Dynaudio 100 - Restauration eines Klassiker Lautsprechers

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Dino_J
Stammgast
#1 erstellt: 15. Mai 2010, 20:46
Die gleichen Lautsprecher habe ich 1982 als gebraucht gekauft und war immer sehr von den Klangeigenschaften beeindruckt. Damals liefen sie am Kenwood KA-7100, welchen ich auch gebraucht gekauft hatte. Die Boxen haben mich 800.- DM gekostet. Nach ein paar Jahren gingne die Sicken kaputt und ein Hochtöner gab den Geist auf. Dann habe ich sie entsorgt - welch ein Fehler.

Vor kurzem konnte ich jetzt ein Paar in desolutem Zustand sehr günstig erhalten. Der Verkäufer war auch zufrieden - dachte er doch, er hätte da Schrott verkauft. Weit gefehlt!

Achtung! Jetzt wird es etwas länger - aber wem das zuviel wird, der kann ja die Bilder aunschauen.


So habe ich die Dynaudios erhalten. Staubig und in einem eher schlechten Zustand. Dafür waren sie sehr günstig!




Abdrücke von Blumenhäfen – Schlimmer geht`s nimmer.






Abgelöste Aufleimer




Die Sicken der Basslautsprecher waren so gut wie nicht mehr vorhanden. Die rechte Hochtonkalotte war mal eingedrückt und etwas laienhaft herausgezogen worden.





Dino_J
Stammgast
#2 erstellt: 15. Mai 2010, 20:47
Grausig!, Man sieht auch gut die Farbspritzer auf dem Holz.








Zuerst mal die Chassis ausgebaut. Man sieht ganz deutlich, dass der Erbauer es mit der Abdichtung nicht so ernst genommen hat. Der Akkustikkleber ist nicht durchgängig.
Wenn das auf dem Magnet die Seriennummer ist, dann ist das wohl die 10000!




Das ist die ganze Frequenzweiche – ups- Aber Dynaudio ist ja für die 6db Weichen bekannt. Das Basschassis wird direkt ohne Weiche angeschlossen. Das macht aber nichts, wenn man sich den Frequenzgang des Basses anschaut. Das fällt ziemlich steil bei ca. 2500 Hz ab – ganz wie wenn er über eine Weiche abgekoppelt würde.




Alle Einbauten draußen und nach Box gekennzeichnet. Damit nachher wieder alles an seinen alten Platz kommt.




Die Variovents sind die ersten, die ein Bad nehmen durften – als Einstieg sozusagen.

Dino_J
Stammgast
#3 erstellt: 15. Mai 2010, 20:48
Die Abdeckungen waren als nächstes dran. Den Stoff habe ich vom Rahmen heruntergenommen um ihn von Hand im Wasserbad waschen zu können. Da kam eine ganz schöne Brühe zutage – sodaß ich 3 Waschdurchgänge durchgeführt habe. Jetzt sehen sie nicht nur wieder gut aus, sondern riechen auch wieder gut. Von den Rahmen habe ich gleich Kopien gemacht – um später Wechselrahmen mit dunkelblauen Bezügen anfertigen zu können.






Auch durch entschlossenes Abschleifen ist es mir nicht gelungen, die Topfabdrücke aus dem Furnier zu bekommen. Daher entschloss ich mich, die Oberseite der Boxen neu zu furnieren.






Während das Furnier trocknet, habe ich die Hochtöner zerlegt. Die eine Kalotte hat mir nicht gefallen. Ausserdem wird das Ferrofluid wohl auch nicht mehr das Beste sein. Es soll ja welches auf Mineralölbasis gegeben haben, welches mit der Zeit verharzt.






Hier gut zu sehen, die braune Pampe. Lässt sich aber gut entfernen. Aus dem Magnetspalt kann man es mit Druckluft herausblasen.


Dino_J
Stammgast
#4 erstellt: 15. Mai 2010, 20:48
Neues Ferrofluid drauf und in den Spalt – fertig. Benötigt werden lediglich ein paar Tropfen. Das Fluid hält sich im Magnetfeld des Magneten selbst. Dadurch kann es auch nicht herausfließen.




Die Kalotte drücke ich mit in Aceton getränktem Wattestäbchen wieder in Form.




Nach dem Reinigen und Zusammenbau sollte der Hochtöner wieder so aussehen und wie neu klingen. Den Glanz in den Kunststoffteilen bekomme ich übrigens mir Armor-All aus dem KFZ-Pflegebereich hin. Auch die Kalotte wird damit super.




Jetzt geht es den Basschassis an den Kragen – im warsten Sinn des Wortes.




Nach groben Abpopeln der brüchigen Sicke werden die Klebereste am Metallchassis mit Waschbenzin eingeweicht und mit einem Holzspatel abgekratzt. Kein Metall verwenden – das kann böse Überraschungen hinterherziehen.






Erstes Probesitzen der Original – Dynaudiosicken. Immer schön darauf achten, dass das Waschbenzin sich vollständig verfüchtigt hat. Sonst kann sich der Schaumstoff auflösen.

Dino_J
Stammgast
#5 erstellt: 15. Mai 2010, 20:49
Das Furnier ist getrocknet und kann verschliffen werden.




Hier mal zum Vergleich alte/neue Sicke




Den Kleberrest auf der Membrane entferne ich mit einem Radiermesser. Das geht sehr gut. Dieses Messer gibt es im Layoutbereich. Auch Fotografen haben so etwas. Das kommt noch aus der Zeit, wo man direkt am Foto retuschierte und nicht am PC.




Zuerst wird die Sicke im Korb zentriert.




Sie legt sich auch ohne Druck bereits passend an die Membrane – Originalsicke eben!



Den Anpressdruck erzeuge ich mit einem passgenau zugesägten Holzring, welcher mit Gewichten versehen werden kann. Zudem bleibt so die Klebestelle einsicht- und korrigierbar.
Das ist auch notwendig.




Meine Spezialmixtur kommt als Kleber zum Einsatz. Das ist nichts anderes als verdünnter Weißleim. Damit bleibt die Sicke bis zu 10min. korrigierbar.
Der Leim wird aufgepinselt. Man muss darauf achten, dass das ziemlich gleichmäßig geschieht.


Dynacophil
Gesperrt
#6 erstellt: 15. Mai 2010, 20:52
sehr schön, weiter so, das werde ich beobachten...


[Beitrag von Dynacophil am 15. Mai 2010, 20:52 bearbeitet]
Dino_J
Stammgast
#7 erstellt: 15. Mai 2010, 21:21
Mit einem weichen Holzstab kann man überschüssigen Leim herausdrücken.




Der überschüssige Leim wird mit einem in Wasser getränkten Pinsel aufgelöst und entfernt. Immer wieder auswaschen!




Nach dem Durchtrocknen (mind. 12 Std.) kommt der Korb an die Reihe. Leider kann man an den Dynaudios die Staubschutzkappe nicht enfernen um die Schwingspule zu zentrieren. Deshalb teste ich das immer wieder vor- während und nach dem Verkleben.




Hier sieht man, wie ich das presse.




Die Boxen habe ich abgeschliffen und mit Klarlack neu lackiert.




Da die Ausfräsungen für die Chassis etwas großzügig ausgeführt sind, habe ich die Ränder schwarz gemacht. Sieht einfach besser aus.




Neue Dichtung drauf.




Auch der Bass

Dino_J
Stammgast
#8 erstellt: 15. Mai 2010, 21:22
Chassis rein.




Schön sieht das nun aus




Auch von hinten




Hier beim ersten Probelauf einmal mit einmal ohne Abdeckung.




und dann mit




Ich weiß, dieses Modell ist von der Optik etwas gewöhnungsbedürftig. Das Eichefurnier ist halt etwas aus der Mode gekommen. Das werde ich bald mit dunkelblauen Abdeckungen etwas entschärfen.

Dennoch: diese Lautsprecher waren die Restauration allemal wert. Insgesamt habe ich keine 100.- Euro ausgegeben. Der Klang ist über alle Zweifel erhaben. Die im Hintergrund zu sehenden Visaton Alto 2 kommen da nicht mit.



[Beitrag von Dino_J am 15. Mai 2010, 21:23 bearbeitet]
Dino_J
Stammgast
#9 erstellt: 15. Mai 2010, 21:26
So, das war`s auch schon. Ich hoffe, es ist nicht zu lang geworden.

Vielleicht kann der Ein- oder Andere etwas abschauen oder aber Tipps geben, wie manches besser gemacht werden kann.
audiophilanthrop
Inventar
#10 erstellt: 16. Mai 2010, 00:18
Sehr schön, sehen wieder top aus! Hast du mal in Erwägung gezogen, eine neue Weiche zu konstruieren (vorausgesetzt man bekommt noch die Chassisdaten)? Eine Trennung 1. Ordnung ist von der Belastung der Hochtöner her ja alles andere als ideal...

Übrigens, wie verkleinerst du deine Bilder? Ziemliche Treppchenattacke.
Dino_J
Stammgast
#11 erstellt: 16. Mai 2010, 11:05
Die Bilder habe ich mehrfach verkleinert, da trotz der 640-er Breite diese nicht direkt eingebunden werden konnten. Ich schau mal, ob ich das noch besser hinbekomme.
Die Ladezeiten wollte ich ja auch noch gering halten.

Die Chassis - TSP habe ich alle

Das wäre mir jetzt aber schon ein bisschen zuviel Aufwand.


Edit: habe die Bilder in PS neu berechnen lassen und aktualisiert. Die Treppchen sollten jetzt verschwunden sein. Wenn nicht - die Seite neu laden oder den Cache löschen.


[Beitrag von Dino_J am 16. Mai 2010, 13:36 bearbeitet]
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