Reparatur Röhrenvollverstärker

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plmmod
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 07. Jan 2010, 10:47
Hallo zusammen

Ich habe mir einen Röhrenverstärker The Fisher X100A erworben. Nach einigen Wochen einwandfreiem Betrieb, wurde der Klang durch einen Brummton beeinträchtigt, und der Ausgangspegel ist leiser geworden. Ich konnte den Schaltplan im Internet finden.

Angaben zum Gerät:
Jahrgang 1964, 8 Röhren (Phono/Tape Vorverstärker 2x ECC83, Klangregelung 1x ECC83, Vorverstärkung 2x ECC83, Endstufe 4x EL84)

Was konnte ich bis jetzt feststellen:

1) Ein Vierfachelko im Netzteil (C2 A-D) sah mechanisch beschädigt aus (Ablagerungen bei den Anschlüssen) --> habe ich ersetzt (zum Teil mit höhreren Spannungs- und Kapazitätswerten)
Es gibt noch zwei weitere Elkos im Netzteil

2) Die gemessenen Spannungen im Netzteil und an den Endröhren sind zu klein (gemäss Schema)

3) Die Heizungen des Phono/Tape Vorverstärker 2x ECC83 und der Klangregelung 1x ECC83 sind optisch dunkel, die der restlichen Röhren leuchten (Betreibsspannung Heizung vorhanden).


Meine Fragen an die Experten:

1) Die Schemas sind gezeichnet für eine Betriebsspannung von 117Vac (US Gerät). Wie verhält es sich mit den Spannungen, die ich nun messen sollte bei einer Betriebsspannung von 230Vac? Ich habe hier einen Knopf.

2) Soll ich die restlichen zwei Elkos im Netzteil auch noch ersetzen bevor ich weitermesse?

3) Ich habe Lautsprecher mit einer etwas zu geringen Impedanz als beim Röhrenverstärker angegeben verwendet. Könnte das die Fehlerursache sein?

Wäre super ein paar Tipps zu kriegen.

Grüsse
PLMMOD
WinfriedB
Inventar
#2 erstellt: 07. Jan 2010, 11:17
Die Spannungswerte im Gerät sollten einigermaßen stimmen, wenn der Spannungswähler von 117VAC auf 220VAC umgestellt wurde. Abweichungen von einigen Prozent sind bei Röhrengeräten, die meist keine Spannungsstabilisierschaltungen haben, normal. Zum Messen solltest du ein Digital- oder (stilecht) Röhrenvoltmeter verwenden, einfache Analoginstrumente sind nicht hochohmig genug und liefern falsche Werte.

Bei manchen Röhren sind die Heizfäden kaum oder gar nicht sichtbar. Auch die "Glühfarbe" kann unterschiedlich sein. Wenn eine Röhre nicht mehr heizt, dann funktioniert sie gar nicht mehr. Man kann aber einfach den Heizfaden auf Unterbrechung testen. Ich glaube aber nicht, daß dies das Problem ist.

Ich würde erstmal die anderen Elkos auch noch ersetzen.

Zu niedrige Spannungen und starker Brumm können auch auf einen defekten Netzgleichrichter hindeuten. US-Geräte haben häufig Trafos mit doppelter Sek.wicklung und 2 Gleichrichterdioden (bzw. Selen-Einweggleichrichter), sog. Doppelwegschaltung. Wenn Selen-Gleichrichter, sollte dieser auch nur durch einen solchen ersetzt werden, hilfsweise kann man Silizium-Dioden (1N4007 geht fast immer) mit einem Vorwiderstand verwenden. Ohne Vorwiderstand können die Betr.spannungen etwas höher sein als im Schaltplan.
WinfriedB
Inventar
#3 erstellt: 07. Jan 2010, 11:19
Schlimmstenfalls kann auch eine der beiden Sek.wicklungen des Trafos eine Unterbrechung haben. Ablöten und beide Enden gegen den Mittelabgriff messen, die Wid.werte sollten etwa gleich groß sein.
hf500
Moderator
#4 erstellt: 07. Jan 2010, 18:21
Moin,
wenn die Roehren der Phono- und Klangregelstufe nicht heizen, dann muss ueberprueft werden, ob sie nicht etwa mit Gleichstrom geheizt werden und der Heizgleichrichter (der womoeglich auch die negative Gittervorspannung fuer die Endstufe erzeugt * ) ausgefallen ist.
* In dem Fall ist auch die Endstufe in Gefahr, weil der Anodenstrom ansteigt.

Sowas habe ich mal in einem Scott-Receiver gefunden. Hier wurde fuer die in Serie geschalteten Heizungen der Vorroehren 48V erzeugt, von denen auch die Vorspannung abgeleitet wurde.
Mit dem gealterten Selengleichrichter (von Siemens!) kamen aber nur noch 36V...

Mit "Heizgleichrichter" meine ich die ganze Schaltungsgruppe, also den Gleichrichter, seine Trafowicklung und die Lade-/Siebkondensatoren.

73
Peter
plmmod
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 07. Jan 2010, 22:29
Guten Abend

Besten Dank für eure Rückmeldungen.
Ich habe die zwei Dioden gemessen, sie scheinen messtechnisch in Ordnung zu sein. Ich könnte sie aber mal ersetzen. Ich werde auch C1 noch ersetzen (kann ich den neuen Elko als Test parallel zum bestehenden anschliessen?).

Damit es noch etwas klarer wird versuche ich den Schaltplan des Netzteils und der Endstufe hochzuladen.

Die Heizungen für die drei oben erwähnten Röhren scheinen tatsächlich mit Gleichstrom zu funktionieren. Allerdings messe ich dort gegen Masse 13.6V statt 30V. Nach der Diode SD2 messe ich 220V statt der im Schema stehenden 390V, und der Widerstand R62 wird ziemlich heiss.

Werde also noch ein wenig weitersuchen müssen...

Grüsse
PLMMOD
plmmod
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 07. Jan 2010, 22:42


[Beitrag von plmmod am 07. Jan 2010, 22:45 bearbeitet]
hf500
Moderator
#7 erstellt: 08. Jan 2010, 00:58
Moin,
Himmel, was ist denn das?

OK, die Anodenspannung wird mit einem Spannungsverdoppler erzeugt. C1 und C2A muessen unbedingt in Ordnung sein, sonst kann der Verdoppler die Anodenspannung nicht liefern.

Geheizt werden die Vorroehren aus dem Katodenstrom aller vier Endroehren, deren Katoden einfach parallel geschaltet wurden. Der Spannungsabfall ueber der Heizung von V3 und R65 bildet dabei die Gittervorspannung der Endstufen.
Diese Schaltung ist auf einigermassen gleiche und gesunde Endroehren angewiesen (und zeigt, dass hier wer mit Gewalt Geld sparen wollte/musste).

Dafuer spendiert man dem Katodyn einen Abgleich, ok, bei den amerikanischen Massewiderstaenden vielleicht nicht verkehrt ;-)

73
Peter
plmmod
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 08. Jan 2010, 09:44

hf500 schrieb:
Moin,
Himmel, was ist denn das?

OK, die Anodenspannung wird mit einem Spannungsverdoppler erzeugt. C1 und C2A muessen unbedingt in Ordnung sein, sonst kann der Verdoppler die Anodenspannung nicht liefern.

Geheizt werden die Vorroehren aus dem Katodenstrom aller vier Endroehren, deren Katoden einfach parallel geschaltet wurden. Der Spannungsabfall ueber der Heizung von V3 und R65 bildet dabei die Gittervorspannung der Endstufen.
Diese Schaltung ist auf einigermassen gleiche und gesunde Endroehren angewiesen (und zeigt, dass hier wer mit Gewalt Geld sparen wollte/musste).

Dafuer spendiert man dem Katodyn einen Abgleich, ok, bei den amerikanischen Massewiderstaenden vielleicht nicht verkehrt ;-)

73
Peter


Hallo Peter

Besten Dank für Deine Ausführungen, nun verstehe ich das Ganze schon wieder etwas besser. Es sieht also so aus, als ob die Spannungsverdopplung nicht so tun würde wie sie sollte. C2A habe ich schon ersetzt, werde baldmöglichst noch C1 ersetzen. Direkt an der Trafowicklung vor den Gleichrichterdioden messe ich ca. 200V AC.
Grüsse
Plmmod
hf500
Moderator
#9 erstellt: 08. Jan 2010, 19:50
Moin,
wenn der Trafo schon 200V liefert, haette man ihn auch auf etwa 250-260V hochwickeln und einen normalen Brueckengleichrichter verwenden koennen. Oder musste der Netztrafo so winzig ausfallen, dass man die zusaetzliche Drahtlaenge nicht mehr unterbringen konnte?

Laut Schaltbild ist der Trafo nur fuer 120V/60Hz ausgelegt.
Damit hat er ein Problem, auch wenn er an einem Vorschalttrafo betrieben wird.
Fuer 50Hz ist der Kern zu klein, sollte er streng fuer 60Hz gebaut worden sein.
Bei 50Hz zieht er einen zu hohen Magnetisierungsstrom und wird zu warm.

Korrekt muesste man ihn bei 50Hz mit 5/6 der Nennspannung ( also 100V) betreiben, was allerdings der Heizspannung nicht gut tut.

73
Peter
plmmod
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 10. Jan 2010, 16:52
Hallo zusammen

Ich habe nun auch noch C1 ersetzt, und siehe da es tut wieder. Allerdings ist die Spannung an den Endröhren relativ hoch (407Vdc).
Laut Schema sollten es 390Vdc sein. Mal schauen wie lange es so funktioniert.

Besten Dank nochmals für eure Tipps
Grüsse
Plmmod
hf500
Moderator
#11 erstellt: 10. Jan 2010, 18:22
Moin,
solange auf dem Geraet nichts von einer Netzfrequenz von 50Hz steht, beobachte die Temperatur des Trafos.

Die erhoehte Spannung hat zwei Ursachen:
Netzspannungserhoehung von 220 auf 230V (Was fuer einen Netztrafo hat der Verstaerker eigentlich?
Umschaltbar oder Vorschalttrafo?)
Oder vor allen Dingen eine nachlassende Leistung (und damit Stromaufnahme) der Endroehren. Das Netzteil wird entlastet und die Spannung steigt an.
Zum schluss noch die tatsaechliche Kapazitaet und Qualitaet von C1 und C2A.

Alles aufzudroeseln ist bei dieser Schaltung schwierig. Zu viel ist hier voneinander abhaengig.

73
Peter
plmmod
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 11. Jan 2010, 09:45

Moin,
solange auf dem Geraet nichts von einer Netzfrequenz von 50Hz steht, beobachte die Temperatur des Trafos.

Die erhoehte Spannung hat zwei Ursachen:
Netzspannungserhoehung von 220 auf 230V (Was fuer einen Netztrafo hat der Verstaerker eigentlich?
Umschaltbar oder Vorschalttrafo?)

73
Peter


Hallo Peter habe im Owner Manual was über den Trafo gefunden und werde es als Attachment anhängen. Scheint ein Multitrafo zu sein. Sollte nun prüfen, ob es als 220Vac oder 240Vac geschaltet ist, korrekt?





Grüsse
PLMMOD


[Beitrag von plmmod am 11. Jan 2010, 09:50 bearbeitet]
hf500
Moderator
#13 erstellt: 11. Jan 2010, 19:08
Moin,

wenn der Trafo in der Netzspannung umschaltbar ist, dann sollte man annehmen, dass er auch fuer 50Hz geeignet ist.
Man sollte seine Erwaermung trotzdem nachpruefen.
Er kann etwa 60°C erreichen, wesentlich mehr sollte man ihm nicht zumuten. Bleibt er darunter, umso besser.

Da die Toleranzgrenze bei 220V-Einstellung zu dicht an der tatsaechlichen Netzspannung liegt, sollte man hier auf 240V Klemmen.

73
Peter
plmmod
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 12. Jan 2010, 00:05

hf500 schrieb:
Moin,

wenn der Trafo in der Netzspannung umschaltbar ist, dann sollte man annehmen, dass er auch fuer 50Hz geeignet ist.
Man sollte seine Erwaermung trotzdem nachpruefen.
Er kann etwa 60°C erreichen, wesentlich mehr sollte man ihm nicht zumuten. Bleibt er darunter, umso besser.

Da die Toleranzgrenze bei 220V-Einstellung zu dicht an der tatsaechlichen Netzspannung liegt, sollte man hier auf 240V Klemmen.

73
Peter



Habe es auf den 240 Volt Anschluss gelötet, und siehe da die Spannungen stimmen nun ziemlich genau gemäss Schema, und der Trafo wird weniger warm.
Besten Dank nochmals für die Tipps!

Abschliessende Frage: Sollte ich die 4 Endröhren austauschen? Mit den Originalröhren gemäss Schaltplan (7189) oder EL84 (momentan eingebaut)?
Wenn ich die Lautstärke langsam hochdrehe, ertönt bei geringem Pegel zuerst nur ein Kanal. Danach schaltet der zweite dann dazu. Röhren oder Einstellungen? (es gibt da so eine kleine "Adjustment"-Anleitung)

Grüsse
Plmmod
hf500
Moderator
#15 erstellt: 12. Jan 2010, 00:19
Moin,
nach dem Schaltbild betrifft die Abgleichanleitung die Symmetrie der Phasenumkehrstufen. Wenn das einfach zu machen ist, sollte man die einstellung nachpruefen.

Zwischen Katode und Anode der Endroehren liegen ca. 360V.
Fuer eine EL84 ist bei 300V Anoden- und Schirmgitterspannung Schluss. Sie ertraegt auch mehr, aber dann garantiert niemand mehr dafuer.
Die 7189 entspricht der EL84, ist aber spannungsfester.
Mann kann die EL84 vielleicht noch "aufbrauchen", sollte dann aber bei Ersatz die Originaltypen verwenden, so noch beschaffbar. Nicht die 7189A nehmen, die hat eine andere Sockelschaltung.

Stehen denn an den Katoden der Endroehren die 30V fuer die Heizung der Vorroehren an? Wenn diese Spannung deutlich zu klein ist, zeigt das auf nachlassende Emission der Endroehren.
10% Toleranz muss man zugestehen.

Dass der Ton erst "nacheinander" kommt, liegt am Lautstaerkepoti. Es hat in der Naehe des unteren Anschlages einen zu schlechten Gleichlauf.

73
Peter
plmmod
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 12. Jan 2010, 09:35
Guten Morgen

Danke für die Tipps, werde bei Gelegenheit nochmals die erwähnten Spannungen überprüfen...

Grüsse
PLMMOD
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