Wie die Linkwitz Transformation auch auf Bassreflex anzuwenden ist

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280SL
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 19. Jul 2007, 20:29
Die Linkwitz'sche Transformation (s/u/a www.linkwitzlab.com) soll die akustisch wirksame Resonanzfrequenz eines geschlossen eingebauten Lautsprechers verschieben. Zugleich soll auch die Resonanzgüte beliebig eingestellt werden können.

Zu dem Zweck bedient man sich eines "bi quad"-Filters. Die Bauteilewerte werden über eine Rechenvorschrift aus der gegebenen Resonanzfrequenz fb und Resonanzgüte Qts und den Zielwerten ermittelt. Es funktioniert tatsächlich.

Meist wird erwähnt, dass dieses Verfahren nicht für Reflexboxen anzuwenden sei. Das ist prinzipiell nicht richtig. Um die Anwendbarkeit auf Reflex zu verstehen nochmals zur geschlossenen Box. Die Kombination aus Resonanzfrequenz und Güte nennt man auch einen "Pol in der Übertragungsfunktion", "Polstelle" ... . Eine geschlossene Box wird durch genau einen einzigen solchen Pol vollständig beschrieben. Dieser Pol beschreibt, auf welche Weise der Frequenzgang nach unten hin mit schließlich 12dB/Oktave abfällt. Durch den Linkwitz'schen Trick wird der originale, mechanisch vorgegebene Pol elektronisch aufgehoben und zugleich durch einen neuen ersetzt.

Eine Reflexbox unterscheidet sich von der Geschlossenen dadurch, dass sie durch genau zwei Pole beschrieben wird. Mathematisch multiplizieren sich die Pole, und der Pegelverlust beträgt entsprechend 24dB/Oktave. Die spezielle Form des Übergangsbereichs zu den Tiefen hin wird durch die Kombination der beiden Pole bestimmt. Mit dem Linkwitz'schen Filter/Equalizer können beide oder auch nur ein Pol verschoben werden. Insofern besteht überhaupt kein Unterschied zur Geschlossenen.

1) Der Bastler weiss im Allgemeinen nicht, wo die Pole seiner Reflexbox liegen, obwohl man sie selbstverständlich berechnen kann.
1.5) Der Bastler weiss im Allgemeinen nicht, welche Lage der Pole besonders günstig ist. Es fehlt insofern ein klar fassbares Ziel.
2) Die Pole sind noch stärker als bei der Geschlossenen mit der Belastung des Lautsprechers variabel, wie ganz allgemein bei jeder Box.
3) Die mechanische Tuningfrequnez sollte wegen des Frequenzspektrums von Musik zwingend um 40Hz liegen. Eine Ausdehnung zu tieferen Frequenzen ist auch mit biquad nicht sinnvoll.
4) Ein Reflexbetrieb kommt für Satelliten nicht in Frage, und sonst gibt es keine Anwendungen, bei denen eine bestimmte Phasenlage des unteren Frequenzspektrums vorgeschrieben ist.
5) Die Raumakustik verbiegt jeden noch so günstigen Frequenzgang bis zur Unkenntlichkeit. In Abhängigkeit von der Hörposition kann der Pegel bei gleicher Box und Frequenz um 20dB schwanken.

Die Verwendung des Linkwitz'schen Poleshifters bei Reflexboxen ist aus den genannten Gründen (1)--(5) nur wenig hilfreich, obwohl schon möglich. In den meisten Fällen kann dagegen die Anpassung des Amplitudenfrequenzganges durch sogenannte Shelving Filter erreicht werden. Wegen Minimalphasigkeit stimmt auch der Phasengang dann soweit, dass sich die Gruppenlaufzeit nicht oder kaum verschlechtert. Grundsätzlich wäre möglich, das Aufbuckeln des Amplitudenfrequenzganges bei antriebsschwachen Treibern zu equalizern. Solche eher einfach gebauten Treiber sind leider an sich wenig für Reflexbetrieb geeignet, weil es den Antrieben meist auch an Linearität mangelt. Der Aufwand lohnt hiermit leider kaum.

Um mit dem Poleshifter zu spielen lohnt aber ein Blick auf die Software WinISD (aktuell: http://www.linearteam.dk/default.aspx?pageid=winisdpro)


[Beitrag von 280SL am 19. Jul 2007, 20:31 bearbeitet]
280SL
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 19. Jul 2007, 20:30
Beispiel:

winISDpro kann kostenlos aus dem Netz gezogen werden

Darin neues Projekt
FANE Colossus 15B-600 in 90L, Tuning auf 38Hz,Ql=6
Der Frequ.gg weist eine f-3 von 100Hz auf. In dem Projektdialog findet man den Reiter Filter/Equ.. Darin wählt man Linkwitz Transform. Man stellt die Werte Fo=65Hz, Qo=0.5 und Fp=50Hz, Qp=0.7 ein.

Durch das Häkchen kann die Verwendung des Filters ein- und ausgeschaltet werden. Trotz ausglätten des Frequ.gg bis f-3=40Hz, bei 40hz bedeutet das +6dB!, steigt die GLZ nur um 2 milliSekunden auf 14ms an.

Wollte man den ungefähr gleichen Frequ.gg bis 40Hz per System 6ter Ordnung erzielen, werden GLZ um 25ms fällig. Mit einer geschlossenen und ebenfalls auf 40Hz entzerrten Box läge die GLZ bei nur 6ms. Die Reflexbox kann jedoch bis zu 35Hz herunter 10dB mehr Schalldruck stemmen. Sie bleibt bis 25Hz herunter leistungsfähiger als die geschlossene.

Es ist möglich, einen zweiten Transformer hinzuzufügen und weiterzuspielen.

Auch die erwähnten Shelving Filter begradigen den Freq.gg ohne größeren Einfluss auf die GLZ. Leider kann der Effekt per winISD nicht nachvollzogen werden. Hierzu ist zum Beispiel LspCAD geeignet.


[Beitrag von 280SL am 19. Jul 2007, 20:31 bearbeitet]
detegg
Inventar
#3 erstellt: 15. Dez 2011, 22:55
Diese Zusammenfassung entstand aus dieser Diskussion --> Link

;-) Detlef
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