Röhrenwatt?

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Tubeholicer
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 22. Mrz 2010, 23:37
Hallo möchte mal eine Frage wissen und zwar: Jede Röhren Endstufe hat ein Watt leistung wie jede andere auch(Transe)Nun die Frage ist ob bsp. 100 Röhrenwatt gleich 100 Transistorwatt sind? Sind Röhrenwatt berechnet das doppelte von Transistorwatt( 100 Röhrenwatt=200 transistorwatt) oder Irre ich mich?
Jeck-G
Inventar
#2 erstellt: 22. Mrz 2010, 23:54
100W RMS sind 100W RMS (RMS ist die echte Leistung), egal ob Röhre oder Transistor. Also gibt es keine "Umrechnung"...

Dieses "100 Röhrenwatt sind 200 Transistorwatt" kommt daher, dass ein Transistorverstärker beim Übersteuern (was man normalerweise tunlichst vermeidet, außer man ist Gitarrist) hart anfängt zu verzerren (clippen), ein Röhrenverstärker hingegen weicher.
Nur ist im normalem Betrieb der Klirrfaktor eines Röhrenverstärkers deutlich höher als bei den meisten "Transen"!


[Beitrag von Jeck-G am 22. Mrz 2010, 23:55 bearbeitet]
sonicjbl
Stammgast
#3 erstellt: 22. Mrz 2010, 23:57
Watt ist eine pysikal. Größe (W = V x A). Ist also bei der Berechnung egal, ob Röhre oder Transistor.
Allerdings ist das Klirrverhalten eines Röhrenamps (k2 und k3) anders als bei Transistoramps.
Die Röhrenamps klingen für das Ohr besser, sprich harmonischer und wärmer.
Wegen dem größeren Klirr bei Röhrenamps und Unterschieden im Verlauf von k2 und k3 klingen die Röhrenamps lauter bei gleicher Wattleistung und Lautsprecher mit gleichem Wirkungsgrad


[Beitrag von sonicjbl am 22. Mrz 2010, 23:58 bearbeitet]
pragmatiker
Administrator
#4 erstellt: 23. Mrz 2010, 00:27
Servus Tubeholicer,

alle wesentlichen Antworten wurden von meinem Vorrednern bereits gegeben - ich möchte nur noch mal mit ein paar Mythen aufräumen:

  • Watt ist Watt - wenn es seriös und nachvollziehbar nach anerkannten und seriösen technischen und physikalischen Spielregeln gemessen wird - ist es egal, von welcher Quelle es erzeugt wird.
  • Etwas anders sieht es schon bei der Bewertung der "Watts" aus - da gibt es (zum Teil erhebliche) Unterschiede:
  • Röhrenverstärker haben (prinzipbedingt, z.B. durch die Heizung) zumindest im Wohnzimmerbereich einen sichtbar höheren Leistungsverbrauch als Transistorverstärker. Außerdem sind die Dinger eher schwierig (Stückzahl und so) aus billigsten chinesischen Schaltnetzteilen zu versorgen.
  • Das bedeutet, die Dinger benötigen durch den Netztrafo (der die Heizleistung und den Ruhestrom eh' dauernd erbringen muß) eine halbwegs dauerbetriebsfeste, solide Netzteilauslegung, die auch den Rest der Ausgangsleistung dauernd, und nicht nur für einen fiktiven einzelnen Baßimpuls erbringt (mit PMPO Ausgangsleistungen - siehe hier: http://lexikon.martinvogel.de/pmpo.html - kommt man da nicht hin).
  • Will heißen - und das unabhängig von Normen: Gerade halbwegs preiswerte (ostasiatische) Röhrenverstärker erbringen vermutlich die ihnen zugeschriebene Leistung aufgrund von technischen Notwendigkeiten als seriös unter realitätsnahen Bedingungen meßbare DAUERleistung viel eher als ihre ebenso preiswerten - nein, das Wort (es wäre eine Beleidigung für alle wirklich preiswerten Geräte) nehme ich zurück und ersetze es durch ein "billigen" (ostasiatischen) Halbleiter-Gegenstücke - weil bei diesen Teilen prinzipbedingt am Netzteil gespart werden kann, was geht (und es wird gespart - ich habe persönlich einige der grauenhaftesten Netzteilkonstruktionen mit Leiterbähnchen dünn wie ein paar Menschenhaare und schwindsüchtigen Energiespeichern - sprich Elkos - gesehen, die angeblich dem an ihnen hängenden Verstärkerchen den Saft für mehrere hundert Watt Ausgangsleistung (natürlich PMPO) einhauchen sollen).
  • Und da Röhrenradios und Stereogeräte zwar auch, aber noch keineswegs so stark, dem stringenten und rabiaten Kostendiktat ihrer Hersteller unterlagen, waren auch (und gerade in den Geräten, die als "Großsuper" oder in späteren Jahren als "Stereo-Groß-irgendwas" bezeichnet wurden), einfach mehr Reserven in Netzteil und Endstufe drin - und das kommt dem Klang dann zugute, wenn höhere Lautstärken (und damit Leistungen) über einen längeren Zeitraum abgefordert werden, ohne mit irgendwelchen "PMPO"-Tricks oder ähnlichen Brimborium operieren zu müssen.

Im Prinzip wäre es ganz einfach: 1[kHz] Sinussignal passender Amplitude in einen Verstärker einspeisen - Dauerbetriebsfeste Lastwiderstände (4[Ohm] oder 8[Ohm] oder was anderes, was eben so spezifiziert ist) an beide Verstärkerkanäle gleichzeitig anhängen - Verstärker so aussteuern, daß der Klirrfaktor beider Kanäle bei maximal 5% liegt (das war in der Röhrenära ein gebräuchlicher Wert) - die Kiste mindestens eine Stunde so rennen lassen - Leistung messen und sich freuen oder den Rest des abgebrannten Verstärkerschrotts zusammenkehren und entsorgen. Das Stichwort heißt Dauerbetriebsfestigkeit (sprich: Dauerleistungserbringungsfestigkeit): Mit einem Verstärker, der irgendwelche (im Prospekt stehenden, weil von durchgeknallten Marketingfuzzis formulierten) Traumleistungen für irgendwas in der Gegend von 1[ms] erbringt und dann mehrere Minuten ausruhen muß, ist niemandem gedient - das geht völlig an der Praxis vorbei. Da erzwingt nun einmal (auch für die Marketingfuzzis) die etwas andere Schaltungs- und Funktionstechnik der Röhrenverstärker etwas realistischere Leistungsangaben....

Grüße

Herbert


[Beitrag von pragmatiker am 23. Mrz 2010, 00:50 bearbeitet]
raedel
Stammgast
#5 erstellt: 23. Mrz 2010, 10:40
Guten Morgen

Mit "RMS" hab ich so meine Probleme.....

100W RMS sind 100W RMS (RMS ist die echte Leistung),

Ne richtig 'echte' Leistung ist es wohl nicht.

Im Prinzip wäre es ganz einfach: 1[kHz] Sinussignal passender Amplitude in einen Verstärker einspeisen - Dauerbetriebsfeste Lastwiderstände

Da geh ich mit! Dürfen auch gerne andere Frequenzen ( 50Hz, 10K...) sein.
RMS spielt meines Wissens der Zeitfaktor eine Rolle und somit schlecht reproduzierbar.
Aber richtig, Watt ist Watt....... sonst wird das noch der selbe Quark wie mit den Glühlampen und den x-mal so hellen Energiesparfunzeln.

Gruß
Burkhard
Wolfgang_K.
Inventar
#6 erstellt: 23. Mrz 2010, 13:21
Transistorwatt - Röhrenwatt - für mich ist das nicht nachvollziehbar, das ist doch nur ein Maß für eine gewisse elektrische Leistung - und ob die jetzt einem Transistor oder einer Röhre kommt - Watt ist Watt. Man hängt doch den Röhrenverstärkern eine Mystifizierung an, und schwupps ist man beim Thema Voodoo.

Schade dass auf den Produktbeschreibung so ein Unfug mit diesen Wattangaben gemacht wird - Dynamikleistung, Nennleistung, Sinusleistung, PMPO, die könnten sich doch auf die Musikleistung und die Sinusleistung beschränken, das wäre nicht ganz so verwirrend.

Gruß Wolfgang
pragmatiker
Administrator
#7 erstellt: 23. Mrz 2010, 13:26
Anregung: Vielleicht wäre es aussagekräftiger, die Leistungsfähigkeit eines Verstärkers statt in Watt in Joule anzugeben. Dann würde der Faktor Zeit in der Angabe mit drinstecken und die PMPO-Tricksereien hätten sehr schnell ein Ende.

Grüße

Herbert
raedel
Stammgast
#8 erstellt: 23. Mrz 2010, 15:40
Herbert, das wird nicht klappen. Dann tricksen die wieder mit der Zeit umher

sich doch auf die Musikleistung

Das bringt nix, auch so ein relativer 'Gummiwert'.....
Sinus, oder ein schöner symmetrischer Rechteck. Da gehen noch ganz andere Sachen mit, oder?

Gruß
Burkhard
rorenoren
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 23. Mrz 2010, 20:54
Moin,

Sinusleistung ist doch schon eine gute Sache.
(nach DIN?)

Was an Röhrenwatt zu Transistorwatt unterschiedlich ist, bzw. sein kann, ist, dass Röhren oft weicher zu verzerren beginnen.
(manche verzerren aber auch gleich richtig)

Bei Gitarrenverstärkern fällt das besonders auf.

Transistorverstärker verzerren meist schlagartig ab einer bestimmten Lautstärke.
(spätestens wenn die Beriebsspannung erreicht ist)

Röhren verzerren zunächst, wenn der lineare Bereich der Arbeitsgeraden verlassen wird, und dann, wenn das Netzteil zusammenbricht, bzw. nur noch in eine Richtung eine Spannungsänderung an der Röhre passiert.
(Arbeitsgerade einseitig "im Off")

Dadurch kann man teilweise noch mit gut 10% (Eintakter) Musik hören, ohne dass die Ohren abfallen wollen.

Gerade im Bass vezerren Röhrenverstärker meist früher, weil die Übertrager oft unterdimensioniert sind.

Das kann zu blubberigem, unsauberem Bass führen, den nicht jeder bemerkt, bzw. unangenehm findet.

Da können dann schon mal aus 5Watt bei 10% Klirr 7 Watt bei 30% Klirr im Bass werden.

Das hört sich dann lauter an, als ein Transistorverstärker mit 5 Watt kurz vorm Zusammenbruch.

Ansonsten sind Watt natürlich Watt.

Manche Leute haben aber z.B. einen schwachen Röhrenverstärker an wirkungsgradstarken Lautsprechern gehört und vergleichen dann 5 Watt mit den 100Watt zuhause.

Das irritiert natürlich.

Gruss, Jens
hf500
Moderator
#10 erstellt: 23. Mrz 2010, 23:53

rorenoren schrieb:
Moin,

Sinusleistung ist doch schon eine gute Sache.
(nach DIN?)



Moin,
natuerlich, wenigstens war sie nach DIN45500 klar definiert.
Es war die Leistung, die ein Verstaerker an einem ohmschen Widerstand mit dem Wert des Nennlastwiderstandes bei Aussteuerung aller Kanaele abgeben konnte. Aussteuern mit 1kHz Sinus, bis ein Klirrfaktor von 1% (bei Vollverstaerkern) bzw. 0,7% (bei Endverstaerkern) erreicht wird. Der Verstaerker muss in der Lage sein, diese Leistung ueber einen Zeitraum von 10 Minuten zu erbringen, als Umgebungstemperatur nehme ich mal die oftgenannten 23°C an.

Die Musikleistung nach DIN war ebenso definiert.
Man steuert den Verstaerker wie fuer Nennleistungsmessung aus und erhoeht seine Betriebsspannung, bis an den Endstufen wieder die Spannung erreicht wird, die im Leerlauf anliegt.
Dann wird die Leistung bei 1%(0,7%) gemessen. Als Messzeit reicht es aus, einen zuverlaessigen Messwert zu bekommen.

Allein schon die Definition der Musikleistung zeigt klar, dass es mit den PMPO nicht weit her ist. Diese Leistung kann niemals erreicht werden.

Zum Thema:
Auch, wenn 1Watt ein Watt ist, Roehrenverstaerker bringen es fast immer fertig, so zu tun, als haetten sie mindestens das Doppelte ;-)

73
Peter
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