Pioneer QX-949 kratzt auf einem Kanal

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mschneebeck
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 22. Jan 2020, 20:45
Hallo zusammen,

ich bin seit kurzer Zeit erfreuter Besitzer eines Pioneer QX-949 Quadro-Verstärkers. Habe ihn defekt geschenkt bekommen (nur Beleuchtung hat funktioniert, sonst kein Mucks), Gehäuse und Frontglas beschädigt.
Wie vermutet, war zunächst mal die Spannungsversorgung defekt, es waren bei einem vorigen Reparaturversuch u.a. falsche Transistoren und Zener-Dioden eingelötet, welche dann natürlich durchgeschossen sind. Habe die und auch gleich alle Elkos in der Spannungsversorgung getauscht (teilweise nur noch 50% der angegebenen Kapazität) und das Gerät ist wieder in voller Pracht erstrahlt. Alle Eingänge, die Matrix-Schaltungen, Klangregelung usw. funktionieren (im Betrieb getestet, nicht elektrisch). Alle Versorgungsspannungen sind in den gegebenen Toleranzen korrekt, vor allem sind sie symmetrisch. Hab dann noch ein neues Gehäuse angefertigt und die Glasscheibe ersetzt. Nicht wie neu, aber auf jeden Fall wieder vorzeigbar.

Nun zum Problem: Alle vier Endstufen funktionieren grundsätzlich. Aber....
In einer Endstufe (also einem Kanal) kratzt es, auch bei Lautstärke = 0 hörbar, und zwar auch im kalten Zustand (dann aber nur ganz leicht). Manchmal schaukelt sich das Kratzen nach einiger Zeit auch hoch (interessanterweise eigentlich nur, wenn Lautsärke =0) und irgendwann löst dann die Schutzschaltung aus. Habe alles vor der Endstufe für diesen Kanal abgetrennt, der Fehler bleibt, daher muss er in der Endstufe liegen.
Auch hier hab ich die verdächtigen Elkos getauscht, die waren aber nicht so weit weg vom Soll wie in der Spannungsversorgung.

Hab dann den Ruhestrom eingestellt (20mv nach Service-HB Eingang mit 5KOhm abgeschlossen) was auch ohne Probleme möglich war. Allerdings spinnt die Mittenspannung. In diesem Kanal lässt sie sich nicht einstellen. Sie pendelt recht schnell zw. zwei Grenzwerten (einige mv um die 0V herum) hin und her. Wenn das Kratzen lauter wird, steigt auch die Schwankung stark an, teilweise bis zu +/-2V. Dann löst auch irgendwann die Schutzschaltung aus. In den restlichen Endstufen kann sie aber problemlos eingestellt werden und bleibt auch bei Erwärmung stabil.

Da alle Elkos neu sind und die Leistungswiderstände lt. meiner Messung in Ordnung, würde ich das Problem am ehesten auf einen Transistor schieben (es sei denn, irgendwo stimmt ein RC Glied nicht mehr, aber auch da wüsste ich nicht, wo ich anfangen sollte). Da ich aber jetzt nicht alle Transistoren auslöten möchte (was bei diesem Gerät ziemlich die Pest ist, und keiner davon sichtbar defekt ist, auch die Dioden-Messung mit dem Multimeter im eingebauten Zustand zeigten nichts ungewöhnliches), würde ich gerne eingrenzen, welches Bauteil für diesen DC Offset verantwortlich sein könnte.

Kann mir da vielleicht jemand einen Tipp geben? Ich vermute ja das Pärchen Q2/Q4, weil an ihnen ja auch die Mittenspannung abgeglichen wird. Aber das ist eben nur eine Vermutung und kein Wissen...

Schaltplan und Bilder vom Oszi sind angefügt.

Vielen Dank
Markus

Schaltplan QX-949

Defekter Kanal mit DC Offset

Defekter Kanal

Funktionierender Kanal ohne DC Offset

Korrekter Kanal
hf500
Moderator
#2 erstellt: 22. Jan 2020, 21:48
Moin,
Q2, Q4 sind der Eingangsdifferenzverstaerker und hier wird tatsaechlich die Mittenspannung "erzeugt".
Fuer den Fehler koennen die Transistoren infrage kommen (Diodentest zeigt nur direkte Ausfaelle), aber auch Widerstaende, dabei auch auf das Trimmpoti achten. Auch die beiden 100p Keramikkondensatoren koennen "krachen", ist eher selten, aber moeglich.
Man wird tatsaechlich suchen muessen. Die "brutale Methode" waere, einfach die beiden Transistoren und Widerstaende etc. des Differenzverstaerkers zu tauschen. In der Hoffnung, damit den Fehler erschlagen zu haben, was nicht unbedingt sicher ist.

73
Peter
Broesel02
Inventar
#3 erstellt: 22. Jan 2020, 22:02
Ich bin da im Prinzip bei Peter.
Für mich ist der wahrscheinlichste Kandidat das Poti. Danach kommen schon die 2SA726 Typen im TO-92 Gehäuse. Da habe ich inzwischen leider oft welche in den Geräten gefunden die trotz unauffälliger Prüfung mit dem China- Tester leider nicht in Ordnung waren. Ich denke diese Transistoren sind einfach nach 40 betriebsdauer gefährdet.
Das Poti kann man ja einfach testen, 10X hin und her bwegen und wenns dann besser wird ist der Übeltäter ausgemacht. Sonts die ganze Choose tauschen, die TO-92, denn 100pF Kondensator und die paar Widerstände. Für die Transistoren würde ich den KSA992 von ON empfehlen. Aber bitte aus sicherer Quelle!!!! Es lohnt sich nicht hier ein chinesisches Fake mit der richtigen Aufschrift einzusetzen.

Weiterhin viel Erfolg!

Richard
mschneebeck
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 23. Jan 2020, 11:43
Erst mal Danke für Eure Kommentare, obwohl ich mein Problem in mehreren Foren gepostet hab, seid Ihr die einzigen, die geantwortet haben!

Also das Poti war es nicht, hab gleich ein neues eingelötet und das Problem bestand weiterhin.
Hab dann die SA726 gegen die SA992F getauscht und das Problem war weg. Alle anderen passiven Bauteile habe ich gemessen und nichts auffälliges entdeckt. Einstellen ging dann auch problemlos und es gibt auch keine Geräusche mehr.
Bei den beiden SA726 handelte es sich allerdings um ein Matched Pair, aber ich denke, den Unterschied werde ich nicht hören, oder? Allerdings ist wohl der Verstärkungsfaktor unterschiedlich (den KSA gibts bei Mauser leider nur in "F"), daher werde ich auch noch die beiden im anderen Kanal tauschen müssen, oder gibt es da einen anderen Weg?

Bei der Gelegenheit musste ich dann auch leider feststellen, dass die nicht pinkompatibel zu den SA726 sind . Hatte zum Glück mehrere besorgt.

Nochmals Danke,
Markus
mschneebeck
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 23. Jan 2020, 11:57
Und für alle, die es interessiert, hier noch die Ersatztypen Liste für die Endstufe. Hab einige Stunden gesucht und verglichen, daher erspart diese Liste dem einen oder anderen die Arbeit...

2SA 726 G/F --> 8x KSA992F
2SC 869 C/D --> 4x KSC1845F
2SC 1451 V/B --> 4x KSC3503DSTU
2SC 357 C/D --> 2x MJ15030G
2SC 358 C/D --> 2x 2SC5200, (2SC5242OTU)
2SB 527 C/D --> 2x MJ15031G, KSA1220AYS
2SB 528 C/D --> 2x 2SA1943
2SD 370 R/O od. 2SC 1403 R/O/Y --> 2x MJ21194G
2SC 1079 R/Y od. 2SC1116 R/O/Y --> 2x MJ21194G
2SB 530 R/O od. 2SA 745 /R/O/Y --> 2x MJ21193G
2SA 679 R/T od. 2SA 747 R/O/Y --> 2x MJ21193G

Bei den Leistungstransistoren hab ich keine exakten Matches für die hinteren Kanäle gefunden, aber mit denen für die vorderen Kanäle sollte es lt. Listen in Foren auch funktionieren. Ich frage mich sowieso, wieso die Endstufen nicht alle gleich bestückt sind...
Die SA726 sind wie gesagt matched (und zwar alle miteinander), daher sollte man zumindest L R gemeinsam tauschen.
Habe alle Teile beim Mauser bekommen. Summe für alle Kanäle ca. 85€.
Broesel02
Inventar
#6 erstellt: 23. Jan 2020, 12:29
Die KSA 992 sind ab Werk in einer sehr engen Toleranz gefertigt so daß hier nach meiner Erfahrung ein ein selektieren für ein matched- Pair nicht mehr notwendig ist. Das war früher nicht so, vor 30 Jahren waren die Streuungen bei den Transistoren selbst in einer Charge deutlich größer als heute. Soweit meine Erfahrung mit bipolaren Transistoren dazu.
Der unterschiedliche hFe Wert war in meinen Reparaturfällen bisher immer unkritisch. Für dein Gewissen kannst du die Transistoren in dem anderen Kanal natürlich auch tauschen. Das macht für mich deshalb Sinn weil hier die gleichen Transistoren ja auch gefährdet sind.

Auf alle Fälle herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Reparatur! Und viel Freude mit diesem seltenen Stück HiFi Geschichte

Richard
mschneebeck
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 23. Jan 2020, 12:47

Broesel02 (Beitrag #6) schrieb:
Die KSA 992 sind ab Werk in einer sehr engen Toleranz gefertigt so daß hier nach meiner Erfahrung ein ein selektieren für ein matched- Pair nicht mehr notwendig ist.


Hatte ich mir schon gedacht, ein selektieren würde ja eh auch schwierig werden... ;-)


Broesel02 (Beitrag #6) schrieb:

Der unterschiedliche hFe Wert war in meinen Reparaturfällen bisher immer unkritisch. Für dein Gewissen kannst du die Transistoren in dem anderen Kanal natürlich auch tauschen. Das macht für mich deshalb Sinn weil hier die gleichen Transistoren ja auch gefährdet sind.


Ich würde die 726 im anderen Kanal auch nur deshalb tauschen, da dieser jetzt ein bisschen, aber doch hörbar lauter ist, als der mit den KSA992. Sonst müsste ich immer die Balance verstellen, was ich eigentlich nicht möchte.
Oder kann das nicht an dem Differenzverstärker liegen? Das Eingangssignal liegt ja schon dort auch an...

Danke
Markus
Broesel02
Inventar
#8 erstellt: 23. Jan 2020, 18:12
Die Verstärkung des Zweiges stellt sich eigentlich durch den Spannungsteiler in der Gegenkopplung ein, hier also 39kOhm, 22kOhm und 1kOhm. Ich kann dir also nicht sicher sagen woher der Pegelunterschied zwischen den beiden Kanälen kommt, da kann es verschiedenen Ursachen für haben. Probiere aus ob es der Eingangsdifferenzverstärker ist. Wenn es das nicht war kann man ja immer noch weiter suchen.

Richard
mschneebeck
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 23. Jan 2020, 18:36
Werd ich machen. Jedenfalls war der Pegelunterschied vorher nicht vorhanden, daher muss es eigentlich an den neuen Transistoren liegen, geändert hab ich ja sonst nichts...

Danke,
Markus
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