Abyss AB-1266 - Review

Seit zwei Monaten bin ich stolzer Besitzer des Abyss und konnte Ihn in derzeit ausführlich testen. An dieser Stelle möchte ich ein kleines Review zu diesem einzigartigen Kopfhörer veröffentlichen.

Tragekomfort:
Man glaubt es kaum, aber der Abyss ist bequemer als der LCD3 wenn man Ihn mal richtig justiert hat. Da drückt dann nichts mehr wie beim Audeze. Der Abyss hängt mehr auf dem Kopf als sich von den Seiten ranzupressen. Ich finde das hat JPS genial gelöst, denn den Bügel kann man einige cm auseinanderziehen und sogar den Winkel einstellen. Die Polster werden mittels Magnet befestigt und können gedreht werden um die optimale Postion zu erreichen. Ich war auch erst skeptisch als ich den Abyss nur von Fotos kannte. Aber dieses Teil ist für das Gewicht erstaunlich bequem! Aber an einen HD800 kommt er vom Tragekomfort natürlich nicht heran!

Verarbeitung:
Das Teil ist sagenhaft gut konstruiert und scheint für ein ganzes KH Leben gebaut zu sein. Alles Metall, kein Plastik. Hier wackelt oder klackert rein gar nichts. Da sieht selbst der LCD3 "mickrig" aus von einem HE6 ganz zu schweigen. Die Ohrpolster sind aus feinstem Leder und sehr bequem, sofern man vorher richtig justiert hat (also nicht zu viel Anpressdruck einstellen!). Auf dem mitgelieferten Kopfhörerständer kann man den Abyss bequem aufhängen. Die mitgelieferte Ledertasche ist jetzt so ein "Goodie" auf welches ich verzichtet hätte. Das KH Kabel ist relativ steif, jedoch nicht schwer. Man kann sich noch gut damit bewegen. Ich hätte mir jedoch einen 4 Pin XLR gewünscht statt 2x3Pin XLR. So muss ich den Abyss mit dem mitgelieferten Adapter auf 4 Pin XLR betreiben.

Klang:
Ich habe vor dem Kauf sehr viele Meinungen über den Abyss gelesen und finde es komisch, dass er oft mit dem LCD3 verglichen wird. Quasi ein Super Audeze LCD3. Das ist quatsch, den tonal haben die nichts gemein. Der LCD3 ist weiterhin der "King Of Darkness" während der Abyss eher eine Mischung aus 40% HD800, 40% HE-6 und 20% Audeze ist. Rein tonal spielt er ähnlich dem HE-6 jedoch mit ein wenig sanfteren Höhen. Der Abyss hat jedoch gegenüber den anderen KH und auch allen KH die ich jemals gehört habe eine "Einzigartigkeit" und zwar die Räumlichkeit. Die Bühne ist sehr breit und erscheint je nach Aufnahme unendlich weit zu sein. Das geniale ist jedoch nicht die Größe, sondern die Art der Darstellung, die sich je nach Aufnahme um einen herum aufzubauen scheint. Gerade in den ersten Stunden als ich mal versunken bin in einer Aufnahme hatte ich das Gefühl gar nicht mit einem Kopfhörer zu hören, sondern Musik die aus einem Lautsprecher ertönt. Es ist natürlich keine richtige "Vor Kopf Ortung" wie bei einem Smyth Realiser aber dieser "In Kopf Effekt" wird so gut aufgelöst wie bei keinem anderen Kopfhörer, den ich kenne.

Der Abyss kann gleichzeitig sezieren aber auch mal "abrocken" wenn es sein muss. Das verdankt er einer über das gesamte Frequenzspektrum ausgewogenen Abstimmung ähnlich einem HD800 und HE-6. Die intimere, wärmere und smoothe Darstellung eines LCD3 ist eine andere, weshalb der Audeze LCD3 auch bei mir bleibt. Dieser Audeze Sound ist einfach einzigartig und wurde in keinster Weise versucht von JPS Labs kopiert zu werden. Würde Audeze einen LCD4 kreieren mit größerer Bühne und mehr Hochtonauflösung würde die Seele der LCD3 Abstimmung meiner Meinung nach zerstört werden. Der LCD3 ist gut genauso wie er ist. Der Abyss geht technisch gesehen eben einen Stück weiter durch Kreierung eines Referenzkopfhörers, der sich in meinen Augen für Abhörzwecke sehr gut eignet.

Der Bass ist das Beste, was ich bisher von einem Kopfhörer über meine Ohren zu hören bekommen habe. Abgrundtief wie ein LCD3 und präziser wie ein HE-6. Dieser Schallwandler von JPS produziert einen Speed beim Kickbass, dass einem bei AC/DC oder Dream Theater die Spucke wegbleibt. Schon Tyll beschrieb die Kopfhörer schon als "Man, these are the fastest sounding headphones I've heard". Jetzt weiß ich was er meinte . Für Rock, Metal und Elektro ist der Abyss ein Traum.

Der Abyss hat eine Dynamik und Auflösung, die nichts zu wünschen übrig lässt. Bei einigen älteren Klassik Aufnahmen habe ich Hintergrundgeräusche wahrgenommen wie Kratzen und Knistern und das schon bei relativ leisen Lautstärkepegeln. Im Anschluss konnte ich diese Stellen mit einem HE-6 auch identifizieren, aber nicht so leichtfüssig wie mit dem Abyss.

Während meines Testhörens habe ich verzweifelt versucht den Treble Problemen, die Tyll in seinem Review beschreibt und die verhindert haben das dieser ansonsten grandiose Kopfhörer in seine Wall Of Fame kommt auf die Spur zu kommen. Ich kann jedoch keinerlei Verzerrungen wahrnehmen. Vielleicht bin ich mit meinen 34 Jahren schon zu alt?
Ne Spaß beiseite. Ich habe teilweise den Auralic und sogar den Moon am Anschlag betrieben um hier irgendetwas herauszufinden. Das einzige was ich festgestellt habe bei dem AC/DC Konzert "Live" war, dass die Ohrmuscheln des Abyss bei den Drums tatsächlich etwas abgehoben sind und mir mit einem Pegel den man nicht lange aushält ein verzerrungsfreies Schlagzeug mit Beckenschlägen servierte.

Die Art und Weise wie man mit dem Abyss Musik hört ist wirklich "einzigartig". Ich will hier nicht über technische Verbesserungen etc. diskutieren, die für einen noch saubereren Bass, mehr Details etc. sorgen. Das macht das Erlebnis "Kopfhörer" nicht unbedingt besser. Aber diese Räumlichkeit gepaart mit der körperhaften Darstellung der Instrumente ist einfach sagenhaft. Der Abyss kann keinen Körperschall produzieren, jedoch kann man die einzelnen Instrumente förmlich spüren. Das Wort "Bühne" bekommt mit dem Abyss eine neue Bedeutung. Ein K1000 kann auch diese schier unendliche Breite präsentieren. Aber eben nicht mit dem Körper und der Fülle eines magnetostatischen Systems wie dem Abyss und der sagenhaften Tiefenstaffelung.

Ist er das Geld Wert? Nein, die UVP sicherlich nicht. Aber ist ein SR009 sein Geld Wert? Gibt es einen besseren Kopfhörer auf der Welt? Ja, vielleicht ein Orpheus oder SR009, die aufgrund des elektrostatischen Prinzips noch mehr Hochtonauflösung in der Lage sind zu produzieren. Aber den Körper und Bass, der für Pop, Rock & Metal notwendig ist können die E-Staten eben nicht so gut wie ein M-Stat. Den Speed haben die auch, wie ich selber bei meinem damaligen SR404LE erfahren habe. Aber auch der Abyss hat Speed, der den Bass wie mit einer Notbremse gezogen anhalten kann und im gleichen Moment wie ein Rennwagen einsetzen lässt.

Der Abyss ist der Beste KH, den ich jemals gehört habe. Jedoch sind ein LCD3, HE-6, K812 und HD-800 auch weiterhin großartige Kopfhörer, die in Teildisziplinen den jeweils anderen übertrumpfen. Der Abyss vereint die Attribute mehrerer Kopfhörer und stellt für mich die neue Referenz dar.

Ach verdammt jetzt machst du ihn mir doch noch schmackhaft. Ich suche eben solch ein Kopfhörer-Erlebnis wie es du so schön beschreibst. Ein Hifiman HE 1000 spielt schön und gelassen, manchmal schon ein wenig zu langweilig für mich, da macht der Pioneer SE Master 1 doch mehr Spaß. ps Ich habe den Hifiman und den Pioneer zu Hause.