Technics Boxen SB-5 Wartung nach 30 Jahren

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childofman
Stammgast
#1 erstellt: 28. Mai 2018, 10:00
Hallo Zusammen

wollte nur kurz dokumentieren was ich am Wochenende an meinen Technics Boxen SB-5 gewartet habe.

System:
Die SB-5 laufen als Rear Boxen in einem Quatro (5.1 ohne Sub und Mitte) Setup: Als Vorverstärker ist ein Lexicon MC1 im Einsatz, Mainboxen Front eine DIY Variante der Grönemeyer Box (1980 - aber in passiv) mit Swans 10.8 (ursprünglich Dynaudio 24), Magnat Mitteltöner, Visaton HT und Technics TH 800 als Superhochtöner im 70 Liter Gehäuse getrieben von Technics SE A 100. Rear (SB-5) wird gespeist über Technics SU 7. Als Quellen dienen diverse Geräte: Ein Panasonic Plasma (grundsätzlich optische Anbindung), Panasonic Bluray, Technics DVD und WD LIve Hub. Für Stereo noch SL M1 Plattenspieler.

Ausgangssituation:
In letzter Zeit war mir aufgefallen, dass eine der beiden SB-5 im Hochtonbereich deutlich gegenüber der anderen SB-5 Box abfiel (gefühlte -6 bis -9dB). Eine Veränderung des HT Pegelsteller führte zu nichts. So beschloss ich übers Wochenende eine Grundrevision.

Technics SB-5 nach Ausbau der Lautsprecher

- Lack sieht auf dem Bild ziemlich mies aus - ist aber real nicht so: wurde geblitzt und der Staub nach dem Öffnen kommt weniger gut...

Allgemein war und bin ich von der Verarbeitung der Boxen recht angetan. Ich erinnere mich noch gut an meine - damals etwa zur gleichen Zeit hergestellten - Canton Boxen die dann schon etwa um 1984 (nach knapp 7 Jahren Betrieb) das Zeitliche segneten (kratzender Bass-Speaker) und die ich damals zerlegte. Canton frustrierte mich damals extrem (wobei die Boxen klanglich durchaus gut waren und ich die Firma bis heute durchaus dennoch schätze), weil ich den Eindruck hatte, fürs Geld relativ wenig und qualitativ Durchschnittliches bekommen zu haben: Glaswolle als Dämmstoff, Frequenzweiche mit Elkos und Bass mit Blechkorb. Alles zwar hübsch und wertig lackiert - aber nach dem Aufschrauben eher ernüchternd. Demgegenüber muss ich schon feststellen, dass die SB-5 einige innere Werte besitzt die wirklich positiv überraschen: Die Verkabelung ist durch die Bank mit anständiger Lautsprecherlitze realisiert, Die Kabellängen sind kurz und die Chassis allesamt wertig. Der Wabenscheibenmembran-Bass mit seiner relativ harten Aufhängung kommt im Druckgussgewand daher...

Woofer Technics SB-5

Woofer Technics SB-5 von hinten

Die Technics SB 5 funktioniert als geschlossene Box, alles ist ausschließlich von vorne zugänglich, die Rückseite ist nicht abnehmbar. Die Bedämpfung ist aus Polyester (2 Matten a la Visaton). Der Mitteltöner werkelt in einer getrennten Plastikkabine mit eigener Stoffbedämpfung. Die Plastikdose als "eigenes Mitteltönergehäuse" ist ok und sauber eingepasst...

Mitteltöner Wabenscheibenmembran Technics SB 5

Mitteltöner SB 5 Technics

Im Gegensatz zu den größeren SB-7 und SB-10, die aus ungefähr derselben Zeit stammen, hat Technics hier statt einem Bändchenhochtöner auch beim Hochtöner eine Wabenscheibenkonstruktion eingesetzt. Vor der Membran sitzt eine Plastiklinse. Insgesamt ist der Aufbau sehr servicefreundlich, sämtliche Kontakte (auch auf der Frequenzweiche) zu den Lausprechern und den Modulen (Potis & Sicherungen) sind als Steckkontakte ausgeführt. Dabei weder lommelig noch zart, da wurde nicht gespart und fast alles ist sogar verpolungssicher ausgeführt. Lediglich die unterschiedlichen Imbusschlüsselgrößen zur Lautsprecherbefestigung können hier Probleme machen...

Hochtöner Technics SB-5

Technics Hochtöner SB5

Den Klang der SB-5 fand ich immer recht gut und bevor ich sie in das Quatroarrangement (im 5.1 Setup des Lexicon) einfügte nutzte ich die Lautsprecher zum Stereotonmastering von Kinospots im Nahfeld als Gegengewicht zu Rokit5 von KRK (ziemlich mittenlastig gegenüber SB-5). Allerdings empfand ich den Bass ein wenig zu schwach auf der Brust und etwas zu "schwimmend". Die SB-5 wurden im Studio durch SB-7 ersetzt.

Was mich wirklich überrascht hat ist, dass die Technics Ingenieure in der Frequenzweiche bei den relevanten Kondensatoren immer einer Folienkondensator parallel zu einem Bipolarelko eingesetzt haben: Jeweils 0.47µF mit 100 V, das dürfte dem Impulsverhalten im Mittel- und Hochtonbereich zu Gute gekommen sein. Sämtliche Elkos hatten noch Ihre Werte, bzw. waren in Ihrem Toleranzbereich. Die verbauten Spulen würde ich (noch) dem Mittelklassesegment zuordnen: Ferritkern, Innenwiderstände teils relativ hoch (Bassfrequenzspule 0.88 Ohm), Drahtdurchmesser hält sich so lala. Was ich immer halbwegs sinnvoll fand, waren die Regler für Mittel- und Hochtöner um das Klangbild ein wenig zu variieren.

Frequenzweiche SB-5 Technics Wabenscheiben

Skeptisch und heikel war ich immer gegenüber den Sicherungen die die Box gegen Überlast hat. Die Sicherungsautomaten und LED Überlastanzeige erschienen mir immer schon eher als dekorative Spielerei. Klar war von Vorneherein, dass ich bei einer Generalüberholung die Sicherungen aus dem Lautsprecherversorgungsweg rausnehmen würde.

SB-5, SB-7 Sicherungsschaltkreis Technics

Das Bild ist ein Schaltplanausschnitt der Sicherungssektion der Serviceunterlagen der SB-7 und identisch zum Schaltplan der SB-5. Ich meine sogar, dass die Frequenzweiche der SB-5 auf derselben Platine wie die der SB-7 aufgebaut ist. Bei der Generalüberholung der Boxen wurden alle Sicherungen entfernt bzw. überbrückt - Tatsächlich war auch die Hochtönersicherung die Ursache für den Höhenabfall.

SB-5 Sicherungskreis Technics

Alle bipolaren Elkos wurden durch Folien ersetzt. Alle Spulen, Anschlüsse und Lautsprecher geprüft. Interessant noch, dass die Innenwiderstände der Mitteltöner relativ gering sind: 4,7 Ohm gegenüber 6,7 Ohm beim Hochtöner und 6,8 Ohm beim Bass. Abschließend muss ich feststellen, dass ich beim Hörtest nach der Generalüberholung subjektiv eine massive Klangverbesserung feststellen konnte: In den Höhen und Mitten deutlich freier und luftiger, im Bass deutlich definierter mit mehr Punch. Hätte die Überholung wohl schon ein paar Jahre früher machen sollen.
Broesel02
Inventar
#2 erstellt: 28. Mai 2018, 22:51
Was du da hörst deckt sich absolut mit meinen Eindrücken. Bipolare Elkos in Frequenzweichen "klingen" nicht so berauschend. Ein Tausch gegen Folientypen, am besten noch PP Kondensatoren, macht da enorm viel aus.
Aber auch die Widerstände im Signalweg haben deutlich hörbaren Einfluss. Statt der dicken Keramik- Typen sind MOX Typen schon besser, Isabellenhütte noch besser und Caddock Widerstände nochmals besser. Leider auch teurer.


Also weiterhin viel Freude mit deinen schönen Technics Boxen

Richard
Poetry2me
Inventar
#3 erstellt: 30. Mai 2018, 20:34
Schöner Bericht mit ausführlicher Bebilderung. Danke.

Ich kann das aus eigener Erfahrung ebenfalls bestätigen, dass mit dem Ersatz der Elkos durch Folienkondensatoren ein großer Qualitätssprung verbunden ist

- Johannes
KüselCH
Neuling
#4 erstellt: 26. Feb 2021, 11:04
Sehr guter Bericht, Vielen Dank für Deine Arbeit
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