Dan Clark Audio Voce (auch im Vergleich zu Abyss)

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Hoegaardener70_
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 02. Apr 2021, 21:08
Dan Clark Audio VOCE (auch ein kleiner Vergleich mit Abyss AB-1266TC)

So, hier einige Ausführungen zu Dan Clark Audio’s Voce. Erst mal einige sehr grundsätzliche Daten: Der Voce ist ein elektrostatischer KH, der wie Stax im Pro Modus von 580V betrieben werden muss. Der Treiber ist mit 88mm (!) riesig und verspricht laut Marketing „unglaubliches Detail und lebensechte Fülle mit wirklichen Bass-impact, wie es diesen selten bei E-Stats gibt“. Oha!

Jetzt müsste man natürlich am besten einen Stax zum Vergleich haben – aber leider habe ich diesen nicht. Deshalb gebe ich dem Voce eine besondere Herausforderung: Er wird dem Abyss AB-1266 TC gegenübergestellt. Betrieben werden beide an Ifis Pro IDSD und Ican, der Voce braucht natürlich auch seinen „Energizer“, bei mir ein ifi iESL.
Warum stelle ich die beiden gegenüber? Beide geben mit ihrem Bass an, beide sagen was zu ihren angeblich tollen Details (Voce hat e-stat Details, und der Abyss hat Details wie ein e-stat) und beide Kosten extrem viel um die fünf tausend Dollar (Abyss ab-1266tc 5k out of the box, der Voce 3.3k und iELS 1.5k macht dann 4.8k).

Aber sehen wir uns den Voce erst mal genauer an: Ich finde ihn extrem attraktiv, selbst wenn er beschissen klingen sollte möchte ich ihn behalten. Er wiegt mit seinen 330 Gramm sehr wenig, das Metall fuehlt sich gut aber auch haltbar an und das Design ist stillvoll. Besonders gut gefaellt mir das umrundete weiche (abnehmbare! Stax, take that!) Kopfhoererkabel – eine Wohltat fuer die Augen und wohl auch Haende im Vergleich zu den Lampenkabeln von Stax. So ein Kopfhoerer macht Spass. Dies ist keine Besprechung des Abyss, aber der sieht aus als hätte ihn ein betrunkener 16jahriger Metallhead entworfen ..
IMG_3643
Es gibt dann noch ein paar interessante Details zum Voce – DAC liegt kleine Polster oder Stoffteile dazu, die als Filter dienen – durchsichtig schwarz – hellster Klang, weiße Füllung – mittel, und ganz schwarz – maximale Dämpfung. Dies soll je nach Geschmack und Musik geändert werden. Na gut. Ich mag zwar solche Komplikationen weniger, aber viele stehen ja aufs „Feintunen“. Wem’s gefällt. Ich lege die mittleren Scheiben ein und packe den Rest in die Plastikhuelle, wo sie wohl bleiben werden.

Legen wir los, die iCan wird im Solid State Mode betrieben, alle Zusatzfunktionen auf aus, mit Setting auf High Gain. iESL ist im erforderten 580V Modus.
IMG_3682 (1)

Hier die Musik

Napalm Death – The Wolf I feed
Hier brauche ich doch ifi’s XBass, sonst kommt das Gewitter, welches Napalm Death heraufbeschwören nicht rüber:
Voce: Hier bin ich ueberrascht, eventuell wegen des XBass des ifis klingt der Song nicht duenn, die Drums haemmern rechts und links, die Gitarre ist sehr praesent, alles ist luftiger und nicht so gedraengt wie beim Abyss. Vielleicht kein muss bei dieser Musik, aber erstaunlich!
Abyss: Ein Gitarrengewitter in den Ohren, die schreiende Stimme Barny’s, die treibende Gitarre mit aggressivster Abstimmung vom Abyss, ein Konzert im Kopf, die Drums blitzschnell und der Bass weit runtergehend, in voller Wucht mit dem Xbass der iCan, so muss Metal sein.

Motorhead Ace of Spades [40th Anniversary Remaster]
Voce: Etwas kraftlos wirken die Gitarren hier, und Lennys Stimme ist „dezent“ im Hintergrund, soweit man das bei dieser Art des Gesangs und des Songs ernsthaft sagen kann, die Die Drums stehen recht plastisch im Hintergrund. Aber seien wir ehrlich: Dies ist nichts fuer den Voce.
Abyss: Hier knallt der Abyss wie immer so richtig rein, diese Art von Musik ist sein Ding, die Gitarre ist aggressiv im Vordergrund, das Schlagzeug ist unglaublich präsent und hat trotz der schlechten Aufnahme impact, und die gesamte Band ist irgendwie in Position, alles stimmt.

Arvo Part – Symphony No.1 „Polyphonic”
Voce: Sehr luftige Präsentation, tolle Trennung der Instrumente, gute Präsenz von Blas- und bass-lastigen Instrumenten. Der Voce baut eine wunderbare Bühne auf, ich kann die verschiedenen Instrumente lokalisieren. Die Blasinstrumente sind genau richtig, nicht zu hell und bräsig, aber sie verlieren auch nicht ihre Schärfe.
Abyss: Der Abyss baut eine große Bühne auf, und der Bass kommt von zwei voneinder weit entfernten Seiten aus. Jeder Ton wird in den Vordergrund geworfen, es klingt spektakulaer aber weniger musikalisch.

Einstürzende Neubauten - Alles in allem
Abyss: Starke Präsenz der Instrumente mit Bass auf allen Seiten, starkes Gefühl vom „Surround der Musik“, mit der Buehne eher breit als hoch
Voce: Die Musik hat ein aehnlich starkes Surround-Gefuehl, allerdings ist die Buehne weniger breit, sondern hoeher. Der Effekt ist sehr einhuellend.

Beethoven – Piano Concerto 4. Rondo vivace
Abyss: Der Piano ist stark im Vordergrund, wobei das Orchester ebenfalls sehr präsent ist. Die Bühne ist weit (Pianist im Zentrum rechts und links)
Voce: Die Darstellung des Piano ist wesentlich kohärenter, das Orchester fügt sich optimal dem Piano hinzu.

Fazit:
Die Notizen hier sind natuerlich nur Auschnitte von den vielen Stunden, die ich mit dem Voce verbracht habe. Am Anfang war ich vom Voce etwas enttaeuscht, denn der Bass war gut aber weiterhin „e-stat like“, also kein richtiger „oomph. Die Details waeren da aber nicht richtig praesent wie ich es von Stax erwarten wuerde (ohne ihn gut zu kennen). In beiden Punkten hat der Abyss beim Direktvergleich mehr „wow“.
Auch ist die Abstimmung des Voce bei den Mitten eher ungewöhnlich – man mag es halt oder nicht.
Inzwischen aber ist mir klar geworden, dass der Voce nicht „wow“ sein will, er möchte Musik wiedergeben. Ich habe Dan Clark mal getroffen, und er sagte damals, er baut einen Kopfhörer so wie er die Musik hören will, und nicht dass die Werte/Statistik des Hörers stimmt. Und genau dass trifft hier zu – es ist ein musikalischer Kopfhoerer – nicht so detailreich wie Stax (nehme ich an!), kein tiefer und mitreißender Bass, aber genug um im Konzert mitzureissen usw… you get the point.
Es wurde aber im Test auch klar: Der Voce ist nichts für schlechte Aufnahmen (Motorhead – die ich übrigens nicht mag, es ist aber eig guter Test), ist OK für Rock/anderes, und überragend bei klassischer Musik. Auch ist seine Abstimmung nicht unbedingt an der Harman Kurve nahe dran, d.h. viele werden ihn deshalb nicht mögen und kritisieren. Aber wer Lust auf einen attraktiven, einzigartigen Nischen e-stat hat und Klassik liebt, bitte mal reinhoeren, mit Geduld und offenen Ohren.
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 02. Apr 2021, 21:57
Danke für den Bericht!

Bei den Klassikproduktionen wäre die Nennung der konkreten Aufnahmen hilfreich.



[Beitrag von Hüb' am 02. Apr 2021, 21:58 bearbeitet]
oneforall
Stammgast
#3 erstellt: 02. Apr 2021, 22:03
Mich würde ja mal interessieren warum du die Pads des Abyss verkehrt herum angebracht hast?
Hoegaardener70_
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 02. Apr 2021, 22:59

oneforall (Beitrag #3) schrieb:
Mich würde ja mal interessieren warum du die Pads des Abyss verkehrt herum angebracht hast?


Nee, das passt schon, es gibt es kein verkehrt rum, man "darf" das Drehen wie man will.


[Beitrag von Hoegaardener70_ am 02. Apr 2021, 23:11 bearbeitet]
AG1M
Inventar
#5 erstellt: 03. Apr 2021, 12:37
Danke für den Beitrag, hört sich aber trotzdem ziemlich ernüchternd an. Ich befürchte auch so richtig gut versorgt wird der Voce nicht, was sich vor allem bei der Bassdarstellung bemerkbar macht.

Zur Erklärung, ich besitze zwei Stax Energizer, einmal den iFi Audio Pro iESL und den STAX SRD-7 MK2. Von Haus ist der iFi Energizer mit einem geringeren Step-up-Ratio ausgestattet als der Original Stax Energizer. Wenn du die 16/24 Ohm Einstellung verwendet liegt diese bei 1:32 und bei der 64/96 Ohm Stellung liegt diese bei 1:16. Des weiteren liefert der Pro iCAN zwar Leistung im Überfluss für normale Kopfhörer, aber die Kombination iCAN + iESL ist trotzdem nicht ideal. Ich habe den Vergleich mit einem 10 Watt Class A Verstärker und einer 150 Watt Class D Endstufe gemacht. Bei gleicher Hörerlautstärke ist der Bass mit Stax Kopfhörern deutlich (!) besser wenn die die höhere Verstärkerleistung verwendet wird. Der iFi Energizer im Vergleich zum Stax Energizer auch wenn der erstere mehr Leistung aufgrund des geringeren Step-up-Ratio benötigt bietet das bessere Fundament für Stax Kopfhörer (klingt insgesamt sauberer, Bass Qualitativ höher und Bühne weiter).

Daher als Tipp, wenn du einen Vollverstärker, oder Endstufe besitzt, versuch bitte mal die Kombination mit den Lautsprecher Eingängen am iFi Energizer zu verwenden, als DAC natürlich weiterhin den Pro iDSD einsetzen, da wirst du den Voce definitiv anders wahrnehmen.


[Beitrag von AG1M am 03. Apr 2021, 12:41 bearbeitet]
Hoegaardener70_
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 03. Apr 2021, 17:07
Hallo, Danke fuer die interessante Rückmeldung. Ich bin mir bewusst, dass der Voce sehr viel Power benoetigt (oder nach Standpunkt, sehr ineffizient ist), ich habe aber gezielt den ifi als meine Referenz für mich genommen, da ich keine Lust habe, mehr Geld in Amps und DACs zu investieren. Mit einem Carbon waere wohl noch mehr drin. Auch weiss ich nicht, ob man aufgrund des niedrigen Effizienzgrades die Voltzahl erhoehen koennte, aber ich wuerde es nicht ausprobieren :P. Ich nehme es mal so, wie es eben klingt. Ernuechternd - ich weiss nicht, ob ich das so sehe ... eher .... spezialisiert. Bei meinen Tests schnitt der Voce bei Klassik besser ab als bei Rock/Metal. Wenn ich den Vergleich dann auf ein Klavier oder Harfenkonzert nehme, dann weiss ich, welchen ich besser finde naemlich der Voce. Auch ist der Standard hier sehr hoch, denn ich weiss die Geister scheiden sich, aber in gewissen Disziplinen ist der Abyss einfach unschlagbar, und einer davon ist die Darstellung bei Rock/Metal. Da ich auf der Suche nach einem Allrounder bin, neige ich dazu, den Abyss zu behalten und den Voce zu verkaufen. Aber ich brauche noch etwas Zeit, er ist ja auch nicht richtig eingespielt, er war brandneu.
Beste Gruesse


[Beitrag von Hoegaardener70_ am 03. Apr 2021, 17:08 bearbeitet]
AG1M
Inventar
#7 erstellt: 03. Apr 2021, 17:18
Hallo,

ja bitte auf keinen Fall eine andere Bias Spannung als 580 V verwenden, außer du willst den Voce beschädigen.

Du musst ja nicht gleich einen KGSSHV Carbon dir zulegen wenn du schon einen Energizer besitzt, ein brauchbarer 80-120 Watt Class D Verstärker für "kleines" Geld wäre für den Energizer schon ein großes Upgrade.


[Beitrag von AG1M am 03. Apr 2021, 17:18 bearbeitet]
Hoegaardener70_
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 03. Apr 2021, 18:13

AG1M (Beitrag #7) schrieb:
Hallo,

ja bitte auf keinen Fall eine andere Bias Spannung als 580 V verwenden, außer du willst den Voce beschädigen.



Nein, keine Sorge, wird nicht passieren.
oneforall
Stammgast
#9 erstellt: 03. Apr 2021, 23:33

Hoegaardener70_ (Beitrag #4) schrieb:

Nee, das passt schon, es gibt es kein verkehrt rum, man "darf" das Drehen wie man will.

Das heißt du hörst mit den Anschlüssen nach hinten? Eigentlich ist die schmale Seite der Pads ja auf der Seite in der die Stecker zeigen.
Hoegaardener70_
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 03. Apr 2021, 23:46

oneforall (Beitrag #9) schrieb:

Hoegaardener70_ (Beitrag #4) schrieb:

Nee, das passt schon, es gibt es kein verkehrt rum, man "darf" das Drehen wie man will.


Das heißt du hörst mit den Anschlüssen nach hinten? Eigentlich ist die schmale Seite der Pads ja auf der Seite in der die Stecker zeigen.


Nein, die Anschluese zeigen natuerlich nach vorn. Und meistens habe ich die Pads so wie du es beschreibst. Aber wenn ich meine Lesebrille aufhabe drehe ich die Pads wie auf dem Bild, und so war das beim Schreiben des Berichts. Grund ist weil ich den Buegel weiter aufklappe mit Brille, und da habe ich die duenne Seite lieber hinten.
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