Endstufe Yamaha M-85 rechts zu leise

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HAL3000
Inventar

#1 erstellt: 24. Aug 2020, 12:57

Hallo zusammen,

seit dem WE macht meine bis dato treue Endstufe M-85 Probleme: der rechte Kanal funktioniert zwar, ist aber deutlich leiser als links, und auch gefühlt etwas "dünner" im Klang. Vorverstärker (C-85) sowie die Verkabelung konnte ich bereits sicher ausschliessen, der Fehler bleibt auch auf dem rechten Kanal, wenn ich L & R mit dem Cinch- Anschluss vertausche. Die Quelle am VV hat keinerlei Einfluss auf den genannten Fehler und via Kopfhörer ist auch alles ok von dort. Störgeräusche wie Brummen oder Rauschen etc. ist keines drauf.

Was könnte die Ursache sein bzw. wo kann ich am ehesten auf Fehlersuche gehen? Service Manual ist vorhanden.

Danke vorab für die Mühe & viele Grüsse

Mechwerkandi
Inventar

#2 erstellt: 24. Aug 2020, 13:53

Endstufen-Relais checken auf Kontaktwiderstände.

Reference_100_Mk_II
Inventar

#3 erstellt: 24. Aug 2020, 13:56

Wackelkontakt an den Endstufen- sowie Lautsprecherterminals?
Oxidierte Leiter?

HAL3000
Inventar

#4 erstellt: 24. Aug 2020, 14:01

Das mit den Relais werde ich mal überprüfen.
Einen Wackelkontakt kann ich soweit ausschliessen, es sind 2 LS-Paare angeschlossen, das Signal fehlt an beiden rechten LS. Auch die rote VU- Anzeige ist rechts deutlich niedriger als links. Läge es am LS- Anschluss, sollte sich dies nicht auf die besagte Anzeige auswirken können.

oldiefan1
Inventar

#5 erstellt: 25. Aug 2020, 23:01

1. Spannungen an den Doppel-FETs der Differenzverstärker beider Kanäle vergleichen.

2. Mit Oszi Signal-Amplitude an den Basen von
T130
T117
T119
T109
mit anderem gesunden Kanal vergleichen.

Dort wo der Amplitudenunterschied auftaucht, in der Peripherie alle Spannungen mit denen des gesunden Kanals vergleichen.

Nach meiner Erfahrung zusätzlich:
Elkos C111, C112 trocken und/oder Feinschluss, erneuern
Ätzende Klebemasse entfernen um C111 und C112
Kleinelkos auf Hauptplatine erneuern
R151 prüfen, ggf. ersetzen
R188 prüfen, ggf. ersetzen

Gruß
Reinhard

[Beitrag von oldiefan1 am 25. Aug 2020, 23:15 bearbeitet]

HAL3000
Inventar

#6 erstellt: 26. Aug 2020, 08:01

Nachdem ich die Endstufe nun geöffnet habe (noch nichts daran getan, nichts gemessen etc., da wollte ich jetzt erst tun) schaltet das Gerät nun direkt auf "Protection" mit der roten LED vorn. Die LS werden nicht mehr freigegeben.
Ich fürchte, es hat sich mit dem zunächst leiseren Kanal etwas größeres angebahnt...

Vllt noch zur Quellenverortung: Die VU- Anzeige zeigte auf dem leiseren Kanal auch deutlich weniger Ausschlag, als auf dem "gesunden" Kanal.

Was ich noch sehen konnte: auf der unten liegenden Hauptplatine mit den 2 dicken Elkos C162/163 1000uF 100V sind in einem Umkreis von mehreren cm div. Bauteile (Widerstände etc) von einer dicken, steinharten, bräunlichen Schicht überzogen, ja förmlich darin "ertrunken". Das Zeug ist irgendwie kristallin, wenn man es versucht, abzukratzen. Es brechen dann so kleinere Stücken ab.
Wie Klebstoff sieht das ganz und gar nicht aus, schon gar nicht in diesen Mengen. Ausgebeult sind die C`s auf den ersten Blick auch nicht, aber ich hätte gesagt, dass einer von denen geplatzt ist und die "harte Pampe" drumherum Elektrolyt ist...

@ Reinhard: Danke für deine ausführlichen Erläuterungen, die ich angehen werde, wenn die Ursache für obige Dekontaminierung von Platine und Bauteilen gefunden wurde.

oldiefan1
Inventar

#7 erstellt: 26. Aug 2020, 17:58

Du meinst Kontaminierung...Nein, es ist kein Elektrolyt. DAS genau ist der ätzende Kleber (verhärtete, versprödete Chlorkautschkmasse), den Yamaha da grosszügig draufgepampt hat, damit die Elkos beim Wellenlöten nicht aus der Platine rutschen. Der muss entfernt werden. das ist sehr mühsam. Den haben dort alle Yamahas der M-Serien. Darunter sind an den Bauteilen häufig die Anschlüsse durchgefressen, müssen neu. Elektrolyt, auch festgetrockneter, ist niemals hart sondern weich, allenfalls pulverig. Glaub es mir, ich habe schon mehrere Yamahas dieser Sorte repariert.

Alle Deine Beobachtungen habe ich einbezogen. Die Quellenverortung habe ich ja gemacht und Dir den Leitfaden gegeben, wie man vorgeht. Zusätzlich kommen jetzt bei "Endstufe auf Protection" noch das Durchmessen aller Transistoren, besonders der Leistungstransistoren, des betroffenen Kanals dazu. Das muss Priorität haben. Erst wenn die Endstufe nicht mehr auf Protection geht, kannst Du Dich dem "zu leise" Fehler wieder zuwenden, sollte er danach noch weiterbestehen.

Die Reparatur einer M-85 ist durchaus anspruchsvoll. Da solltest für Dich realistisch abschätzen, was Du Dir zutrauen willst/kannst.

Gruß
Reinhard

[Beitrag von oldiefan1 am 27. Aug 2020, 02:45 bearbeitet]

HAL3000
Inventar

#8 erstellt: 27. Aug 2020, 17:52

Natürlich meinte ich Kontaminierung

Gut, das mit dem Kleber hätte ich so nicht erwartet. Ich meine, dass der sich ausbreitet auf der Platine ist ja durchaus normal, aber dass der quasi die gesamte Umgebung ertränkt, ist neu für mich.
Und ja, dann werd ich zunächst die Transistoren durchmessen - der Protection- Fehler muss natürlich zuerst behoben werden.
Ich werde sehen, wie weit ich komme. Ein Oszilloskop und anderes Messequipment ist jedenfalls vorhanden.

oldiefan1
Inventar

#9 erstellt: 27. Aug 2020, 18:10

Und denke daran, dass auch defekte Lötstellen oder ein defekter Doppel-FET (beides nicht selten bei diesen Yamahas) Gleichspannung auf einem Ausgang bewirken kann und so Protection auslöst. Es muss nicht unbedingt ein Endtransistor defekt sein - kann aber.

Gruß
Reinhard

rholten
Stammgast