Unterbewertete oder zu unrecht unbekannte Komponisten klassischer Musik

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bluerockerflam
Neuling
#1 erstellt: 14. Okt 2011, 19:16
Hallo,
ich habe mal diesen Thread aufgemacht, um Komponisten einen Platz zu geben, die unter Beethoven, Mozart und Vivaldi gerne mal untergehen. Ich würde mich freuen wenn ihr ein paar unterbewertete Komponisten hier nennen könntet. Ich habe diesen Thread auch aufgemacht, um vielleicht manchen Leuten die Chance zu geben neue Komponisten zu entdecken, oder auch andere Komponisten zu hören, die nicht jeder kennt.

Ps.: Es wäre sehr freundlich, wenn ihr dazu auch eine Empfehlung für die Interpretation geben könntet.

Ps2.:Nennt bitte nicht Komponisten wie Bach, Schubert oder Liszt, die zwar auch unterbewertet wurden, aber trotzdem jedem bekannt sind.
Hörbert
Inventar
#2 erstellt: 15. Okt 2011, 07:16
Hallo!

Wie wäre es mit Max Reger?

Empfehlenswerte Kammermuik wär da z.B. das Klaviertrio Op.102 in dieser Interpretation:

jpc.de

Oder sein großartiges Klavierkonzert in dieser Interpretation:

jpc.de

Auch diese Interpretation seines Violinkonzertes ist recht annehmbar:

jpc.de

Oder wie wäre es mit Max von Schillings?

Sein Violinkonzert eigent sich besonders gut zum Einhören in seine Nach-Brucknerische Musiksprache:

jpc.de

MFG Günther
Kreisler_jun.
Inventar
#3 erstellt: 15. Okt 2011, 08:34
Kannst ja mal im Komponistenforum die threadliste durchgehen, welche Namen Dir neu sind. Da es threads dazu gibt, finden anscheinend einige Teilnehmer die Musik dennoch empfehlenswert.

Etliche zu unrecht (und teils wohl auch zu recht...) weniger bekannte Komponisten finden sich zB auch in der Sammlung:

Romantische Klavierkonzerte
Thomas133
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 17. Okt 2011, 13:30
Hallo Buerockerflam
Ich glaube auch da gibt es Einige wenn man als Messlatte die positive Erwähnung hier im Forum von manchem Klassikliebhaber hernimmt. Wobei man erstmal festlegen müsste was man als unbekannt definiert. Der hier erwähnte Max Reger dürfte doch jedem Klassikkenner ein Begriff sein denke ich mal. Aber Namen wie Hermann Götz oder Richard Franck sind selbst einigen Klassikhörern nicht bekannt.
Und gerade da wäre es auch wichtig gewisse Vorurteile (falls vorhanden) gegenüber unbekannte Namen abzulegen, denn es gibt auch unter Diesen vereinzelt Juwelen (wenn auch natürlich nicht so zahlreich wie bei den bekannten Komponisten die ja im Regelfall nicht zu unrecht so einen Status haben)

Aus meiner subjektiven Sichtweise würde ich zB Norbert Burgmüller, Robert Volkmann (vor allem seine Klaviertrios), George Onslow (falls der noch zu den Unbekannten mitzählen würde) sowie die Kammer- Klaviermusik von Clara Schumann und Fanny Mendelssohn (die zwar wohl fast jeder hier namentlich kennt aber wer hat schon etwas von Ihnen in der Klassiksammlung?) oder auch die Klaviertrios von erwähntem Richard Franck erwähnen.
Bei näherem Überlegen würde mir sich noch der Eine oder Andere einfallen aber man sollte es ja auch nicht gleich mit Informationsflut übertreiben.
gruß
Thomas
Joachim49
Inventar
#5 erstellt: 17. Okt 2011, 18:19
amazon.de
Den Freunden romantischer Sinfonik und Kammermusik möchte ich hier die Werke des in Deutschland geborenen aber in den Niederlande wirkenden Julius Röntgen (1855 - 1932) empfehlen. Wer nicht immer dieselben romantischen Violinkonzerte hören will, wird Freude an seinen Violinkonzerten haben und desweiteren empfehle ich 'Aus Goethes Faust' für Orchester, Orgel, Chor und 6 Gesangssolisten.Dass viele seiner Werke heute auf CD zugänglich sind, verdanken wir - wie so oft, wenn es um wenig Bekanntes geht - cpo.
Freundliche Grüsse
Joachim
(Die Tonsprache Röntgens geht, trotz der Lebensdaten, nicht über Brahms hinaus, mit dem er übrigens befreundet war. Mit ihm teilte er die Abneigung gegen die 'Neudeutschen')
elia_arram
Neuling
#6 erstellt: 17. Dez 2011, 19:02
Hallo,

ich bin mir nicht mehr so sicher ob er noch zu den ganz Unbekannten gezählt werden kann, aber so wirklich jedem sollte er noch kein Begriff sein. Ich spreche von Jón Leifs, einem isländischen Komponisten, der von 1917 bis 1944 in Deutschland gelebt hat. Seine Werke können recht einem recht sperrig vorkommen - besonders wegen der sehr archaischen Tonsprache und Rhythmik - sind aber auch wunderschön (wenn man sich drauf einlässt).
Von seinen Frühwerken kann ich besonders die empfehlen:
http://www.youtube.com/watch?v=S4xdkoywqzM&feature=related

aber auch seine 4 Naturportraits (Geysir, Hafis, Dettifoss und Hekla) sind sehr schön.
http://www.youtube.com/watch?v=V7f8LSu4Uzo

cheers
Flo
Moritz_H.
Stammgast
#7 erstellt: 18. Dez 2011, 11:20

Thomas133 schrieb:
… Aber Namen wie Hermann Götz oder Richard Franck sind selbst einigen Klassikhörern nicht bekannt. … Aus meiner subjektiven Sichtweise würde ich zB Norbert Burgmüller, Robert Volkmann (vor allem seine Klaviertrios), George Onslow (falls der noch zu den Unbekannten mitzählen würde) sowie die Kammer- Klaviermusik von Clara Schumann und Fanny Mendelssohn (die zwar wohl fast jeder hier namentlich kennt aber wer hat schon etwas von Ihnen in der Klassiksammlung?) oder auch die Klaviertrios von erwähntem Richard Franck erwähnen.


Bitteschön: Eduard Franck nicht vergessen – wunderschöne Kammermusik!!
Thomas133
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 18. Dez 2011, 13:26

Moritz_H. schrieb:

Bitteschön: Eduard Franck nicht vergessen – wunderschöne Kammermusik!! :*


Was übrigens der Vater von mir erwähntem Richard ist. Bin mir aber unsicher ob diejenigen den Forumsgeschmack treffen da Beide mehr stilistisch Richtung Mendelssohns anzusiedenln sind (Eduard Franck war auch 4 Jahre lang Schüler bei ihm) der hier ja kurioserweise nicht sonderlich beliebt sein dürfte (aber gut ausser Beethoven, Wagner, Bruckner und die Neue Wiener Schule ist das hier auch kaum einer )
Aber selbst das würde es nicht immer gut treffen, das Es-Dur Klaviertrio von Richard Franck hat durchaus auch andere Einflüsse und kompositorisch ein wenig gegenüber seinem h-moll weiterentwickelt (inkl. zB harmonischer Rückungen, einer Fuge,...) aber thematisch gefällt mir auch sein h-moll sehr gut, ist halt mehr im klassizistischem Stil gehalten.
gruß
Thomas
flutedevoix
Stammgast
#9 erstellt: 03. Jan 2012, 11:19
Ich könnte da noch einen Namen aus der Romantik anführen, der sehr wohl bekannt ist, sein Werk in der hörenden Rezeption aber fast ausschließlich auf eine Komposition reduziert wird. Die Rede ist hier von Max Bruch und seinem Violinkonzert.

Da fängt dann schon die Tragik an, denn der Komponist hat ja bekanntlich drei geschrieben, zu hören u.a. auf folgender Aufnahme. Die Tatsache, daß in der Öffentlichkeit eigentlich nur sein erstes Violinkonzert beachtet wurde und er zeitlebens kompositorisch im Schatten seines Freundes Johannes Brahms stand (nicht ganz zu unrecht), ließen ihn zum Misanthropen werden. Zudem setzte er sich um die Wende zum 20. Jahrhundert slebst ins Abseits, zum einen durch seinen hoffnunglos veralteten Kompositionsstil (seine musikalischen Vorbilder waren Mendelssohn und Brahms) und durch äußerst polemische Angriffe auf Richard Strauss und Max Reger. Zudem stand er der musikalischen Strömung um Wagner und Liszt äußerst ablehnend gegenüber.

jpc.de

Einen etwas höheren Bekanntsheitsgrad hat dann noch sein Konzert für Klarinette, Viola und Orchester, vermutlich aber auch nur, weil diese Instrumente mit guten Kompositionen nicht so reich bedacht sind. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, das Konzert Bruchs braucht sich vor den meisten romantischen Solokonzerten nicht zu verstecken.
jpc.de

Dafür ist der Sinfoniker Bruch so gut wie unbekannt. Dieerste Sindonie ist aber eine beachtliche Hörentdeckung, die sich im stilistischen Umfeld Mendelssohn-Schumann-Brahms-Bruckner bewegt. Das ist kein Wunder, wenn man die Lebensdaten des Komponisten betrachte. Nur wenigen Komponisten war ein Leben vergönnt, das die ganze Entwicklung der deutschen Romantik umfaßt. Auch hier liegt ene sehr gute Einspileung der Sinfonien vor:
jpc.de

Daneben verdient auch sein Kammermusikwerk eine hörende Neuentdeckung. Angetan hat es mit in erster Linie seine Beitrag zur Gattung des Klaviertrios (übrigens sind auch die übrigen Werke auf der CD höchst hörenswerte Erweiterungen des Hörhorizontes):
jpc.de

Daß wir Max Bruch auch als beachtenswerten Komponisten von Vokalmusik wahrnehmen können, haben wir wie so oft dem Label CPO mit einer fulminanten Einspielung des Oratorium "Arminius" zu verdanken. Hermann Max ist ein kompetenter Sachwalter, dem aber wie so oft etwas das emotionale Feuer abgeht.
jpc.de

Max Bruch ist sicher ein Komponist, der sich neu zu ewntdecken lohnt. Ich habe die Beschäftigung mit seinem Werk im letzten Jahr nicht bereut. Er ist von der kompositionsgeschichtlichen Bedeutung kein Mendelssohn oder Brahms aber die Einengung auf ein Werk hat er nicht verdient. Sein kompositorisches Werk hält manche schöne und gelungen Überraschung bereit. Er ist im besten Sinne ein zuverlässiger Kompüonist gewesen!


[Beitrag von flutedevoix am 03. Jan 2012, 11:34 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 21. Jan 2012, 11:01
Es stellt sich die Frage: "Unterbewertet" - bei wem? "Unbekannt" - für wen?

Kreisler Jr hat mir Recht auf unseren Thread hin gewiesen, der sich mit dieser 20 CD Box beschäftigt:

amazon.de

Da habe ich eine ganze Menge Komponisten kennen gelernt, die mir vorher völlig unbekannt waren. Und die zum Teil durchaus nicht schlecht sind! Das ist eben die zweite Garnitur der Komponisten und ein zweitklassiger Komponist ist durchaus kein fünftklassiger. Nein, das ist teilweise durchaus tolle Musik. Etwa der Kalkbrenner, Moscheles, Field, Hummel, Litolff oder Pierne.

Es lohnt sich, diese Komponisten zu kennen, auf ihre Art waren sie genial, nur der Brahms ist nun trotzdem genialer. Ich halte diese Komponisten nicht für "unterbewertet", ich halte es nur ein für ein Faktum, daß Komponisten der zweiten Reihe grundsätzlich unterbewertet sind. Anstatt zu sagen: Sie sind beinahe so genial wie Bruckner oder Brahms, sagt man: Unter den schlechteren Komponisten gehören sie zu den besseren. Und hört sie dann eventuell nur oberflächlich, wenn man sie denn hört, was man sich mit dem Brahms nicht erlauben würde und fühlt sich gleich in seinem Vorurteil bestätigt.

Für einen unterbewerteten Komponisten halte ich Mjaskovski, der vielleicht ein paar Sinfonien weniger hätte schreiben sollen, aber teilweise wirklich dolle Musik.

Reger ist halt schwierigere Musik. Man kennt den schon, aber nicht jeder möchte ihn hören. Das ist aber auch eine Sache des persönlichen Geschmacks und der persönlichen Grenzen.

Und dann gibt es - auch das darf man mal sagen -, das Problem eines Nationalchauvinismus. Reger wird vielleicht in Deutschland auch nicht oft genug gehört, ihm aber trotzdem Denkmäler gebaut und wir reden ja gerade viel über ihn. Dagegen sah ich neulich in das gewiß große englischsprachige GMG Forum und mir kam der Umgang mit Reger da einfach nur sehr lieblos vor. Vaughan Williams dagegen ist ein ganz großer Name.

Also die Pflege der eigenen nationalen Kultur und daraus gespeist ein gewisses Nationalgefühl ist ein Phänomen. Das muß nichts schlechtes sein. Es ist aber auch gut sich davon zu lösen, wie dieser finnische Schreiber im GMG Forum, der Sibelius verabscheut und Elgar über alle Maßen liebt.

Und wiegesagt: Das mit dem "unbekannt" ist relativ. Vor allem "zu unrecht unbekannt". Also "zu Recht unbekannt" ist eigentlich nur schlechte Musik. Es gibt aber viel mehr gute Musik, als man sich träumen lassen sollte.

Gruß Martin
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