Uher Report 4400 Stereo Gleichlaufschwankungen

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Malmsteen
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 19. Jun 2008, 15:13
Hallo,

ich bekomme die Gleichlaufschwankungen bei meinem Report 4400 nicht weg. Sämtliche Riemen hatte ich schon gewechselt ohne Effekt, bis ich nach langer Suche endlich glaubte den Fehler gefunden zu haben: ein Transistor auf einer kleinen Platine, die wohl den Motor steuert. Lange nach diesem alten Transistor geschaut, schließlich auf Ebay gefunden und ein altes Set gekauft, dann alle Transistoren auf dieser Platine gewechselt (2 mal AC187 und 2 mal AC188). Ein riesen Effekt, das Teil läuft plötzlich rund. Leider zu früh gefreut, es leiert zwar nicht mehr aber bei näherem Hinhören stellt man feine Schwankungen fest, klingt wie ein Vibrato. Läßt man eine eben gemachte Aufnahme parallel zum Original laufen, dann "überholt" die Aufnahme das Original auch irgendwann, läuft also tatsächlich nicht rund. Ich hätte das Teil wirklich gerne wieder flott gemacht denn die Aufnahmequalität ist wirklich super, schon bei 9,5 cm/sec bis auf das "Vibrato" vom Original kaum zu unterscheiden. Habt ihr einen Tip?

Vielen Dank und viele Grüsse
Ingo
Toni_
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 19. Jun 2008, 18:59
Hallo Ingo,

nur mal so eine Idee : Hat die Capstanwelle vielleicht
radial großes Spiel oder ist sie schwergängig ?

Liegt die Gummirolle noch kräftig genug an der Capstanwelle
an und ist sie noch griffig genug oder leichtgängig ?

Gruß
Toni
hf500
Moderator
#3 erstellt: 19. Jun 2008, 20:21
Moin,
die Gummirolle, die an die Capstanwelle drueckt, ist aus Messing und das eigentliche Schwungrad dieses Antriebes.
Das grosse Rad mit dem Gummibelag ist nur eine Antriebsscheibe, sie ist aus Magnesium, damit sie moeglichst leicht ist.
Das ist wichtig, um ein trudelsicheres Laufwerk zu erhalten.

Man sollte mal die Steuerspannungen am Motor messen (Periodenzeiten mit dem Oszilloskop), um festzustellen,
ob der Motor wirklich gleichmaessig rund laeuft. Er darf auch nur beim Hochlauf und Stillsetzen ein rasselndes
Geraeusch machen, das ist der Fliehkraftanlasser (Steuerschalter, um die Motorelektronik zu "starten").

Der Gummibelag der Antriebsscheibe darf keine Dellen haben, sie entstehen, wenn ein Geraet mit eingeruecktem Antrieb weggestellt wird.
Bei den aelteren Geraeten ohne "IC" in der Typbezeichnung und ohne Bandzugregler bei der linken Spule _muss_ der Geschwindigkeitsknopf
bei Nichtbenutzung in die obere, waagerechte Gasse. Den Knopf kann man durch Drehen um 90° sperren.
Bei den spaeteren Typen (ab Report IC) wird der Antrieb mit der Starttaste eingerueckt.
Dellen hoert man bei 19 cm/s, der Antrieb poltert dann.

Bei Vibrato muss auch der Bandlauf untersucht werden, zieht die Vorlaufkupplung gleichmaessig? Andruckfilze sauber?

73
Peter
Malmsteen
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 24. Jun 2008, 18:09
Vielen Dank Toni und Peter!
Habe mal alle mechanischen Teile überprüft und sie schauen sehr gut aus. Capstan und Andruckrolle scheinen in Ordnung zu sein und laufen sauber, ebenso die Wickelteller, der rechte Teller scheint genug Zug zu haben. An der Antriebsrolle kann ich keine Dellen feststellen, in allen 4 GEschwindigkeitspositionen scheint die Kraft sauber übertragen zu werden. Bandlauf entlang Lösch-Tonkopf samt Andruckfilzen auch o.k., das Gerät scheint wenig benutzt worden zu sein.
Den original dreieckigen Antriebsriemen hatte ich gegen einen runden getauscht, der in Ebay immer angeboten wird. Kann es ev. daran liegen? Allerdins ist es so daß wenn ich manuell in die Mechanik eingreife dann hat das wenig Effekt, also ich glaube mehr und mehr daß der Motor nicht rund läuft. Ich hatte ja schon einen Transistor auf der Steuerplatine gewechselt (vorher hat das 4400 richtig böse geleiert). Habt Ihr einen Tip welches Bauteil der Motorsteuerung noch betroffen sein könnte? Bin leider nicht wirklich vom Fach und ein Oszi habe ich auch nicht.
Hatte gestern mal diverse Sinustöne aus dem Internet geladen und aufgenommen: Die Wiedergabe hat rein gar nichts mit dem Original zu tun, es sind echt feinste Schwankungen drin, also der Sinus wird total verzerrt.
Ach und zuletzt, Wiedergabe über den eingebauten Lautsprecher ist leise und total verzerrt, hört sich nach Endstufentransistor an. Könnt Ihr mir sagen wo der sitzt?

Nochmal ganz herzlichen Dank und viele Grüße
Ingo

@Peter: 73, mensch, ganz vergessen. Das ist nun bald 20 Jahre her bei mir ... die 55 wünsch ich mir selbst mit dem Uher...
Toni_
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 24. Jun 2008, 20:31
Hallo Ingo,

ich kann mir vorstellen das ein defekter Endstufentransistor
dem Gleichlauf in die Suppe spuckt.

Hier gibt es einen link :


http://mb.abovenet.de/tonbandwelt/uher/4000/serva1.htm

Dann auf Blatt bzw. Bild 25 schauen, ist allerdings keine
tolle Qualität, dort findest Du die Transistoren.

Transistoren T5 ; T6 ; T7 für den internen Lautsprecher.

Transistoren T12 ; T13 ; T14 für externen Lautsprecher über
Lautsprecherbuchse.

Überprüfe mal ob der Lautsprecher in Ordnung ist, nicht das
die Spule einen Kurzschluß hat, und so die Endstufe zerstört.

Viel Erfolg !

Gruß
Toni
hf500
Moderator
#6 erstellt: 24. Jun 2008, 22:29
Moin,
der eingebaute Lautsprecher sollen gerne kratzen, daher unbedingt mal an einem externen Verstaerker ueberpruefen
(dabei natuerlich von nder Schaltung trennen.

Wenn eine Endstufe fuer die Gleichlaufprobleme verantwortlich ist, kann man das auf der Betriebsspannung sehen (Oszilloskop), dafuer muss die Ub aber schon stark "verseucht" sein.
Vielleicht sollte man die Elkos der Motorelektronik tauschen, es duerften auch einige Tantalperlen dabei sein, die gerne Aerger machen. Am Ende sind es Unsymmetrien der Motorstroeme, die hier fuer die Gleichlaufschwankungen verantwortlich sind. Auch das sollte mit dem Oszi ueberprueft werden.
Zuletzt kann immer noch ein Fehler am Motor vorliegen.
Meist ist das aber ein haengender Fliehkraftschalter, der Motor rasselt und kommt nicht auf Drehzahl.

Ein Rundriemen zum Antrieb sollte eigentlich kein Problem sein, solange der keine anderen Fehler hat (Inhomogenitaeten).

73
Peter
Jazzhans
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 25. Jun 2008, 00:52
Hallo Ingo,
Messe bitte mit einem Messgerät die Betriebsspannung an der Motorelektronik. Wenn die wesentlich höher als 7V ist, dann ist die Regelung defekt. Zumeist ist die Zenerdiode schuld.
Das führt dann auch zu falschen Spannungen an der NF-Stufe (Verzerrungen) und zu einem sehr unrunden Bandlauf, der sich nicht einstellen läßt. Man sollte in diesem Fehlerfall auch das Motorlaufgeräusch im Kopfhörer erkennen können. Wenn Du schon mal dabei bist, dann wechsle doch gleich die dicken Elkos in der Stromversorgung gegen moderne und etwas in der Kapazität größere aus.
Verzerrungen entstehen auch in den NF-Stufen, wenn die Koppelelkos nicht mehr gut sind. Sie haben dann Widerstandswerte kleiner 100kOhm und verschieben den Arbeitspunkt der folgenden Stufe. Tantalelkos, besonders die grünen von Roederstein, haben manchmal sogar Kurzschluß.
Messen kann man das mit heute bei den guten Versendern erhältlichen Multimetern in der Preiskategorie von 5 Euro.
Bei Bedarf PM an mich und ich verrate wo.
viel Geduld und Spaß beim Reparieren.

Hans
Malmsteen
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 25. Jun 2008, 15:42
Ganz herzlichen Dank an alle für die wertvollen Tips! Der Schaltplan mit Bildern von der Platine ist eine riesen Hilfe, aber natürlich auch alle anderen Tips. Werde in nächster Zeit das mal alles testen und die Elkos austauschen und Euch auf dem Laufenden halten (frühestens nächste Woche). Wo bekommt man noch Tantalperlen? Oder kann man diese durch andere Bauarten ersetzen?

Viele Grüße
Ingo
hf500
Moderator
#9 erstellt: 25. Jun 2008, 16:29
Moin,
die Tantalperlen koennen ohne weiteres durch moderne stehende Elkos ersetzt werden.
Sie wurden lange Zeit nur verwendet, weil es keine anderen Miniaturelkos (Kapazitaet auf kleinem Raum) gab.

Solange sie einwandfrei funktionieren, sind Tantalelkos hochwertige Bauelemente, aber es hat sich herausgestellt, dass sie mit der Zeit gerne durch Kurzschluss oder Krachen auffallen.

73
Peter
frank139
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 23. Mrz 2014, 15:18
Hallo zusammen!
Lange her, ich weiß, dennoch möchte ich hier einige Aussagen kommentieren.

"Das grosse Rad mit dem Gummibelag ist nur eine Antriebsscheibe, sie ist aus Magnesium, damit sie moeglichst leicht ist."

Das Antriebsrad ist aus Druckguß - Aluminium, nicht aus Magnesium.

"die Gummirolle, die an die Capstanwelle drueckt, ist aus Messing und das eigentliche Schwungrad dieses Antriebes."

Zur Klarstellung: Die Schwungmasse ist die abgestufte Messingrolle, die über den längeren der beiden Motorriemen angetrieben wird Die Gummirolle ist einfach die Andruckrolle ohne weitere Funktion. Deren Anpressdruck wird mit einer Federwaage eingestellt. Wenn der nicht stimmt oder wenn die Andruckrolle verhärtet oder verschlissen ist, kann sie Ursache des geschilderten Fehlers sein.

"Er darf auch nur beim Hochlauf und Stillsetzen ein rasselndes Geraeusch machen."

Eigentlich sollten die Fliehkraftschalter überhaupt keine Geräusche machen. Mit dem richtigen Werkzeug und Know How kann der Motor zerlegt, gereinigt und minimal gefettet werden. Sehr knifflige Geschichte.

"Dellen hoert man bei 19 cm/s, der Antrieb poltert dann."

Häufig ist es aber auch der verhärtete Gummibelag insgesamt, der die Geräusche macht, je nachdem auch bei jeder Geschwindigkeit. Neue Antriebsräder gibt es z.Zt.nicht.Hier hilft meist nur der Tausch gegen ein gutes gebrauchtes.
In seltenen Fällen und wenn die Verhärtung nicht zu weit fortgeschritten ist, hilft das Einlegen des Antriebsrades in eine Mischung aus Glycerin und gereinigtem Wasser im Verhältnis 1:3 bei ca. 70° C. Dies ein paar Stunden lang. Danach das Antriebsrad einbauen und das Gerät sofort einige weitere Stunden laufen lassen. Letzteres Vorgehen entspricht der Empfehlung in einem UHER-Bulletin.

"Transistoren T5 ; T6 ; T7 für den internen Lautsprecher. Transistoren T12 ; T13 ; T14 für externen Lautsprecher über Lautsprecherbuchse."

Da gibt es keine Auftrennung, der interne Lautsprecher ist zur linken Lspr-Buchse am Endstufenausgang parallel geschaltet.

"Wenn eine Endstufe fuer die Gleichlaufprobleme verantwortlich ist".

Die Endstufe kann nie für Gleichlaufprobleme verantwortlich sein, außer sie würde theoretisch im schnellen Takt soviel Strom ziehen, daß die Spannugsversorgung des Motors jeweils einbricht. Dann würde wohl alles andere aber auch nicht mehr funktionieren. Szenario ist unwahrscheinlich.

Gleichlaufprobleme haben sehr oft mechanische Ursachen. Eine penible Reinigung und das Fetten/Ölen aller am Bandtransport beteiligten Teile ist meist erfolgreich. Ölen nur mit Sinterlageröl!

"Messe bitte mit einem Messgerät die Betriebsspannung an der Motorelektronik. Wenn die wesentlich höher als 7V ist, dann ist die Regelung defekt. Zumeist ist die Zenerdiode schuld."

Höhere Spannung durch Ausfall der Leistungsdiode Ist mir bei ?-zig Geräten noch nie untergekommen. Generell kann man sagen, daß der häufigste Fehler der Ausfall von Elkos auf der Spannungsstabilisierungplatine ist. Dann ist die Spannung im Gerät aber generell zu gering, nicht höher.
Die eigentliche Stromversorgung mit Glättung kommt vom Netzteil und ist werksseitig auf 6V - 6,5V Gleichspannung eingeregelt.

"dann wechsle doch gleich die dicken Elkos in der Stromversorgung gegen moderne und etwas in der Kapazität größere aus."

Die Kapazitäten der Kondensatoren sollten gleich bleiben, eine Stufe höher in der Spannungsfestigkeit ist dagegen zu empfehlen.
Tantalkondensatoren fallen weniger oft aus. Wenn man aber schon mal dran ist, kann man auch diese wechseln, bringt aber erstmal nix.

"die Tantalperlen koennen ohne weiteres durch moderne stehende Elkos ersetzt werden."

Ein Ausnahme gibt es nach Aussage eines professionellen Reparateurs für die Reports. Der Tantal(koppel)elko vor der ersten Verstärkerstufe. Ist mir noch nicht untergekommen.

Ich vermute nach wie vor einen mechanischen Fehler, der hier zum "Vibrato" geführt hat. Der korrekte Bandlauf darf dabei neben all dem oben Gesagten nicht außer acht bleiben.

Bandteller und Wippengummis prüfen.

Ich will hier nicht lehrmeisterisch sein, sondern äußere mich aus der Erfahrung mit mehr als 60 reparaturbedürftigen Reports heraus.

Gruß
Frank


[Beitrag von frank139 am 23. Mrz 2014, 16:59 bearbeitet]
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