Studio-Kopfhörer ermüdend?

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CharlesDreyfus
Stammgast
#1 erstellt: 31. Dez 2018, 03:27
Guten Abend allerseits,

was macht eigentlich den technischen Unterschied zwischen einem Studio-Kopfhörer und einem HiFi-Kopfhörer aus?
Und damit meine ich nicht die praktischen und äußeren Modalitäten von Nutzung und Bauweise, sondern das tatsächliche Treibersystem.

Von der Linearität des Frequenzgangs mal ganz abgesehen (die in beiden Lagern besser oder schlechter sein kann), was ist das gewisse Etwas, was einem Studio-Hörer seinen analytischen Charakter verleiht? Ist es die bessere Lokalisation, die Seperation und die Impulstreue?

Ist es nicht auch bei den Hifi-Hörern das Ideal, einen natürlichen Raumeindruck zu liefern und die Impulse so präzise wie möglich abzubilden?

Wie kommt es, dass den HiFI-Hörern vergleichend oft ein "verzeihender" oder "wenig ermüdender" Charakter zugeordnet wird?
Ist es letztlich doch der der Mangel an eben dieser Trennschärfe? Sprich, die klanglichen Komponenten sowohl zeitlich als auch räumlich weniger kritisch herausarbeiten und damit auch weniger Fehler zu offenbaren?
Oder geht es im Nachhinein doch nur wieder um den Frequenzgang und damit die Klangfarbe?


Ich frage vor allem aus dem Grunde, da ich z.Z. einen Hörer suche, der ein Mittelding zwischen beiden Welten bzw. Anwendungszwecken darstellt.
Auf der einen Seite sollte er das kritische Abhören beim Recording ermöglichen, andererseits jedoch auch für das Musikhören (gerade älteren Materials) eingesetzt werden. Die gewünschte Färbung könnte man im gesunden Rahmen noch mit dem EQ nachliefern. Aber wie sieht es mit der analytischen Grundader aus? Können solche (Studio-)Hörer langfristig überhaupt Spaß machen?

Guten Übergang und vielen Dank im Voraus!


[Beitrag von CharlesDreyfus am 31. Dez 2018, 03:40 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#2 erstellt: 31. Dez 2018, 10:21
Ich kann hier zwar weder eine technisch fundierte Antwort geben noch einen Überblick über verschiedene Kopfhörer geben, dennoch zumindest meinen Erfahrungswert.
Ich höre seit geraumer Zeit mit einem Sony MDR-7510 Studiomonitorkopfhörer. Das Klangbild beschreibe ich mal als analytisch und recht neutral mit einem durchaus substanziellen Bass, der aber nie künstlich aufgeblasen wirkt oder gar den Rest übertüncht. Räumlich geht es sicher besser, auch gibt es sicher Kopfhörer mit höherer Auflösung, aber da der Hörer ansonsten wirklich nichts überbetont oder gar badewannenmäßig erklingt, macht er mir mehr Freude, als viele danach gehörte Hifi- Dinger. Oftmals hatten die einen zu überhöhten Bass, waren unpräzise dort, hatten einen Höhenschlag, etc. Das war selten meins.
Gut, nun höre ich viel Jazz und da brauche ich wohl kaum eine Ballertröte.
Und gerade weil der 7510 relativ nüchtern klingt, empfinde ich es als extrem ermüdungsfrei, damit zu hören.
Außerdem sitz er sehr gut, hat wirklich langlebige Polster und kostet für das Gebotene ziemlich wenig. Nur das fest verankerte Spiralkabel ist unterwegs recht unpraktisch.
Ich würde mir aber jederzeit wieder einen Studiohörer holen.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 31. Dez 2018, 10:27 bearbeitet]
Basstian85
Inventar
#3 erstellt: 31. Dez 2018, 11:08

CharlesDreyfus (Beitrag #1) schrieb:
nicht die praktischen und äußeren Modalitäten von Nutzung und Bauweise

Wissen tue ich es zwar auch nicht, aber ich glaube genau das ist der Unterschied und sonst nichts.

Beispiel Beyerdynamic. Edition fürs Musikhören zu Hause, PRO fürs Studio - Schau dir die Unterschiede an. Der DT770pro ist doch ein Studio Klassiker. Linear? Fehlanzeige. Ähnliches gilt für den AKG K240Studio (ermüdend finde ich den mal so garnicht - ist recht relaxt). Im Studio benötigt man ja auch KHs für die Musiker/Sänger beim Einspielen, da spielt der Klang doch eine untergeordnete Rolle... Hier mal ein Link dazu. Ich glaube auch nicht, dass mit KH abgemischt wird, eher Gegengehört.


[Beitrag von Basstian85 am 31. Dez 2018, 11:20 bearbeitet]
k.e.
Stammgast
#4 erstellt: 31. Dez 2018, 12:42

CharlesDreyfus (Beitrag #1) schrieb:
was macht eigentlich den technischen Unterschied zwischen einem Studio-Kopfhörer und einem HiFi-Kopfhörer aus?
...
Von der Linearität des Frequenzgangs mal ganz abgesehen
...
Ist es die bessere Lokalisation, die Seperation und die Impulstreue?


Hi, spannendes Thema das mich sehr beschäftigt. Ich sehe den einzigen Unterschied jedoch ausschließlich in der Abstimmung. Die Abstimmung ist natürlich schon eine Frage der Technik, die auch maßgeblich Separation, Auflösung, empfundene Raumgröße, usw. beeinflusst.

Streng genommen heißt High-Fidelity nur linear, was eigentlich der Studio-Neutralität entsprechen sollte. Viele kennen ein Studio jedoch nicht und auch dort sind längst nicht alle Abhörsysteme tatsächlich neutral. Doch theoretisch sollte ein Monitoring-System 1:1 das wiedergeben, was ohne Raumeinfluss aufgenommen wird.
Aber selbst die neutralsten Lautsprecher klingen in jedem Zuhause mindestens wärmer; Selbst für den Hifi-Enthusiasten, der großen Wert auf einen Raum mit wenig Schall legt. Ich denke dadurch kommt die missverständliche Unterscheidung zwischen Hifi und Studio.

Warum das jedoch für viele ermüdend klingt, erkläre ich mir durch die evolutionsbedingte Anatomie der Ohren. Diese verstärken Obertöne für eine bessere Sprachverständlichkeit und Alarmbereitschaft. Bei höheren Frequenzen "wecken" wir unser Gehirn automatisch auf, weil wir instinktiv einen Säbelzahntiger vermuten, der hinter unserem Rücken auf Laub tritt, oder kleinen Nachwuchs, der wegen anderer Gefahr nach uns ruft.
Für viele soll Musik aber zum Entspannen und Abschalten helfen, deswegen präferieren viele etwas dumpfere Mitten und einen relaxten Hochton, auch wenn es streng genommen falsch ist. Für viele kommt es auch dem Ideal Lautsprecher (bzw. der Gewöhnung) näher, weil sie die Lautsprecher bis an die Wand stellen, einen Teppich davor ausrollen und dicke Gardinen vor die Fenster hängen - das verzerrt das Klangbild ganz ähnlich und ist letztendlich für viele angenehmer.
Ingor
Inventar
#5 erstellt: 31. Dez 2018, 12:55
Da gibt es keinen Unterschied. Jeder hochwertige Kopfhörer kann im Studio eingesetzt werden. Wenn man sich auf der Sennheiser Seite nach professionellen Studio Kopfhörern umschaut, sind das überwiegend ganz normale Kopfhörer. Da wird z.B. der HD 380 Pro als Monitoring Kopfhörer angeboten. Den habe ich, der klingt nicht im Mindesten langweilig, im Gegenteil.
Ich hatte auch mal einen AKG 140, auch den habe ich schon in Filmen über Studioaufnahmen gesehen.
vollmartin
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 31. Dez 2018, 13:05
Ich habe mir vor ca. 6 Monaten den DT 1990 Pro gekauft und bin damit wirklich sehr zufrieden. Ich benutze ihn bei meinen Home Recording Versuchen und auch einfach zum Musik hören. Für mich ein deutlicher Fortschritt im Klang zu meinem alten DT 990. Der DT 1990 Pro kostet aber halt auch deutlich mehr.
CharlesDreyfus
Stammgast
#7 erstellt: 31. Dez 2018, 18:42
Hallo zusammen,

mir ist klar, dass die Trennung zwischen Studio- und HiFi-Equipment in erster Linie eine künstliche ist, um zwei verschiedene Anwendungszwecke auseinanderzuhalten.

Andererseits wundere ich mich dann doch immer wieder über die Phrase, dass Studio-Hörer aufgrund ihrer klanglichen Qualitäten (die darauf ausgelegt sind, Fehler im Mix zu offenbaren) nicht wirklich für den HiFi-Genuss geeignet sind.

Ist das einfach nur die übliche rhetorische Schaumschlägerei, ähnlich dem High-End-Jargon des HiFi-Kultes?

Wenn es wirklich nur die Entzerrung wäre, dann wäre es ja ein Leichtes, aus einem analytisch-linearen Studio-Hörer einen gelassenen-badewannigen HiFi-Hörer zu machen. Zumindest in dem Rahmen, in dem sich der KH gut per EQ ansprechen lässt.


Zur Zeit vergleiche ich zum Beispiel einen Shure SRH 840 mit einem Audioquest Nighthawk. Die beiden Hörer könnten unterschiedlicher kaum sein, da sie nicht nur deutliche Abweichungen beim Frequenzgang, sondern auch eine unterschiedliche Bauform aufweisen. Der eine ist geschlossen und überwiegend neutral (im Sinne der tatsächlichen Empfindlichkeit der Ohren), der andere offen-halboffen, sehr badewannig mit stark gesenktem Präsenzbereich.

Ich habe gestern Abend versucht, beide derart per EQ anzupassen, sodass sie annäherungsweise der Harman-Kurve entsprechen.
Im Endeffekt überwiegt beim Shure die Direktheit, beim Audioquest hingegen die "aufgeblasene" Räumlichkeit. Ich bin mir aber noch nicht sicher, welchen von beiden ich in dieser Konstellation langfristig bevorzuge. Der Shure klingt in der Tendenz immernoch analytischer, da schlichtweg direkter.

Würde es Sinn machen, beim Aufrüsten zum Beispiel auf z.B. einen SRH 1540 zu schwenken und je nach Bedarf dann entweder die lineare Grundabstimmung oder eine moderate Entzerrung per EQ anzuwenden?
Das ständige Wechseln von Hörer und Steckern geht mir mittlerweile nur noch auf die Nerven.

LG und guten Übergang
Dreyfus
k.e.
Stammgast
#8 erstellt: 01. Jan 2019, 14:24

CharlesDreyfus (Beitrag #7) schrieb:
Wenn es wirklich nur die Entzerrung wäre, dann wäre es ja ein Leichtes, aus einem analytisch-linearen Studio-Hörer einen gelassenen-badewannigen HiFi-Hörer zu machen. Zumindest in dem Rahmen, in dem sich der KH gut per EQ ansprechen lässt.

Richtig. Ist es in der Praxis auch.

Streng genommen sind weder SRH 840 noch Nighthawk fürs Studio/ Monitoring ausgelegt. Das sind beides wohlklingende Kopfhörer. Der Shure hat seinen Ruf als Studio-Kopfhörer wegen der resistenten Bauweise. Den kann man gut in die Ecke knallen und er geht auch nach Jahren nicht kaputt. Ersatz tut dem Geldbeutel nicht weh und es gibt keine jährliche Revision, die Investitionen verletzen könnte.

Es kommt beim Sound natürlich auch auf die Ansprüche an. Beim DT 1990 werden die kritischen Frequenzen, um "Fehler im Mix zu offenbaren", überbetont. Ob das dienlich ist, muss jeder selber entscheiden, aber neutraler als ein Hörer, der in den oberen Mitten und unteren Hochton zu vorsichtig ist, ist es eben auch nicht.


CharlesDreyfus (Beitrag #7) schrieb:
Ich habe gestern Abend versucht, beide derart per EQ anzupassen, sodass sie annäherungsweise der Harman-Kurve entsprechen.
Im Endeffekt überwiegt beim Shure die Direktheit, beim Audioquest hingegen die "aufgeblasene" Räumlichkeit.


Wie hast du denn die Entzerrung vorgenommen? Per Ohr sollte das nahezu unmöglich sein. Unterschiede sollten eigentlich nur noch wegen dem Wort "annäherungsweise" hörbar sein, die sich direkt auf die Räumlichkeit auswirken. Ich weiß nicht, ob es überhaupt möglich ist zwei Kopfhörer perfekt identisch aufeinander abzustimmen, da dort zu viele Faktoren mit einspielen.
captain_carot
Inventar
#9 erstellt: 01. Jan 2019, 14:48
Beyerdynamic ist da doch ein super Beispiel. Der DT 990 Pro ist mit Spiralkabel und weniger schickem aber dafür auch weniger Mackenanfälligem Gehäuse und Kopfpolster ausgestattet. Letzteres ist auch einfacher wechselbar. Und, auch ein gar nicht so unwichtiger Punkt, der Pro sitzt wegen höherem Anpressdruck fester.
Das Gleiche gilt auch für den DT 880 Pro/Edition.

DT1990 und Amiron scheinen sich dagegen mal etwas stärker zu unterscheiden. Allerdings überwiegen auch da die Gemeinsamkeiten.

Generell muss man bei Sutio-KH halt eh nach Verwendungszweck und Zielsetzung unterscheiden. Fürs Recording wird die Isolierung i.d.R. deutlich wichtiger sein als Neutralität. Und auch später als Abhöre können die Zielsetzungen ggf. sehr unterschiedlich sein. Ergo auch unterschiedliche Kopfhörerabstimmungen sinnvoll sein.

Guckt man sich mal die ehemaligen 'großen Drei' an, dann wurden und werden Sennheiser HD 6x0, AKG K701 und Beyerdynamic DT 880 auch alle drei in beiden Bereichen genutzt. In einigen Fällen dürfte es vor allem optische Unterschiede zwischen schicken HiFi- und nüchternen Studio-Geräten geben.

Heißt für mich als Konsument unterm Strich, ganz banal, Hauptsache der Kopfhörer passt zu mir, egal ob nun HiFi oder Studio.
ZeeeM
Inventar
#10 erstellt: 01. Jan 2019, 16:17
Prominent ist auch z.B. ein Bayer DT-100. Der weiße Bomber läuft einem gerade in Dokus der Musikgeschichte recht häufig über den Weg. Den DT-150 würde ich sogar als recht entspannten und neutralen Geheimtip bezeichnen und dabei auch noch ein richtiges Ohrsofa.
Im Rundfunkbereich hat sich als Studiowerkzeug das Set Stax Lambda Pro + SRM1-MK2 + ED1 einen Namen als Referenz gemacht.
moon1883
Stammgast
#11 erstellt: 01. Jan 2019, 19:11

ZeeeM (Beitrag #10) schrieb:
Im Rundfunkbereich hat sich als Studiowerkzeug das Set Stax Lambda Pro + SRM1-MK2 + ED1 einen Namen als Referenz gemacht.

Oh. Echt? Was für ein Rundfunkbereich ist das denn?
ZeeeM
Inventar
#12 erstellt: 01. Jan 2019, 20:38
Langwelle, CB-Funk ...
Soundwise
Inventar
#13 erstellt: 02. Jan 2019, 00:19

k.e. (Beitrag #8) schrieb:

Streng genommen sind weder SRH 840 noch Nighthawk fürs Studio/ Monitoring ausgelegt. Das sind beides wohlklingende Kopfhörer. Der Shure hat seinen Ruf als Studio-Kopfhörer wegen der resistenten Bauweise. Den kann man gut in die Ecke knallen und er geht auch nach Jahren nicht kaputt.

Ich war auch mal Fan von Shure SRH840 - er klingt relativ warm und angenehm. Empfehlen kann man den überhaupt nicht mehr, denn die Dinger brechen nach einer gewissen Zeit alle immer an der gleichen Stelle and das bei normaler Anwendung ohne Gewalteinwirkung. Das Internet ist voll von solchen Berichten. Nicht kaufen !
CharlesDreyfus
Stammgast
#14 erstellt: 02. Jan 2019, 01:37
Hallo zusammen,

den SRH 840 habe ich mir vor einer weile günstig bei eBay besorgt. In den Fachforen zum Recording und Mixing wird er für seine Performance zum Teil hoch gelobt. Jedenfalls für das, was in der Preisklasse und überhaupt mit einem Kopfhörer machbar ist.

Für meine Zwecke brauche ich keinen Hörer, mit dem ich im Alleingang einen ganzen Mix zusammenstellen kann. Er sollte es einfach nur ermöglichen, einzelne Aufnahmen ohne weitreichende Verfärbungen miteinander zu vergleichen.
Optimal wäre es, wenn er auch gut auf den EQ ansprechen würde, sodass man danach noch entspannt Musik hören kann.

Die Zerbechlichkeit beim SRH 840 ist so eine Sache. Die Teile sind wirklich nicht für die Ewigkeit gebaut.
Auch der Komfort macht mir etwas zu schaffen. Das dicke Kopfband drück mir leider ziemlich auf den Schädel.

Fürs Musikhören habe ich zur Zeit noch den Nighthawk. Der ist mir auf Dauer allerdings zu dunkel (starke Präsenzabsenkung).
Wie gesagt stört mich auch das ständige Wechseln. Wenn es irgendwie möglich wäre, würde ich schon gerne beides über ein System abdecken und die Färbung dann einfach per EQ verändern.


In der näheren Auswahl habe ich zur Zeit den geschlossenen SRH 1540 und den offenen SRH 1840. Allerdings liest man auch dort immer mal wieder von Problemen mit dem (in diesem Fall zu dünnen) Kopfband. Keine Ahnung, ob die zu meinem eher schmalen Kopf passen würden.
Vom Klang her würde ich den SRH 1840 wegen der größeren Bühne vorziehen. Beim SRH 1540 müsste man fürs Monitoring mindestens den Bass etwas zähmen.

Den DT 1990 habe ich mir auch noch angesehen. Soll ohne EQ allerdings etwas sibilant sein. Ist außerdem recht schwer.

Infrage käme vielleicht noch der HiFiMAN Sundara. Bei dem weiß ich allerdings nicht, ob ich ihm für das Musikhören mit dem EQ noch genügend "Bumms" entlocken kann.

Der neue Adam SP-5 scheint auch sehr gute Rezensionen bekommen zu haben. Ich befürchte allerdings, dass der im Sommer sehr unangenehm zu tragen sein wird. Mit den Lederpads von Ultrasone habe ich keine guten Erfahrungen gemacht.

Der AKG K812 wäre dann schon wieder außerhalb des Budgets.

Fällt euch vielleicht noch etwas ein?



k.e. (Beitrag #8) schrieb:
Wie hast du denn die Entzerrung vorgenommen? Per Ohr sollte das nahezu unmöglich sein. Unterschiede sollten eigentlich nur noch wegen dem Wort "annäherungsweise" hörbar sein, die sich direkt auf die Räumlichkeit auswirken. Ich weiß nicht, ob es überhaupt möglich ist zwei Kopfhörer perfekt identisch aufeinander abzustimmen, da dort zu viele Faktoren mit einspielen.

Annäherungsweise trifft es.
Ich habe beide beim Hören von Musik, die ich gut kenne, so entzerrt, dass Bass und Höhen (im halbwegs vergleichbaren Maße) hervorgehoben werden. Vor allem, um mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut sie überhaupt auf den EQ ansprechen.


[Beitrag von CharlesDreyfus am 02. Jan 2019, 01:38 bearbeitet]
k.e.
Stammgast
#15 erstellt: 02. Jan 2019, 09:16

CharlesDreyfus (Beitrag #14) schrieb:
Fällt euch vielleicht noch etwas ein?

Ich habe mir einen Oppo PM-3 entzerrt und er klingt göttlich. Hab noch nichts gefunden, das einen höheren Preis rechtfertigen würde. Leider wird er nicht mehr produziert.

Ansonsten mag ich den MrSpeakers Aeon Closed sehr gerne. Er hat den besten Hochton aller geschlossenen Kopfhörer. Wenn man in den Mitten ganz leicht nachhilft, ist er nahezu unschlagbar.

Der Hifiman HE-560 gefällt mir vom Klang her sehr gut. Von der Handlichkeit her würde ich mir jedoch etwas „kleineres“ suchen wollen.

Den Adam habe ich noch nicht gehört. Meine Erfahrung mit Ultrasone ist in Bezug auf Neutralität nicht so besonders, aber vielleicht hat es dieses Mal trotz S-Logic geklappt? K812 hat stark angehobene Höhen. Der und DT 1990 würden mir auf Dauer keinen Spaß machen.
CharlesDreyfus
Stammgast
#16 erstellt: 02. Jan 2019, 21:26
Der Oppo sieht interessant aus.
Bei rtings habe ich gesehen, dass er eine relativ schwache räumliche Abbildung haben soll. Lässt sich da mit der Entzerrung noch etwas rausholen?
Wie genau hast du eigentlich EQ'd? Hast du auch die Höhen etwas gezügelt? Die scheinen laut rtings nämlich ähnlich stark ausgeprägt zu sein, wie bei den DT 1990er. Der Beyer liegt bei mir zur Zeit auch in der näheren Auswahl, der er ja doch vieles richtig zu machen scheint.

Ein MrSpeakers wäre mit rund 900 Euro wohl raus. Mehr als 500 will ich eigentlich nicht investieren.

Bei den HiFiMENs bin ich mir noch etwas unsicher. Die Meinungen gehen ziemlich auseinander.
Würde wenn, dann aber vermutlich dem Sundara einen Versuch geben.

Bei dem Adam bin ich auch noch etwas skeptisch, da es im Wesentlichen wohl immernoch ein Ultrasone-Build ist. Hatte vor einiger Zeit mal einen HFI-680, den ich ziemlich scheußlich fand. Sowohl klanglich, als auch hinsichtlich des Komforts.
k.e.
Stammgast
#17 erstellt: 02. Jan 2019, 23:21
PM-3 hat nicht den Hauch einer Schärfe im Treble. Keine Ahnung was Rtings da gemessen hat. Die meisten Nutzer beschweren sich über zu wenig Hochton und ich habe bei 5.700 Hz auch ganze 5,5 dB (q5.0) hinzugefügt.
Meiner Meinung nach trifft der Oppo die Mitten extrem gut, während sie beim DT 1990 etwas hohl klingen (und dadurch auch räumlich etwas distanziert). Ab 5 bis 12 kHz zieht der Beyer dann extrem an, wobei er mindestens soviel zu viel hat, wie dem PM3 fehlt. Ohne EQ würde ich jedoch unbedingt eher zum Oppo greifen.

Die intime Bühne vermute ich hauptsächlich durch den geringen Pegel oberhalb von 10 kHz. Für den Informationsgehalt in der Musik ist das nicht so tragisch, jedoch macht sich das schon durch "fehlende Luft" in der Räumlichkeit bemerkbar. Wie Rtings das in Zahlen fasst, habe ich noch nicht ergründet, jedoch hilft es meiner Meinung nach extrem ab 10 kHz den Pegel anzuheben um den PM-3 von seiner Enge zu befreien. Separation und Ortung sind dennoch vorbildlich gelungen.

Was viele Leute jedoch nicht mögen ist wenn Stimmen vordergründig sind. Das ist aber nunmal bei neutraler Wiedergabe so und das muss auch so sein. Wer holt sich denn einen Weltstar ins Studio vors Mikro und schiebt ihn dann im Mix hinter das Schlagzeug und den Percussions? In englischsprachigen Foren bevorzugen viele, wenn man dem Sänger ein Tuch vor den Mund hält und ihn ins Nebenzimmer stellt.
CharlesDreyfus
Stammgast
#18 erstellt: 03. Jan 2019, 04:19
Die Messung des Treble vom PM3 deckt sich im Wesentlichen mit der von InnerFidelity. Bei beiden sind deutliche Peaks zwischen 7 kHz und 10 kHz zu erkennen. Bei InnerFidelity wurde aber deutlich weniger Slope angewandt, weshalb der Frequenzgang dort insgesamt sehr linear erscheint. Die Target Curve orientiert sich in beiden Fällen an Harman. Bei rtings jedoch mit leichter Anpassung durch eine Diffusfeldentzerrung. Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Soll aber wohl besser zum Dummy passen und sich eher mit dem Eindruck beim Abhören decken.

Die Räumlichkeit wird bei rtings in Soundstage und Imaging gemessen.

Soundstage = vom KH erzeugte Räumlichkeit
-> PRTF Accuracy, PRTF Avg. Size, PRTF Distance, Openness, Acoustic Space Excitation, Correlated Crosstalk
(PRTF steht für "pinna-realted transfer function")

Imaging = vom Quellmaterial reproduzierte Räumlichkeit
-> Group Delay, Weighted Amplitude Mismatch, Weighted Frequency Mismatch, Weighted Phase Mismatch

Mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=u2jHbaGST_Q
https://www.rtings.com/headphones/tests/sound-quality/soundstage
https://www.rtings.com/headphones/tests/sound-quality/imaging

Ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz, die räumlichen Qualitäten eines Kopfhörers zu beschreiben.
Allerdings fürchte ich, dass die obigen Parameter (im wesentlichen die Interaktion zwischen Treiber, Gehäuse und Pinna) mit jedem verschiedenen Ohr deutlich abweichen werden. Was bringt mir ein möglichst präzise reproduzierter Referenzwert am Kunstohr, wenn meine spezifische Anatomie nachher eine völlig andere ist?

Da führt wohl letztlich kein Weg am Probehören vorbei.
Gerade, da ich leicht abstehende Ohren habe, die schnell mal an die Grenzfläche stoßen und daher nach möglichst dicken Pads fordern.


Sehr neutral abgestimmte Mitten finde ich auf Dauer eigentlich sehr ermüdend. Für das Abhören ist es aber auf jeden Fall ein Nötiges Merkmal.
Aber wie gesagt, das dürfte per EQ ja kein Problem sein.

Momentan habe ich den DT1990 Pro, den Oppo PM3 und den HiFiMAN Sundara in der näheren Auswahl.
Mal schauen, ob ich die ggf. irgendwo in der Nähe (Raum Düsseldorf) probehören kann.

LG
k.e.
Stammgast
#19 erstellt: 03. Jan 2019, 12:22

CharlesDreyfus (Beitrag #18) schrieb:
Die Messung des Treble vom PM3 deckt sich im Wesentlichen mit der von InnerFidelity.

Nö. Du musst dir schon die Raw-Messung anschauen, der Rest ist nichtssagend. Bei ca. 7k hat die Messung von Inner Fidelity in etwa gleich viel Pegel wie bei 1k. Rtings weicht da um mehr als 10 dB ab. Die Abweichung oberhalb 10k ist ebenfalls eklatant. Wenn ich Sinustöne generiere, ist zumindest mein PM3 wesentlich näher an der Messung von IF als Rtings.

Ich habe mich mit Sam von Rtings mal ausführlich über die Targets unterhalten. Subjektiv stimmen sie auch nicht "ihrem" Target zu, das sie übrigens schon mehrfach seit Bestehen der Seite verändert haben. Sie orientieren sich dabei jedoch immer an die aktuellsten Veröffentlichungen von Harman, weil sie meinten sie wollen lieber ein halbwegs "offizielles" Target für die Leser verwenden. Zumindest Sam ist allerdings auch der Meinung, dass da noch Optimierungspotential vorhanden ist.
Und Tyll hat mal selber geschrieben, dass sein Target schlecht ist und er selber nur die Raw-Messungen liest.


[Beitrag von k.e. am 03. Jan 2019, 12:24 bearbeitet]
CharlesDreyfus
Stammgast
#20 erstellt: 03. Jan 2019, 16:37
Die Rohdaten haben m.E. genau so viel und wenig Aussagekraft wie korrigierte Plots. Ist alles nur eine Frage der Interpretation und Lesart. Wenn nicht richtig gemessen wurde, sind beide Varianten unbrauchbar. Aber darüber habe ich keine Einsicht. Da bin ich auf reines Vertrauen angewiesen.

Wie gesagt verwendet InnerFidelity andere Slopes! Der Kurvenverlauf ist gegenüber rtings ist für sich genommen aber ähnlich. Denke daher schon, dass auf beiden Seiten relative Vergleiche in Serie möglich sein und keiner absoluten Humbug misst.

Nach Stand von Juni 2017 korrigiert rtings die Harman-Kurve im Treble mit der eigenen Diffusfeldmessung des HMS. Damit soll auch die Lautsprecherwiedergabe bei guter Raumakustik (die wiederum als Referenz für die anderen Messreihen dient) nachgebildet werden. Welcher von all diesen Standards nun der richtige ist, ist bei Kopfhörern aber natürlich kaum zu entscheiden. Vor allem da, wo unterschiedliche Interpretationsansätze auf unterschiedliche Messbedingungen treffen.

Aber darüber sollen sich die Gurus die Köpfe zerbrechen.
Ich nutze die Messungen soweit als erste relativ betrachtete Orientierung.
captain_carot
Inventar
#21 erstellt: 04. Jan 2019, 01:46
Die Diskussion um Rtings Messungen gab es im Ansatz die Tage schon anderswo. Ich stimme da u.a. weder im Bass noch in der Räumlichkeit zu. WAs bei denen im Tiefton 'korrekt' ist kommt mir teilweise schon nach 'zu lauter Subwoofer' vor.
Räumlichkeit bei Kopfhörern, was ich generell eher schwierig finde, ist für mich da auch oft nicht reproduzierbar. Generell gilt hier, wie übrigens auch bei Bemerkungen zum Tragekomfort, dass man das vllt. besser selbst austesten sollte, weil es einfach zu subjektiv ist. Immerhin kann man ggf. trotzdem einiges rauslesen, wenn man eigene Präferenzen kennt.
Dinge wie die Ohrerwärmung finde ich wiederum ganz interessant zu wissen.
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