Grundig CN830 nimmt rechts nicht richtig auf

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hifibastler2
Stammgast
#1 erstellt: 01. Jun 2015, 16:47
Hallo zusammen,

habe ein hartnäckiges Problem mit einem CN830-Tapedeck.
Zahnradproblem/Riemen repariert, Wiedergabe auf beiden Kanälen mit Fremdband hervorragend, aber Aufnahme rechts manuell und mit Automatic in allen Schalterstellungen und Schalterwacklungen nur ganz leise und krächzend. Bei Abschalten des HF-Generators und Einspeisen NF-Sinussingnal 2KHZ bei Oszi-Messung am AW-Kopf recht und links gleiches Signal. Auch bei Zusschalten HF gleiches HF-Signal rechts und links gemessen direkt am Kopf. Beide Signale zusammen sind am Kopf im Oszi nur recht unscharf darzustellen, aber auf den ersten Blick sind auch diese Signalbilder mit dem HF-Gewusel und den ganz schwach oben und unten auf das HF draufmoduierten NF-Schwingungen sehr ähnlich.
Was ich also nicht verstehe: HF bei Messung direkt am Kopf gleich, NF ohne HF bei Messung direkt am Kopf gleich, aber: rechts nicht nur etwa schlechtere Aufnahme, nein, praktisch keine Aufnahme, nur ganz leises Krächzen bei starker Lautstärke (Altaufnahmen werden rechts gelöscht, VU-Meter beide gleichmäßig).
Also keine Ahnung, wo ich hier das defekte Bauteil suchen soll, beim Aufnahmeverstärker oder bei der Vormagnetisierung???

Gruß
Thomas
bukongahelas
Inventar
#2 erstellt: 02. Jun 2015, 09:12
Mal testweise die Leitungen am Tonkopf links<->rechts kreuztauschen , ob der Fehler wandert .
Generell: Kanalspezifische Fehler lassen sich durch Kreuztauschen einkreisen .

Ja , Hf+NF am Tonkopf oszillografiert erinnert mich an eine Funk-AM-Modulation eines HF-Trägers .
Sender werden meist zu 50-100% moduliert , am Tonkopf sind es wohl nur 10%NF + 90%HF .
Und der Frequenzabstand zwischen Träger und NF ist bei Funk größer .
Warum eine HF-Träger Modulation bei Funk die Übertragung erst möglich macht und
beim Tonband die Verzerrungen verringert und den Frequenzgang begradigt ,
müßte mal ein Experte erklären .

bukongahelas
Bertl100
Inventar
#3 erstellt: 02. Jun 2015, 12:34
Hallo zusammen,

bei diesem Gerät wird auch die Masseseite der Tonköpfe über den AW-Schalter geführt.
Du solltest also auch mal nachmessen, ob denn in Stellung Aufnahme der eine Tonkopfanschluß auch auf Masse liegt.

Gruß
Bernhard
ehemals_Mwf
Inventar
#4 erstellt: 02. Jun 2015, 14:04
Hi,
Bertl100 (Beitrag #3) schrieb:
...Du solltest also auch mal nachmessen, ob denn in Stellung Aufnahme der eine Tonkopfanschluß auch auf Masse liegt....

... ein wichtiger Tipp

-----------------------
...das passt -- wg. Strom -- auch gleich zu bukongahelas Anmerkung:
Die Aufzeichnung via Luftspalt im Magnetkopf erfolgt ja eher Strom- als Spannungs-proportional, d.h. wg. der dominant induktiven Impedanz der Kopfwicklungen ist eine Spannungsmessung natürlich besonders HF-betont.
Als Strom (*) ist das Verhältnis nicht so extrem.

btw:
Die analoge Magnetbandaufzeichnung via HF-Vormagnetisierung funktioniert übrigens nicht via elektrischer Modulation (AM od. FM), sondern simpel als Addition (Überlagerung).

Das starke HF-Signal magnetisiert dabei ständig und "schnell" die Schicht komplett durch und überwindet dabei die grundsätzlich extrem nicht-lineare Hysterese-Charakteristik der Magnetsierung.

Im nach dem Vorbeilauf des Bandes am Spalt abklingenden HF-Signal bleibt dann auch die überlagerte NF-Information eingeprägt, so dass sie mit dem Wiedergabekopf abgetastet werden kann.
Die HF ist auch gespeichert, aber so Kurz-wellig, dass sie mit üblichen Kopfspaltweiten kein nenneswertes Signal mehr erzeugt und auch elektrisch leicht gefiltert werden kann. (**)

Gruss,
Michael

----------------
(*) = wird üblicherweise mit einem niederohmigen Widerstand in Reihe z. Wicklung (Shunt) wieder als Spannung gemessen

-------------------
(**) = hier gibts Grundlageninfos von Arndt Klingelnberg (mein pers. "alter ego" ) :
http://www.theimann....etaufzeichnung1.html

und hier die Linearisierungswirkung der HF-Bias (Abb.13):
http://www.magnetbandmuseum.info/das-magnettonverfahren.html

und zur Historie:
http://www.magnetbandmuseum.info/magnetband_story1.html (HF-Vormagnetisierung ab 1940)
http://www.magnetbandmuseum.info/das-ton-prinzip.html#c1843


[Beitrag von ehemals_Mwf am 02. Jun 2015, 14:46 bearbeitet]
hifibastler2
Stammgast
#5 erstellt: 03. Jun 2015, 00:46
Hallo zusammen,
vielen Dank für die Tipps.

Da die Wiedergabe geht, hätte wohl das Tauschen am Kopf nicht so viel gebracht, der Kopf muss ja in Ordnung sein.
Masse am Kopf muss ja auch da sein, weil ich sonst nicht direkt zweipolig am Kopf oszilographieren hätte können.
Habe nunmehr das gemacht, was ich gerne mache, wenn ich nicht weiter weiß, nämlich im betroffenen Gebiet alle Tantal- und Becherkondensatoren getauscht. Und siehe da, der rechte Kanal nimmt fehlerfrei wieder auf. Der Bösewicht war laut Hameg-Komponententester der Tantalkondensator C225, die Ellipse war nicht senkrecht sondern um ca. 30 Grad schräg. Enorm, was das für Auswirkungen hat.
Es war der matte blaue Typ, ich habe prophylaktisch den Bruder aus links dann auch getauscht, dies war zu meiner Überraschung der hochglänzende, dunklere Typ.
Bestätigt meine Erfahrung, das die matten viel anfälliger als die glänzenden sind.
Interessant, daß hier beide Varianten in einem Gerät verbaut sind, so Bj 1976-1978
Natürlich kann der CN830 nicht mehr mit den preisgleichen Geräten ein paar Jahre später mit seinen 30-14000 Hz mithalten.
Aber die kompakte Pultform finde ich interessant. Ich habe noch eine RPC 500 vor ca 25 Jahren ohne Dreher und Tape aus dem Sperrmüll gefischt und im Keller liegen und will diese in den nächsten Jahren mal wieder restaurieren. Der CN830 ist dafür passend, wenn auch hier mein silbener dann nicht ganz orginal ist.
Bevor ich das mache, möchte ich noch eine TS1000 restaurieren, die ich auch vor ca. 25 Jahren auf dem Sperrmüll fand und nur damals die Laufwerkslogik reparierte und die massiven Aufnahme- und Wiedergabekungleichheiten zwischen den Kanälen ignorierte und sie im Keller einlagerte, wo sie seit 25 Jahren schläft.
Meine Frage: Soll ich sie einfach mal ans Netz hängen oder lieber vorher Netzteil, die Module und Hauptplatine auf gealterte Kondensatoren oder Selengleichrichter untersuchen?
Gruß
Thomas
P.S.: Hochinteressant ist, daß der AW-Kopf 100 KHZ via Vormagnetisierung auf das Band bringt, aber hier nur max 14KHZ NF-Signal wiedergeben kann???


[Beitrag von hifibastler2 am 03. Jun 2015, 00:53 bearbeitet]
ehemals_Mwf
Inventar
#6 erstellt: 03. Jun 2015, 01:24

hifibastler2 (Beitrag #5) schrieb:
...Hochinteressant ist, daß der AW-Kopf 100 KHZ via Vormagnetisierung auf das Band bringt, aber hier nur max 14KHZ NF-Signal wiedergeben kann???

Der Aufnahmevorgang ist bez. oberer Grenzfrequenz -- anders als die Wiedergabe -- nicht durch die Spaltbreite des Kopfes limitiert.
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