Sibelius: Tapiola

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teleton
Inventar
#1 erstellt: 21. Mai 2009, 11:57
Hallo Sibelius - Freunde,

wenn das Intermezzo aus der Karelia-Suite einen eigenen Tread hat, dann gebührt der Sinfonischen Dichtung TAPIOLA von 1925, als die bedeutenste alle Sibelius-Tondichtungen gewiss auch ein eigener Beitrag.

Tapiola hat mich seit meiner ersten Aufnahme mit Karajan von Anfang an begeistert.


Das Programm von Sibelius, das er aus der finnischen Mythologie entnommen hat:
Da dehnen sich des Nordlands düstere Wälder.
Uralt-geheimnisvoll in wilden Träumen.
In ihnen wohnt der Wälder großer Gott.
Waldgeister weben heimlich in dem Dunklen.

Das Werk ist in der ersten Hälfte relativ ruhig angelegt um dann mit mehreren Höhepunkten in der zweiten Hälfte aufzuwarten.
Die Erwartungshaltung auf diese Höhepunkte macht das Werk aber auch schon von Anfang an spannend und malt in düsteren Farben sehr ansprechend die düsternis der finnischen Wälder.
Ich finde das Werk von den ersten Takten an schon spannend und ergreifend.

Meine Aufnahmen im Vergleich:
*** Das Karajan´s Aufnahme von EMI, 1976, ADD ist sehr angemessen interpretiert und hat IMO noch mehr Aussagekraft als die DG-Aufnahme, die ich auch mal hatte. Die EMI-CD von 1977 enthält mehrere Tondichtungen, die Karajan als TOP-Sibelius-Dirigenten ausweisen.

*** Noch düsterer und geheimnisvoller und mit brachialen Ausbrüchen ist
Segerstam/Helinki PO (Ondine, 1996, DDD), aber nicht immer so klar durchzeichnet wie die Folgende.

**** Ein audiophiler Leckerbissen mit viel Gefühl und ergreifenden Fortestellen mit TOP-Pauken ist die zu meinen Favoriten gehörende Aufnahme mit
Ashkenazy/Philharmonia Orchestra (Decca, 1981-83, DDD).
Die CD mit verschiedenen Tondichtungen ist ein MUSS für Sibelius-Fans und enthält die stärkste Aufnahme von Finlandia.

** Lupenrein, aber vom Tempo zu schnell über die schönen Stellen hinweggehend ist
Berglund/Helsinki PO (EMI, 1994, DDD).
14:53 ist einfach zu schnell für dieses Werk (auch wenn ich ansonsten schnelle Tempi bevorzuge) - normal und angemessen sind 19-20Minuten.
Die EMI-CD ist mit den Vier Legenden aus Kalevala op.22 unter Ormandy gekoppelt - höchst empfehlenswert wegen Ormandy.

*** Die Järvi-Aufnahme/ Gothenburg SO (DG, DDD), die in der Sinfonien GA mit mehreren Tondichtungen vertreten ist, ist auch stimmig und sehr gut. Besser als so manche Sibelius-Sinfonie mit Järvi.

**** Mein absoluter Favorit, zusammen mit Ashkenazy, bei dem alles stimmt - Ausdrucksgehalt - Stimmung - Detailarbeit - Paukensound - Klangqualität ist
Blomstedt / San Francisco SO (Decca, 1992, DDD).
Die Aufnahme ist zusammen mit Valse Triste in der Sinfonien-GA enthalten.




PS.: Ich habe neben den Sinfonien-GA alle Bernstein-Einspielungen von Sibelius-Werken auf SONY und DG.
Schade das er Tapiola nie eingespielt hat, denn das wäre auch ein "Fest" geworden.

### Welche Tapiola-Aufnahmen favorisiert ihr ???
Welche Sinf.Dichtungen von Sibelius liegen Euch auch am Herzen ?
Martin2
Inventar
#2 erstellt: 22. Mai 2009, 10:46
Hallo Wolfgang,

ich staune mal wieder über die Breite Deiner Kenntnisse verschiedener Interpretationen. Ich kenne Tapiola von der Schallplatte, die ich aber irgendwann ausgemustert habe. Das war Sibelius 4. und Tapiola mit Maazel. Das Werk hat mich damals sehr beeindruckt und den Maazel fand ich dabei nicht schlecht. Finde Deinen Beitrag auch interessant, weil ich mir Tapiola auf CD irgendwann mal wieder holen wollte. In der Sanderlingbox ist es ja leider nicht dabei.

Gruß Martin
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 12. Jun 2009, 15:28

teleton schrieb:
Tapiola hat mich seit meiner ersten Aufnahme mit Karajan von Anfang an begeistert. [...]
Das Werk ist in der ersten Hälfte relativ ruhig angelegt um dann mit mehreren Höhepunkten in der zweiten Hälfte aufzuwarten.
Die Erwartungshaltung auf diese Höhepunkte macht das Werk aber auch schon von Anfang an spannend und malt in düsteren Farben sehr ansprechend die düsternis der finnischen Wälder.
Ich finde das Werk von den ersten Takten an schon spannend und ergreifend.
[...]
**** Mein absoluter Favorit, zusammen mit Ashkenazy, bei dem alles stimmt - Ausdrucksgehalt - Stimmung - Detailarbeit - Paukensound - Klangqualität ist
Blomstedt / San Francisco SO (Decca, 1992, DDD).
Die Aufnahme ist zusammen mit Valse Triste in der Sinfonien-GA enthalten.


Wertester Teleton,

Du hast das Stück sehr schön beschrieben. Tapiola wartet ja weniger mit Effekten auf, sondern es ist die übergreifende Stimmung, die hier wirkt. Vielleicht mögen es gerade Waldfreunde, Waldschrate und andere Einsiedler ;).

Tapiola IST UND BLEIBT AUF EWIG mein allerliebstes Orchesterstück. Das habe ich aber an verschiedensten Stellen schon oft geschrieben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es je von einem anderen überholt werden kann. Du hast mich hinter dem Ofen hervorgelockt.

Zu den Interpretationen kann ich nur sagen, vollstes Einverständnis. Ich greife nur noch zu Blomstedt/SFSO und preise das auch überall an. Hier stimmt einfach alles. Für Besprechungen auf GMG hatten wir mal folgende Auszüge mit wichtigen Passagen: Hier, hier und hier.

Ich hörte bisher viele andere (Maazel/Wiener, Vänskä/Lahti, Karajan/BPO, Beecham/LPO, Segerstam/HPO, Järvi/GSO, Ashkenazy/PO und Davis/LSO), aber nichts reicht an Blomstedt heran. Tapiola darf nicht zu schnell gespielt werden, finde ich (Vänskä, sonst ja einer der üblichen Verdächtigen, spielt mir das Finale zu schnell, ich weiß es aber jetzt nicht mehr genau... gefiel mir jedenfalls überhaupt nicht).

Ein paar Anmerkungen noch:
- Lesenswert: http://inkpot.com/classical/sibtapiola.html
- Das Charakteristische ist ja, dass das Hauptthema (die ersten 10 Noten nach den ersten Pauken) in verschiedensten Variationen und Tempi immer wieder verwendet wird. Neulinge bitte darauf achten.
- http://www.youtube.com/watch?v=8noD7PhA-po (aus der Nupen-DVD - Askenazy hier...)
- Mein WLAN-Funknetz heißt Tapiola


Welche Sinf.Dichtungen von Sibelius liegen Euch auch am Herzen ?


Einige.

- "En Saga" wegen des furiosen Finales und des anschließenden, wunderbaren Klarinetten (oder Oboen?)-Solos. (Vänskä/Lahti)
- Finlandia (Rozhdestvensky)
- "Night Ride and Sunrise" - Von der Stimmung Tapiola noch am ähnlichsten. (Järvi/GSO)
- "The Bard" - Nicht zu verachten! (Järvi/GSO)

Viele Grüße
Michael


[Beitrag von Gantz_Graf am 12. Jun 2009, 15:30 bearbeitet]
Don.Christo
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 29. Jun 2009, 20:47
Ihr habt mich neugierig gemacht, auf "Tapiola" (das ich noch gar nicht kannte) und Sibelius insgesamt. Und so habe ich mir eine Decca-CD mit Ashkenazy/Philharmonia zugelegt, mit verschiedenen Tondichtungen. Habe zu "Tapiola" noch keinen Vergleich, aber es wirkt geheimnisvoll auf mich. Komischerweise konnte ich aber nach zwei Mal Hören noch nichts wirklich erinnern.

Bei der Gelegenheit habe ich meine (sehr bescheidenen) Sibelius-Bestände mal gesichtet und eine CD entdeckt, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie habe (was eine absolute Ausnahme ist): Tondichtungen mit Gennadi Roshdestwenskij/London Symphony Orchestra. Kann jemand zu seinem Sibelius was sagen ? Tapiola ist allerdings nicht drauf.

Gruß,
Christian
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 30. Jun 2009, 15:48

aber es wirkt geheimnisvoll auf mich.

Das ist es, was Tapiola ausmacht.


Komischerweise konnte ich aber nach zwei Mal Hören noch nichts wirklich erinnern.

Dies ist der besonders grausliche Fall der direkten Übersetzung ins Deutsche. "Erinnern" ist im Deutschen passiv: "sich an etwas erinnern". Mach nicht jede Mode mit! Fast genauso schrecklich finde ich "ich realisierte" (von I realized abgeleitet). Etwas zu realisieren hieß bisher, etwas in die Tat umzusetzen.

Ansonsten ja, Tapiola fließt dahin und ist ein Stück, geheimnisvoll wie der Wald selbst... Direkt in Erinnerung bleiben müsste aber das Ende, vor allem der Violinensturm mit nachfolgenden Pauken als Höhepunkt.


Don.Christo schrieb:
Bei der Gelegenheit habe ich meine (sehr bescheidenen) Sibelius-Bestände mal gesichtet und eine CD entdeckt, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie habe (was eine absolute Ausnahme ist): Tondichtungen mit Gennadi Roshdestwenskij/London Symphony Orchestra. Kann jemand zu seinem Sibelius was sagen ? Tapiola ist allerdings nicht drauf.

Die CD mit dem Berg als Cover, "The best of Sibelius"? Meine liebste Finlandia ist darauf. Ab 1:30 lässt nur er die Passage so abgehackt spielen, so mag ich es; andere machen das flüssiger, was mir nicht gefällt. Generell kann ich zu Rozh nicht viel sagen. Ich hatte mir mal den russischen Zyklus gekauft, aber schnell wieder verkauft. Mir waren die Tempi teilweise viel zu schnell und die Aufnahmen rauschten schon sehr.

--
Es ist mir unbegreiflich, wie ich die mächtige und hochdramatische Waldnymphe, Op. 15 vergessen konnte. Tragik pur! Sie rangiert bei mir direkt hinter Tapiola. Nur gut mit BIS/Vänskä. Ein 22-minütiges Stück, welches völlig zuunrecht selten gespielt wird.

http://www.sibelius....metsanhaltijatar.htm

Viktor Rydberg's text related the adventures of the hero Björn in the forest, where evil dwarfs are carrying out their malicious schemes and a curvaceous wood nymph lures Björn into making love to her. The spell he is under cannot be broken: Björn can no longer love his wife. Nor does he feel like working. He dies alone and full of yearning.


[Beitrag von Gantz_Graf am 30. Jun 2009, 17:05 bearbeitet]
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