Tapedeck Tonkopf entmagnetisieren

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Paschik
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 21. Nov 2016, 15:46
Wer kennt sich mit diesen alten Entmagnetisierungskassetten aus?
Ich habe noch so ein Ding, das man einschaltet und dann 5 sec. bei runtergedrehter Aussteuerung laufen läßt. Funktioniert bei meinem Pioneer-Deck und JVC-Radiorecorder seit über 20 Jahren tadellos.
Jetzt habe ich mir ein Doppel Capstan zugelegt, JVC TD V 521, und da kann wohl naturgemäß die Entmagnetisierungkassette gar nicht laufen.
Nun die Frage: Kommt es, wenn sie eingeschaltet ist, trotzdem zur Entmagnetisierung?
Danke für alle hilfreichen Tips schon jetzt.
hf500
Moderator
#2 erstellt: 21. Nov 2016, 19:30
Moin,
nach einem Testbericht, der irgendwann in den (spaeten?) 80ern in einer Hifizeitung erschien, taugen die Entmagnetisierungscassetten allesamt nicht viel, einige waren eher Aufmagnetisierungscassetten.
Eine korrekt angewendete Entmagnetisierungsdrossel war/ist in jedem Fall ueberlegen.
Zudem ist das in den Tonkoepfen verwendete Material so weichmagnetisch, dass es auch mit Gewalt schlecht magnetisierbar ist. Probleme machte da eher der Grossteil der verwendeten Loeschkoepfe und die werden von einer Entmagnetisierungscassette nicht erfasst. Dazu kommen noch gehaertete Stahlteile, wie die Capstanwellen.

Fazit: Will man es richtig machen, kommt man um eine Drossel nicht herum.

73
Peter
eckibear
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 21. Nov 2016, 22:10

hf500 (Beitrag #2) schrieb:
...Zudem ist das in den Tonkoepfen verwendete Material so weichmagnetisch, dass es auch mit Gewalt schlecht magnetisierbar ist. Probleme machte da eher der Grossteil der verwendeten Loeschkoepfe und die werden von einer Entmagnetisierungscassette nicht erfasst. Dazu kommen noch gehaertete Stahlteile, wie die Capstanwellen.


Anders herum wird ein Stiefel daraus. Löschköpfe werden mit niederpermeablem Ferritmaterial hergestellt, dessen (HF) Verluste gering sind und dessen Remanenz fast Null ist. Dazu kommt ein relativ hoher HF Strom, da das Band schließlich vollkommen gelöscht werden soll. Dabei würde der LK definitiv gleich mit entmagnetisiert, wenn er nicht ohnehin schon keine Remanenz hätte. Auch Aufnahmeköpfe werden durch die HF Vormagnetisierung weitgehend schon bei jeder Aufnahme entmagnetisiert.
Anders bei Wiedergabeköpfen, deren Kernmaterial möglichst weichmagnetisch und hochpermeabel sein muss um magn. Streufluss gering zu halten und um möglichst viel von der Bandmagnetisierung aufzugreifen. Leider sind diese Materialien nicht immer so remanenzarm, besonders wenn es um Mu-Metalle und Verwandte geht. Ferrite sind in dieser Hinsicht besser (auch Haltberkeit/Verschleiß) , rauschen aber im System etwas mehr. Akai hatte letztere vorwiegend bei open reel Tapes verwendet.

Was stimmt ist, dass Bandführungsteile, Capstans etc. immer demagnetisiert werden sollten. Die Entmagnetisierungskassetten machen leider nichts davon, so dass man letzten Endes um eine Drossel nicht umhinkommt. Hersteller "Bernstein" stellt seine sehr leistungsfähige Drossel leider nicht mehr her, ich glaube ich habe eine der letzten von drei Jahren fabrikfrisch erworben . Was andere Hersteller aktuell so anbieten habe ich nicht im Blick, aber ich würde annehmen, dass die zumindest für Kassettenspieler ausreichend sind.


[Beitrag von eckibear am 21. Nov 2016, 22:12 bearbeitet]
hifibastler2
Stammgast
#4 erstellt: 21. Nov 2016, 22:25
Wie wäre es einfach lackisolierten Draht schön um eine Metallachse zu wickeln und aus einem regelbarem Wechselstromnetzgerät Strom fließen zu lassen?

Gruß
Thomas
hf500
Moderator
#5 erstellt: 21. Nov 2016, 23:27

eckibear (Beitrag #3) schrieb:

Anders herum wird ein Stiefel daraus. Löschköpfe werden mit niederpermeablem Ferritmaterial hergestellt, dessen (HF) Verluste gering sind und dessen Remanenz fast Null ist. Dazu kommt ein relativ hoher HF Strom, da das Band schließlich vollkommen gelöscht werden soll. Dabei würde der LK definitiv gleich mit entmagnetisiert, wenn er nicht ohnehin schon keine Remanenz hätte. Auch Aufnahmeköpfe werden durch die HF Vormagnetisierung weitgehend schon bei jeder Aufnahme entmagnetisiert.


Moin,
"hoehenkillende" Loeschkoepfe waren damels ein Thema. Es wurde am Kernmaterial und der Ausgestaltung des Kopfspaltes festgemacht. Bei Geraeten, die nicht die Hoehen "rasierten", wurde das eine Zeitlang in Tests ausdruecklich erwaehnt.
Dass die Koepfe bei/nach jeder Aufnahme entmagnetisiert werden, ist nicht gesagt. Dazu muss der HF-Wechselstrom "langsam sterben" und auch die Hystereseschleife voll ausgefahren werden. Das duerfte eher fuer den Loeschkopf als fuer den Aufnahme-/Kombikopf zutreffen. Reisst der HF-Strom ab, bevor er langsam (innerhalb mehrerer Perioden) auf Null gesunken ist, kann remanenter Magnetismus zurueckbleiben. Zudem wird der Kobikopf eines Zweikopfgeraetes per A/W-Schalter vom Loeschgenerator getrennt, Ein abklingender Strom kann also nicht vorausgesetzt werden. Bei B&O ist man bei einigen Geraeten einen anderen Weg gegangen. Man hat einen geladenen Kondensator bei jedem "Stop" auf den Kombikopf geschaltet und den so entstandenen Schwingkreis ausschwingen lassen. Ob's half, keine Ahnung.



Anders bei Wiedergabeköpfen, deren Kernmaterial möglichst weichmagnetisch und hochpermeabel sein muss um magn. Streufluss gering zu halten und um möglichst viel von der Bandmagnetisierung aufzugreifen. Leider sind diese Materialien nicht immer so remanenzarm, besonders wenn es um Mu-Metalle und Verwandte geht. Ferrite sind in dieser Hinsicht besser (auch Haltberkeit/Verschleiß) , rauschen aber im System etwas mehr. Akai hatte letztere vorwiegend bei open reel Tapes verwendet.


Akai hat die Glas-Ferritkoepfe eine ganze Zeitlang bei fast allen HiFi-Bandgeraeten verwendet, sie haben fleissig damit geworben (GX bei Akai, F&F bei Sony). Was die Standardkoepfe angeht, so kann ich nur im Gedaechnis zum Entmagnetisierkassettentest kramen. die hauptsaechlich verwendeten Kernmaterialein (Hard-)Permalloy, Sendust) seien so schlecht magnetisierbar, dass magnetisierte A/W-Koepfe ziemlich selten seien. Man sollte trotzdem nicht mit magnetischem Werkzeug in der Naehe der bandberuehren Teile arbeiten (strenggenommen haben magnetische Werkzeuge an Bandgeraeten nichts zu suchen, obwohl sie so praktisch die Schrauben festhalten ;-) .



Was stimmt ist, dass Bandführungsteile, Capstans etc. immer demagnetisiert werden sollten. Die Entmagnetisierungskassetten machen leider nichts davon, so dass man letzten Endes um eine Drossel nicht umhinkommt. Hersteller "Bernstein" stellt seine sehr leistungsfähige Drossel leider nicht mehr her, ich glaube ich habe eine der letzten von drei Jahren fabrikfrisch erworben . Was andere Hersteller aktuell so anbieten habe ich nicht im Blick, aber ich würde annehmen, dass die zumindest für Kassettenspieler ausreichend sind.


Meine ist so ein Fernost-Ding, das ich vor ueber 30 Jahren noch guenstig bekam. Heute sind baugleiche/aehnliche Drosseln fuer erhebliches Geld zu haben, obwohl sie immer noch nur eine Drahtspule um einen Eisenstab und etwas Kunststoffgehauese ist.

Inzwischen sieht sowas so aus:
https://www.conrad.d...analogis-304856.html (wieso bekomme ich den Preis nicht zu sehen? Ich werde jetzt aber nicht alle Skripte erlauben)
Meine hat noch einen geraden Kern, den man nicht "plattgehauen" hat.

Ist dieser Preis hier aehnlich? http://bluthard.de/index.php?entmagnetisierdrossel
50,-DM habe ich jedenfalls nicht bezahlt, ich meine, es war um die 7,50DM gewesen. Fand ich angemessen fuer das, was man bekommt.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 21. Nov 2016, 23:28 bearbeitet]
hf500
Moderator
#6 erstellt: 21. Nov 2016, 23:34

hifibastler2 (Beitrag #4) schrieb:
Wie wäre es einfach lackisolierten Draht schön um eine Metallachse zu wickeln und aus einem regelbarem Wechselstromnetzgerät Strom fließen zu lassen?

Gruß
Thomas


Moin,
das waere ein Prinzip, die einfachen Drosseln wie oben verlinkt, sind sowas. An sich entfernt man sowas "langsam" vom Geraet bis auf etwa 1m, bevor man ausschaltet. Speisung aus einem Stelltrafo, der sich wirklich auf Null zurueckstellen laesst, finde ich komfortabler.
Da die Drossel einen einfachen Kern aus einem Stueck Stahl haben, sind sie nicht dauerbetriebsfest, nach einigen Minuten werden sie deutlich warm. Staht auch so auf dem Aufkleber auf den Dingern.

73
Peter
Steffen_Bühler
Inventar
#7 erstellt: 22. Nov 2016, 11:11

hf500 (Beitrag #6) schrieb:

hifibastler2 (Beitrag #4) schrieb:
Wie wäre es einfach lackisolierten Draht schön um eine Metallachse zu wickeln und aus einem regelbarem Wechselstromnetzgerät Strom fließen zu lassen?


das waere ein Prinzip, die einfachen Drosseln wie oben verlinkt, sind sowas. An sich entfernt man sowas "langsam" vom Geraet bis auf etwa 1m, bevor man ausschaltet.


Mein Meister hatte mich seinerzeit vor beidem gewarnt. Insbesondere bei der Bastellösung (mit der wir Bildröhren entmagnetisiert haben) können bei den Tonköpfen derart hohe Induktionsspannungen entstehen, dass sowohl Kopf als auch Eingangsverstärker gefährdet seien. Die käuflichen Drosseln mögen zwar eine kontrollierte Feldstärke erzeugen, aber wenn Du von einem ganzen Meter sprichst, scheinen die auch nicht ohne zu sein.

Wir hatten einen kleinen, süßen, drehbar gelagerten Permanentmagneten dafür. Der wurde angeschubst und drehte sich eine Weile. Da war die Feldstärke überschaubar, aber ausreichend.

Viele Grüße
Steffen
eckibear
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 22. Nov 2016, 13:40

Steffen_Bühler (Beitrag #7) schrieb:
Mein Meister hatte mich seinerzeit vor beidem gewarnt. Insbesondere bei der Bastellösung (mit der wir Bildröhren entmagnetisiert haben) können bei den Tonköpfen derart hohe Induktionsspannungen entstehen, dass sowohl Kopf als auch Eingangsverstärker gefährdet seien. Die käuflichen Drosseln mögen zwar eine kontrollierte Feldstärke erzeugen, aber wenn Du von einem ganzen Meter sprichst, scheinen die auch nicht ohne zu sein.


Ganz so schlimm ist es nicht. Entscheidend für die Induktion ist nicht nur die Feldstärke, sondern besonders die Geometrie. Da der Kopfspalt sehr eng ist (typ. um) greift das Feld nur schwach in die magnetische Schleife ein, die von der Tonkopfspule umwickelt ist. Man müsste schon sehr nah an den Kopf rangehen, ihn berühren und schlimmstenfalls nur von einer Seite.
Unter Daumenbreite gehe ich mit der "Bernstein" Drossel nicht heran, das hat immer dicke gereicht. Diese Drossel ist kräftig genug, dass damit auch größere, hartmagnetische Stähle (oft bei Werkzeugen wie Feilen etc. Bernstein ist ein Werkzeughersteller in Remscheid) entmagnetisiert werden können. Das reicht dann auch für einen dicken Tonband-Kapstan.
hf500
Moderator
#9 erstellt: 22. Nov 2016, 19:23

Steffen_Bühler (Beitrag #7) schrieb:
aber wenn Du von einem ganzen Meter sprichst, scheinen die auch nicht ohne zu sein.


Moin,
so uebermaessig stark sind diese Drosseln auch nicht. Der Meter Abstand ist reichlich bemessen, es soll damit nur sichergestelt werden, dass das Feld der Drossel am Tonkopf mit Sicherheit Null ist, zumindest so schwach, dass es keinen Einfluss mehr hat. Wahrscheinlich reicht schon ein halber Meter, Faustregel waere "eine Armeslaenge".

Man sollte mit dem Drosselkern den Tonkopf auch nicht beruehren. Ich weiss nicht, ob sie heute in weichen Kunststoff getaucht sind, meine ist nur rot lackiert und das bietet keinen Schutz, den Kopfspiegel zu zerkratzen, die Gefahr ist hoeher als die hoher Induktionsspannungen.
73
Peter
Bertl100
Inventar
#10 erstellt: 22. Nov 2016, 20:08
Hallo zusammen,

mit welcher Induktionsspannung muß man eigentlich an den Tonkopf-Pins beim Entmagnetisieren rechnen?
Ich frage mich nämlich immer, was der Wiedergabe-Vorverstärker zu dem ganzen sagt.
Es gibt Aussagen, dass die Geräte zum Entmagnetisieren ausgeschaltet sein sollen.
Andere Anleitungen (z.b. beim Pioneer CT-S830S) wollen, dass das Gerät hierzu unbedingt eingeschaltet sein muß.

Gruß
Bernhard
hifibastler2
Stammgast
#11 erstellt: 22. Nov 2016, 21:42
Also ich habe die 5 D-Mark-Conraddrossel aus den 80ern immer direkt mit Kontakt über die Köpfe gewedelt, d.h. nur der Schrumpfschlauch war dazwischen.
War das ein Fehler?
Gruß
Thomas
hf500
Moderator
#12 erstellt: 22. Nov 2016, 23:50
Moin,
die Verstaerkereingangsstufe wird man kaum umbringen koennen, dazu sind die erzeugten Stroeme zu klein.
Wichtiger ist da eher, dass an der Basis-Emitterstrecke des ersten Transistors nicht gleichgerichtet wird, so dass man einen Gleichstrom in der TK-Wicklung erzeugt. Die Frage ist nur, wann ist diese "Gefahr" geringer, ein- oder ausgeschaltet?

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 22. Nov 2016, 23:51 bearbeitet]
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