Harman Kardon HK 870 gelbe Wait-Leuchte geht nicht aus

Der Verstärker sollte hinsichtlich DC Spannung am Lautsprecherausgang untersucht werden. Die HK 870 macht hier durchaus Probleme. DC Spannung am Ausgang ist gefährlich für die angeschlossenen Lautsprecher.
Desweiteren sollten die Ruheströme überprüft werden.
Ich selber habe zwei HK 870 im Einsatz, Bei meinen Exemplaren habe ich die Ruheströme vor einigen Jahren neu eingestellt. Die waren in etwa um den Faktor 2 zu hoch und die Endstufen wurden auch bei geringer Last merklich warm.
Leuchtet die rote "On" LED nach ca. 5-10sec oder bleibt diese dunkel wenn die "wait" LED dauerhaft weiterleuchtet ?
Ich würde die Verstärker so nicht betreiben.

Hallo, die rote on leuchtet trotzdem dauerhaft. Was soll denn maximal beim Lautsprecherausgang anliegen?

Es darf keine nennenswerte DC Spannung messbar sein; also 0V +/- 10mV. Die zwei LEDs werden von der Schutzschaltung des Verstärkers gesteuert.
Der Fehler sollte behoben werden. Kommt es evtl. irgendwann zum Defekt einer Endstufe, ist es nicht einfach diese wieder zu reparieren.

Ich habe gerade bei meinen Verstärkern gemessen.
Ich messe so ca. 20-60mV an den Ausgängen; also ausserhalb der Toleranz. Das könnte auch an meinem Multimeter liegen. Um zuverlässig kleine Spannungen im Millivoltbereich messen zu können, benötigt man ein gutes Messgerät.

...oder es wurde am Gerät die Schutzschaltung "lahmgelegt", um das Gerät weiter betreiben zu können. Hier liegt dann definitiv ein Defekt vor und die Lautsprecher (das Gerät auch) sind gefährdet.

Hallo an Alle,
ich glaube nicht das die Schutzschaltung bei 20-60mV Offset greift, für mich ein vollkommen akzeptabler Wert, außer bei Endstufen wo aktiv geregelt wird, meist mit einem OP! Schaltbild wäre nicht schlecht, dann kann man mehr dazu sagen!

Grüße
Rolf

Oha, klingt komplex. Hier habe ich einen Schaltplan gefunden: http://manuals.harman.com/HK/Service%20Manual/HK870%20sm.pdf

Hilft?
Danke
Gruß
Jürgen

Also wenn bei meinen DC- gekoppelten Endstufen OHNE Regelung der DC Anteil über 10 mV steigt mache ich mir schon Sorgen. Ab 10 mV hört man dann auch ein leises Knacken beim Ein- oder Ausschalten.
Auf alle Fälle sollte die Schutzschaltung nicht Rot anzeigen und trotzdem den Lautsprecher freigeben. Das lässt auf einen Fehler schliessen.
Die Schutzschaltung greift typischereweise ab einem Offset von 0,5 Volt. Aber es können ja auch alle möglichen anderen Fehler auftreten und der Ruhestrom des einen Ausgangstreiber- Pärchens wird ja mit überwacht. Die Schutzschaltung selber könnte auch noch defekt sein was man ja auch nicht haben möchte.
Wie 8bitRisc schon angemerkt hat: Diese HK Seie ist etwas zickig. Da war schon Alpine bei Harman am Ruder und es wurde eisern gespart. Die Folge waren, nach dem was ich bisher in der Vor- und Endstufe gesehen habe, sehr schlechte Qualität der Lötungen, einfache Bauteilequalitäten, die Gehäuse sind innen nicht entgratet, da habe ich mir mal blutige Hände geholt weil ich mich heftig geschnitten habe am Gehäuse.
Wenn alles in Ordnung ist können sowohl die Vorstufe wie auch diese Endstufe sehr schön klingen. Aber dann muß man sich ein wenig damit beschäftigen.
Ich empfehle also auf alle Fälle lieber mal nach dem Gerät schauen und sicherstellen das nicht noch mehr kaputt geht.

Richard

Alles klar. Ich öffne das Ding mal. Das, was ich am LS Ausgang gemessen habe, sieht nach 100/110 mV aus. Ich will doch nicht meine schönen T+A 160 schrotten...

Die Schutzschaltung erkennt hier keine DC Spannung, sondern nur zu hohe Ströme im Ausgangsbereich, wie es z.Bsp. beim Versagen eines Endtransistors auftritt.
In dem Fall werden nur die Konstantstromquellen Q411 und Q412 abgeschaltet und so die Vorstufen etwas geschont. Leider ist wohl gar kein Lautsprecherschutzrelais vorhanden, zumindest nicht auf dem verlinkten Plan. Das bedeutet, dass nur noch die Schmelzsicherungen F2 + F3 und F4 + F5 den/die Lautsprecher schützen. Vielleicht schmilzt oder verschmort auch erst die Schwingspule...

Der Offset ist mit VR401 bzw. VR402 einstellbar. Evtl. sind deren Schleifkontakte Innenring / Außenring oxidiert und daher instabil. Der nominelle Einstellbereich sollte aber grob geschätzt kleiner sein als die genannten 100mV (nachmessen, ohne LS).

Ziemlich anfällig ist auch die Doppeldiode D406, eine MV12YM, deren Ausfall zu sehr hohem Biasstrom und quasi Totalschaden führen kann. Das Mindeste was man tun kann ist, zwei Dioden von Typ 1N4148 in Serie parallel zur MV12 zu schalten. Ein Teildefekt der MV Diode kann u.A. dazu führen, dass man den Ruhestrom nicht mehr richtig einstellen kann (kann davon unanhängig aber auch von einem Defekt eines Treibers oder einer Endtranse kommen).

Wenn beide LEDs leuchten ist anzunehmen, dass mindestens die Schutzschaltung nicht richtig funktioniert, denn beide werden von ein und derselben Schaltstufe Q6 angesteuert. Möglicherweise ist Q9 defekt.
Zuerst sollte man dort die Betriebsspannung B1 nachmessen (ca -24.6V gegen Masse).

Schon mal danke an alle! Dauert jetzt etwas... Ich werde berichten!
Gruß
Jürgen

Wenn man die Protection Schaltung anschaut stellt man fest, dass die Schutzschaltung nur einfach zeitverzögert freigibt. Dazu wird eine der Wechselspannungen des Trafos separat gleichgerichtet und damit zwei Kondensator aufgeladen (C21 und C22).

Wie Ecki schon schreibt: Überstrom ist der einzige Fehlerfall, den die Protection erkennt.
Bei 5A Strom Rail-to-Rail pro Paar Leistungstransistoren oder bei 10A Strom in die Last pro Paar Leistungstransistoren.
Da wir hier zwei Paare sehen, sind es in Summe also 10A Rail-to-Rail beziehungsweise 20A in die Last, welche die Protection auslösen.

Aber hier liegt der Fehler:
Die gelbe LED wird von Q9 angesteuert.
Die rote LED wird von Q6 angesteuert.
Q9 ist so geschaltet, dass er immer genau dann durchsteuert, wenn Q6 bzw. die rote Leuchtdiode NICHT durchsteuert.
Also sollte immer entweder gelb oder rot brennen, aber nicht beide.

Ich würde also erst mal den kleinen Transistor Q9 prüfen.

Möglicherweise ist sonst alles OK.



Den Offset und den Ruhestrom kann man ja trotzdem mal einstellen.

- Johannes