Bodenabstand bei hochgetrennten Tieftönern

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Blaukomma
Stammgast
#1 erstellt: 18. Aug 2013, 13:22
Hallo Forum,
ich bastel seit längerem an einem Projekt, welches ich hier auch früher oder später noch vorstellen werde, dazu aber mehr, wenn es soweit ist. Deshalb gibts jetzt auch nur soviel wie nötig..

Ich habe nur eine kurze Frage, zu der ich keine genauen Informationen bekommen konnte, weshalb ich nun doch gezwungen bin einen Thread zu öffnen.

Im Lansing Heritage Forum habe ich folgende Aussage aufgenommen:
"You must get them off the ground to avoid a muddiness at 250hz", welche sich auf die Verwendung eines JBLs 2226H als Bass/Midbass bezieht. Auch bei den Menhirs ist der Tieftöner ja nicht ohne Grund weit vom Boden weg. Meine Frage ist jetzt, welchen Mindestabstand ein solches Chassis am besten haben sollte, um sein volles Potential auszuschöpfen, oder gilt hier "Je höher desto besser?" Und was ist überhaupt an dem beschriebenen Phänomen drann? Ich gehe mal davon aus, dass es sich um Interferrenzen mit den Bodenreflektionen handeln wird, wird das überhaupt hörbar sein?

Alternativ: Erzielt auch eine Anwinkelung des Tieftöners (samt Gehäuse natürlich..) um 5% grad nach oben den gleichen Effekt?
Vom Chassis Mittelpunkt etwa 45cm vom Boden weg und 5 grad nach hinten geneigt, wäre das was ich als maximalen Bodenabstand umsetzten könnte/wollen würde.. Zählt das schon als "off the ground"?..

Schonmal Danke für eure Hilfe!
Gruß Blaukomma
HiFi-Selbstbau
Inventar
#2 erstellt: 18. Aug 2013, 14:07
Hi Blaukomma,

wenn der Bass bis in den Mitteltonbereich abstrahlen soll (z.B. in einem 2-Wege-System à la 4430 oder Menhir oder LittleWatt) dann beginnt das Chassis im Mitteltonbereich schon deutlich zu richten und sollte daher möglichst hoch positioniert und/oder angewinkelt werden.

Ein 2. Effekt ist die Bodenreflexion, die in aller Regel die energiereichste Reflexion ist. Je nach Höhe des Tieftöners, des Ohres und des Hörabstandes kommt es da zu Überlagerungen bzw. Auslöschungen. Dasselbe passiert auch mit Reflexionen an der Seiten- und Rückwand des Raumes.

Mit diesem Tool kann man das gut ausrechnen: http://www.pvconsultants.com/audio/reflection/rrc.htm

Generell gilt: je später die energiereichen Reflexionen kommen desto eher kann das Ohr sie "ausblenden"

Gruß Pico
Blaukomma
Stammgast
#3 erstellt: 18. Aug 2013, 15:00
Hallo Pico,
danke für die ausführliche und informative Antwort!
Das Tool werde ich mir mal genauer ansehen, danke für den Link!

Bei mir laufen die JBLs in 95L BR und sind auf 54Hz gestimmt, was dazu führt, dass sie zusammen mit meiner 40Hz Raummode recht linear bis 40Hz runterspielen, ohne das ich den DSP einsetzten muss.
Mit dem Bass bin ich auch soweit zufrieden, mein Problem ist ein extrem Welliger Frequenzverlauf zwischen 120 und 500 Hz, mit diversen Peaks( 230,310,440 HZ), die bei Musikwiedergabe z.T. sehr deutlich auftreten, da sie bei manchen Songs wohl genau auf der Tonlage des E-Basses liegen und ein dröhniges und schwammiges Gesamtbild erzeugen. Von Messungen aus den amerikanischen Foren in sehr ähnlichen Gehäusegrößen, ist mir eigentlich ein ganz anderes Bild des 2226H bekannt, weshalb ich nun auf der Suche meiner Fehler bin. Ich könnte jetzt zwar hergehen und die Peaks mit dem miniDSP glattprügeln, jedoch baue ich die Lautsprecher ja um zu lernen und nicht um meinem DSP alles abzuverlangen..

Ich habe die Gehäuse grade mal auf Wasserkisten aufgebockt, was zu einen Bodenabstand von 73cm (zur Dustcap) führt. Es klingt jetzt zwar etwas präziser, aber die Chassis sind ja nun auch genau auf Ohrhöhe, das Dröhnen ist immer noch vorhanden.
Das Verschließen der Bassreflexöffnungen verändert das Ganze auch nicht maßgeblich..

Kann die Ursache eventuell am minderwertigen Testgehäuse liegen? Ein einfaches Spangehäuse ohne Bedämpfungsmaterial und wenigen Verstrebungen. Edit: Jetzt mit jeweils einem Ikea Kissen befüllt - keine Abhilfe..


[Beitrag von Blaukomma am 18. Aug 2013, 15:35 bearbeitet]
HiFi-Selbstbau
Inventar
#4 erstellt: 20. Aug 2013, 10:36
Hi Blaukomma,

ja, ja, das Testgehäuse kann einen RIESEN-Einfluss haben. So bei uns passiert bei der DUO-DXT. Da war der Bass- und Grundton im Spanplatten-Testgehäuse auch ÄUSSERST bescheiden. Nachher im Gehäuse mit Bitumensandwich war davon aber so was von gar nichts mehr zu merken, dass ich Spanplatte nicht mal mehr für ein Testgehäuse nehmen würde.

Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten, z.B. stehende Wellen im Gehäuse, wobei da meist die stehende Welle zwischen Front- und Rückwand am kritischsten ist (stehende Welle bei 171.5/Abstand [m]). Über ein IKEA-Kissen lacht sich das 95l Gehäuse nur schlapp ;-) Wenn es eine stehende Welle gibt sollte man das im Nahfeld des chassis schon messen könne und es zeigt sich auch im Impedanzverlauf (mit Impedanzmessung im Freifeld vergleichen).

Gruß Pico
Blaukomma
Stammgast
#5 erstellt: 20. Aug 2013, 11:20
Hallo Pico,
das klingt sehr interessant, die mit der Formel errechneten Werte entsprechen auch ungefähr den Bereichen, in denen ich die deutlich hörbaren Probleme habe. Ich hätte nie gedacht, dass der Einfluss dermaßen enorm ist. Konnte mir auch nicht vorstellen, dass die Amis alle taub sind und es am Treiber liegt..

Vielleicht sollte ich dann direkt mal über ein geschwungenes Gehäuse nachdenken..

Danke für deine Hilfe!
Gruß Kai
HiFi-Selbstbau
Inventar
#6 erstellt: 20. Aug 2013, 11:33
Hi Blaukomma,

ein geschwungenes Gehäuse bringt auch nix: "die Natur findet immer einen Weg" (aus Jurassic Park) - das gilt leider auch für stehende Wellen :-(

Was hilft ist:
- bei "hohen" Gehäusen: ein akustischer Sumpf oder ein interner Helmholtz-Absorber
- eine "sinnvolle" Positionierung: auf halber Höhe wird die tiefste stehende Welle in der Höhe nicht angeregt (dafür aber die doppelte Frequenz)
- ausreichend wirksames Absorptionsmaterial auf allen Wänden (das Polyestervlies aus den IKEA-Kissen ist was für's Auge aber wenig akustisch wirksam; besser ist Schaumstoff (Dicke mindestens 10% der Gehäuseabmessung auf beiden Seiten), am besten wäre aus akustischer Sicht Glas- oder Steinwolle), das geht aber mit einer BR-Box nicht.
- den Schall "umlenken" (geht besonders gut in schmalen Gehäusen)



Apropos BR-Box: das BR-Rohr fügt auch gerne noch stehende Wellen hinzu, einfach mal das Mikro direkt ins Rohr halten und sich wundern.

Gruß Pico
Blaukomma
Stammgast
#7 erstellt: 20. Aug 2013, 12:29
Hallo Pico,
ja die Dämmung wird im fertigen Modell natürlich standesgemäß ausgeführt ;), dazu habe ich auch in der Bauakustik etwas Erfahrung sammeln können. Ich dachte nur, wenn man schonmal die Möglichkeit hat, könnte man auch gleich ein akustisch geeignertes Gehäuse formen, oder ist die Reduzierung von Stehenden Wellen und Gehäuseresonanzen durch nicht parallele Seitenwände eher theoretischer Natur..und letzten endes sowieso nicht zu hören?..

Ich sag an dieser Stelle schonmal Danke für deine Hilfe und bin nun ganz zuversichtig, dass sich das Grundton/Mittelton Problem mit dem fertigen Gehäuse in schöne Musik aufgelöst hat!
HiFi-Selbstbau
Inventar
#8 erstellt: 22. Aug 2013, 09:19
Hi Blaukomma,

hier haben wir mal ein paar Messungen zum Thema "schräge Wände und stehende Wellen" gemacht: http://www.hifi-selb...&view=article&id=235

Gruß Pico
Blaukomma
Stammgast
#9 erstellt: 22. Aug 2013, 12:55
Sehr interessant, mit einleuchtenden Ergebnissen. Mir fehlte da nur noch ein abgestimmter Verbundplattenabsorber, dessen maximaler Schallabsorptionskoeffizient genau auf die Frequenz der Stehenden Welle ausgerichtet ist. Damit sollte man auch mit nur 30-50mm Dämmung eine hundertprozentige Absoprtion erreichen, wobei dann wohl zu beachten ist, ob bei zu kleinem Lochmaß die Abstimmung des Gehäuses nicht beinflusst wird.

Was mich neben der Dämmung auch noch beschäftigt ist die richtige Verstrebung der Gehäuse in einem solchen Fall. Wenn ich spüre, wie die Chassis das ganze Haus zum vibrieren bringen, obwohl sie bereits ein bischen entkoppelt sind, frage ich mich, ob nicht auch eine Matrixverstrebung sinvoll ist.

Ich glaube ihr habt da ja auch mal einen Test gemacht, der herausgestellt hat, dass diese bei Übertragungsbereichen von über 1kHz sich deutlich negativ auswirken. (Was bei mir aber nicht der Fall ist.)


Wollte eigentlich ausführlicher Antworten, muss nun aber mal los!
Gruß Kai
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