Vorläufiges Ende einer Boxensuche

So, liebes Forum

Nachdem ich im Frühjahr Eure Hilfe bei der Suche von Kompaktboxen in Anspruch genommen habe und nun einige unvorhergesehene finanzielle Rückschlägen verdaut sind, hier der vorläufige (?) Abschlussbericht:

Die Ausgangslage war die, dass wir nach einem Umzug in eine Altbauwohnung zwei „Wohn“-zimmer haben, die mit einer Doppelschiebetür miteinander verbunden sind. Da wir beide keine Freunde von Fernsehern im Wohnbereich sind, ist aus dem einen Zimmer das Arbeits-, Fernseh- und Musikzimmer geworden, das andere ist Wohn- und Esszimmer. Natürlich hat sich gezeigt, dass wir uns fast nur noch im eigentlich viel ungemütlicheren Arbeitszimmer aufgehalten haben, da im Wohnzimmer die Musik fehlte. Langer Rede kurzer Sinn: Ein zweites Paar Boxen musste her, zumal der Reciever (Harman HK 3470) im Arbeitzimmer so günstig steht, dass die Fernbedienung aus dem Wohnzimmer durch die Schiebetür funktioniert (Glasfüllung!). Da meine alten Boxen nicht sehr ansehnlich sind (Heco Cantata 550 in schwarz, Baujahr ca. 1991), sollten also wohnzimmertaugliche Kompaktboxen her, die optisch auch von meiner besseren Hälfte akzeptiert werden. Klanglich hatte ich bisher an den Hecos nicht viel auszusetzen.

Ich bin also seit dem Frühjahr durch die HiFi-Studios getingelt und habe mir viele Boxen (Elac, Dali, Canton, Wharfedale, KEF, Triangle, Nubert, Focal, Quadral...) angehört, allerdings nur mit dem Ergebnis, dass ich immer verwirrter und unentschlossener wurde. Es ist natürlich so, dass sich die gleiche Box bei verschiedenen Händlern auch verschieden anhört und sich meine Favoriten dauernd änderten. Mir war klar, dass ich entweder zu Hause vergleichen müsste, oder aber mich für einen Lautsprecher entscheiden muss, der zwar eventuell nicht das Optimum darstellt, mich aber klanglich und optisch zufrieden stellt. Da ich nicht der Typ bin, der nach einem Kauf ständig drüber nachdenkt, ob sich im Vergleich nicht Box xy besser anhören würde, habe ich mich für die zweite Option entscheiden, wenngleich ich mir ein Hintertürchen offengehalten habe: Ich habe mir die Nubert Nuline 30 in Silber mit ATM-Modul bestellt, die kann ich ja bei Nichtgefallen wieder zurückschicken...

Meine Entscheidung ist aus folgenden Gründen auf die Nuline gefallen:

- Neutrales, entspanntes Klangbild (habe sie mal auf der Durchreise in Schwäbisch Gmünd gehört)
- Gute Räumlichkeit
- Hochton anpassbar
- Basserweiterung mit ATM-Modul möglich
- Optik

Gestern sind sie angekommen und ich habe sie gleich angeschlossen. Für einen ersten Vergleich habe ich sie auf die Hecos draufgestellt, nun konnte ich über die Fernbedienung direkt umschalten.

Erste Höreindrücke (Musik: Sting, Joss Stone, Esbjörn Svenson, Rebekka Bakken, Jack Johnson und Nils Landgrens Funk Unit):

Die Nubert klangen für mich zunächst erstaunlich voluminös, aber auch etwas dumpf. Umgeschaltet auf die Hecos: viel mehr und vor allem schärfere Höhen und die Bühne schrumpfte deutlich zusammen. Die scharfen s-Laute hatte ich bisher Aufnahme und Raum (Parkett, dünne Vorhänge, sparsam möbliert) geschoben. Das Bass war jedoch ähnlich konturiert und nur einen Tick tiefer. Hier hätte ich von den Standboxen deutlich mehr erwartet. Die haben immerhin 2 Tieftöner und fast das dreifache Volumen! Doch was war mit den Stimmen los? Jack Johnson hatte plötzlich eine viel dünnere, kratzige Stimme, Gitarren und Klavier verschwanden im Hintergrund, Bass und Schlagzeug dominierten. Den Hecos fehlt offenbar im Grundton so einiges, ist es der typische Badewannenfrequenzgang ("Taunus-Sound")? Zurückgeschaltet auf die Nubert: Stimmen gewannen deutlich an Volumen und Prägnanz, die Instrumente traten wieder in den Vordergrund, die Bühne weitete sich. Aber irgendwie war mir das ganze noch zu dumpf. Dann fiel mir der Höhenschalter am Terminal ein. Siehe da: bei beiden Boxen war der Hochton abgesenkt. Die Schalter in „Linear“-Stellung: Der dumpfe Eindruck war weg und die Höhen waren präsent, aber frei von jeglicher Schärfe. Kurzum: Klanglich erfüllen sie schon ohne ATM-Modul meine Erwartungen und lassen die Heco Cantata deutlich hinter sich (die haben immerhin mal 800 DM pro Stück gekostet). Von der Verarbeitungsqualität machen die Nuberts einen sehr guten und soliden Eindruck und optisch passen sie prima ins Wohnzimmer. Nun werde ich weiterhören und schauen, ob der positive Eindruck bleibt oder die Suche weitergeht. Ich glaube aber nicht. Schließlich war ich auch 14 Jahre mit den Hecos weitgehend glücklich und habe nun gemerkt, dass es für wenig Geld deutlich besser geht. Und wie gesagt: Ich bin nicht der Typ, der ständig drüber nachdenkt, ob es nicht fürs gleich eGeld noch besser geht (also der typische Nubert-Kunde?).

Soweit fürs erste. Nächste Woche schließe ich das ATM an und werde dann von meinen weiteren Erfahrungen berichten.

Wünsche Euch ein schönes Wochenende

hänne

Mal etwas zum Probehören und zu meinen Erfahrungen dazu. Ich weiss nicht warum alle etwas gegen Grossmärkte haben und warum dort ein aussagekräftiges Vergleichen nicht möglich sein sollte?! Ich habe diesbezüglich durchaus gute Erfahrungen machen können, denn wenn man nur ein Paar Sachen beachtet, dann geht das sehr wohl!

Hier meine persönlichen Regeln:

1.
Nicht an einem Samstag Nachmittag vergleichen gehen! Dass da die Verkäufer keine Zeit haben, gestresst und genervt sind, sollte wohl jedem klar sein... Wochentags (morgens oder nachmittags - nicht Abends!) ist es dort oft sehr angenehm ruhig und die Verkäufer sind auch entsprechend entspannt und hilfsbereit!

2.
Oft wird über die Fachliche Unkompetenz der Verkäufer in Grossmärkten gejammert. Bei der günstigen Preispolitik, die dort meist herrscht, bin ich ehrlich gesagt gerne bereit auf fachliche Kompetenz zu verzichten. Der Verkäufer muss nichts anderes können als auf mein Kommando umzuschalten, und das hat bisher in den meisten Fällen auch wunderbar geklappt! Ansonsten ist es mir nur recht wenn er den Mund hält... Wie gesagt, zugunsten der günstigen Preise bin ich gerne bereit, mir die Infos selbst zu beschaffen. Abgesehen davon bin ich sowieso der Meinung, dass man sich vor jedem Kauf gründlich informieren sollte. Wer hier zu faul ist oder keine Zeit dazu hat, bezahlt das i.d.R. auch mit, ob nun im Grossmarkt durch einen Fehlkauf oder beim Fachhändler durch die höheren Preise, spielt keine Rolle.

3.
Wenn der Laden keinen separaten Hörraum hat, dann kaufe oder leihe ich da die Box (Ja, viele Verkäufer machen das! Man muss nur danach fragen...), die mich interessiert und nehme sie mit in einen anderen Grossmarkt oder zu einem Fachhändler, der einen abgetrennten Hörraum hat, und vergleiche sie dort mit anderen Boxen. Mir ist es noch nie passiert, dass ein Verkäufer sowas nicht zugelassen hat! Bei Nichtgefallen, hat man in den Läden, die ich kenne, ein 14-Tägiges Rückgaberecht.(Ist glaube ich schon vom Gesetz her so...) Meist habe ich die Boxen noch am selben Tag zurückgegeben, so dass der Verkäufer nur einen Storno der Rechnung machen musste und auch nicht allzuviele Umstände deswegen hatte...

4.
Oft wird wegen der Aufstellung der Boxen gejammert. Ich frage den Verkäufer immer ob ich die Boxen aus dem Regal nehmen darf und sie frei aufstellen darf. Noch nie hat einer dabei auch nur die Miene verzogen!(siehe hierzu wieder Punkt 1)

5.
Oft wird auch über die angeschlossenen Amps gejammert. Nun, wenn alle Boxen über denselben Amp spielen, haben auch alle dieselbe Voraussetzungen bzw. dieselbe Chance. Bisher presentierten mir die meisten Verkäufer ihre Boxen über hochwertige Stereoamps oder teuere Mehrkanal-Receiver im Direct-Mode. Sollte der Receiver nicht im Direct-Mode sein, stelle ich das nötigenfalls selbst ein.(siehe dazu auch Punkt 2) Die Klangbeeinflussung durch die Amps halte ich nicht für dermassen gravierend als dass man nicht den Eindruck gewinnen könnte, welche Box einem gefällt und welche nicht. Für eine Vorentscheidung reicht es allemal - und das sollte imho auch das das Ziel eines Probehörens beim Händler sein. Die Endauswahl sollte dann sowieso in den eigenen vier Wänden und mit eigenem Amp stattfinden.


Oft haben mir die Verkäufer sogar beim Boxen Schleppen geholfen und vielen hat man sogar auch noch den Spass bei der Sache deutlich angemerkt! Dort passiert es auch nicht jeden Tag, dass jemand Boxen daher bringt und solch ausführliche Vergleiche anstellt... Insofern könnte ich mir gut vorstellen, dass die meisten Verkäufer das als eine willkommene Abwechslung empfinden. Vielen, vorallem den jüngeren, sieht man nicht selten an, dass sie bei der Sache auch noch das eine oder das andere lernen können... Ausserdem sind die Hörräume in unseren Grossmärkten akustisch und technisch sehr gut ausgestattet, was ich nicht von allen Fachhändlern behaupten kann...

Dass man nicht alle Boxen, die für einen in Frage kommen, miteinander vergleichen kann, sollte wohl auch klar sein, aber kein Hindernis darstellen! Die meisten Hersteller können sich heutzutage ab einem gewissen Preisniveau eh keine richtig schlechten Boxen mehr leisten. So reicht es vollkommen wenn man 3,4 oder gar fünf verschiedene Boxen aus dem anvisierten Preisbereich miteinander verglichen hat. Wenn eine davon die eigenen Ansprüche erfüllen kann, dann ist das Ziel schon erreicht! Wenn nicht, dann sollte man sich evtl. gleich in einer höheren Preisklasse umschauen...

DIE beste Box gibt es eh nicht, und insofern ist eine Suche danach für einen "nomral Sterblichen" sowieso sinnlos! Aber mit ein Bisschen Körpereinsatz, etwas Zeit und Geduld, kann man auch in Grossmärkten durchaus einen Treffer landen...

Just my 2 Cent...

Grüsse
Barnie