Wie lange dauert's, bis man sich an Custom In-Ears gewöhnt?

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Vasquez
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 13. Jun 2015, 20:43
Hallo,

ich besitze seit gut einer Woche Custom In-Ears (von The Custom Art) und hatte anfangs ziemliche Probleme mit dem Komfort. Obwohl die Dinger aus Silikon (und nicht Acryl) sind, spürte ich sie permanent, besonders links war ein starker, unangenehmer Druck. Meine spontane Schnelldiagnose: der Ohrkanal ist entweder zu dick oder zu lang (Concha passt gut). Der Hersteller bot mir direkt ein "Re-Fit" an, bat mich aber, noch ein paar Tage weiter zu testen, da Custom-In-Ear-Neulinge (so wie ich) oftmals das Gefühl eines Fremdkörpers im Ohr haben, das sich u. U. nach einiger Zeit legt. Nachdem mir der Forumsuser AG1M auch noch Videos zum korrekten Einsetzen der In-Ears geschickt hatte, habe ich mich weiter um einen guten Sitz bemüht und die Dinger weiter getragen. Heute habe ich einen ausgedehnten Hausputz dann genutzt, um die Kopfhörer über mehrere Stunden am Stück zu testen. Und tatsächlich ist irgendwann der Druck verschwunden und sie haben sich nicht unangenehm angeführt (gespürt habe ich sie allerdings immer noch).
Ich frage mich nun, was da passiert (ist): sollten sich tatsächlich Teile meines Ohrkanals "gedehnt" haben, so dass der Druck nachlässt? Oder bloße Gewöhnung an den Fremdkörper (ähnlich wie bei einem Ring oder einer Uhr)? Vor allem aber: muss ich die Dinger künftig immer erst eine Stunde oder mehr tragen, bis der unangenehme Druck weggeht?
Mich würde eure Einschätzung und eure Erfahrung hinsichtlich der Gewöhnungsphase interessieren.
zuglufttier
Inventar
#2 erstellt: 14. Jun 2015, 03:58
An sich sollten die sofort bequem sitzen... Acryl ist übrigens genauso bequem, sofern die Customs gut gemacht wurden!
schmiddla1990
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 15. Jun 2015, 09:54
Servus,

gut gefertigte und angepasste Otoplastiken brauchen eigentlich KEINE Zeit zur Eingewöhnung, das Einzige was eventuell am Anfang störend sein kann ist der entstehende Okklussionseffekt, durch das vollständig abgedichtete Ohr. Vor allem bei Silikonotoplastiken die nicht korrekt gefertigt werden, besteht die große Gefahr den Gehörgang dauerhaft in seiner Form zu verändern, da man sich an den Druck gewohnt und Silikon doch recht anschmiegsam ist, dies sollte aber auf keinen Fall vernachlässigt werden.
Grundlage für eine optimale Otoplastik ist aber immer auch ein perfekter Abdruck. Deshalb rate ich bei einem Re-Shell auch immer einen neuen Abdruck mit einzuschicken um hier einen Fehler auszuschließen. Und ich kann aus eigener Erfahrung als Akustiker sagen, dass viele Hörgeräteakustiker wirklich besch****** Abdrücke abliefern.

LG Dominic
Vasquez
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 15. Jun 2015, 13:09
Hallo schmiddla1990,

danke für deine Anmerkungen. Könntest du näher erläutern, warum Silikon eher den Gehörgang verformen kann als bspw. Acryl? Naiv würde man ja eher das Gegenteil erwarten. Auf alle Fälle haben mich deine Ausführungen weiter verunsichert, weswegen ich nachhaken werde.

Meine Abdrücke habe ich seinerzeit von Kind (der großen Kette) machen lassen, u. a. auch deswegen, weil die ja mit c-ears selbst maßgefertigte In-Ears verkaufen und daher ein Mindestmaß an Kompetenz haben sollten (in dem Laden standen sogar Muster in einer Vitrine herum). Der Typ, die sie erstellt hat, kannte auch zumindest Custom In-Ears und konnte mit meiner Anleitung, welche Teile abzuformen wären, direkt etwas anfangen. Einzig die Bitte nach einem Beißblock verstand er nicht; bei Kind werden die Abdrücke wohl mit geschlossenem Mund angefertigt bzw. der Proband soll währenddessen reden/kauen.

Laut Begutachtung durch meinen In-Ear-Hersteller seien die Abdrücke gut gewesen, ich finde auch tatsächlich feine Details des Ohrkanals vom Abdruck in den In-Ears wieder (sogar einen "Grat" am Ende des Ohrkanals; inwieweit der störend ist, fällt mir schwer zu sagen).

Wäre es evtl. hilfreich, wenn ich hier mal Bilder der Abdrücke und/oder der fertigen In-Ears posten würde?
schmiddla1990
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 15. Jun 2015, 14:00
Hallo Vasquez,

die Thematik bezüglich Acryl vs. Silikon bei Otoplastiken wird in der Branche eifrig diskutiert und lässt sich auch in einigen Fachbüchern nachlesen. Hintergrund ist vor allem der, dass schlecht sitzende oder schlecht gefertigte Silikonotoplastiken häufiger getragen werden, als das der Fall bei Acrylohrstücken wäre, da durch die Verformbarkeit von Silikon diese Fehler nicht so stark ins Gewicht fallen (subjektiv). Das Ohr wird auf die Dauer aber stark verformt (NUR bei schlecht sitzenden Otoplastiken), da auch jede Silikonotoplastik eine "Grundform" hat und bei leichten Abweichungen des Ohres diese verändert wird. Hieraus resultieren Rückstellkräfte in der Otoplastik, die dann auf die Gehörgangswand wirken sich aufgrund des weichen Materials nicht oder nur wenig bemerkbar machen.

Ich werde es mir hier auch auf keinen Fall heraus nehmen alle Akustiker über einen Kamm zu scheren, denn natürlich gibt es auch genug die saubere Arbeit leisten (hoffentlich die Meisten).

Der In-Ear-Hersteller sollte auch die nötige Kompetenz besitzen deine Abdrücke zu bewerten. Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass es bei Otoplastiken trotzdem nicht selten zu Reklamationen bzw. Neubauten kommt, da natürlich die Abdrücke und die Ohrstücke noch bearbeitet werden um ein einfaches Einsetzen oder eben angenehmen Sitz zu gewährleisten.

Wäre aber auf jeden Fall mal interessant die Abdrücke und die Fertigen Ohrstücke zu sehen.

LG
Vasquez
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 15. Jun 2015, 15:21
Okay,
dann schicke ich hier mal ein paar Bilder. Die Ohrabdrücke hat der Hersteller behalten, da muss ich auf vorhandene Aufnahmen zurückgreifen. Die der In-Ears habe ich frisch gemacht, falls ich da 'was blöd fotografiert habe, kann ich gerne noch aus einem anderen Winkel eine Aufnahme machen.

Abdruck 1
Abdruck 1

Abdruck 2
Abdruck 2

In-Ear 1
In-Ear 1

In-Ear 2
In-Ear 2

In-Ear 3
In-Ear 3

In-Ear 4
In-Ear 4

Schon mal vielen Dank für deine Mühe!
schmiddla1990
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 15. Jun 2015, 16:24
Servus,

danke für das Hochladen der Bilder. Ich denke es gibt hier im Forum einige Personen, die Abdrücke und den Schalenbau eventuell noch besser beurteilen können als ich, aber hier trotzdem meine Einschätzung (steinigt mich wenn ich damit falsch liegen sollte):

Die Abdrücke schauen wirklich brauchbar aus, sind lang genug und alle wichtigen Zonen sind fehlerfrei abgeformt. So sollte eigentlich ein Abdruck aussehen

Es ist aus der Ferne schwer zu beurteilen aber mir Fallen zwei Punkte aus, die ich an der Otoplastik eventuell anders gebaut hätte:
- Die Gehörgangszapfen scheinen kaum bearbeitet worden zu sein. Natürlich ist es für den Seal auch wichtig nicht zu viel Material wegzunehmen, aber vor allem zum Ende hin könnte für besseres Einsetzen und Tragegefühl doch leicht konisch gearbeitet werden.
- Eventuell könnte die Otoplastik leicht im Bereich der crus helicis (einfach mal bei Google Bilder suchen ) etwas weiter ausgearbeitet werden. Hier kommt es bei Otoplastiken durch das Aufwachsen oft zu Veränderungen der Form, da diese Engstelle durch das Aufwachsen bei der Fertigung noch weiter verengt wird.

Das soweit zu meiner Einschätzung, ich hoffe es beteiligen sich noch andere daran
Vasquez
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 15. Jun 2015, 17:31
Hallo,

ich habe die Gelegenheit genutzt und einen anderen Fachmann befragt (inkl. Meistertitel ;-)
Der war sehr hilfsbereit und hat laut eigener Aussage schon einige Abformungen für Musiker gemacht. Spontan konnte er mir neue Abdrücke machen, den rechten zweimal, weil ihm der erste nicht gefiehl (aufgrund des warmen Wetters trocknete die Masse -- von Egger -- auch extrem schnell). Beigefügt Bilder der neuen Abdrücke zusammen mit den In-Ears.

Zwei Dinge sind ihm aufgefallen: aus seiner Sicht sind die Ohrkanäle nicht wirklich der Anatomie meines Gehörgangs angepasst (man beachte den Knicke) und zum anderen sind sie seiner Meinung nach (klar) zu dick. Ich hätte zwar ziemlich große Gehörgänge, aber am Ende eher so um die 5-6mm, während meine In-Ears da sicherlich mit 7mm zu Buche schlagen. Deckt sich also ziemlich mit deiner Einschätzung, dass da nicht genügend Material entfernt wurde. Er meinte noch, dass der abgeformte Gehörgang sich bei auch "verbiegen" könnte und ich mit den Abdrücken vorsichtig umgehen sollte. Gut möglich also, dass sie auf dem Weg nach Polen irgendwie "verunstaltet" wurden, weil sich in der "Originalpappschachtel" von Kind steckten.

Ich werde ich jetzt den Hersteller anschreiben und um Refit bitten. Der neue Abdruck sollte bei einer besseren Anpassung hilfreich sein.

Rechts 1
Rechts 1

Rechts 2
Rechts 2

Links 1
Links 1

Links 2
Links 2
schmiddla1990
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 16. Jun 2015, 08:06
Gute Entscheidung!

Abdrücke schauen auch wirklich perfekt aus. Arbeite auch am liebsten mit der blauen Masse aus dem Injektor.
Gehe mit der Einschätzung des Akustikers (sogar Meister woooow :prost) gleich einher.

Hoffe der Re-Fit wird dich glücklich machen!
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