Reparaturbericht Braun Typ CSV250/1

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PBienlein
Inventar
#1 erstellt: 22. Okt 2010, 09:46
Weil das hier ein Klassiker-Forum ist, denke ich, das diese kleine Bildergeschichte ganz gut passt.

Der BRAUN Typ CSV250/1, Baujahr 1969, sagenhafte 2 x 35 Watt Leistung, VK damals 760 DM, machte äußerlich einen für sein Alter ordentlichen Eindruck.

Braun-01

Ich bekam ihn, um das Netzbrummen zu beseitigen, was er direkt nach dem Einschalten unüberhörbar von sich gab. Schon bei der ersten Überprüfung fiel aber noch etwas anderes auf: der Bassregler für die rechte Seite (richtig, das Gerät hatte sogar schon getrennte Bass- und Höhenregler für den rechten und linken Kanal) war ungefähr bei Neutralstellung merkwürdig schwergängig. Dazu gleich mehr.

Innen der Staub und Dreck der letzten 41 Jahre:

Braun-02

Die Röhrenzeit ist gerade am ausklingen, was man bei diesen korrodierten Steckverbindungen der Endstufen gut sehen kann:

Braun-03

Nach dem Reinigen, sehen sie nicht nur wieder "hübsch" aus, sondern leiten auch wieder ordentlich.

Braun-04

Das Brummen aus den Lautsprechern beim Einschalten, kam von diesen beiden Elkos, die im Netzteil für die Vorstufe saßen. Sie waren ohne Funktion.

Braun-05

Nach deren Austausch war das Brummen verschwunden:

Braun-06

Das Chassis zeigte an einigen Stellen heftige Rostspuren, die später noch beseitigt wurden.

Braun-07

Nun zum Basspoti, das zuerst mal zerlegt wurde und zwar nur der rechte Kanal:

Braun-08

Bei genauem Hinsehen, erkennt man, dass der Alugußkörper an einer Stelle eine Beule hat, die offenbar aus dem Produktions- bzw. Gießprozess stammt. An dieser Beule schleifte die Trägerplatte des Schleifers knapp neben der Neutralstellung. Mit einer kleinen Eisenrundfeile habe ich die Unebenheit abgetragen und nun dreht sich wieder alles schön leicht.

Braun-09

Klar folgte eine gründliche Innenreinigung des schönen und schweren Verstärkers:

Braun-10

Auch von außen, macht er wieder eine gute Figur.

Braun-11

Schön, das es solche Klassiker noch gibt.

Gruß
PBienlein
norman0
Inventar
#2 erstellt: 22. Okt 2010, 12:43
Schön gemacht
errorlogin
Inventar
#3 erstellt: 22. Okt 2010, 13:16
Super Arbeit!
Danke für den Bericht und die schönen, detaillierten Bilder!

Grüße Jan.

hf500
Moderator
#4 erstellt: 22. Okt 2010, 21:58
Moin,
getrennte Bass-/Hoehensteller gab es zur etwa gleichen Zeit auch von Grundig (SV80, SV40?).
[klugscheissmodus]
Die Gussgehause der Potis sind kein Alu, sondern Zink, das laesst sich sehr masshaltig fertigen.
[/klugscheissmodus]

Aber schoen, sowas mal von innen gesehen zu haben.
(nicht das Poti, den ganzen Verstaerker. Was hat er denn in den Endstufen?)

Edit, Wasser in den Wein ;-)
Der relativ kleine Netztrafo hat mich doch etwas an den o.g. 2x 35W zweifeln lassen. Im GH-Katalog '69/70 steht den auch zum CSV250/1 (ich denke mal, dass es bis zum 250/2 keine grossen Aenderungen gab):
2x 15W Sinus/2x 24W Musik, Leistungsbandbreite bei 0,5% Klirr und 2x 12W Leistung 40-12500Hz.

Der Verstaerker ist demnach etwas schmalbandig und hat ein relativ weiches Endstufennetzteil.
Fuer 6 dB unter Vollaussteuerung wird ein Frequenzgang von 30-30000Hz +- 1,5dB angegeben.
(6dB unter Vollaussteuerung, das muesste 1/4 Nennleistung sein, wenn ich nicht irre...)

Der CSV250/1 steht mit 760,-DM im Katalog, der groessere CSV500 (2x40/65W) mit 1398,-DM.
Der CSV1000/2 (2x 55W) endlich kam auf stolze 2350,-DM...


73
Peter


[Beitrag von hf500 am 22. Okt 2010, 22:15 bearbeitet]
PBienlein
Inventar
#5 erstellt: 22. Okt 2010, 22:19
Hallo Peter,

vielen Dank für die Aufklärung. Man kann schließlich nicht alles wissen und so habe ich auch wieder dazu gelernt .

Bei der Frage nach den Endstufentransistoren muß ich allerdings jetzt passen. Da die nicht defekt waren, habe ich auch nicht nachgeschaut. Der Endstufenblock ist ja recht eng gebaut. Das Gerät wird allerdings frühestens Sonntag wieder abgeholt. Ich könnte es also nochmal öffnen...

edit: Bei der Leistungsangabe bin ich dann offenbar einer Fehlinformation aus dem großen WWW aufgesessen. Obwohl die Seite einen seriösen Eindruck macht: http://www.radiodesign.de/museum/verst.htm

Gruß
PBienlein


[Beitrag von PBienlein am 22. Okt 2010, 22:27 bearbeitet]
hf500
Moderator
#6 erstellt: 22. Okt 2010, 22:37
Moin,
die fuer die Verstaerkerleistung ziemlich grossen Kuehlkoerper deuten auf Germaniumtransistoren hin. Es haengt vom Entwicklungszeitraum ab, leistungsfaehige Siliziumtransistoren wurden zu der Zeit gerade bezahlbar, wenn es um relativ preisguenstige Geraete ging. AD150 koennte etwas knapp sein, im Moment denke ich an sowas wie AD166, wie sie die Grundig SV40/SV80 hatten.
Mal sehen, was es wirklich ist ;-)

Was die Grosserienkonkurrenz (Grundig) zur gleichen Zeit (1969/70) so trieb:
SV85, 2x30/40W 890,-DM und SV140, 2x 50/70W (mit Spitzenwert-Aussteuerungsanzeigen und 5-fach Equalizer) 1245,-DM. Diese Verstaerker hatten schon Silizium in den Endstufen, davor ohnehin. SV40/SV80 waren die letzten mit Ge in der Endstufe, der Rest Si.

edit: Was die Beurteilung der Ausgangsleistung angeht, im Katalog sind 60W Leistungsaufnahme angegeben, das passt nahezu perfekt zu der Ausgangsleistung von 2x 15W.
Ist das Typschild da aussagekraeftig?
(wie jede Datensammlung kann auch RM.org Fehler enthalten)

Wenn man genug Netztrafos gesehen hat, dann weiss man irgendwann zumindest ueberschlaegig, was sie leisten koennen. Den Wert durch vier und man hat die Leistung eines Kanals bei Stereoverstaerkern.
Wie Du schon sagst, man wird nicht duemmer dabei ,-)

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 22. Okt 2010, 22:45 bearbeitet]
PBienlein
Inventar
#7 erstellt: 22. Okt 2010, 23:02

Mal sehen, was es wirklich ist ;-)


I got the message
4 x AD131 und das Typenschild bestätigt 60 Watt Leistungsaufnahme. Dieser Punkt geht an klar an Dich

Gruß
PBienlein
zedlick
Neuling
#8 erstellt: 17. Nov 2010, 19:28
Hallo, ich ueberlege auch einen CSV 250 zu kaufen, aber einer der Kanaele (Lautsprecher) soll angeblich leiser sein als der andere. Woran kann das liegen, bzw. wie teuer wird da eine Reparatur? Und wer hat dafuer noch Liebe und Musse in Hamburg? ;-) Viele Fragen, ist ja aber auch ein feines Stueck! Danke fuer alle Antworten!
PBienlein
Inventar
#9 erstellt: 18. Nov 2010, 10:47
Hallo Zedlick,


Woran kann das liegen, bzw. wie teuer wird da eine Reparatur?


Das kann man beides aus der Ferne nicht beantworten. Wenn ich Dich richtig verstehe, hast Du das Gerät noch gar nicht?

Je nachdem, was defekt ist, könnte ein Problem die Ersatzteilbeschaffung sein.

Gruß
PBienlein
zedlick
Neuling
#10 erstellt: 19. Nov 2010, 16:51
Da versteh ich Dich natuerlich! ;-) Bist Du denn prinzipiell fuer Reparaturen zu haben? Es geht um dieses Geraet:

http://cgi.ebay.de/B...f7ca8d#ht_500wt_1156
hifibastler2
Stammgast
#11 erstellt: 19. Nov 2010, 19:43
Ja, was besonderes ist dieser Verstärker sicher. Aber vom Klang wird er dich wohl nicht vom Hocker hauen. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt schon mal überhaupt nicht. Für das Geld bekommt man Vintage der 80er vom Feinsten, Verstärker, die an Leistung und Ausstattung keine Wünsche offen lassen.
Wenn man das Teil natürlich nur für die Optik will, um bei seinen Gästen damit zu protzen , und es weniger um Musikgenuss geht, ist so ein Oldie, vor allem wenn Braun draufsteht, genau das Richtige.
PBienlein
Inventar
#12 erstellt: 20. Nov 2010, 10:06
Hallo Zedlick,


Bist Du denn prinzipiell fuer Reparaturen zu haben?


Natürlich. Alles weitere per PN bitte.

@ Hifibastler2:

Aber vom Klang wird er dich wohl nicht vom Hocker hauen.


Vorsicht mit solchen Aussagen. Das Hörempfinden ist stark subjektiv. Ich war im Gegenteil überrascht vom Können des Braun. Allerdings hatte ich die Version /1 und die ist ja bereits ein Nachfolger des hier behandelten Gerätes. Ich weiß also nicht, was Braun da alles geändert hat.

Gruß
PBienlein
hifibastler2
Stammgast
#13 erstellt: 20. Nov 2010, 14:18

PBienlein schrieb:


Vorsicht mit solchen Aussagen. Das Hörempfinden ist stark subjektiv.



Ich hoffe, ich muß jetzt keine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgeben!
zedlick
Neuling
#14 erstellt: 20. Nov 2010, 17:07
Im Gegenteil, ich suche einfach einen kleinen Verstaerker, der nicht das Zimmer und die Blicke einnimmt. Kleine Frontplatte. 19 Zoll mit 3 HE turnen mich echt ab. Ab da brach ich nur zwei Dinge: Aux rein fuer iTunes und Lautsprecher raus fuer ein Paar alte B&Os. Vorschlaege willkommen, aber bitte nicht breiter als 30cm. Gerne auch "von heute", aber die scheinen alle schon Lautsprecher und/oder Dock Connector & Co. mit dabei zu haben, und wer will das schon.
hifibastler2
Stammgast
#15 erstellt: 20. Nov 2010, 22:00
Als da wären: Grundig MV100, Grundig V20, Telefunken MA1,MA2 oder HA750.
Wenn man keine Klangregelung braucht: Grundig MA100, ansonsten noch den MXV100 dazu. Für die Geräte muß man zwischen 20 und 100 Euro ausgeben.

Vom Preis-Leistungsverhältnis absolut unschlagbar: Grundig V2000 oder Telefunken RA200, aber das sind Riesenkisten!!!


[Beitrag von hifibastler2 am 20. Nov 2010, 22:01 bearbeitet]
zedlick
Neuling
#16 erstellt: 21. Nov 2010, 02:21
Cool, die sind echt fein. Da werd ich mal auf die Suche gehen! Danke Hifibastler!
gst
Inventar
#17 erstellt: 21. Nov 2010, 22:22

4 x AD131 und das Typenschild bestätigt 60 Watt Leistungsaufnahme. Dieser Punkt geht an klar an Dich

Hatte denn der AD 131 eine höhere Verlustleistung als der AD 150? War denn da nicht bei 30W Schluß und UCE 0 man nicht viel mehr als 35 Volt? Aber meine Erinnerung ist wohl flau - vielleicht weiß es einer noch genau.
gst
hf500
Moderator
#18 erstellt: 21. Nov 2010, 22:42
Moin,
AD131:
30W, 3A, 64V, 400kHz

sagt meine KTT.
AD130 bis AD132 unterscheiden sich durch die maximal zulaessige Spannung.
Der AD150 entspricht dabei etwa dem AD130, kommt aber nur bis 12,5kHz in Emitterspannung.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 21. Nov 2010, 22:46 bearbeitet]
gst
Inventar
#19 erstellt: 22. Nov 2010, 22:17
Hallo Peter,
die 64V vom AD131 waren aber sicher max UCB und nicht UCE0 - oder? Mehr als 3A I max muss er doch auch gehabt haben, denn schon bei 15 W Sinus an 4 Ohm war Iss schon bei 2,64 A, was war denn dann bei der Musikleistung?
Etwas verwirrt,
gst
hf500
Moderator
#20 erstellt: 23. Nov 2010, 00:38
Moin,
dazu muesste man mal ein Datenblatt finden. Mit der Spannungsfestigkeit ist Ucb gemeint.
Die Musikleistung wird der Transistor schon durchhalten. Kurzzeitigen Ueberstrom ertragen Halbleiter eher als Ueberspannung. Am ehesten duerften die Transistoren durch die Messung der Musikleistung nach DIN gefaehrdet sein ;-)

73
Peter
mikatel
Schaut ab und zu mal vorbei
#21 erstellt: 24. Nov 2010, 00:49
hallo threadteilnehmer, die ad131 germanen in dem kleinen braun gehen schon in ordnung und sind auch gerade noch ausreichend dimensioniert. ich hätte hier aber wie im kleinen grundig sv 40 lieber ad 166/167 oder al103 oder 2n2148 gesehen, deren deutlich höhere transitfrequenz vermeidet den erheblichen verzerrungsanstieg ab 10khz. insgesamt ist der braun aber eine schöne arbeit. absolut erhaltenswert. klein,fein, rauscht nicht, brummt nicht. aber achtet auf die pappstreifen, die die kühlkörper trennen, meiner hatte hier einen glatten kurzschluss gegen einen anderen kühlkörper!!
PitCook
Stammgast
#22 erstellt: 20. Jan 2021, 20:35
Nach 11 Jahren mal „hoch“ damit. Deswegen bin ich heute noch vom CSV300 überzeugt

Datenblatt CSV250

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Datenblatt CSV300

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Die Kiste macht Spaß 🤩 in meinen Ohren

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