Pioneer A-717 Potis reinigen / tauschen

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silberbengel
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 19. Feb 2020, 16:33
Hallo zusammen,

das Thema wurde zwar schon öfter durchgekaut und ich habe auch die Service Manual für meinen Pio A-717, jedoch weiß ich trotzdem nicht, wie ich die Frontplatine zerstörungsfrei ausbauen kann. Meistens wird hier überhaupt nicht genau beschrieben (Schritt für Schritt) was genau zu tun ist. Ich bin aktuell schon soweit voran geschritten, dass ich alle Potis (ausser Bass, Höhen, Balance) reinigen konnte. Sogar auch das Lautstärke-Poti. Ich bekomme aber einfach diese doofe Platine an der Front nicht ab, wo im Prinzip die drei genannten Regler drauf gelötet sind. Es stören die Flachkabel, welche zu kurz sind.
Als letzten Schritt würde ich gerne noch die LS-Relais tauschen, hab schon Neue. Evtl. kann dazu auch jemand kurz was schreiben?! Wäre super nett, denn sonst ist mein Pio in top Zustand und ich will ihn noch lange nutzen.

Vielen Dank schonmal.

Beste Grüße aus Hessen,
Stefan
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 19. Feb 2020, 18:04
Wenn es Dir zeitlich reicht, könnte ich am Wochenende ein bebildertes Tutorial erstellen, weil ich dann voraussichtlich bei einem A-717 ein Poti tauschen werde.

Falls Du nicht warten willst, die wichtigsten Schritte, nach der Demontage der metallenen Frontplatte.

In fast allen Fällen reicht es, nur die Kabel auf der Seite zu lösen, auf der sich die Trafos und die NT-Platine befinden.
Das Lösen der Kabel auf der Seite des Vol-Reglers ist möglich. Aber das Wiedereinführen der Flachbandkabel in die Klemmen der dortigen Platine ist nicht ganz einfach.

Wichtig ist dabei, alle Schritte gut zu dokumentieren. Dies deshalb, weil z.B. die Markierung des Pin1 des LS-Wahlschalters meistens kaum zu erkennen ist (schwarzes 5-poliges Kabel mit ganz schwacher grauer Markierung der Ader). Weißes beschreibbares Isolierklebeband ist da hilfreich. Und auch die Beschriftung der Platinen ist unvollständig oder irreführend. Beim Beispiel Kabel des LS-Wahlschalters: Die graue Klemme hat eingeprägt die Ziffern 1 und 5, was aber genau umgekehrt zu den elektrischen Verhältnissen und der Markierung des Kabels ist. Also auch die Klemmen mit einem Edding markieren!

Schritt 1 ist also:
Ich gehe davon aus, dass die Stange des Vol.-Poti und die Plastikschiene zu den zwei Direct-Schaltern entfernt wurden.
Das Gerät wird vertikal auf einen großen Arbeitstisch gestellt - so dass die Trafos unten sind.
Gehäuseboden abschrauben und alles genau markieren und mit einer Kamera den Zustand festhalten.
Die Flachbandkabel aus den Klemmen lösen, die in die Front führen (Fixierung der Klemmen nach oben ziehen).
Die Kopfhörerbuchse an der Front abschrauben und durch die Öffnung nach hinten ziehen. Auch hier: Merken wie die Position der Platine ist (oben).

Nun zur Plastikfront. Sie ist nur mit zwei Schrauben und ansonsten Klemmen befestigt. Diese Schrauben lösen und die Schrauben der Potis entfernen.

Sobald man die Plastikfront gelöst hat, muss man einen Kreuzschlitzschraubendreher griffbereit haben. Also ...
Die Klemmen der Reihe nach lösen und die bereits gelösten Kabel der linken Seite ducrh die Öffnung nach Vorne ziehen.
Nun die Front ein wenig vom Gerät entfernen, dass man die zwei Kreuzschlitzschrauben entfernen kann. Die Platine lässt sich nun ebenfalls durch vorsichtiges Verbiegen der Plastikklemmen von der Plastikfront lösen. Die Platine hängt nun an den Kabeln der rechten Seite.
Lötarbeiten lassen sich nun auf einer hinreichend großen Arbeitsfläche ausführen. Um das Gerät zwischenzeitlich so beiseite stellen zu können, dass keine Kabel abgerissen werden, befestige ich die linke Seite der Front mit Draht am Gehäuse. Wenn die Platine derart provisorisch gesichert ist, kann man das Gerät auch problemlos transportieren oder zum Löten in die Normalposition drehen.


[Beitrag von CarlM. am 19. Feb 2020, 18:10 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#3 erstellt: 19. Feb 2020, 19:15
Vielleicht noch ein paar Anmerkungen:
Solange es keine wirklichen Defekte gibt, würde ich weder an den Potis noch an den Relais etwas ändern.
Der LS-Wahlschalter in der Front steuert im Übrigen auch nur diese Relais an. Das Signal läuft nicht über den Wahlschalter.
Für die Signalqualität bringt also das Reinigen des Schalters nichts. Es wäre nur erforderlich, wenn das Relais nicht zuverlässig angesteuert wird.

Die Potis für Balance, Bass und Treble gibt es nicht mehr zu kaufen. Es sind Potis mit gewinkelten Anschlüssen und ggf. Rastung für die Mitte. Man kann sie zwar im ausgelöteten Zustand öffnen und reinigen. Aber man darf dabei nichts kaputt machen ... s.o.

Wenn man sich dann trotzdem zu einer Überarbeitung durchgerungen hat, sollte man auch an einen Austausch der Elkos auf der Frontplatine ("Tone-Amp") denken. Bei den von mir durchgeführten letzten Reparaturen waren stets 1 bis 2 der Bauteile defekt oder grenzwertig. Dies betraf vor allem die Elkos mit 47µF 10V. Zudem gibt es im Signalweg insgesamt 10 Stk. 2,2µF 50V, die man gegen WIMA-Typen tauschen könnte. Wegen der räumlichen Begebenheiten muss es die Bauform mit quadratischem Querschnitt sein (WIMA 2,2 µF 50V oder ggf. 63V).
Da der Ausbau der Platine aufwändig ist, tausche ich in diesem Fall tatsächlich prophylaktisch alle Elkos. Darüber kann man natürlich streiten. Und jeder muss dies für sich entscheiden.
silberbengel
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 20. Feb 2020, 01:01
Ganz klasse Beschreibung, vielen vielen Dank dafür. Damit kann ich was anfangen!

Morgen werde ich mich nochmal ran wagen. Mal schauen, wie weit ich komme.

Gebe dann mal Rückmeldung.

Bis denne...
silberbengel
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 26. Feb 2020, 15:46
So, es ist ist vollbracht. Zumindest habe ich die Fronten (Alu & Kunststoff) wegbauen können, so dass ich an die Platine mit den Potis ran gekommen bin. Ich habe diese dann alle (auch die Taster) mit T6-Oszillin "geflutet", d.h., unter Dauersprühen in das Poti unter ständiger, drehender Bewegung versucht, eine Reinigungswirkung zu erziehlen. es scheint auch so, als hätte es geholfen, denn das untergelegte, weiße Tuch hatte jeweils minimale, schwarze Partikel. Außerdem drehen sich die Regler jetzt leichter und der Klang scheint jetzt auch etwas klarer, irgendwie frischer zu wirken. Evtl. bilde ich mir das auch nur ein, aber somit ist der Pio jetzt wieder gerüstet für die nächsten Jahre.
Als letzten Schritt versuche ich nochmal die LS-Relais zu tauschen. Mal sehen, ob das auch noch klappt, denn da ist ja Lötarbeit von Nöten.
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 26. Feb 2020, 16:25
Ich sitze auch gerade an einem A-717 ... und schaue auf das LS-Terminal mit den Relais.

Es ist wohl die serviceunfreundlichste Konstruktion, die ich bisher gesehen habe.
Willst Du Dir das wirklich antun? Da sind ja auch noch die Wirewrap-Verbindungen. Ich habe auch noch nie versucht, den Plastikhalter für die WW-Kontaktstifte bei diesem Modell abzulöten. Bei anderen Modellen sind die Stifte ggf. konisch, so dass man sie garnicht nach oben mit den bedrahteten Stiften abziehen kann. Ich muss einmal gucken, ob ich in den nächsten Tagen Zeit finde, diese Variante bei einem Schlachtgerät auszuprobieren. Ich verspreche aber nichts.
silberbengel
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 26. Feb 2020, 16:47
Hi, ja das wirkt alles nicht sonderlich servicefreundlich. Ich war heilfroh, alles wieder, ohne Brüche oder Defekte, zusammen bekommen zu haben.
Die Relais machen aktuell keine Probleme, aber ich habe halt zwei neue Relais für zusammen 28€ hier liegen (exkl. Versand). Dachte, wenn sie dann auch noch verbaut werden könnten, bin ich komplett sicher. An den Elkos habe ich jetzt nichts gemacht, optisch konnte ich keine Mängel feststellen. Er spielt aktuell wunderbar klar und kräftig. Gibt kein Kratzen und selbst bei den kleinsten Lautstärken spielen beide Kanäle gleich laut.
Aber schreib gerne nochmal, wenn Du weiter gekommen bist, mit den Relais. Ich warte dann mal lieber. Wenn das wieder so ein Akt wird, besteht die Gefahr, dass ich den Pio in die Tonne kloppe.
CarlM.
Inventar
#8 erstellt: 26. Feb 2020, 17:18
Okay. Wenn man nur zwei Lautsprecher angeschlossen hat, kann man ja auch immer noch auf das andere Paar ausweichen. Beide Paare haben ja ihre eigenen Relais.

Noch beknackter sind die Versionen mit vertikalen Hauptplatinen. Da kann man fast garnichts auslöten, ohne alles zu zerlegen. Falls einmal ein Endstufentransistor beim A-717 oder A-656 kaputt ist ... kein Problem, weil man ihn direkt abschrauben kann. Beim A-777 oder 676 ist das eine Tortur ...
Deshalb: Erfreue Dich an Deinem A-717.



Ich melde mich ... das kann aber dauern.
CarlM.
Inventar
#9 erstellt: 26. Feb 2020, 17:40
Noch ein Tipp:
Ich habe noch nie einen kaputten Siebelko bei diesen Pioneer-Modellen gehabt. Deshalb sehe ich da auch keinen Bedarf etwas zu ändern.
Was ich aber kontrolliere, ist die Einstellung für die Netzspannung. Die wird einfach durch Versetzen der Feinsicherung auf der Netzteilplatine eingestellt. Das ist also supereinfach. Welche Position man für 240V AC wählen muss, steht ganz am Anfang vom Service Manual.
silberbengel
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 23. Mrz 2020, 21:40
Hi,

und schon weiter gekommen mit den Relais für die LS? Es juckt mich ja schon, vor allem, weil ich die nagelneuen Relais hier liegen habe. Naja, bin mal gespannt.

Was die Einstellung der Spannung angeht, ist ein guter Tipp. Sollte ich wohl auch mal nachschauen. Die alten Schätzchen sind höchstwahrscheinlich alle auf 220V eingestellt. Nicht dass da irgendwann mal was kaputt geht, wenn man alles so lässt.

Aktuell spielt der Pio sehr schön und gut. Hab einen Rega Apollo dran und als LS mittlerweile die Canton Karat M80. Vorher waren es die Ergo RC-S, die haben jetzt erstmal Pause, obwohl der Klang bei denen deutlich wärmer ist. Nur soviel dazu, geht ja hier um den Pio.

Nächstes Projekt ist ein Onkyo A-8780. Ist schon zerlegt, neue Potis sind eingelötet, jetzt geht's an den elektrischen ALPS-Quellenwahlschalter. Was ein Akt.

Aber jetzt schaue ich mir erstmal diese von Dir beschriebene Sicherung an. Das interessiert mich aber jetzt doch mal :-)
CarlM.
Inventar
#11 erstellt: 23. Mrz 2020, 21:57
Irgendwie verstehe ich das schon ... so aus der psychologischen Sicht. Wenn man Relais kauft, will man sie auch verwenden.
Ich würde aber dazu raten, an einem problemlos spielenden Pio der A-Serie nichts zu machen. Bei einem Relais-Defekt sind ja auch i.d.R. keine Folgeschäden zu erwarten.

Bei mir wird es noch dauern. Ich muss mich zunächst um ein defektes Balance-Poti kümmern. Ich zögere noch, ein Poti aus einem defekten A-676 umzusetzen, weil man den Metallknopf da zwar drauf bekommt es aber dann trotzdem eine D-shape-Welle ist. Das widerstrebt mir ein wenig ...
Aktuell gucke ich deswegen nach nutzbaren Schlachtgeräten ... zumal auch der originale Metallknopf fehlt. Es ist mir ja sowieso nicht begreifbar, wieviele Pios regelmäßig mit abgebrochener Welle des Balance-Potis angeboten werden. Dass man dann aber beim Verkauf nicht einmal mehr weiss, wo der Knopf mit dem Rest der Welle geblieben ist ... nun ja. Man wundert sich ...


[Beitrag von CarlM. am 23. Mrz 2020, 21:59 bearbeitet]
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