit billigem Bier, Dauerfernsehen und Mikrowellenfraß oder


Ich habe fast den Eindruck, Du glaubst, dem Opel-Arbeiter, den man rausgeworfen hat, weil die Produktion nach Polen verlagert wurde, damit die Polen ihre Schulden bei den Amis für ihre Kampfbomber bezahlen können, macht so ein Leben Spaß.


b) eine Menge Geld (möglichst nicht hier) hat. Dann geht es auch.


Ein Haus, Familie, Multimedia im fast fünfstelligen Bereich, Hobbies die einiges Geld kosten, man könnte fast meinen, der Themenersteller sei reich. Trotzdem jammert er und erwartet zu all dem Schmand auch noch, dass andere für ihn auf die Strasse gehen weil er selbst keinen Mumm hat.


Gehört man zur finanziellen Mittelschicht, dann darf man täglich im Laufrad strampeln, um seinen Stand zu halten. Mehr ist leider nicht mehr drin.


Dann ist die Sparquote eine Erfindung des Statistischen Bundesamts? Da haben die mich jetzt aber geschickt reingelegt.

Aber mal eine andere Frage: Wie ist denn Dein Stand? Was hast Du für ein Auto, was für eine Anlage, welche Hobbies, wieviel Geld hast Du nach Miete, Ernährung und Kleidung zur Verfügung? Wieviel mehr als 400 Euro gibst Du allein dafür schon aus?



Keine Steuervorteile. Wofür? Soll ich geizig sein, wenn ich es nicht sein muss?

So lange mir Staat/Kommunen derart unverschämt an allen Ecken und Enden in die Taschen greifen (die Gesamtlast an Steuern und Abgaben in D lag voriges Jahr bei etwa 75%), um anschließend mit den Mitteln dann herumzuschlampen, sehe ich überhaupt nicht ein, dort irgendwo auch nur eine Spur Großzügigkeit walten zu lassen.

MfG

DB


Ich habe mir keine Eigenheimzulage eingesackt. Die genau von diesen 75% an "eingesacktem" Geld bezahlt wird. Was wir alle bezahlt haben und das einigen wenigen zugute gekommen ist. Da muss ich doch sagen, dass mir meine Mitbürger unverschämt in die Tasche greifen. Und wenn sie dann nichts mehr bekommen, fangen sie an zu jammern.
Wer ein Haus will, soll sich eins kaufen, aber nicht erwarten, dass ich es ihm mitfinanziere.
Curd
Hat sich gelöscht
#287 erstellt: 06. Jun 2006, 08:43

bukowsky schrieb:

rollo1 schrieb:

Es ist ja heute schon möglich 90 % zu streichen.

wie geht das? :?


Hallo,
Quelle: Stuttgarter Zeitung
"Hier wird eine Scheindebatte geführt"
Der Sozialverband Deutschland hat die geplante Verschärfung der Hartz-IV-Vorschriften als überflüssig bezeichnet. "Die Sanktionsregelungen sind jetzt schon scharf genug", sagte Verbandspräsident Adolf Bauer der "Stuttgarter Zeitung". Schon jetzt habe die Arbeitsagentur die Möglichkeit, bei schwerwiegenden Pflichtverletzungen von Arbeitslosen deren Geld zu streichen. Bauer wies darauf hin, dass gegenwärtig bereits das Arbeitslosengeld II um 90 Prozent gekürzt werde, wenn ein Erwerbsloser das Jobangebot drei Mal ausschlage. "Hier wird eine Scheindebatte geführt", zitierte das Blatt den Verbandschef und warf der Koalition vor, mit der Androhung schärferer Sanktionen von den eigentlichen Problemen abzulenken. Die Arbeitsagenturen sollten ihre Vermittlung verstärken, anstatt Personen ohne Job zu Sündenböcken zu machen, sagte Bauer. "
bukowsky
Inventar
#288 erstellt: 06. Jun 2006, 09:01
die Argumentation ist m. E. nicht ganz sauber, gekürzt wird meines Wissens runter bis auf 30 % des ALG II, allerdings nicht für Miete und Heizung/Strom/Wasser. Angesiedelt ist ALG II bei den Arbeitsgemeinschaften [ARGEn] nicht bei den Agenturen. Neu soll die Kürzung bis auf 0 % sein, und – soweit ich es verstanden habe – auch für den Mietanteil.
Curd
Hat sich gelöscht
#289 erstellt: 06. Jun 2006, 09:49

Alumette schrieb:
Steht jedem frei. Solange er das Geld dafür ohne staatliche Hilfe selbst aufbringen kann, habe ich da nichts gegen. Übel wird mir, wenn ich sehe, dass ich solchen Leuten ihren Kapitalaufbau - und nichts anderes ist es ja - auch noch über staatliche Förderung mitfinanzieren soll, und dabei die, die unser Land mit dem Geld wirklich aus der Sche!sse ziehen könnten, außen vor bleiben.


Wer kann denn das Geld ohne Hilfe aufbringen? Ohne staatliche Hilfe und ohne Banken und Bausparpläne? Eine solche Anschaffung dürfte für die Mehrheit eine Angelegenheit von Jahrzehnten sein - IMHO die beste Anlage für das eigene Geld! Natürlich nicht irgendwo auf dem Land Wenn man allerdings die Zukunft seiner Kinder im Auge hat dann ist die beste Investition Bildung und nochmals Bildung (Kostolany)

Im europäischen Vergleich haben wir eine recht kleine Eigenheimquote - die aufzustocken wäre auch ein Wachstumsmotor.


Alumette schrieb:
Von wem denn? Du sprichst in Rätseln.

Deine Behauptung, dass man sich in Deutschland nichts erarbeiten kann, ist grundsätzlich falsch. Ich kenne eine Menge Beispiele, dass es geht. Die Bedingungen sind immer noch gut. Sie wären besser, wenn das Umlaufvermögen nicht von einer Schicht von Jammerköpfen blockiert würde.


Wenn man als 50jähriger nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit noch 10.000 Euro als Vermögen und Altersvorsorge behalten darf und sein bis dahin erarbeitetes Finanzpolster auflösen muss kann man zu dieser Behauptung kommen da sind eben die fein raus die schön konsumiert haben und sich einen Scheiss um ihr späteres Leben oder der Ausbildung ihrer Kinder kümmern.


Alumette schrieb:
Dann ist die Sparquote eine Erfindung des Statistischen Bundesamts? Da haben die mich jetzt aber geschickt reingelegt.


Ist eben Statistik! Wir haben mehr Millionäre , Milliadäre und mehr Menschen unter der von uns festgelegten Armutsgrenze. Trotzdem ist unsere Sparquote schon immer erheblich höher gewesen als bei unseren Nachbarn und erst recht höher im Vergleich zur USA [deren Wirtschaft läuft durch geliehenes Geld aus dem Ausland genauso wie bei den Chinesen]. Nach den beiden Weltkriegen ist das noch gefestigter geworden. Kann man den Menschen auch nicht verübeln. Und galt jahrzehntelang als eine Deutsche Tugend ( genauso wie die wenigen Streiktage , die popeligen Streiks momentan werden die Statistik hier auch nicht versauen )und nun soll das nicht mehr gelten? Lieber auf Pump leben?

Blödsinn! Sparen bis die Schwarte kracht! ( und zwar bei denen die sich über eine Reichensteuer kaputtlachen, anstatt das die alternativen Mineralkraftstoffe steuerfrei bleiben wird dort ein aufstrebender Markt behindert und das Kerosin für Privatflugzeuge ist immer noch steuerfrei )

Und weil ich es so gerne schreibe auch noch einmal: Wir haben kein Steuereinnahmeproblem sondern ein Ausgabeproblem.

Und ein Problem die Steuern einzutreiben! Es soll Kommunen und sogar ganze Bundesländer geben die damit für ihre Gewerbeflächen werben das sie nur eine ganz kleine Steuerfahndungsabteilung haben...
Redondo
Ist häufiger hier
#290 erstellt: 06. Jun 2006, 11:04

rollo1 schrieb:
@bukowsky und redondo
Jetzt habt ihr mich doch erwischt: Es gibt etwas was mich in unserem Land anwidert: Die steigende Anzahl der poor-worker, schöner angloamerikanischer Begriff. Vollzeitarbeiten und davon dann nicht leben und nicht sterben zu können.

Hallo Rollo !

Kleine Geschichte:
Über Pfingsten war ich im schönen Kopenhagen.
Im Hotel beim Morgenkaffee werde ich angesprochen, wie sich schnell herausstellte von einem US-Amerikaner iranischer Abstammung.
Das Gespräch war locker und nett über dies und das, ich erfuhr z.B., dass er semi-retired ist und „nur noch“ einige Vorlesungen an verschiedenen Universitäten hält.

Er hielt mich anfangs für einen Dänen.

Nachdem ich ihm sagte, dass ich Deutscher sei, kam sofort wie aus der Pistole geschossen die Frage:
„Oh, in Germany you have severe problems with unemployment, what do you think is the reason?”
Zack, kalt erwischt.
Diese Situation war mir, ehrlich gesagt, ziemlich peinlich. Ich habe mich dafür geschämt, weil:
Deutschland, Deutsche und Arbeitslosigkeit schien für ihn fast synonym zu sein.
„Do you think things will be going better with that lady?“

Was hättest Du ihm auf diese Frage geantwortet?


Observer01 schrieb:
Dieses asoziale neoliberale Gesocks macht mich langsam krank.


Hallo Andreas !
D’accord.
Und dessen unaufhörliches asoziales neoliberales Geschwätz auf allen Kanälen finde ich nur noch zum Kotzen.

rtjstrjsrtj schrieb:
und was haltet ihr so von dem neuen beschluss hartz IV ganz zu kürzen wenn amn nicht jede "zumutbare" arbeit annimmt?


Hallo rtjstrjsrtj !
Bist Du sicher, dass die permanente mediale Gehirnwäsche bei Dir nicht ihre Spuren hinterlassen hat?

Fall a: Ein Mittzwanziger hat noch nie gearbeitet, also Hartz IV.
Und ab zum Spargelstechen.

Fall b: Ein hochqualifizierter Mittfünfziger hat beispielsweise 30 Jahre hochqualifiziert gearbeitet, immer alle Steuern und sonstigen Abgaben gezahlt, hat sich ein bisschen was beiseite gelegt und wird „betriebsbedingt“ arbeitslos. Es folgt 1 Jahr ALG 1, dann, nach Vermögensprüfung und –anrechnung (=Enteignung), kommt Hartz IV, also Gleichstellung mit Fall a.
Und ab zum Spargelstechen.

Was hältst Du davon?

Observer01 schrieb:
Es wird ja immer verlangt, daß man flexibel sein soll. Dabei sehnen sich die meisten Menschen nach Unflexiblen Strukturen, wie zB. fester Wohnsitz, fester sozialer Rahmen.


Ich würde sagen, die Menschen brauchen diese unflexiblen Strukturen, wenn sie z.B. verantwortungsbewusst Kinder aufziehen wollen.
Aber das oben erwähnte Gesocks propagiert Flexibilität und Kinder.

(Ich habe jetzt bis Beitrag # 269 inklusive gelesen, folgende kurz überflogen, da scheint’s ja noch dicke zu kommen, gehirnwäschemäßig.)
Deshalb erstmal:

Grüße
Redondo


[Beitrag von Redondo am 06. Jun 2006, 11:07 bearbeitet]
Curd
Hat sich gelöscht
#291 erstellt: 06. Jun 2006, 12:11

Redondo schrieb:
...Nachdem ich ihm sagte, dass ich Deutscher sei, kam sofort wie aus der Pistole geschossen die Frage:
„Oh, in Germany you have severe problems with unemployment, what do you think is the reason?”
Zack, kalt erwischt.
Diese Situation war mir, ehrlich gesagt, ziemlich peinlich. Ich habe mich dafür geschämt, weil:
Deutschland, Deutsche und Arbeitslosigkeit schien für ihn fast synonym zu sein.
„Do you think things will be going better with that lady?“

Was hättest Du ihm auf diese Frage geantwortet?


Mit einem Ami hätte ich mich wohl über ganz andere Dinge unterhalten erst Recht wenn er iranischer Abstammung ist

Wann es denn demnächst knallt und ob wieder ein völkerrechtswidriger Krieg von der Latte gebrochen wird und warum die US Bevölkerung die Todeszahlen ihrer GI´S nicht erfahren und warum über die US-Aussenpolitik im eigenen Land weniger berichtet wird als in Europa und Guantanamo Bay und warum das Gesundheitssystem der Amis das teuererste ist und gleichzeitig nur von der Hälfte der Bevölkerung in Anspruch genommen werden kann....und und und....das wären die Fragen die bei mir "wie aus der Pistole geschossen" kämen jedenfalls würde ich mich nicht von einem Ami rethorisch in die Enge treiben lassen ( sofern meine Englischkenntnisse dies zuliessen ) dafür gibt es gar keinen Grund Und wer von Euch beiden sich dann wohl eher schämen müsste?

Die Amis mit denen ich beruflich zu tun habe riskieren da auch überhaupt keine große Lippe mehr. Nicht wegen dem Irak - das ist weit weg - sondern wegen New Orleans und dem totalen versagen der Hilfsorganisationen und dem nicht eingreifen der Nationalgarde weil die im Irak versumpft ist.

Um aber Deiner Frage nicht auszuweichen: Das Ueckermarck-Monster als Lady zu bezeichnen ist Geschmacksache - ob es mit ihr besser wird? Ein wenig mehr Zeit gebe ich ihr schon ( irgendwann wird sie ja wohl wieder in Deutschland sein )
Das sie den Chinesen nicht so offensichtlich in den Arsch gekrochen ist war zumindest ein Anflug von Geradlinigkeit ausserdem geht es da drin schon recht eng zu

Schröder hat es auch erst im zweiten Anlauf geschafft seinen Ruf und die SPD komplett zu ruinieren.

Was hast Du dem Ami geantwortet ?
crazyvolcano
Stammgast
#292 erstellt: 06. Jun 2006, 12:48
Also was ich aber viel schlimmer finde ist, das sich alle Welt nach den Amis richtet. Siehe Börse usw.. Anstatt endlich mal zu begreifen das man außerhalb des Mainstreams überleben kann. Aber nein die Konzerne sind wie die Lemminge. Einer fängt an und wenn es gut klappt folgen alle dem Trend (Outsourcing, wenig Personalbindung usw.). Woher kommen denn unsere Probleme? Aus der Arbeitslosigkeit. Aber anstatt manchen Unternehmen die staatlich hoch gefördert sind mal die Meinung zu sagen, wird denen noch weiter das Geld in Form von steuerlichen Erleichterungen in den Hintern geblasen. Alleine die Verschwendung von Steuergeldern für China oder diverse Zahlungen an die Juden aufgrund unserer Vergangenheit sind der absolute Hammer, um nur ein paar Beispiele aufzuzählen. Lieber lässt man die Bildung weiter Vergammeln und Erhöht die Steuern.
DB
Inventar
#293 erstellt: 06. Jun 2006, 14:46
Hallo,

Alumette schrieb:

Das musst Du mir bitte erklären. Was haben die Nachrichten von vor zwanzig Jahren mit der Situation von heute zu tun? Ausser dass wir zu der Zeit eine jährliche Zinsbelastung hatten, die den Schuldenberg bereits überschrtten hatte, für den Helmut Schmidt gehen musste. Du erinnerst Dich? Das war das Wahlkampfargument von Kohl damals: Wir haben X Milliarden Schulden, Schmidt muss gehen. Kurz vor dem eigentlichen Ende der Ära Kohl hatten wir genau die X Milliarden Zinsen zu zahlen. Jedes Jahr. Dass uns so etwas als ganz natürlich und beabsichtigt verkauft werden sollte, ist doch klar.

Nun, wovon leben denn die Institutionen, von denen man sich Geld leiht? Und wenn man plötzlich zu Geld kommt und einen Kredit am Stück zurückzahlen will, gibt es Fisimatenten. Warum wohl? Na siehst Du.
Über Kohl brauchen wir kein Wort zu reden, nur geht der Betrug am Wähler munter weiter.
Viel schlimmer noch, ein System, welches von Bismarck eingeführt wurde, zwei Weltkriege, Inflation usw. überstanden hat, wird heutzutage von sich selbst "christlich", "demokratisch" oder "sozial" nennenden Marionetten der Versicherungen und Banken mit leichter Hand über Bord geworfen.




Steht jedem frei. Solange er das Geld dafür ohne staatliche Hilfe selbst aufbringen kann, habe ich da nichts gegen. Übel wird mir, wenn ich sehe, dass ich solchen Leuten ihren Kapitalaufbau - und nichts anderes ist es ja - auch noch über staatliche Förderung mitfinanzieren soll, und dabei die, die unser Land mit dem Geld wirklich aus der Sche!sse ziehen könnten, außen vor bleiben.

Nun, ein wenig maßvolle Förderung ist besser, als irgendwann teure Miete finanzieren zu müssen.



Von dem Gegenwert eines Hauses muss ein Hartz 4-Empfänger zwanzig Jahre leben. Das ist Irrsinn hoch drei und irgendwie erinnert mich das an die Geschichte mit Marie Antoinette.

Ein Haus bezahlt sich auch nicht von allein. Auch dafür muß lange gespart und auch abgezahlt werden, mit dem Vorteil, dann was Eigenes zu haben.


Von wem denn? Du sprichst in Rätseln.

Nun, von wem wird denn die Steuer- und Abgabenschraube immer enger gedreht? Sparen hilft auch nicht weiter:
Z.B. Energie. Dann geht es ruck-zuck, bekommt man einen höheren Grundtarif.
Oder Wasser. Wozu Regenwasser bezahlen, wenn es die Wasserwerke brauchen, um damit ihre Rohrleitungen zu spülen? Weshalb bekomme ich dann von denen kein Geld? Wir haben für Trinkwasser einen Brunnen, das Brauchwasser kommt mittels Widder aus einem Bach. Wozu Zwangsanschluß ans Wassernetz mit Zwangsgrundgebühr?



Deine Behauptung, dass man sich in Deutschland nichts erarbeiten kann, ist grundsätzlich falsch. Ich kenne eine Menge Beispiele, dass es geht. Die Bedingungen sind immer noch gut. Sie wären besser, wenn das Umlaufvermögen nicht von einer Schicht von Jammerköpfen blockiert würde.


Schön wäre es. Schau Dir mal an, was 1980 z.B. ein Ford Granada gekostet hat. So, und jetzt schau Dir mal an, was 2006 eine Sardinendose der Kompaktklasse kostet.
Auto mit Euro1-GKat für teuer Geld gekauft? Selber schuld, schnell mal Kfz-Steuer erhöht!
Merkwürdigerweise war vor der Euroumstellung der Einkaufswagen für 100,-DM auch weitaus besser gefüllt als heute für 50,-€.
So, und schlußendlich backen wir mal größere Brötchen: schau Dir doch mal die soziale Mobilität in D an. Die ist nicht Null, aber Wanderungsbewegungen sind nur noch als Abstieg feststellbar.


Ich habe fast den Eindruck, Du glaubst, dem Opel-Arbeiter, den man rausgeworfen hat, weil die Produktion nach Polen verlagert wurde

Ich schrieb doch ausdrücklich, wenn man keine höheren Ansprüche an sein Leben hat als Zigaretten und Bier.



Aber mal eine andere Frage: Wie ist denn Dein Stand? Was hast Du für ein Auto, was für eine Anlage, welche Hobbies, wieviel Geld hast Du nach Miete, Ernährung und Kleidung zur Verfügung? Wieviel mehr als 400 Euro gibst Du allein dafür schon aus?


Nun, ich wüßte ehrlich gesagt nicht, was mein persönlicher Stand mit diesen Feststellungen zu tun hätte. Mein Auto ist 18 Jahre alt und meine Stereoanlage wird nachstes Jahr 40.

MfG

DB
Redondo
Ist häufiger hier
#294 erstellt: 06. Jun 2006, 14:53

rollo1 schrieb:
Mit einem Ami hätte ich mich wohl über ganz andere Dinge unterhalten erst Recht wenn er iranischer Abstammung ist


Hört sich an wie: dem hätte ich ganz andere Dinge um seine Ohren hauen sollen.
Ohne genaueres zu wissen, gehe ich erstmal von einem amerikanischem Normalbürger aus, dem wahrscheinlich auch einiges an seiner Regierungspolitik nicht paßt.
Diesem dann gleich Hiroshima, Nagasaki, Vietnam, Unterstützung der Taliban, Unterstützung von Saddam Hussein, Krieg gegen Jugoslawien... etc.etc. unter die Nase zu reiben...
Ich mag es, wenn man irgendwo Leute von irgendwoher trifft und denen einfach mal ein wenig zuhört, anstatt gleich kontrovers zu diskutieren.
Nach meiner Erfahrung bekommt dann mehr zu hören, als wenn man gleich in Stellung geht.
Hat sich bei meinen diversen Reisen so erwiesen.

Und in diesem Fall fand ich es mitteilungswert, daß ihm beim Thema "Deutschland" direkt die Arbeitslosigkeit einfiel.

rollo1 schrieb:
Schröder hat es auch erst im zweiten Anlauf geschafft seinen Ruf und die SPD komplett zu ruinieren.

Habe ich irgendetwas übersehen? Mir ist momentan nicht geläufig, was dieser Herr im ersten Anlauf geschafft haben sollte.

rollo1 schrieb:
Was hast Du dem Ami geantwortet ? ;)

"No."


[Beitrag von Redondo am 06. Jun 2006, 15:09 bearbeitet]
Redondo
Ist häufiger hier
#295 erstellt: 06. Jun 2006, 15:59

Alumette schrieb:
ich habe mir erspart, diesen Thread durchzulesen, denn ich bin mit sicher, dass mir dabei das Kotzen kommen würde. Wenn ich Dein Pamphlet lese, frage ich mich, wo ich denn lebe.


Könntest Du Deine Meinung vielleicht einmal etwas kürzer zusammengefasst kundtun?


Alumette schrieb:
Das steht etwas von Pioneer VSX 1015 S, 'Der weltweit erste nach THX Select2 zertifizierte Mehrkanal-Receiver' mit 7.1. Der kostet mal locker 700 Euro. Lege ich noch mal 2000 Euro für die passenden Lautsprecher drauf.
Dann steht da Pioneer DV 737 HIFI DVD Player UVP 1100 Euro
Dann noch ein Pansonic PTAE100 Beamer für 1350 Euro
Und ein Philips 32PW9617 im Fachhandel um 2000 Euro


Ich habe völlig unelitär einen Verstärker für Euro 400. Dafür könnte ein Kind in Afrika 400 Tage überleben. War's das, was Du meinst?

Alumette schrieb:
Deinen Formulierungen entnehme ich, dass Du nicht zur Bildungselite gehörst, deshalb erkläre ich es Dir in einfachen Worten.

...

Die, die zur Elite gehören, haben es schon längst begriffen. Sie geben freiwillig und kämpfen mit ihrem Gewissen.


Oh yeah, Michael Schumacher (Mitglied der Bildungselite) könnte (nach Deiner Logik) den ganzen Kontinent retten...
Ich gehe davon aus, dass Du an ihn bereits (erfolglos ?) appelliert hast.
Er zieht wohl doch lieber die Gewissensbisse vor, wie auch die andere Eliten:

Ackermann, Esser, Bangemann, etc. geben freiwillig und kämpfen mit ihren Gewissen.

Lachhaft, Meister Alumette.
Alumette
Ist häufiger hier
#296 erstellt: 06. Jun 2006, 15:59

rollo1 schrieb:
Wer kann denn das Geld ohne Hilfe aufbringen? Ohne staatliche Hilfe und ohne Banken und Bausparpläne? Eine solche Anschaffung dürfte für die Mehrheit eine Angelegenheit von Jahrzehnten sein - IMHO die beste Anlage für das eigene Geld! Natürlich nicht irgendwo auf dem Land

Gerne, bau wo Du willst. Aber Du schreibst ja selbst "Anlage fürs eigene Geld" Also ist staatliche Hilfe ein Zuschuss für Deinen Kapitalaufbau, ich habe keine Lust Deinen Kapitalaufbau mit zu bezahlen. Wenn Du das erwartest, muss ich Dich in die gleiche Ecke stellen, wie den Ersteller dieses Thread. Mein Geld soll woandershin.


Wenn man allerdings die Zukunft seiner Kinder im Auge hat dann ist die beste Investition Bildung und nochmals Bildung (Kostolany)


Nämlich hierhin soll mein Geld, denn wir schaffen uns gerade eine erste Generation von Analfabeten, die zwar jede Waffe aus dem zweiten Weltkrieg aus der Simulation kennen, aber nicht wissen, wann und warum der war. Deren Lebenschancen kann man sich ausmalen, und ich warte mit Grausen darauf, dass die sich ihren Anteil am Lebensglück holen. Zum Beispiel bei den Hausbesitzern. Eine Handfeuerwaffe kriegt man auf dem Schwarzmarkt für eine Handvoll Euros...

Viel Spass mit denen.


Und weil ich es so gerne schreibe auch noch einmal: Wir haben kein Steuereinnahmeproblem sondern ein Ausgabeproblem.


Da stimme ich Dir zu, solange es denen geschenkt wird, die sowieso schon alles haben, wird sich der Konsum auch nicht erhöhen und Deutschland wird weiterhin mit einem armseligen Binnenmarkt herumdümpeln. Es werden mehr und mehr Unternehmen zumachen, dummerweise die, die national orientiert sind. Es werden die Großen in die Lücken streben. Die, die es sich leisten können, mit ihrer wirtschaftlichen Macht den Staat zu erpressen und Ihr alle werdet noch mehr zu jammern haben.
Ich bin wirklich froh, dass ich mich da herausziehen kann und meinen eigenen Kram machen kann.



DB schrieb:
Viel schlimmer noch, ein System, welches von Bismarck eingeführt wurde, zwei Weltkriege, Inflation usw. überstanden hat, wird heutzutage von sich selbst "christlich", "demokratisch" oder "sozial" nennenden Marionetten der Versicherungen und Banken mit leichter Hand über Bord geworfen.


The times they are a'changing...

Also Du hättest jetzt immer noch gerne den Zunder und den Flint, um Dir eine Zigarette anzuzünden? Hat ja durch die gesamte Steinzeit hindurch gut funktioniert. Also ich vertraue da lieber auf ein gutes Stück französischer Handwerkskunst aus diesem Jahrtausend.

Aber um es mal in wirklich klaren Worten zu sagen:

ALLE SYSTEME, DIE SICH AUF WACHSTUM VERLASSEN, HABEN SICH DURCH DIE ENTWICKLUNG ÜBERLEBT. ES KANN KEIN WACHSTUM MEHR GEBEN, DENN WIR SIND BEREITS SEIT JAHREN AM ENDE DES WACHSTUMS ANGEKOMMEN. WIR KÖNNENN NICHT MEHR WEITERWACHSEN. WAS AN DER EINEN STELLE EIN WACHSTUM IST, BEDEUTET AN EINER ANDEREN STELLE RÜCKGANG.


Nun, ein wenig maßvolle Förderung ist besser, als irgendwann teure Miete finanzieren zu müssen.


Der soziale Wohnungsbau verschwindet zur Zeit. Auch eine Folge userer Misere. Beispiel Viterra -> Annington, GAGFAH / NILEG -> Fortress Investment Group.
Es ist zynisch, deutscher Grund und Boden wird bald die Renten amerikanischer Investoren bezahlen und wir sind nicht in der Lage, unsere eigenen Dinge zu regeln.

Bitter, bitter, bitter. Aber letztendlich nicht zu verhindern, solange wir eine Gesellschaft individueller Pfründe-Absicherer sind.


Ein Haus bezahlt sich auch nicht von allein. Auch dafür muß lange gespart und auch abgezahlt werden, mit dem Vorteil, dann was Eigenes zu haben.


Warum also soll die Gesellschaft dann aber etwas dazutun, wenn es am Ende doch etwas Eigenes ist? Andere haben es doch viel nötiger. Und das fließt unmittelbar wieder zurück, denn Bedürfnisse, die nahe an der Bedarfsgrenze liegen, sind relativ schnell und ohne viel Sparen erfüllbar. Ein zweites Paar Schuhe, das Brötchen am Sonntagmorgen sind doch Dinge, die weder die Banken (durch Kredite) reich machen, noch die internationalen Konzerne fördern.


Merkwürdigerweise war vor der Euroumstellung der Einkaufswagen für 100,-DM auch weitaus besser gefüllt als heute für 50,-€.


Ich habe mich jahrzehnte immer wieder gefragt, warum das Essen in Frankreich so teuer ist, in Holland teilweise auch, jetzt kommt der Euro und es harmonisiert sich. Haben wir Jahrzehntelang zu gut gelebt?


Schön wäre es. Schau Dir mal an, was 1980 z.B. ein Ford Granada gekostet hat. So, und jetzt schau Dir mal an, was 2006 eine Sardinendose der Kompaktklasse kostet.
Auto mit Euro1-GKat für teuer Geld gekauft? Selber schuld, schnell mal Kfz-Steuer erhöht!


Also die Neupreise von Pkw kenne ich nicht, weil ich noch nie einen Neuwagen gekauft habe. Das Jüngste Auto das ich je hatte, war ein drei Jahre alter italienischer Kleinwagen. Der lag umgerechnet bei 6000 Euro.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Dinger so viel kosten, wie die Klientel bereit und fähig ist, dafür zu bezahlen. Ganz unabhängig von Herstellungspreis. Ist glaube das ich ein Element der freien Marktwirtschaft.

Wenn ich es aber mal wirklich vergleiche, dann hatte der Granada einen Vergasermotor, kein ABS/ASR, keine Klimaanlage, kein dies und kein das. Hätte man das alles dazugekauft, wäre er bestimmt eine Ecke teurer gewesen.
Gab es damals schon Airbags?

Egal. Ich vergleiche dann mal das Einkommen eines ausser Tarif bezahlten leitenden Angestellten, meines Vaters, in der Zeit des Granada mit dem, was der Schaffner in der Bahn bekommt, mit dem ich neulich geredet habe. Also ein Schaffner von heute, knapp unter dreissig, mit Frau und einem Kind bekommt mehr als ein Abteilungsleiter (45) mit Personalverantwortung und Familie mit drei Kindern vor 25 Jahren. Und die Aufgabe dieses Schaffners ist das Kontrollieren von Fahrkarte, Wahnsinnig kompliziert und sehr verantworungsvoll.

Nur, was willst Du mir jetzt damit sagen?

Ich würde vorschlagen, wir diskutieren mal meine Kernthese, nämlich dass die Menge an Arbeit sich durch die Entwicklung erheblich reduziert hat, und es dringend notwendig ist, das was übrig ist, gerecht zu verteilen.

Ich halte das für weit sinnvoller, als darüber zu streiten, ob mein Abwasser jetzt eine Last oder ein Segen für die Stadtwerke ist oder warum der Chef von Technicsteufel nun indirekt vier Leute bezahlt, aber für das Geld nur drei bekommt weil der Vierte zu hause sitzt und Däumchen drehen muss. Dass dann die Drei die Arbeit von vier machen ist bitter, aber daran wird sich nichts ändern, solange bei der Verteilung der Arbeit ein großer Teil unserer Bevölkerung einfach nicht berücksichtigt wird.
DB
Inventar
#297 erstellt: 06. Jun 2006, 16:17
@Alumette:

Ich würde vorschlagen, wir diskutieren mal meine Kernthese, nämlich dass die Menge an Arbeit sich durch die Entwicklung erheblich reduziert hat, und es dringend notwendig ist, das was übrig ist, gerecht zu verteilen.


Und, hast Du eine Vorstellung, wie das gehen soll? Wieder Vollbeschäftigung zu erreichen ist nicht möglich, außer man nimmt die Technologie aus der Produktion.
Redondo sprach es schon an, ich wüßte keine "Eliten", die das Thema Arbeitszeit wirklich angehen würden, schon gar nicht jene, die uns in den Medien als "Eliten" präsentiert werden. Die brocken uns nämlich genau die Probleme ein, mit denen wir jetzt zu kämpfen haben.
Wenn ich mich nicht irre, war es eine der ersten schröderschen Amtshandlungen, die Besteuerung von Firmenverkäufen zu senken oder ganz abzuschaffen. Nun, wo die berufsmäßigen Firmenfledderer da sind und alles zerlegen, was nicht niet- und nagelfest ist, schimpft Münteirgendwas auf die Heuschrecken, die sein Parteikumpan erst losließ. Tja, wenn man sich zur Marine meldet, muß man eben auch damit rechnen, auf einem Boot zu landen.

Also was stellst Du Dir vor, was soll jeder Einzelne, der noch Arbeit hat, tun?

MfG

DB
Observer01
Inventar
#298 erstellt: 06. Jun 2006, 16:27

rollo1 schrieb:

Observer01 schrieb:
Ein schönes Beispiel ist der Ärzte-Streik. Verdi hat einen vernünftigen Tarifvertrag für die Ärzte ausgehandelt. Aber die Ärzte haben die Zusammenarbeit mit Verdi gekündigt, um mit ihrer eigenen kleinen Gewerkschaft (Marburger Bund) einen speziellen nur für die Ärzte geltenden Vertrag zu verhandeln.


Im TV / NDR Hannover wurde gesagt das 400 Ärzte bei Verdi Mitglied sind in der "kleinen Gewerkschaft Marburger Bund jedoch 20.000 Ärzte. Willst Du den Ärzten verbieten eine eigene Organisation für ihre Interessen zu haben?


Observer01 schrieb:
Nur das war einigen Ärzten schon immer ein "Dorn im Auge", da diese Gruppe aufgrund ihrer früheren Stellung (50iger/60iger Jahre) und aufgrund ihres akademischen Grades immer sich als etwas besonderes ("Gott in Weiß") sehen. Und das wollen die Ärzte mit ihrer unverschämten Forderung von 30% mehr Gehalt wieder neu installieren. Denn wer mehr verdient, ist auch "mehr wert".

Und so, glaube ich, funktioniert es auch anderswo in Deutschland. Alle versuchen ihre Schäflein ins trockene zu bringen und ihre Stellung neu zu definieren. Außerdem haben viele Menschen keine Lust mehr "sozial" zu sein. Viele sind es überdrüssig; wollen keine Rente mehr zahlen am besten die gesetzliche Krankenkassen abschaffen, den Generationsvertrag aufkündigen.
Und somit geht die Schere immer weiter auf. Nur das der Wille, die Schere wieder zu verkleinern kaum noch in der Bevölkerung vorhanden ist.

Gruß
Andreas

Andreas vor ein paar Postings hast Du mir unterstellt frustriert zu sein - was glaubst Du wie Dein Posting hier auf mich wirkt

Ob die Ärzteforderung berechtigt ist weiss ich nicht - meinen Schwager hat nicht das wenige Geld sondern die 30 Stunden Schichten und das Hierachi-System aus dem Land getrieben - Du wirst besser wissen was eine Arzt Ausbildung bei uns kostet., meine Schätzung 250.000 Euro? und davon profitiert nun der Schwedische Staat. Er wird nicht suuuuuper Reich sondern nur Reich aber er hat eine geregelte 38 Std. Woche und Zeit zum fischen und im Juli wird er besucht - so kann ich mir mit meiner 4 köpfigen Familie auch den teuren Skandinavien Urlaub leisten

p.s. Er spricht ein beschissenes Schwedisch, er kommt aber hervorragend mit Englisch durch und sogar mit Deutsch Kenntnissen kommen ihm seine Patienten entgegen!


die Ärzte sind Angestellte genau so wie andere Besrufsgruppen im Krankenhaus. Das ganze Funktioniert nur über eine gleichberechtigte Zusammenarbeit. So war es bisher. Bisher verhandelte der Marburger Bund mit Verdi zusammen für die Ärzte (öffentlicher Dienst).
Aber das hat der Marburger Bund aufgekündigt, um einen eigenen Weg zu gehen und sich vom restlichen "Fußvolk" abzugrenzen. Das hat nichts mit Frust zu tuen, daß ist Realität.
Die Angestellten im öffentlichen Dienst haben versucht mit ihrem Streik den momentanen Zustand zu halten. Die Ärzte hingegen fordern 30% mehr. Wofür bitteschön? Natürlich sind die Bedingungen nicht besonders gut, aber die Bedingungen sind für zB. eine Krankenschwester im Schichtdienst auf einer Intensivstation alles andere als angenehm (Normalerweise hätte die Krankenschwester die 30% verdient).

Gruß
Andreas
Observer01
Inventar
#299 erstellt: 06. Jun 2006, 16:45

rollo1 schrieb:

Observer01 schrieb:
Die einzige Möglichkeit sich dagegen zu wehren, ist sich zu organisieren.





Andreas, welches organisieren meinst Du?
Die Gewerkschaften? Parteien?


Nach dem Merkel Bundeskanzlerin geworden ist, bin ich in die Gewerkschaft eingetreten. Ich bin da nicht ständig aktiv, zahle aber meine Beiträge und habe auch gestreikt.

Gewerkschaften sind nur leider sehr unflexibel.

Unter organisieren meine ich sowas wie eine soziale "Bürgergruppe" unabhängig von Parteiprogramme und unbeeinflussbar von der Wirtschaft. Sozusagen eine Überwachungsinstanz ("Bürger-Uno-Rat") für die Politik und Wirtschaft.
Ist jetzt nur grob angedacht. Müßte man natürlich noch feiner ausarbeiten...

Gruß
Andreas
Alumette
Ist häufiger hier
#300 erstellt: 06. Jun 2006, 16:49
Ganz speziell nur @ Redondo


Redondo schrieb:

Alumette schrieb:
ich habe mir erspart, diesen Thread durchzulesen, denn ich bin mit sicher, dass mir dabei das Kotzen kommen würde. Wenn ich Dein Pamphlet lese, frage ich mich, wo ich denn lebe.


Könntest Du Deine Meinung vielleicht einmal etwas kürzer zusammengefasst kundtun?


Ja, kann ich. Aus meiner Sicht ist die Jammerei des Themenerstellers, auf dem Niveau auf dem er sich befindet, hochgradig asozial.



Alumette schrieb:
Deinen Formulierungen entnehme ich, dass Du nicht zur Bildungselite gehörst, deshalb erkläre ich es Dir in einfachen Worten.

...

Die, die zur Elite gehören, haben es schon längst begriffen. Sie geben freiwillig und kämpfen mit ihrem Gewissen.


Oh yeah, Michael Schumacher (Mitglied der Bildungselite) könnte (nach Deiner Logik) den ganzen Kontinent retten...
Ich gehe davon aus, dass Du an ihn bereits (erfolglos ?) appelliert hast.
Er zieht wohl doch lieber die Gewissensbisse vor, wie auch die andere Eliten:

Ackermann, Esser, Bangemann, etc. geben freiwillig und kämpfen mit ihren Gewissen.

Lachhaft, Meister Alumette.


Nun, lache ruhig, es wird Dir irgendwann im Halse steckenbleiben. Egal.

Auch bei denen die an den Schaltstellen der Macht sitzen gibt es solche und solche. Zu den Politikern habe ich mich bereits geäußert, keine weiterer Kommentar.

Zu Esser ein kleiner Treppenwitz der Geschichte:

de.wikipedia.org schrieb:
Hartmut Esser (*21.12.1943 in Elend, Harz)


Zu Dir: Werde doch Redakteur der TAZ, der Bildzeitung der Unterprivilegierten. Das Rüstzeug hast Du.

Und noch einmal, auch wenn es unter 100 Schafen zwei schwarze Schafe gibt, wäre es unangemessen, die ganze Herde dafür zu schlachten.

Meister Redondo, meine berufliche Tätigkeit bringt mich - der ich ein ganz normaler Mensch bin - in die unmittelbare Nähe dieser Menschen. Ich rede mit ihnen auch privat, scherze und lache mit ihnen. Ich arbeite mit ihnen. Wir reden über solche Themen wie dies hier und ich kann nicht sagen, dass ihre Ansichten sich von meinen sehr stark unterscheiden. Es gibt einen Unterschied. Während meine Gedanken dort bedacht und diskutiert werden, gibt es hier eine Menge Leute, die sie belächeln. Du gehörst dazu. Dort wie hier stecken die Menschen in Situationen und Sachzwängen, die ihnen ein bestimmtes Handeln aufdrängen. Nur der massive Unterschied ist, dass dort die Menschen ihre Entscheidungen unter anderem auch abhängig machen von den Auswirkungen auf das Gemeinwohl. Das erkenne ich hier nicht. Es ist sicherlich auch für einen Manager in der obersten Etage nicht einfach, eine Entscheidung in die Lebensplanung einzubringen, die den Verzicht auf mehrere Millionen bedeutet. Hier jedoch will niemand auch nur auf einen Cent verzichten. Das finde ich zum Kotzen.

Hier wird nur gejammert, der eine hat hier einen Cent zu bezahlen, dessen Notwendigkeit er nicht einsieht, der andere dort. Dass diese Jammerei und all die Diskussion nichts nützt sieht hier keiner.

Es geht doch darum, die Gründe zu erkennen, und darauf folgerichtig zu reagieren, nicht darum, an den Symptomen herumzukurieren. Das machen unsere Politiker schon seit Jahren ohne Erfolg.
Curd
Hat sich gelöscht
#301 erstellt: 06. Jun 2006, 17:05

Redondo schrieb:

rollo1 schrieb:
Mit einem Ami hätte ich mich wohl über ganz andere Dinge unterhalten erst Recht wenn er iranischer Abstammung ist


Hört sich an wie: dem hätte ich ganz andere Dinge um seine Ohren hauen sollen.
Ohne genaueres zu wissen, gehe ich erstmal von einem amerikanischem Normalbürger aus, dem wahrscheinlich auch einiges an seiner Regierungspolitik nicht paßt.
Diesem dann gleich Hiroshima, Nagasaki, Vietnam, Unterstützung der Taliban, Unterstützung von Saddam Hussein, Krieg gegen Jugoslawien... etc.etc. unter die Nase zu reiben...
Ich mag es, wenn man irgendwo Leute von irgendwoher trifft und denen einfach mal ein wenig zuhört, anstatt gleich kontrovers zu diskutieren.
Nach meiner Erfahrung bekommt dann mehr zu hören, als wenn man gleich in Stellung geht.
Hat sich bei meinen diversen Reisen so erwiesen.

Und in diesem Fall fand ich es mitteilungswert, daß ihm beim Thema "Deutschland" direkt die Arbeitslosigkeit einfiel.


Da hast Du sicherlich Recht - es klang für mich auch so das er eher ein bissel weltfremd ist. Und wenn ihm bei Deutschland als erstes Arbeitslosikkeit einfällt sorry dann muss ich sagen das mir als erstes bei der USA die Wörter völkerrechtswidriger Krieg einfällt und das ist doch meiner Meinung nach eher diskutabel Das war früher einmal anders Dann sind solche Gespräche aber meistens schnell beendet Aber ich gehe auch davon aus das ihr über die Atom-Iran Frage gesprochen habt und nicht nur über die Lady...



Redondo schrieb:
Habe ich irgendetwas übersehen? Mir ist momentan nicht geläufig, was dieser Herr im ersten Anlauf geschafft haben sollte.


Er hat es geschafft wiedergewählt zu werden nur das zählt für einen Berufspolitiker. und bei der letzten Wahl kam der Kirchhoff gerade noch rechtzeitig um der SPD das mitregieren zu ermöglichen...
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