Kopfhörer und Klirr (Verzerrungen) und deren Auswirkung auf den Klang

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j!more
Inventar
#1 erstellt: 19. Jun 2011, 14:34

Nordwestlicht schrieb:
Der HD800 ist sicherlich auch nicht besser, als der HD650, sondern einfach ganz anders. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige den HD650 als besser/angenehmer klingend empfinden.


Doch, es gibt noch Fortschritt. Der HD800 und die neuen Magnetostaten (Audeze und Hifiman) zeigen im Bassbereich niedrigere Verzerrungen als andere Kopfhörer. Die Messungen auf InnerFidelity sind da sehr aufschlussreich. Was nicht bedeuten muss, dass man den Klang mag. Aber wenn weniger Verzerrungen "besser" sind, dann sind diese KH "besser".
ZeeeM
Inventar
#2 erstellt: 19. Jun 2011, 14:38
Eine messtechnische Verbesserung muss nicht zwangsläufig mit einer äquivalent wahrnehmbaren Verbesserung einher gehen.
zabelchen
Inventar
#3 erstellt: 19. Jun 2011, 14:51

Eine messtechnische Verbesserung muss nicht zwangsläufig mit einer äquivalent wahrnehmbaren Verbesserung einher gehen.


tut sie allerdings bei den genannten Kopfhörern.

davon ab gilt das natürlich auch umgekehrt: Geräte mit ähnlichen technischen Messwerten können unterschiedlichst klingen.
j!more
Inventar
#4 erstellt: 19. Jun 2011, 15:16

ZeeeM schrieb:
Eine messtechnische Verbesserung muss nicht zwangsläufig mit einer äquivalent wahrnehmbaren Verbesserung einher gehen.


Das mag ja sein. Und ich bewundere jeden Entwickler, der in der Lage ist, Verzerrungen in seinem Sinne zu steuern. In der Regel sind mir aber Kopfhörer lieber, die im Bass keine zehn Prozent THD produzieren. Und hohe Verzerrungen sind die Regel, nicht die Ausnahme.

Mal anders herum: Wenn unsere Hörgewohnheiten von deutlich verzerrenden Wandlern geprägt werden, ist verzerrungsarme Wiedergabe vielleicht gewöhnungsbedürftig.
MacFrank
Inventar
#5 erstellt: 19. Jun 2011, 15:30

j!more schrieb:
Das mag ja sein. Und ich bewundere jeden Entwickler, der in der Lage ist, Verzerrungen in seinem Sinne zu steuern. In der Regel sind mir aber Kopfhörer lieber, die im Bass keine zehn Prozent THD produzieren. Und hohe Verzerrungen sind die Regel, nicht die Ausnahme.

Mal anders herum: Wenn unsere Hörgewohnheiten von deutlich verzerrenden Wandlern geprägt werden, ist verzerrungsarme Wiedergabe vielleicht gewöhnungsbedürftig.

Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade die Thematik um THD einen der Hauptgründe für den Boom der (custom) IEMs mit balanced armature Treibern darstellt. Ob bewusst genau deshalb manche den Klang der IEMs vorziehen, spielt ja eher eine untergeordnete Rolle.

Wäre interessant, herauszufinden.
ZeeeM
Inventar
#6 erstellt: 21. Jun 2011, 17:44

j!more schrieb:

Mal anders herum: Wenn unsere Hörgewohnheiten von deutlich verzerrenden Wandlern geprägt werden, ist verzerrungsarme Wiedergabe vielleicht gewöhnungsbedürftig.


Ob die gemessenen Verzerrungen in der Praxis die Rolle spielen? Schau dir mal einen Lambda an, zumindest was man an Messung in die Finger bekommt. Dagegen ein PortaPro.
Aus den Messungen schliesst man erstmal nicht viel. Eventuell setzt ein bischen mehr Klirr im oberen Bereich einen audiophilen Glanzpunkt. Mir scheint neben dem Frequenzgang, der sehr viel für gewissen Eigenheiten verantwortlich ist, auch die Frage, wie kommt der Schall zum Ohr, bedeutend zu sein. Die neune Orthos, Stax, die eine grosse Fläche nutzt, da komt der Schall quasi aus dem Unendlichen wie eine Ebene an.. Gut, gibt natürlich auch Bündlungseffekte, ist aber schon mal was anderes. Oder Distanz mit Anwinklung (K1000, HD800, T1) Mehr Raum zwischen Wandler und Ohr wirkt sich ja auch auf den Frequenzgang aus, was man von platten Polstern kennt. Auch das Padrolling zeigt bisweilen wie sehr das Klang vom Case abhängt. Dann natürlich IEMs, da umgeht man einige Dinge und bläst direkt rein.
Ist wie das Kochen. Man kennte jede Zutat und wie sie einzeln wirkt. Das Endergebnis kommt erst duch die Komposition. Allgemein scheint es mir so zu sein, das der Wandler an sich nicht so die grosse Rolle spielt. Da wird gerne mal über einen größeren Frequenzbereich der gleiche genutzt.



j!more
Inventar
#7 erstellt: 21. Jun 2011, 17:54

ZeeeM schrieb:
Das Endergebnis kommt erst duch die Komposition.


Keine Frage. Aber bis zu zehn Prozent THD im Bass sind kein Zeichen guter Komposition sondern technischer Unzulänglichkeit. Aber ich habe ja auch keine Röhrenamps.
ZeeeM
Inventar
#8 erstellt: 21. Jun 2011, 18:07
Aber welcher KH ist < 200Hz so richtig Klirrarm, wenn man von den neuen Orthos mal absieht, die da wohl recht gut wegkommen. Wie macht sich beispielsweise hoher Klirr von 10% bei einem tiefen E, also ca. 82,5Hz bemerkbar?
Mal schauen, ob man das simulieren kann.
Hier gibt es wohl was:

http://hifi-selbstba...ad&gid=116&Itemid=30
MacFrank
Inventar
#9 erstellt: 21. Jun 2011, 20:12
Könnte man vielleicht das Thema rund um Klirr und KH abtrennen? Es wäre sehr interessant, da weiter zu diskutieren - passt aber mMn nicht wirklich in den AKG thread.


Jedenfalls dazu:

Wikipedia meint, dass Klirr das Verhältnis zwischen Grundschwingung und der Summe aller Harmonischen ist.
THD ist nun also die gemittelte Summe des Klirranteils, oder?

Jetzt wäre mein erster Gedanke: Klirr ist um jeden Preis zu vermeiden, wenn ich hören will, was wirklich aufgenommen wurde. Oder anders formuliert, "die Natur kann man nur mit einem klirrfreien Medium realistisch wiedergeben".

Allerdings, und das ist mir schon oft aufgefallen, haben viele höherpreisige Hörer (beispielsweise die Japaner, wie W1000/W5000 & SA5000) zumindest äquivalent viel Klirr wie die 3 klassischen Teutonen, oder sogar bedeutend mehr Klirr, und werden dabei als "besser", v.a. aber "natürlicher", "realistischer" etc. bezeichnet (Grado ist hier ganz große Klasse).

Ich möchte gern an der Grado-Riege ein Beispiel festmachen, wenn ihr erlaubt, die Messungen stammen von Tyll Hertsens homepage innerfidelity.com:
Grado SR60i
Grado SR325i
Grado RS1

Die einhellige Meinung ist, dass der SR60i der klar schlechteste ist. Dann kommt zumeist der SR325i und danach, als "bester" der RS1. Gerade bei Modellen wie dem RS1 wird dann aber vor allem auf die bemerkenswerte Eigenschaft hinsichtlich ihres Realismus bei akustischen Gitarren, oder kleinen Jazzbesetzungen hingewiesen. Diesen Realismus und diese Natürlichkeit, so die vielen Beiträge, seien die SR60 abzubilden nicht imstande.
Ich verstehe also nicht wirklich, wie Klirr und subjektives Realitätsvermögen zusammenhängen, und ob Klirr evtl. auch etwas mit der "Detailwahrnehmung"/Auflösung zu tun haben mag. Denn das ist ja auch eines _der_ Argumente in der Grado-Reihe.

Wenn ich mir als Laie diese Daten so ansehe, dann erkenne ich bei den 3 Grados keine große Verbesserung a.) des Klirrverhaltens, b.) des 30Hz und 300Hz Square-Wave Verhaltens und c.) bzgl. des Ausschwingverhaltens.

Was lese ich hier falsch? Korrigiert mich bitte, bei meinen Einschätzungen.


Meine Gedanken sind also nun dahingehend: Wirkt Klirr in seiner Bedeutung als konstruktive Interferenz zwischen den Bauteilen/auf der Membran (?) und damit als Anregung von Harmonischen im Endeffekt nicht wie ein Equalizer?
Und: Wieso nehmen wir diese Obertöne als "natürlicher" wahr, als sie es eigentlich sind?


Ich frage mich sowieso im Hinblick auf Klirr einiges. Beispielsweise ist lt. innerfidelity.com ein Shure SE215 oder Etymotic ER4PT übers Gesamtspektrum ein bisschen klirrreicher als DT880 und HD800. Dabei dachte ich, dass balanced Armature Treiber quasi klirrfrei sein sollten.


Kennt jemand von euch vielleicht Studien zum Thema?



edit:
Danke fürs Auftrennen, Markus!


[Beitrag von MacFrank am 21. Jun 2011, 20:29 bearbeitet]
Bad_Robot
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 21. Jun 2011, 20:29
Zumindest der SE215 ist auch kein Balanced Armature, das ist ein dynamischer Treiber. Bei dem Ety bin ich mir nicht sicher, aber ich habe irgendwann mal (danke Zeeem) erfahren, daß nicht alle Etys BAs haben.

Viele Grüße,
Markus
MacFrank
Inventar
#11 erstellt: 21. Jun 2011, 20:37
Oha! Danke für die Aufklärung, Markus!

Die Etymotic ER4 sind balanced armature ("ACCU Technology" nennt Ety das). Ebenso die Shure SE535. Sieht man in den Graphen auch am eigenwilligen Impedanzverlauf:

Etymotic ER4
Shure SE535
Shure SE215

Interessant ist, dass die bal. arm. Treiber eine viel glattere THD-Kurve aufweisen. Was bedeutet das, technisch?
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