Penon Turbo Rundreise Reviews

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RunWithOne
Inventar
#1 erstellt: 05. Feb 2024, 19:45
Vielen Dank an Penon Audio, die uns den Turbo für eine Rundreise zur Verfügung gestellt haben. Auf die Marke Penon bin ich durch unseren, leider aktuell inaktiven, Freund Jägermeister alias Horowitz aufmerksam geworden. Damals hatte er die Penon Serial Rundreise organisiert. Der Serial ist aufgrund seiner hervorragenden Tonalität immer noch bei mir.

Voranstellend möchte ich kurz meine musikalischen Vorlieben und mein Equipment vorstellen:

Musikalisch bin ich im Rock & Metal zu Hause, höre aber auch gern mal etwas Pop, sowohl aktuellen wie auch aus meiner Jugend.
Ich bevorzuge eine ausgegliche leicht warme Wiedergabe, welche keine Details vermissen lässt. Die Bässe sollten straff klingen, dürfen den Mix aber nicht dominieren oder in die Mitten bluten. Ein gute Intrumententrennung verbunden mit guter Ortbarkeit erhöht den Musikgenuss und schafft eine angenehme Bühne. Allerdings verdirbt mir zuviel Energie ab den oberen mitten die Freude an der Musik.

Gehört wurde im wesentlichen am A&K SP2000T, sowie vergleichend am ACTIVO CT10, A&K PEE51 und A&K XB10

Lieferumfang
Der Turbo kam diesmal ohne Umverpackung zu uns. Diese ist für die Beurteilung bei einer Rundreise nicht relevant und vermeidet zusätzlichen Müll. Im Penon typischen blauen Hardcase finden wir neben dem Hörer das vom Serial bekannte CS819 Kabel (versilbertes OCC). Das geflochtene Kabel ist weich und geschmeidig, nicht zu dick und ruft keine Mikrofinie hervor. Außerdem liegen 3 verschiedene 4,5mm Silkikontips (grau-grün, klar-rot und klar-grün) bei. Ergänzt wird der Lieferumfang durch Werkzeug zur Reinigung der Schallaustrittsröhrchen und zum Einstellen der Tuningschalter.

Penon Case CS819

Tuning-System
Im Laufe meiner HFi-Reise habe ich einige IE mit Tuningsystem gehört bzw. besessen. Stellvertretend möchtet ich die ebenfalls durch Rundreisen bekannten Shure mit auswechselbaren Schallröhrchen und die IMR Acoustics, von denen ich einige besaß, mit Tube- und Filtersystem nennen. Bei beiden Varianten müssen die Bauteile geschaubt werden, was eine gewisse Zeit beansprucht.
Penon hat sicht für ein Schaltersystem entschieden, welches leicht und ohne großen Aufwand von außen eingestellt werden kann. Das System besteht aus 4 Schaltern in zwei Gruppen.

Penon Turbo Penon Turbo

einzelner Schalter (Bassboost)
Der links angeordnete Schalter 1 ist ein Bass-Boost-Schalter. Er kann gemeinsam mit den 3 anderen Schaltern oder unabhängig verwendet werden. Bei unabhängiger Verwendung handelt es sich um einen Niederfrequenz-Super-Boost-Modus. Mit den 3 übrigen Schaltern aus Gruppe 2 kann das Klangbild, auch im Bass, weiter verändert werden.

3-Schalter-System (Tuning)
Die Zahl steht jeweils für Schalter ein und die 0 dementsprechend für ausgeschaltet:
100 - Niederfrequenzverstärkung
020 - betont Stimmen (Gesang)
003 - Hochfrequenzverstärkung.

Meiner Meinung nach ist der einzelne Bassboost- bzw. Turboschalter nichts für audiophile Naturen. Eingeschaltet ist der Boost sehr kräftig und blutet in die Mitten. Der Klang erinnert mich dann ein wenig an den Fatfreq Maestro Mini, der hier ebenfalls im Forum zu hören war. Dieser besaß allerdings noch mehr Bassenegie. Der Turbo verzichtet vergleichsweise auf die dem Maestro mini eigene scharfe Präsentation der oberen Mitten und Höhen. Wer den EQ Einsatz nicht scheut, wird am Ende auch ohne den Wechsel der Einstellungen Musik hören können. Die Unterschiede sind wie bereits beschrieben gut hörbar, aber nicht extrem. Wenn man den Turbschalter außen vorlässt.

Das 3er System steht für (Fein)Tuning, da es wesentlich subtiler als der Turboschalter arbeitet. Nach einigen Tests habe ich mich für die Kombinationen 0-123 und 0-023 entschieden. Wobei ich verallgemeinert sagen kann, erstere eignet sich sehr gut für ältere Musik, die zweite für aktuelle Produktionen.

Dem Seal möchte ich einige separate Zeilen widmen, da ich ein wenig voreingenommen hinsichtlicher der Schallaustrittsröhrchen des Turbo war. Bisher hatte ich immer Probleme wenn IE diese Art des Sitzes besaßen, der Sitz des Tips also nicht vollständig definiert war. Dies war selbst bei 64Audio für mich ein Dealbreaker. Daher bevorzugte ich bisher Hörer mit Metallhülsen o.ä. wie wir sie vom Penon Serial oder den Thieaudio kennen. Erfreulicherweise ist das hier anders. Die Tips sitzen definiert und straff, schieben sich beim Einsetzen nicht auf dem Röhrchen nach hinten. Somit entfallen häufige Korrekturen des Sitzes im Ohr und der Seal wird perfekt. Damit steht dem Musikgenuss nichts mehr im Wege.

Penon Turbo

Klang
Der Penon Turbo besitzt einen straffen Bass der nicht nach BA Bass klingt. Er kann mit Volumen und Fülle punkten. Trotzdem bleibt er sauber und dröhnt nicht in die unteren Mitten, solange man den Turboschalter nicht nutzt. Dafür sorgt die Senke in der Frequenzantwort, die dem Bass unmittelbar folgt. Die weitere Abstimmung besitzt keine Außreißer, die den Musikgenuss stören. Die Mitten sind hervorragend abgestimmt. Gitarren haben Körper und trotzdem ein hervoragendes Timbre. Man kann den Anschlag der Saiten akustisch gut verfolgen. Der Gesang steht leicht im Vordergrund und ist wie die gesamte Abstimmung sehr klar. Auch in den Höhen gibt sich der Turbo keine Blöße. Sie klingen BA like sanft und trotzdem detailliert. Es gibt keine Sibilanten oder scharfe Zischlaute. Die Bühne ist sehr gut, aber nicht überdimensioniert. Dies liegt in der nicht überbordenden Abstimmung im Bereich Air.

EQ
Grundsätzlich ist der Turbo für mich Playlisttauglich. In meinen PL befinden sich Titel ab Ende der 60er Jahre, gute und weniger gute Aufnahmen, Originale und Remaster. Der Turbo ist erfreulicherweise ein Hörer, mit dem man sich quer durch die Jahrzehnte und Produktionen hören kann.
Wer doch etwas am Tuning ändern möchte, findet im Turbo einen IE der gut auf den EQ anspricht. Ich habe versuchsweise nur leichte Korrektoren vorgenommen. Beispielsweise kann man das kleine Tief im Übergang zu den unteren Mitten leicht auffüllen und so der V-Shape Abstimmung entgegenwirken. Eventuell bietet sich dann eine leichte Absenkung im Midbass an, wenn die Produktion zu "fett" gemastert ist. Sonst kann es doch zum "in die Mitten bluten" kommen. Ohne besagte Korekturen bleibt der Turbo sauber und klar. Eine Anhebung im Bereich Air kann Vorteile bringen, wenn die gehörte Musik zu bassbetont ist oder man dies einfach möchte.

Quellen - Vergleich mit 3,5mm Kabel
Der AK SP2000T
bietet erwartungsgemäß die sauberste Präsentation aller Geräte. Die Instrumententrennung ist hervorragend. Details, Bühne und Gitarrentexturen sind ebenfalls absolut detailliert und lassen mich in dieser Preisrange nichts vermissen. Der Turbo zeigt an einer hervorragenden Quelle was er kann. Mit den Einstellmöglichkeiten des DAP (Filter, Amp-Modi) kann man die Sound weiter subtil beeinflussen und ohne EQ weitere leichte Korrekturen vornehmen. Diese haben im Vergleich zu den Schaltern geringere Auswirkungen auf den Klang. Der SP ist die einzige mobile Quelle mit symmetrischen Ausgang im Test. Der Turbo profitiert, wie jeder andere IE auch, hinsichtlich Separation und Bühne vom symmetrischem Antrieb. Penon bietet das CS819 Kabel auch mit 2,5 und 4,4mm Anschuss, aber nicht als 3er System, an.


Der ACTIVIO CT 10
klingt voller, da er eine leicht warme Abstimmung und eine schlechtere Performance besitzt. Stimmen bleiben trotzdem stets klar. Details sind etwas weniger ausgeprägt und Drums unsauberer als am SP. Was prinzipiell keine Überraschung ist, da es bei allen Hören so wahrnehmbar ist. Die Höhen bleiben sehr musikalisch, fast lieblich klingend, während die untereren Mitten dichter aber (größenteils) sauber klingen. Die Bühne ist vergleichweise kleiner, was hier am Gerät und nicht am Hörer liegt.

Der AK PEE51
ist ein Dual DAC USB Dongle mit leichter Oberbassverstärkung, was dem Turbo ein schönes Bassgrollen verleiht und wiederum mehr Wärme in den Sound bringt. Je nach Aufnahme kann es jedoch etwas zu viel Bass werden und zu Einbußen der Definition in den Mitten führen (z.B. Fool's Ouvertüre von Supertramp).


AK XB10 - BT Amp über AK App auf Samsung S22+
Der kleine BT-Puk zeigt sehr schöne Details, spielt ausgewogen bis leicht warm und verfügt über gutes Rumpeln im Bass. Die musikalische Darbietung besitzt einen leichter Mittenfokus, wodurch E-Gitarrentexturen und Schlagzeug sauberer klingen. Der Bass kann etwas aufdicken und unpräziser sein (Vergleich zum SP), blutet aber nicht in die Mitten. Aufgrund der BT-Übertragung (AptX HD) ist die Auflösung und Trennung etwas schwächer als per Kabel. Was nicht verwunderlich ist. Allerdings ist eine Kombi SF + BT immer schwerer zu beurteilen, das die LS nur in größeren Schritten verstellt werden kann. Ich wollte aber bei der A&K Music App auf dem SF bleiben, da alle meine Geräte letztlich auf A&K beruhen und dies zu einem besseren Vergleich führt.

Eartips
Über die Tips aus dem Lieferumfang kann der Klang ebenfalls subtil beeinflusst werden:
Die grau-grünen Tips liefern eine Hochfrequenzerweiterung, erhöhen den Grundton und verbessern Raumgefühl und Schichtung.
Währender die klar-roten Tips Zischlaute reduzieren und den Gesang weiter nach vorn bringen, lassen sie die Musik insgesamt ausgewogener klingen.
Die klar-grünen Tips liefern ebenfalls ein klaren Gesang und etwas verbesserte Details aufgrund des geringeren Grundtons.
Außerdem verwende ich gern die Softears Silikon Tipps, welche aufgrund ihrer Form bei mir bestens abdichten und somit den Bass verstärken. Spinfit W1 hellen den Klang wiederum auf, während Azla Crystal zwischen diesen beiden liegen. Spinfit CP145 machen den Klang ein wenig schlanker und ausgewogener.

Tips

Abschließemd möchte ich auf ein paar Songs eingehen. Die Ausführungen beziehen sich auf den A&K SP2000T:

Dream Theater - Octavarium & Avantasia - The Scarecrow
Beides sind meine epische Referenzsongs. The Scarecrow startet mit einigen Drums, die wuchtig aber trocken klingen. Im Verlaufe des Songs zeigen mir Gitarren und Schlagzeug ob der IE auf Effekte ausgelegt ist. Dann wird es schnell ermüdend. Der Turbo vermag im weiteren viele Details hervorragend wiedergeben. Bei Octavarium sind es anfangs die Keybordpassagen die sehr natürlich klingen. Im weiteren Verlauf verliert der Turbo trotz erhöhter Instrumentenzahl niemals die Kontrolle. Alles bleibt sauber und durchhörbar, niemals klingt er zu analytisch. Gitarren werden erfreulicherweise nicht zu Seziermessern, klingen weder zu dick noch scharf oder dünn. Gerade bei DT Soli ist ein dünn klingender IE schnell eine Nervensäge. In beiden Songs kann man übrigends sehr gute räumliche Effekte hören.

Jefferson Starship - Jane & Freedom At Point Zero
Das komplette Album beinhaltet nicht ganz einfache Songs für zu hell bzw. auf Präsenz und Effekte abgestimmte Hörer, da die E-Gitarre dann schrill klingt. Star des Song sind ganz klar die Gitarren, welche eine hervorragende Textur haben. Der Bass spielt minimal vordergründig und der Synthesizer absult authentisch.

Ghost - Phantom auf the Opera (Iron Maiden Cover)
Die Gitarren klingen fast magisch mit perfektem Körper, einfach zum niederknien. Das Album Phantomime ist modern und "wuchtig" abgemischt. Der Turbo bleibt hier bei den Drums noch sauber, Trennung und Gesang klingen wie üblich sehr gut. Die (Lead) Gitarre klingt souverän und sticht nicht aus dem Mix heraus.

Spohie Lloyd (feat. Michael Starr) - Runaway
Hier geht mein Focal Clear wenig in die Knie (Trennung), da Drums und Riffs wirklich fett abgemischt sind. Nicht so der Turbo in Stellung 0-023. Hier kann er die Geschwindigkeit seiner BA Treiber ausspielen und den Songs viel Sauberer und trotzdem mitreißend ins Ohr spielen. Ebenso wie bei Maiden Cover von Ghost spielt die Senke zwischen Bass und Mitten keine Rolle mehr. Bei beiden Songs empfinde ich den Spagat zwischen Musikalität und Details perfekt.

Serenity - Wings of Madness & New Horizons
Diese Songs sind der Marker für gutes Bassgrollen. Der Turbo kann es hervorrragend wiedergeben.

Purple Disco Machine - In the Dark
Auch wenn ich verstärkt verstärkt Rock & Metal höre, ist dies ein Referenzsong für einen gelungenen modernen Mix. Bei klaren Frauengesang haben wir hier superschnelle wiedergebene synthetische Drums und schöne Microdetails.

Whole Lotta Love - Led Zeppelin
Ich meine so hätte Zeppelin den Song gern gehört. Die Gitarrenriffs steigen mit wunderbarem Scharren ein, die Baslinie passt perfekt ohne zu dominieren. Robert Plant klingt wie in besten Tagen.

Fazit
Wie man unschwer lesen kann, halte ich den Turbo für einen gelungen IE. Die 6 BA Treiber harmonisieren hervorragend, um ein breites Spektrum an Musik zu genießen. Allerdings spielen sie auf der musikalisch detaillierten Seite der Macht. Sie glänzen ab den Mitten trotzdem mit schönen Details. Wer einen absoluten Analytiker sucht sollte sich allerdings anderswo umsehen. Der Turbo gibt Gas und kann mich mit seiner Musikalität begeistern. Ein Rivale ist sicher der Softears RSV, welcher im Bass schlanker und in den Höhen für mich zu energetisch abgestimmt ist.


[Beitrag von RunWithOne am 05. Feb 2024, 19:47 bearbeitet]
RunWithOne
Inventar
#2 erstellt: 18. Feb 2024, 12:52
Da der Turbo im Nachbarforum auch Teilnehmer hatte, verlinke ich die Reviews einfach mal: click
Allgemeiner68er
Inventar
#3 erstellt: 18. Feb 2024, 19:21
Ich mach's kurz.
Der Penon Turbo ist ein hervorragender IEM, der auch weit über die 500,- Euro, die er kostet, konkurenzfähig ist. Die Tatsache, daß er per Schalter im Tuning geändert werden kann, machte ihn zuerst für mich uninteressant, da ich keine guten Erfahrungen mit solchen IEM gemacht habe. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Zuerst hab ich ihn in der Stellung gelassen, in der er ankam. Und das war 0-020 (Stimmen). Ich war sofort begeistert von diesem sauberen hellen Klang, der im Bass sehr schlank aber noch ziemlich ausgewogen, ja beinahe schon neutral daherkommt. Nach ein paar Stunden durch meine Sammlung packte mich dann doch der Entdeckergeist und ich probierte die anderen Schalterstellungen aus. Die einzige, die für mich noch in Frage kam, war die Herstellerempfehlung: 0-100. Bei bassarmen Abmischungen konnte mich diese Einstellung zwar auch begeistern aber der Bass blutet doch etwas in die Mitten, was immer schlimmer wird, je stärker der Bass ist. Also bin ich wieder zurück zu 0-020. In der Einstellung hat dieser Hörer einen fantastischen glasklaren Mittelton und Höhen, die nie nervten. Dazu noch diesen schlanken trockenen Bass und fertig war ein IEM mit einer irren Durchhörbarkeit und einem Detaillierungsgrad, der z.B. dem Monarch MKIII in nichts nachsteht. Typisch BA eben. Übrigens hab ich die ganze Zeit mit runden Comply's (TSX-500) gehört. Der Tragekomfort war ausgezeichnet. Die Schalen sind deutlich kleiner als bei meinem V16 oder dem MKIII. Der Nozzlewinkel ist auch ähnlich schräg, wie bei den Thieaudio. Das Kabel ist erstklassig. Man hat nicht mal ansatzweise das Bedürfnis dieses zu wechseln.

Fazit: Ein toller (relativ) neutraler BA-IEM, der jeden Cent wert ist, den er kostet und der auch im Bass richtig zulangen kann, wenn man den Schalter umlegt
RobN
Inventar
#4 erstellt: 21. Feb 2024, 22:56
Vorab zu meinen Vorlieben und vorhandenem Vergleichs-Equipment: generell bevorzuge persönlich eine halbwegs neutrale Abstimmung mit allenfalls leicht angehobenen und vor allem schnellen und trockenen Bass. Von der Beschreibung her klang der Turbo damit im Vorfeld nicht per se nach einem idealen Kandidaten, aber die Neugier überwog. Zum einen weil ich aus dem Hause Penon schon den Impact kannte und der mich seinerzeit ziemlich begeistern konnte, zum anderen weil ich das Konzept der Tuning-Switches spannend fand. Mit anpassbarem Klangtuning hatte ich zuletzt vor vielen Jahren bei meinem damaligen Phonak PFE112 Berührung, nur dass es dort ungleich unkomfortabler durch den Wechsel von Schraubfiltern auf den Schallröhrchen vonstatten ging.

Verglichen habe ich mit meinen vorhandenen In-Ears: Audiofly AF180 MkII (4x BA), Truthear Hexa (3x BA + 1x DD Hybrid), Sennheiser IE 300 (1x DD) und Shuoer S12 (Planar) - also bunt gemischte Treibertechnologien und Abstimmungen, die tatsächlich auch nicht alle meinem klanglichen Ideal entsprechen.

Gehäuse, Passform, Kabel und Zubehör
Der Turbo kommt in einem relativ schlichten blauen Case, das ich schon vom Impact kenne. Es könnte einen Tick größer sein, ist aber funktional ist sonst einwandfrei. Zum Lieferumfang gehören neben Kabel und Reinigungszubehör auch drei Sets mit unterschiedlichen Tips. Leider war nirgendwo zu entnehmen worin die Unterschiede bestehen, das lie0 sich aber durch kurze Recherche herausfinden. Auch die Stellungen der Tuningswitches waren nirgends dokumentiert - oder zumindest habe ich nichts dazu gefunden. Das mag aber an der fehlenden Verpackung und ggf. Dokumentation liegen? Auch die Website von Penon war dafür bedingt hilfreich.

Die Gehäuse sind angenehm geformt und nicht übermäßig groß. Leider sind dafür die Schallröhrchen aber eher groß im Durchmesser. Insgesamt saß der Turbo damit zwar nicht ganz schlecht, aber er neigte - zumindest mit den von mir getesteten Tips - immer ein wenig dazu, ein wenig zu drücken, den Seal zu verlieren oder aus dem Ohr zu rutschen. Längere Hörsessions waren nicht so ganz einfach. Erstaunlicherweise ist mir das seinerzeit bei dem ähnlichen konstruierten - aber soweit ich mich erinnere sogar größeren - Impact weniger aufgefallen. Bezüglich der geflochteten Kabel kann ich nichts Negatives berichten, weder neigten sie zu nennenswert Mikrofonie noch waren sie extrem "verhedderfreudig" oder zu steif. Persönlich mag ich lieber etwas festere Führungen über die Ohren, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Klang
Vorweg: den "Bass Boost" habe ich nur ganz kurz getestet, damit war der Klang für mich absolut nicht diskutabel. Spaßeshablber habe ich auch einmal die Stellung 0-000 ausprobiert und schnell herausgefunden, warum sie von Penon als "invalid" bezeichnet wird - als genaues Gegenteil zu dem anderen Setting glänzte der Bass hier komplett durch Abwesenheit.

Nach einer anfänglichen kurzen Testphase mit den diversen Settings bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mir die Kombination 0-020 am meisten zusagte. Mit dieser Einstellung habe ich danach sämtliche Tests durchgeführt. Dazu habe ich die transparent-grünen Tips sowie meine Spinfits genutzt, die sich nicht großartig unterschieden.

Trotz der als "Betonung auf Stimmen" bezeichneten Einstellung empfand ich den Klang insgesamt immer noch als deutlich V-förmig und eher spaßig. Der Bass war leicht angehoben, aber BA-typisch insgesamt recht schnell und sauber. Trotzdem neigte er gelegentlich ganz minimal dazu, unpräzise werden und blieb leider auch nicht ganz frei von Einflüssen auf die unteren Mitten. Die Mitten waren generell etwas abgesenkt, was Stimmen für meinen Geschmack etwas zu wenig Präsenz verlieh. Die Höhen dagegen waren wieder etwas angehoben, neigten aber nur in Extremfällen gelegentlich zu leichter Sibilanz. Abgesehen von dem immer noch etwas vorlauten Bass gefiel er mir insgesamt gar nicht schlecht, wenn er von "neutral" natürlich ein ganzes Stück entfernt war. Die Auflösung war auf hohem Niveau, hier gab es nichts zu meckern.

Im Vergleich:
Der preislich am nächsten liegende Audiofly gefiel mir technisch sowie auch von der Abstimmung besser, auch wenn er so neutral ist dass er zur Langeweile neigt. Trotz "nur" 4 BA-Treibern pro Seite und weniger angehobenen Höhen lagen sie in puncto Auflösung auf Augenhöhe, in puncto Bass spielte der Audiofly sogar deutlich sauberer und präziser auf, was vielleicht auch der Zurückhaltung in dem Bereich geschuldet war. Ein direkter Umstieg zwischen den beiden fiel mir aufgrund der extrem unterschiedlichen Abstimmung nicht leicht. Das Kapitel Tragekomfort ging deutlich an den winzigen und bequemen Audiofly.

Der Sennheiser ist noch mal spürbar v-förmiger abgestimmt als der Penon, auch wenn mir insgesamt der direkte Wechsel zwischen den beiden am leichtesten fiel. Technisch lag der Penon hier auch klar vorne, obwohl sich der Senni für einen einzelnen Dynamiker recht gut schlug. Der Tragekomfort ähnelt sehr dem Audiofly, so dass auch hier der Penon kein Licht sah.

Der Truthear gehört von der Abstimmung her neben dem Audiofly zu meinen Favoriten. Zwar mit ebenfalls leicht angehobenen Höhen und minimal abgesenkten Mitten, aber dezenter als der Penon und mit zurückhaltenderem Bass. Technisch merkt man ihm dann aber doch an, dass er einige Preisklassen tiefer spielt. Insbesondere der dynamische Basstreiber erreicht nicht die Knackigkeit und Präzision, die ich bei BA oder Planaren so liebe. Aber auch die Auflösung liegt nicht auf dem Niveau des Penon. Trotzdem für seinen sehr geringen Preis nach wie vor mein persönlicher P/L-Sieger. In puncto Tragekomfort war der Hexa leicht besser.

Auch der Shuoer S12 ist nicht gerade neutral abgestimmt, hatte aber einen etwas lineareren Bass als der Penon. Die Höhen waren ähnlich frisch, zusätzlich hatte er eine Anhebung irgendwo in den oberen Mitten die ihn schnell einmal anstrengend bzw. fast schon nervig klingen lassen kann. Hier gefiel mir der Penon abgesehen vom Bass insgesamt besser. Beim Tragekomfort sah ich ein Unentschieden, vielleicht mit kleinem Vorteil für den Shuoer.

Fazit:
Ein In-Ear mit spannendem Konzept der Anpassbarkeit an viele Geschmäcker. Technisch absolut einwandfrei ist er mir leider selbst in neutralster Stellung immer noch etwas zu V-förmig abgestimmt, was aber vielleicht auch daran liegen mag dass ich mich in der letzten Zeit dank des Audiofly wieder mehr an eine neutrale Abstimmung gewöhnt habe. Alleine im Vergleich zu meinen anderen In-Ears hätte er mir wahrscheinlich besser gefallen, auch wenn der Tragekomfort nicht perfekt war.

Vielen Dank an RunWithOne für die Organisation dieser wieder einmal interessanten Rundreise


[Beitrag von RobN am 21. Feb 2024, 22:58 bearbeitet]
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