Kopfhörermessungen - Hörvergleich

+A -A
Autor
Beitrag
Farad
Stammgast
#1 erstellt: 01. Feb 2011, 04:54
Hallo,

mich wundert, dass es zu Kopfhörern fast keine objektiven Daten gibt. Die meßtechnische Erfassung sollte heutzutage kein allzugroßes Problem mehr darstellen.

Es gibt kein Abstrahlverhalten, kaum Raumeinfluß, Maximalpegel und Belastbarkeit sind in aller Regel von geringem Interesse...

Letztlich läßt sich ein Kopfhörer in erster Näherung allein durch seinen komplexen Frequenzgang recht gut characterisieren.

In der Vergangenheit hat die Messung größere Schwierigkeiten bereitet aber seit es von GRAS ein gutes künstliches Ohr gibt, sehe ich da wenig Probleme. Entscheidend ist, dass auch ein "Trommelfellsimulator" aka Zwislocki-Coupler eingesetzt wird, der die Trommelfellimpedanz sehr gut simuliert. In der Fachwelt sind o.g. Coupler durchaus gängig und zu Kalibrierzwecken gibt es von B&K auch entsprechende Adapter für 1" Kapseln. Auch die Möglichkeit die stehende Welle im Ohrkanal zu erfassen und ähnlich der Impedanzröhre das Feld direkt an der Membran wieder zu erfassen ist bei den Herstellern bekannt.

Da der zur Verfügung stehende Dynamikbereich sehr groß ist, könnte man problemlos auf eine ideal-Kuve entzerren. Da es sich über weite Bereiche um einen minimalphasigen Übertrager handelt, sollte das auch ohne aufwendige FIR-Filter mit einfacher IIR-Technlogie und einem standard-parametrischen EQ sehr gut zum Ziel führen.

Ich stelle die kühne Behauptung auf, dass bei gleichen Trommelfellfrequenzgängen die Unterschiede unterschiedlicher Modelle sehr gering ausfallen würden. Andererseits nimmt man bei Kopfhörern bekanntlich jede Kleinigkeit wahr.

Selbstverständlich kann diese Ideal-Kurve am künstlichen Ohr dann auf den persönlichen Hörgeschmack bzw. die durchschnittliche Erwartungshaltung der Probanden angepasst werden. Auch die leidige Frage ob mit HRTF oder Diffusfeldentzerrung höhere Ratings erzielt werden ist m.W.n. nicht abschließend geklärt. Das würde sich ja allein aus der "Simulation durch Entzerrung" der Kopfhörer ergeben.

Hat sich hier schonmal jemand mit dem Thema ausseinandergesetzt? Oder geht es hier doch eher um rein individuelle Vorlieben?

Es scheint mir ähnlich wie bei Passivlautsprechern sehr viel der technischen Möglichkeiten zu gunsten der Einfachheit preisgegeben zu werden. Einstecken und gut.

Viele Grüße!
Farad


[Beitrag von Farad am 01. Feb 2011, 04:58 bearbeitet]
DeltaDistribution
Stammgast
#2 erstellt: 01. Feb 2011, 05:26
Leider kann ich gar nichts sagen, aber das Thema interessiert mich auch sehr!
j!more
Inventar
#3 erstellt: 01. Feb 2011, 10:08
Suchfunktion benutzzen. Wurde hier schon 1001 mal diskutiert.
Class_B
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 01. Feb 2011, 11:30
@Farad
Frag mal direkt bei Sennheiser und Beyerdynamic an.
Die sind eigentlich sehr Auskunftfreudig.

Gruß
Thomas
ZeeeM
Inventar
#5 erstellt: 01. Feb 2011, 12:06

Farad schrieb:

Hat sich hier schonmal jemand mit dem Thema ausseinandergesetzt? Oder geht es hier doch eher um rein individuelle Vorlieben?


Ich denke mal, das es tendenziell eher um individuelle Vorlieben geht.
Ansonsten ein recht interessantes Thema. Begriffe wie Schnelligkeit, Bühne, Auflösung sind auch im individuellen Frequenzgang zu suchen.
randik
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 01. Feb 2011, 15:44
Learning Center - Build a Headphone Graph | HeadRoom Audio
Building a Headphone Measurement Lab
Archive of HeadRoom Measurements

Viel erstaunlicher finde ich es, dass zu DACs und Amps kaum Messungen veröffentlicht werden, sind elektrische Signale doch wesentlich einfacher zu messen.


[Beitrag von randik am 02. Feb 2011, 03:30 bearbeitet]
Farad
Stammgast
#7 erstellt: 01. Feb 2011, 15:49
Vielen Dank! Es gibt doch deutlich mehr dazu, als auf den ersten Blick erkennbar. Erstaunlich, dass praktisch ausnahmslos unverändert standard Stereokopfhörer mit 3.5mm Klinke angeboten werden, die teilweise trotzdem mehrere hundert Euro kosten.

Lustig, ich habe mir gestern Abend da etwas Gedanken gemacht und bin letztlich genau beim AKG BAP1000 gelandet. Wann wurde der nochmal entwickelt? Mitte der Neunziger?

Grüße!
audiophilanthrop
Inventar
#8 erstellt: 01. Feb 2011, 20:31

Farad schrieb:
Lustig, ich habe mir gestern Abend da etwas Gedanken gemacht und bin letztlich genau beim AKG BAP1000 gelandet. Wann wurde der nochmal entwickelt? Mitte der Neunziger?

Eher Anfang (1993 oder davor), auf dem Prospekt prangt noch eine Adresse mit 4-stelliger deutscher PLZ... Gegen so ein DSP-Teil mit individueller Anpassung an die HRTF ist ein krudes Crossfeed natürlich gar nix, aber selbst das bringt einigen schon etwas...

Übrigens ist dieses Gerät (wie auch der Hearo 999 mit ähnlicher Funktionalität) recht gesucht. Es ist also mitnichten so, daß es da keinen Bedarf gäbe. Am ehesten in die Richtung gehen noch Beyerdynamic Headzone und Co.

Die Messungen vom Flauschigen mit In-Ear-Mics kennst du?

Ich denke mal, die üblichen KH-Hersteller werden auf jeden Fall vernünftige Meßaufbauten haben.


[Beitrag von audiophilanthrop am 01. Feb 2011, 20:50 bearbeitet]
Intraaural
Inventar
#9 erstellt: 01. Feb 2011, 21:32

randik schrieb:

Viel erstaunlicher finde ich es, dass zu DACs und Amps kaum Messungen veröffentlicht werden, sind elektrische Signale doch wesentlich einfacher zu messen.

Zu DACs (mit Amp) kenne ich nur diesen Herstellerlink http://www.nuforce.com/hp/docs/review/dac-headphone-amp-tests-plotonly.pdf (24 unterschiedliche Modelle).
(Im Hinterkopf behalten, dass der veröffentlichende Hersteller mit 2 Geräten in den Diagrammen vertreten ist.)
audiophilanthrop
Inventar
#10 erstellt: 01. Feb 2011, 22:25

Intraaural schrieb:
Zu DACs (mit Amp) kenne ich nur diesen Herstellerlink http://www.nuforce.com/hp/docs/review/dac-headphone-amp-tests-plotonly.pdf (24 unterschiedliche Modelle).

Mein lieber Mann, die streuen ja teilweise ganz schön. Einige Modelle liefern Ergebnisse wie aus dem Bilderbuch, andere haben ihre Probleme mit der Jitterunterdrückung, lassen im Hochton bei der Verzerrungsarmut deutlich nach, werden von hochfrequenten Differenzton glatt digital übersteuert oder sind gleich gesoundet. Je ein Modell hat auch eine sehr schlechte Aliasing-Unterdrückung bzw. eine Ausgangsstufe ohne Gegenkopplung. Am besten würde mir das Exemplar von dCS gefallen.
Bad_Robot
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 01. Feb 2011, 22:30

audiophilanthrop schrieb:
Mein lieber Mann, die streuen ja teilweise ganz schön. Einige Modelle liefern Ergebnisse wie aus dem Bilderbuch, andere haben ihre Probleme mit der Jitterunterdrückung, lassen im Hochton bei der Verzerrungsarmut deutlich nach, werden von hochfrequenten Differenzton glatt digital übersteuert oder sind gleich gesoundet. Je ein Modell hat auch eine sehr schlechte Aliasing-Unterdrückung bzw. eine Ausgangsstufe ohne Gegenkopplung.


Hallo,

ist vielleicht zuviel verlangt, aber hättest du eine Erklärung parat, woran du das alles abliest? Würde mich brennend interessieren.

Viele Grüße,
Markus
audiophilanthrop
Inventar
#12 erstellt: 01. Feb 2011, 23:26
Kein Thema. Paß auf:

Ayre: Mittlerer Graph - Aliasing-Komponenten bei 23/24 kHz sind fast so stark wie das eigentliche Signal. Einfach. Das kann je nach Verzerrungsfreiheit der nachfolgenden Komponenten Probleme geben.
Blacknote: 2./3. Harmonische (links) bzw. Intermod 3. Ordnung (Mitte) recht stark bei -50...60 dB, praktisch nichts höherer Ordnung. Das riecht sehr nach einer nicht oder wenig gegengekoppelten Ausgangsstufe.
Chord: Eigentlich völlig in Ordnung, die IM-Produkte im Differenztontest sind aber doch deutlich höher.
DA&T: Sieht so ähnlich aus, nur insgesamt schlechter. Ob das nun nur am Analogteil oder auch an leichter digitaler Übersteuerung liegt, schwer zu sagen.
David Wiener: Gesoundet (Frequenzgang), und dann noch dieser komische Lattenzaun im Differenztontest (Mitte).
Esoteric: Verbreiterung der Testtonspektren untenrum durch Jitter aus der Taktregenerierung (links/Mitte). Ist nicht dramatisch, aber meßbar.
Firestone: Sehr deutliche Verbreiterung durch Jitter (sieht wie das Spektrum eines freilaufenden Oszillators aus; evtl. Upsampling / DSP im Spiel?). Hochtonverzerrungen so la-la.
Hans: Komisches Ding. Allerfieseste Hochtonverzerrungen (Mitte - intern übersteuert?), dazu ganz offensichtlicher Höhenabfall im Frequenzgang (-3 dB bei kaum über 10 kHz) --> gesoundet.
Keces und 2x Kingrex: Achte mal auf den "Rauschpegel" in der Mitte. Siehst du den "Buckel" bei ca. 10-12 kHz? Ergänze diesen symmetrisch zum Differenzton, und das ganze sieht sehr nach einem für eine PLL nicht untypischen Phasenrauschspektrum aus, sprich das ist Jitter aus der Taktregenerierung. Erst einmal kein totaler Beinbruch, aber beim UD01 ohne Pro deuten die vielen diskreten Linien darauf hin, daß evtl. die Daten in die Taktregenerierung reinspucken.
Lexicon: Hochtonverzerrungen nicht so prickelnd (evtl. ein mäßiger Opamp oder suboptimale Beschaltung), leichte Jitterverbreiterung.
Nuforce Icon HDP: Ein interessant aussehender "Jitterstrauß" im Differenztontest. Keine Ahnung, wo das herkommt, ist jedenfalls unkritisch. Sieht man auch leicht beim µDAC, dessen Analogteil insgesamt höhere Verzerrungswerte aufweist (wird wohl kein Highend-Wandler drin sein).
Perreaux: Leicht sichtbare Netzteilsauereien o.ä. im niederfrequenten Bereich, Hochtonverzerrungen nicht so prickelnd (ähnlich DA&T).
YBA: Offenbar digitale Übersteuerung im Differenztontest (Mitte) - ob das am leichten Hochtonanstieg (rechts) liegt?

Raushören dürfte man vermutlich nur die paar Geräte, bei denen etwas arg schiefläuft, sprich die gesoundeten und im Differenztontest übersteuerten. Schon beim Blacknote könnte es kniffliger werden.


[Beitrag von audiophilanthrop am 01. Feb 2011, 23:35 bearbeitet]
Bad_Robot
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 01. Feb 2011, 23:32
Klasse, vielen Dank!

Viele Grüße,
Markus
randik
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 02. Feb 2011, 00:30

Intraaural schrieb:
Zu DACs (mit Amp) kenne ich nur diesen Herstellerlink http://www.nuforce.com/hp/docs/review/dac-headphone-amp-tests-plotonly.pdf (24 unterschiedliche Modelle).
(Im Hinterkopf behalten, dass der veröffentlichende Hersteller mit 2 Geräten in den Diagrammen vertreten ist.)
Danke, ich füge noch AMB hinzu: http://www.amb.org/rmaa/
Referenz-Loopback, ohne Last, mit 8 Ohm-Last, mit 33 Ohm-Last, mit 330 Ohm-Last - vorbildlich.

Ansonsten: http://rmaa.elektrokrishna.com/


[Beitrag von randik am 02. Feb 2011, 03:31 bearbeitet]
audiophilanthrop
Inventar
#15 erstellt: 02. Feb 2011, 01:34
Bei KH-Messungen wäre noch dieser durchgeknallte Japaner zu erwähnen, der seine "ausgewachsenen" Hörer inzwischen auch auf Klirr(f) und Wasserfall abgeklopft hat.

Messungen von Klirr(f) gab es auch vor 30 Jahren schon. (Restliche Modelle zusammensuchen.)
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Kein / kaum Bass durch die Kopfhörer
dup4 am 15.09.2005  –  Letzte Antwort am 21.09.2005  –  2 Beiträge
Messung/Begrenzung der Gehörbelastung
beulibeu am 06.10.2006  –  Letzte Antwort am 07.10.2006  –  18 Beiträge
Schmerzen durch In-Ears / Kopfhörer (VERZWEIFELT)
PrisonTime am 09.12.2019  –  Letzte Antwort am 04.01.2020  –  11 Beiträge
Gedanken zu "5.1" Kopfhörern
Hirnwindungslauscher am 15.04.2012  –  Letzte Antwort am 17.04.2012  –  11 Beiträge
Ist der Frequenzgang das einzig relevante Qualitätskriterium bei Kopfhörern?
ZeeeM am 23.06.2010  –  Letzte Antwort am 29.06.2010  –  32 Beiträge
Kopfhörer Frequenzgang messen
tremolux am 29.04.2019  –  Letzte Antwort am 31.01.2022  –  11 Beiträge
Gibt es keine Grado-Freunde mehr?
Jason_King am 21.03.2017  –  Letzte Antwort am 18.07.2022  –  140 Beiträge
Gibt es noch Läden für Kopfhörer?
Marcel21 am 20.10.2021  –  Letzte Antwort am 28.10.2021  –  10 Beiträge
Audio-Technica Kopfhörer allgemein
HifiMark am 05.05.2006  –  Letzte Antwort am 11.05.2006  –  28 Beiträge
Sind Treiberverunreinigungen ein Problem?
arpegi am 06.07.2012  –  Letzte Antwort am 06.07.2012  –  4 Beiträge
Foren Archiv
2011

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.721 ( Heute: 9 )
  • Neuestes Mitgliedelibyss
  • Gesamtzahl an Themen1.551.068
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.537.328