Voodoo im HiFi-Geschäft

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ehemals_hj
Administrator
#1 erstellt: 29. Jan 2003, 12:56
Habe ich eben durch Zufall bei Google gefunden:

[Quelle: http://www.ndrtv.de]

Auf der Suche nach preiswerten Möglichkeiten den Klang von Stereoanlagen zu verbessern, haben wir in ganz Deutschland Lautsprecherentwickler befragt. Das Ergebnis ist unabhängig von der Preisklasse und eindeutig: Sowohl High End Anbieter wie Dieter Burmester aus Berlin, dessen Stereoanlagen ab 20.000 Mark erhältlich sind, als auch günstigere Direktversender wie Günther Nubert aus Schwäbisch Gmünd sind sich einig: Zuerst (also vor dem Einkauf von teurem Zubehör) sollten die Hörbedingungen im Wohnzimmer optimiert werden. Lautsprecherentwickler Nubert bezeichnet den Hörraum sogar als "den wohl wichtigsten Teil der Stereoanlage". Als Grundeinstellung für die beiden Boxen und den Hörplatz gilt ein gleichschenkliges Dreieck. Bei den anschließenden Hörproben sollte man die Boxen dann immer wieder leicht verschieben bis der Klang stimmt. Um Reflexionen von der Wand hinterm Hörplatz zu verhindern, empfiehlt es sich, das Sofa etwas von der Wand abzurücken.
Standlautsprecher klingen meist besser, wenn sie sowohl von der Rückwand, als auch von den seitlichen Wänden abgerückt werden. Auch kompakte Regalboxen klingen häufig besser, wenn man ihnen zur Seite und nach hinten Platz läßt.

A) Raumakustik PC-Programme

Wer sich von langen Rechenzeiten und manchmal komplizierter Bedienung nicht abschrecken läßt, kann sich die optimalen Positionen des Hörplatzes und der Lautsprecher auch mit einem Raumakustikprogramm vom PC auf den Zentimeter genau berechnen lassen. Das im Beitrag gezeigte Programm CARA berücksichtigt die vorhandene Möblierung und funktioniert mit den Lautsprechern von bislang 16 deutschen und ausländische Lautsprecherherstellern. Die Liste der teilnehmenden Firmen wird zur Zeit erweitert. Die CARA-CD kann für 50 DM (plus Versandkosten) bei der Firma ETS in Kiel bestellt werden. Telefon: 0431-680779, Fax: 0431-682101.

B) Hörraum Optimierung

Durch Teppiche und Vorhänge können die höhere Frequenzen der Musik relativ einfach absorbiert werden. Regale an der den Boxen gegenüberliegenden Wand mit unterschiedlich tiefen Büchern tragen dazu bei, direkte Reflexionen zu reduzieren. Die im Studio gezeigte "Akustik Tapete" (Produktname "Acustic Panel") von der Firma Illbruck wurde entwickelt, um neben den hohen und mittleren auch die tiefen Frequenzen zu absorbieren. Sie wird ganzflächig an die den Lautsprechern gegenüberliegende Wand geklebt. Preis: rund 100 Mark pro Quadratmeter. Unterlagen können bei der Firma Illbruck in Leverkusen angefordert werden. Telefon: 02171-3910, Fax: 02171-391589.

C) Voodoo-Zubehör

Über die Frage, welches Zubehör den Klang der Anlage wirklich verbessert, wird in der Fachwelt viel gestritten. Unstrittig ist die Tatsache, dass der Einsatz von Zubehör entscheidend von der Qualität der Anlage abhängig ist. Tausend Mark teure High End Kabel an einer preiswerten Anlage bringen meist keinen Klanggewinn. In dieser Preisklasse ist uns das 1.200,-- Mark teure Lautsprecherkabel "Final edition" (2 x 3 m) von der Firma "No Limits" aufgefallen. Unter dem über das Kabel gezogenen Netzstrumpf fanden wir kein Lautsprecherkabel, sondern das Maschinenkabel Lapp Unitronic FD CP TP 5 x 2 x 1 für rund 200,-- Mark. Achtung Wucher!

Die von uns befragten Experten von der Zeitschrift Audio in Stuttgart und vom Institut für Rundfunktechnik in München waren sich bei den im Beitrag gezeigten Produkten weitgehend einig: Die Filzplättchen für Wohnzimmerwände von der Firma Harmonix für 870 Mark verbessern den Klang nicht und sind eindeutig Voodoo, also Unfug.

Als nicht nur teuer, sondern sogar gefährlich wird der von einem österreichischen Geigenbauer vertriebene "C 37 Lack" für Elektronikbauteile und Lautsprechermembranen bezeichnet. Nach dem Urteil der Techniker kann der Lack die Membranen der Lautsprecher zerstören.

Als ebenfalls gefährlich wird der "Exorcist" bezeichnet. Der als "Entmagnetesierer" bezeichnete Tongenerator für Verstärker (249 Mark) kann nach Angaben der Techniker die Hochtöner der Lautsprecher beschädigen. Der andere im Beitrag gezeigte 170 Mark teure Entmagnetisierer "Bedini Clarifier", diesmal für CD`s, (170 Mark) ist bei der Bewertung ebenfalls durchgefallen. Eine klangverbessernde Wirkung konnte nicht festgestellt werden.
Genauso das Urteil bei den drei im Film gezeigten Filtern gegen hochfrequente Störungen von der Firma Enacom für je rund 150 Mark-Kein besserer Klang wie vom Hersteller versprochen, sondern nach Meinung der Techniker eindeutig teuerer Unfug.

D) Lautsprecher und Cinchkabel

Um bei den Hörtests mit unterschiedlichen Lautsprecher und Cinchkabeln vergleichbare Ergebnisse zu erzielen haben wir unter standardisierten Bedingungen, d.h. mit immer der gleichen Stereo-Anlage gehört. Die gezeigte Stereoanlage für rund 3000 Mark setzt sich aus Geräten zusammen, die bei Tests der Zeitschrift Audio gute Ergebnisse erzielt haben.

* Verstärker: Pioneer A 60, ca. 700 DM
* CD Player: Marantz CD 600, ca. 700 DM
* Tuner Technics: ST-GT 659, ca. 500 DM
* Lautsprecher: Bonsai Super Nova, ca. 1200 DM

Der erste Eindruck nach den Hörtests: Die klanglichen Unterschiede zwischen den Kabeln sind bei der verwendeten 3000 Mark Anlage zwar gering, aber dennoch hörbar. Echte Klangverbesserungen durch dickere Lautsprecherkabel (2,5 Quadratmillimeter) im Vergleich zu den Beipack-Standardstrippen (0,75 Quadratmillimeter) wurden erst nach längerem Hören immer wieder gleicher Musikpassagen bei folgenden Kabeln deutlich:

* Straigt Wire "Rhythm" Lautsprecherkabel, 2 x 3 Meter ca. 200 Mark. Vertrieb in Deutschland: Firma Ross in Denkendorf. Telefon: 08466-768.
* Mogami "Blue Rocket" Lautsprecherkabel, 2 x 3 Meter ca. 400 Mark. Vertrieb in Deutschland: Firma Domino Design in Wiesbaden. Telefon: 0611-700165 Fax: 0611-701836.
* Mogami "Absolute Pure" NF-Cinch Kabel: ca. 380 Mark. Vertrieb in Deutschland: Firma Domino Design in Wiesbaden. Telefon: 0611-700165 Fax: 0611-701836.

E) Warnung vor Straßenverkauf von Lautsprechern

Wer auf einem Parkplatz oder an der Tankstelle wegen Lautsprechern angesprochen wird, sollte aufpassen. Unter Markennamen wie "Brendle", "Dynalab", und "Omni Audio" werden angebliche High End Lautsprecher der 6000 -Mark -Klasse für DM 1000,-- als Schnäppchen angeboten. Die gut geschulten Verkäufer erzählen immer wieder die gleichen Geschichten von "einmaligen Gelegenheiten" und "übrig gebliebener und nicht registrierter Messeware". Im Internet tauschen Selbsbsthilfegruppen bereits Erfahrungen für gemeinsame Klagen aus.
Tantris
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 29. Jan 2003, 14:21
Hallo Hendrik,

es scheint sich um Auszüge des Skripts von einer "ARD Ratgeber Technik" Sendung zu handeln, wo explizit vor Voodoo im Hifi-Geschäft gewarnt wurde, muß so ca. 2 1/2 Jahre alt sein. Die Sendung kann ich nur jedem Interessierten empfehlen, allein schon wg. des schönen Interviews mit dem "No Limits"-Inhaber, dessen teures Wunderkabel von den ARD-Leuten als simples Maschinenkabel mit Netzstrumpf drumherum enttarnt wurde - sichtlich nervös, log der Typ vor laufender Kamera was von "speziellem Hifi-Kabel, sehr teuer".

Gruß,

M.
Interpol
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 29. Jan 2003, 15:03
immerhin wollen die noch kabelklang gehoert haben.

allerdings habe ich das wort "doppel-blindtest" dabei vermisst. wahrscheinlich weil es kein blindtest war.
zumindest das ergebnis des hoertests laesst stark darauf schliessen

mfg
Tantris
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 29. Jan 2003, 17:03
Hallo Interpol,

klar haben die "Kabelklang" gehört, die haben auch 0,75qmm-Beipackstrippen gegen dicke 4-qmm-Kabel gehört, und das an einer nicht gerade impedanzunkritischen Anlage - alleine die Pegeldifferenz sollte schon soweit hörbar sein, daß man einen "Klangunterschied" attestieren kann. Der Test wurde von "Audio" inszeniert, die wissen schon, wie man sowas anständig faket.

Pikanterie am Rande: Die Zeitschrift "Audio" hat wenige Monate nach der Sendung eine mehrseitige Kampagne im redaktionellen Teil gestartet, um den Ruf der Betrügerfirma "No Limits" auf äußerst unseriöse Weise wiederherzustellen. Man behauptete einfach, das von der ARD-Redaktion als Maschinenkabel enttarnte No-Limits-Kabel sein ein Produktionsfehler gewesen und das echte Kabel, was identisch aufgebaut ist, sei ja den 10fachen Preis wert und klinge sowieso völlig genial. Spätestens bei der Geschichte hätte eigentlich jeder Leser erkennen müssen, was die ganzen Hifi-Presse- und Kabelmafia für einen gigantischen Beschiß am Kunden veranstaltet...

Gruß,

M.
Interpol
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 29. Jan 2003, 17:15
Hallo Tantris,

die leute WOLLEN glauben. ich verstehe es ja auch nicht, ist aber so.

es soll da auch so eine madonnenfigur geben, die jedes jahr blutige traenen weint. soll das blut jesu christi sein (oder so aehnlich).

ich meine, jeder muendige mensch sollte wissen, dass es kein blut jesu christi ist, was da aus dem stein laeuft, aber eine riesige menschenmenge glaubt fest daran und laesst sich nicht umstimmen.
die kirche zieht ihren profit aus solchem unfug und spielt gerne mit

selbst die beruehmten kornkreise, die bekanntlich ein schabernack von jungen menschen waren werden weiterhin von gewissen leuten als ausserirdische botschaft interpretiert.

dabei haben die leute gezeigt, wie sie kreise gemacht haben. trotzdem behaupten manche menschen das gegenteil.

wie kann das sein?

zeitschrifen wie STEREOPLAY und co leben von dem glauben ihrer leser.
was waere, wenn die ehrlich schreiben wuerden?
die zeitschrift wuerde pleite machen.
ausserdem wuerden viele leser den stoff nicht mehr verstehen. audio technik ist oft ganz einfach, aber manchmal auch tiefgreifend. anstatt diese teifgreifenden dinge zu verstehen, fluechten sich viele lieber in leicht verdauliche voodoo erklaerungen.
es ist eben einfacher zu behaupten, dass nicht alles messbar ist, was das menschliche ohr hoeren kann, als das ersatzschaltbild eines lautsprecherkabels im detail zu verstehen und die grenzfrequenz zu bestimmen.

mfg
Stefan
Gesperrt
#6 erstellt: 29. Jan 2003, 20:20
Hallo Tantris,

kannst du die Ausgabe-Nr. der Audio bzgl. No Limits nennen? Wäre bestimmt ne Hilfe für einige der Heftchen-Leser!

MfG Stefan
TT
Stammgast
#7 erstellt: 29. Jan 2003, 20:50
Halo Interpol,

es wäre sehr wohl möglich, auch heute noch eine seriöse Zeitschrift zu machen.
Als ich vor ca. 20 Jahren das Thema HiFi bis letztes Jahr "unterbrochen" habe, gab es noch die HiFi-Stereophonie und andere Blätter. Man fand ausführliche Technikteile, aber auch für Nichttechniker genügend verwertbare Information. Man hatte den Eindruck, die Redakteure betrieben ihre Arbeit seriös, mit einer kritischen Distanz zu den Herstellern. Sie schrieben (vor allem) für den LESER.
Der Unterschied zu heute, nach dieser langen Enthaltsamkeit, frappiert. Die Distanz scheint völlig verloren gegangen zu sein. Das Mantel der journalistischen Ethik ist zu einem Mäntelchen geschrumpft, das gedehnt, manchmal gar gezerrt oder ab und an sogar ganz fallen gelassen wird - und das ohne Scham oder schlechtes Gewissen. Es erscheint mir so, daß die Zeitschriften nicht mehr für den Leser, sondern für die Hersteller bzw. ihren Absatz/Anzeigenteil arbeiten (mir fiel vor allem der enorm gestiegene Anteil der Werbung sowie die Größe der Anzeigen auf). Ich habe an anderer Stelle schon mal geschrieben, daß mir eine STEREO in die Hand fiel, die hinter einem Bericht eine Seite mit sog. "Premium-Händlern von STEREO" anschloß. Händler für was? Für die Geräte, die bei der Zeitschrift als Testsieger hervorgingen? Für wessen Vorteil?
Für eine Umsatzmaximierung ist dieser Weg solange der beste, wie ihn die (zumeist) unkritischen Leser mitgehen. Dabei kann man denen nicht mal ihre unkritische Haltung vorwerfen, sind sie doch, wie ich übrigens selbst, keine Fachleute und auf Informationen Dritter angewiesen. Eben hier liegt der Hund begraben. Man wird permanent völlig verunsichert, wenn man sich nicht auskennt. Selbst eigene Versuche helfen da nicht wirklich weiter, da einem von anderer Seite wieder völlige gegenteilige Ergebnisse geliefert werden. Die Fachpresse, und da sind wir wieder beim Thema, hat ihre Funktion als (relativ) unabhängige Instanz verspielt. Sie hat ihre Glaubwürdigkeit verloren. Diese Entwicklung ist natürlich überall festzustellen, angefangen bei der Politik.
Die Händler haben aufgrund der Entwicklung wenig Auswahl. Entweder sie sagen den Leuten, der Entmagnetisierer/Magnetisierer/was auch immer ist ein Sch***, dann verkaufen sie den Leuten nichts, obwohl die davon überzeugt sind, daß es funktionieren muß, weil es stand ja in der.... Oder sie verkaufen.

Um zum ersten Satz zurück zu kommen: Ich bin der Meinung, eine seriöse Fachzeitschrift könnte sich auch heute noch rechnen. Da das aber keine Fachjournalisten und Techniker, sondern Betriebswirte und Marketingfachleute entscheiden, ist es so, wie es ist.

Gruß
TT
Makai
Stammgast
#8 erstellt: 29. Jan 2003, 21:57
@Stefan,
Das ist die 9/2000.
Habs mal kurz abtipping from tis Zeitshrift.

------------
No Limits: Das richtige und das falsche Kabel - ein Vergleich

Legen Sie die Schere sofort wieder weg!Dies ist keine Anstiftung zur Zerstörung teurer Kabel.Wer sich nicht sicher ist ob er das richtige oder das irrtümlich falsch konfektionierte Final Edition erwischt hat,der sollte es zu uns (Audio) schicken,dann bleibt es nämlich heil und Sie erhalten dann auf jeden Fall ein "richtiges" Kabel zurück.
Natürlich hat sich AUDIO beide Versionen des no Limits angehört und deutliche Klangunterschiede entdeckt.
Wo das "richtige" Final Edition mit fein aufgelöster Hochtoninformation brillierte,wirkte das "falsche" etwas verhangen.Spannte das Original weite Räume,wirkte der Industrieleiter enger und kompakter.
Das in einem Teil der No-Limits Produktion irrtümlich eingesetzte Grossserienkabel von Lapp (gedacht für den Einsatz an Robotern und Maschinen) in seinen Originalpreis zwar wert - es kostet nur 25 DM pro Meter.
Die Unterschiede:
Der innen liegende Bindekern des No-Limits ist aus anderem Material als im Lapp-Kabel,auch der Wicklungsdrall (Drehrichtung der Leiter) unterscheidet sich vom Roboter-Verbinder.
Die No-Limits-Isolation ist dicker und gleichmässiger,und zwischen Aussenhaut und Innenleiter liegt ein MANTEL AUS bAUMWOLLE.
Geringere Serienstreuungen und besserer Klang wollen bezahlt sein:Die komplizierten Fertigungsmaschinen bei Lapp laufen langsamer und damit teurer,wenn No-Limits geordert hat.
--------------

>>das irrtümlich falsch konfektionierte Final Edition

Wie kann mann irrtümlich ein billiges Industriekabel als High-End-Kabelhersteller verwenden?

Mich würds interresieren,was die Kunden sagten,nach
dem Kauf und nachdem sie das bei sich ausprobiert hatten.
So ein Kabel muss ja gut sein,es war ja schliesslich schweineteuer.
Ein grosser Aaahh-Effekt - und bestimmt auch nachdem sie diesen Artikel gelesen hatten.
Tantris
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 29. Jan 2003, 22:37
Hallo TT,

ich stimme Dir ja von der Situationsanalyse her zu. Ich glaube jedoch nicht, daß der Markt heute noch eine seriöse Hifi-Zeitschrift aufnehmen würde - man darf nicht vergessen, daß der Drang der Kunden nach Bestenlisten, Voodoo-Geschichten und "Edelmarkenimage" erst den Erfolg der jetzigen Hifi-Presser ermöglicht hat - und daß seriöse Blätter verdrängt wurden.

Der Markt hat ja noch nicht einmal Platz für eine - ebenfalls dem Voodoo nicht unverdächtige, aber eben viel weniger industriehörige - Publikation wie "Hörerlebnis". Die verzichten auf Werbung, Bestenlisten und ähnliches und kommen deshalb auf keinen grünen Zweig.

Daß STEREO den Gipfel dieser Negativentwicklung darstellt, darüber sind wir uns ja hoffentlich einig - die nehmen wirklich gar keine Rücksicht auf Glaubwürdigkeit und so Kleinigkeiten wie die Physik, da wird jedes noch so absurde Betrügerprodukt hochgejubelt.

Die Verquickung zwischen Presse und Industrie geht aber noch viel weiter: Es ist ein offenes Geheimnis, daß die (eigentlich) "unabhängige Testpresse" gleichzeitig als Berater für die Industrie wirkt und insbesondere durch ihre jährlichen "Leserwahl"-Aktionen wertvolle Marktforschung für die einzelnen Unternehmen betreibt. Ein ehemaliger Stereo-Redakteur schrieb dazu (anläßlich der High-End-Messe):

"...die Boxenklasse um 200.000 Mark im Programm zu haben, ist sicher bald für jeden Hersteller Pflicht, will er im erlauchten Kreis selbstgefälliger Testredakteure noch ernst genommen werden. Es ist eine unheilvolle, symbiotische Wechselbeziehung zwischen den Produzenten der nichtsnutzigen tönenden Monstren und eben diesen Vertretern der sogenannten Fachjournaille.

Die einen dürfen sich, weil sie die Frechheit besitzen, vier Lautsprecherchassis in ein möglichst auffälliges Gehäuse ... einzubauen ... auf dem Referenzthron der Audio-Magazine räkeln. ... Die Herren Tester bekommen im Gegenzug das Recht der ersten Nacht mit dem Objekt der Begierde zugesprochen. ... [Sie] treibt ... der Druck der Geschäftsleitung mehr Auflage zu machen in die Gier alles exklusiv vor der Konkurrenz haben zu müssen.

Und das Publikum, nicht realisierend, daß es völlig vergackeiert wird, steht staunend vor den Renditeträumen audiophiler Feinwerkkunst und klatscht gebührend Beifall, als seien sie bezahlte Claqueure."

Gruß,

M.
TT
Stammgast
#10 erstellt: 29. Jan 2003, 22:40
Hallo Makai,

danke für die Mühe, ist wirklich hochinteressant.

Dazu ist zu bemerken:
1. Dieser "Rechtfertigungsversuch" ist erstens peinlich und zweitens windelweich.
2. Ich kann nicht verstehen (oder doch), warum ausgerechnet eine "Fachzeitschrift" eine Hersteller-Schummelei (ist freundlich ausgedrückt) versucht zu rechtfertigen. Gerade die sollte kritisch recherchieren, wie und ob überhaupt es zu dieser angeblichen "Falschlieferung" kommen konnte und, wie Du es schon bemerktest, das nicht sofort beim "Hersteller" auffiel.

Alles zu durchsichtig, aber offensichtlich nicht für alle.

Gruß
TT
TT
Stammgast
#11 erstellt: 29. Jan 2003, 23:10
Hallo Tantris,

na ja, das ist wohl wie Bild-Zeitung und FAZ (oder SZ oder auch andere). Die meisten Deutschen lesen die Bild - wohl wissend daß vieles grob vereinfacht und z.T. (bewußt) falsch dargestellt wird. Vom Niveau ganz zu schweigen. Ist aber einfacher und griffiger (nicht so viel lästiger Text, wie der Name schon sagt). Aber es gibt auch andere (und erfolgreiche) Blätter. Daher vielleicht mein Optimismus.

Ganz auf Werbung zu verzichten, ist sehr mutig. Das muß aber m.E. auch nicht sein. Die Werbung spielt auch für viele Leute die die Zeitschrift kaufen eine wichtige Rolle. Ich habe mal in einem Forum gelesen, daß ein Poster die Werbung als Informationsquelle empfunden hat. So kann man das sicher auch betrachten. Die Zeitschrift muß den richtigen Mittelweg finden zwischen Plattform und Seriösität - zugegeben ein schmaler Grat. Dazu gehört die strikte Trennung von redaktionellem Teil und Anzeigenteil (also nicht nur räumlich). Aber ich kann mir vorstellen, die Versuchung ist groß, das zu vermischen und davon (relativ einfach) zu profitieren.

Ich hatte nur zwei Stereo-Ausgaben zur Verfügung. Na, wenn die anderen nicht schlimmer sind, fällt mir ja ein kleiner Kiesel vom Herzen.

Aus den Worten des ehemaligen Redakteurs spricht wohl auch etwas Enttäuschung darüber, daß er da nicht mehr mitspielen darf. Aber im Grunde wird es wohl so ablaufen, nicht nur bei Audio-Zeitschriften. Der Redakteur vergaß allerdings noch zu erwähnen, daß das Publikum nicht nur als Claqueur gebraucht wird, sondern auch noch dafür zahlen darf.

Gruß
TT
UweM
Moderator
#12 erstellt: 30. Jan 2003, 12:09
>>profitieren.Ich hatte nur zwei Stereo
>>Ausgaben zur Verfügung. Na, wenn die anderen nicht schlimmer sind, fällt mir ja ein kleiner Kiesel vom Herzen.

Zitate aus Stereo:

„durch den Austausch einer Netzsteckerleiste kann man Probleme mit Raumresonanzen im Bassbereich vermindern“ (Eingriff in den Frequenzgang also gleich um mehrere Dezibel?)

„Geräte klingen besser, wenn man sie nach dem Transport ausklopft um evtl. gespeicherte Energien zu entfernen“ (Welche Energien denn?)

„Ein Spike leitet gleich einer mechanischen Diode Kräfte nur in eine Richtung weiter“ (Newtons actio = reactio gilt also bei HiFi nicht?)

„Eine Anlage klingt besser, wenn man den linken Lautsprecher etwas erhöht, z.B. indem man einen kleinen Gegenstand auf ihn stellt“ (Warum? Und warum nicht beim rechten LS?)

„wenn man eine Antenne an einer Unterstellbasis anbringt, kann man damit sämtliche elektromagnetische Störungen von dieser fernhalten“ (geht nicht, dazu müsste man einen Schirmkäfig anbringen)

Märzausgabe STEREO zum Test von CD-Recordern: „Kopien auch in hoher Geschwindigkeit tadellos“. Vier Wochen später: „auch auf den teuersten Recordern klingt dir CD-R komprimiert, was sich nur durch den massiven Einsatz von Zubehörteilen ausgleichen lässt“ (Was denn nun?)

„Den Rand der CD muss man grün anmalen, weil das die Komplementärfarbe zum rot des Lasers ist“ (der Laser ist Infrarot, dazu gibt es keine Komplementärfarbe, außerdem gilt das System der Komplementärfarben nur für das menschliche Auge)

„Abschalten oder Einschränken der Fehlerkorrektur eines CD-Players verbessert den Klang“ (Zufallsergebnis besser als Rekonstruktion?)

„Netzsymmetrierer: Ein spezieller Netzfilter, der den Nulleiter komplett vom Rücktransport des Stroms entlastet..." (Es fließt also nur noch Strom in die Geräte hinein, nicht mehr heraus – welch Wunder!)

„Die Membran, die die Schallwelle ins Horn einkoppelt, vollführt tatsächlich keinen Hub" (Schall ohne Membranbewegung? D.h. Musik auch ohne Signal?)

CDs klingen besser, wenn man sie vor dem Abspielen entmagnetisiert. Sie klingen aber auch besser, wenn man sie vor dem Abspielen aufmagnetisiert (also egal!)

LPs klingen besser, wenn man sie vor dem Abspielen magnetisiert



Grund zur Erleichterung?
Grüße,

Uwe
Oliver67
Inventar
#13 erstellt: 30. Jan 2003, 13:51
Äh.. Öh... Uh...

ich mach mich sofort ans Tunen meiner Anlage! Bis jetzt war ich ja mit dem Klang voll zufrieden - aber wie muß das erst danach tönen!!!!

Oliver
TT
Stammgast
#14 erstellt: 30. Jan 2003, 14:51
Hallo Uwe,

<<Grund zur Erleichterung?
Grüße,

Uwe>>

Ja schon, aber jetzt darüber, daß die "Entwicklung" der letzten 20 Jahre an mir vorbei gegangen ist.
Damals hätten einen die netten Onkels mit den weißen, hinten geknöpften Jacken geholt, wenn man sowas geschrieben hätte.

Danke für die Zitate. Ist aber trotzdem ein erheiterndes Thema.

Gruß
TT
Died
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 07. Feb 2003, 16:02
Also ich kann dazu nur eines schreiben (und das Danke eines sehr netten und hilfsbereiten Forummitgliedes):

Die hochgelobte und von Steroplay (natürlich war ein mehrseitiger Test von der 600´er Reihe drin ) in den siebten Himmel gehobene B&W DM603.S3 klang gegenüber einen stinknormalen passiven Studiomonitor einfach nur zum k..... Der Händler wusste ehrlicher Weise auch kein Gegenargument. Das fand ich absolut ok, denn viele fangen dann noch an mit rumdiskutieren.

Möchte nicht wissen, wie dann ein aktiver Monitor klingt.

Gruss Died
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