Beats by Dre Solo 2

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Huo
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 25. Jul 2015, 14:05
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Ich habe mir die Beats Solo 2 von Amazon bestellt. Ich wollte einfach mal genauer wissen wo sie mittlerweile qualitativ liegen. Das Bashing hier im Forum empfinde ich selten als objektiv und deswegen dachte ich, ich lasse mal meine eigenen Ohren urteilen.


Verpackung, Verarbeitung und Komfort

Die Verpackung ist sehr aufwändig und hochwertig. Man hat wirklich das Gefühl ein Premium-Produkt zu kaufen. Ich empfehle dazu auf YouTube einfach mal ein Unboxing anzuschauen weil das wahrscheinlich mehr hilft als ein paar geschriebene Wörter. Die meisten Hifi-Firmen hinken hier hinterher.
Auch die Verarbeitung weiß zu überzeugen. Der Kopfhörer besteht größtenteils aus Plastik, verwendet am Klappmechanismus jedoch Metall und auch die Unterseite vom Bügel ist weich gepolstert. Es gibt hier gar nichts zu meckern, außer dass einem die glänzende Oberfläche als Fingerabdruckmagnet nicht gefallen könnte. Ich sehe nicht, dass der Kopfhörer im normalen Gebrauch kaputt gehen könnte.
Die Ohrpolster sind weich, dichten gut ab, erzielen meiner Erfahrung nach aber nicht den Komfort von den Philips Memory Pads. Bei mir drücken sie nach einer Stunde und werden mit Brille sogar schon nach 30 Minuten unbequem. Das kann aber jeder anders empfinden.

Das Kabel ist relativ dick und steif. Hier gibt es bessere Lösungen, die man sich auch einfach besorgen kann. Das Kabel hat auf beiden Seiten eine 3,5mm Klinke und eignet sich somit hervorragend für Alternativen. Im Lieferumfang ist ausschließlich ein Kabel mit iPhone-Mikrofon und -Steuerung.

Auch wenn mir subjektiv die Verarbeitung sehr gut gefällt, möchte ich hier noch auf einen Artikel hinweisen, bei dem der Solo 2 in Einzelteile zerlegt wird: How It's Made: Beats by Dre
Dass die Komponenten so günstig sein sollen, sollte die meisten verwundern. Das geht natürlich nur bei Stückzahlen die nur Apple erfüllen kann. Im Endeffekt ist der Artikel also fast nichtssagend.

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Sound

Bass: Die Quantität ist mehr als ausreichend. Was wäre ein Kopfhörer mit dem Namen "Beats" wenn er den Rhythmus eines Hip-Hop Tracks nicht würdigen würde. Tatsächlich kommt die Bassspur druckvoll und mit vollem Körper daher.
Die Quantität ist für meinen Geschmack auf Dauer etwas zu viel, für einen Track zwischendurch aber dennoch zu ertragen.
Der Fokus liegt hier deutlich auf Impact statt auf Textur. Bei einem meiner Testlieder (Omer Avital - Yemen Suite) kann man selbst am iPhone mit dem DT1350 gut hören wie die Basssaiten gezupt werden und schwingen. Davon ist beim Beats nichts zu hören, stattdessen erinnert das Intro an ein Gewitter in der Ferne. Bei weniger anspruchsvollen Liedern fällt der Unterschied aber nicht so stark auf. Bei sehr schnellem Metal geraten die tieferen Töne etwas ineinander. Hier fühlt sich der Treiber nicht ganz so wohl und die Schwächen decken sich auf. Dafür reicht der Treiber jedoch sehr tief. Auch unter 30 Hz ist der Bass noch sehr präsent.

Der zugegebenermaßen etwas zu starke Bass geht sauber in die Mitten über. Zwischen Oberbass und unteren Mitten fühlt sich nichts zu dick oder leblos an. Männerstimmen kommen gut zur Geltung und können sich auch gut ohne auffällige Verfärbung vom Bass absetzen. Insgesamt sind die Mitten jedoch warm abgestimmt, was sich hauptsächlich bei Mädchenstimmen bemerkbar macht. Manche Vocals empfinde ich als leicht dumpf. Insgesamt fügen sich die Mitten jedoch sauber zwischen Bass und Höhen ohne unterzugehen.

Im Vergleich zum Bass sind die Höhen auffällig zurück genommen. Das ist etwas schade da sie ansonsten sehr gut abgestimmt sind und vor allem sehr weit reichen.
Es gibt keinen Peak zwischen 5 und 12 kHz, deswegen muss man sich auch keine Gedanken über störende Sibilanten machen. Auch wenn hier im Vergleich zu teureren Kopfhörern noch kleinere Details untergehen, bin ich vom Hochton insgesamt am positivsten überrascht - es hätten nur gerne durchgehend bis zu 10 dB mehr Pegel sein dürfen.

Die Größe des aufgebauten Raumklangs geht völlig in Ordnung für einen On-Ear Kopfhörer. Der Abstimmung wegen drängt sich der Bass etwas weit nach vorne und präsentiert sich auch oft In-Your-Face. Die Anordnung für Klassik genügt jedoch allein wegen unausreichender Separation für anspruchsvolle Zuhörer nicht. Bei komplexen Passagen mit mehreren Instrumenten fällt die Bühne zusammen.
Am geeignetsten sind Dance und Hip-Hop Tracks.

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Vergleiche

Philips Fidelio M1
Hier dürfte der Solo 2 seinen größten Rivalen gefunden haben. Sowohl Styling als auch Verarbeitung sind beim Philips ebenfalls hochwertig. Beide On-Ears sind gut verarbeitet, bieten ein Kabel mit Mikro, beide haben keine austauschbaren Ohrpolster und beide haben auch ähnliche Klangeigenschaften.
Der M1 hat gegenüber dem Solo 2 jedoch weniger Boom und mehr Punch und vordergründigere Mitten. Mir persönlich gefällt die Abstimmung vom M1 etwas besser, da auch der Bass etwas detaillierter ist, dafür kommen die Beats weiter im Hochton.
Vom Komfort geben sich beide nichts.

Noontec Zoro II HD
"Es geht auch günstiger" hat sich Noontec gedacht und wirft für 99 $ einen ähnlichen Kopfhörer wie die Solo 2 auf den Markt. Leider muss ich ganz klar sagen, dass die Verarbeitung minderwertig ist. Auch beim Zubehör und der Verpackung wird gespart. Dafür gefällt mir das flache Kabel etwas besser und auch das leichtere Gewicht macht sich auf Dauer positiv bemerkbar. Trotzdem fällt die Verarbeitung für mich in die Kategorie "Fake Beats".
Auch wenn die Auflösung auf gleichem Niveau ist, hat der Zoro II gegenüber dem Solo 2 einen großen Vorteil: Die Abstimmung ist wirklich sehr gut gelungen. Alle Übergänge sind sehr weich, das Klangbild hat nur eine leichte Wärme und ist wesentlich neutraler als bei den Beats.
Wem das Premium-Feeling nicht so wichtig ist, der bekommt hier eine akustisch bessere Alternative.

Beyerdynamic DT1350
Kurz und knapp: Dem DT1350 ist der Solo 2 nicht gewachsen. Es gibt Leute die kritisieren dass der Beyerdynamic DT1350 zu analytisch sei, obwohl er nicht hell abgestimmt ist. Er ist fest und trocken und entpuppt sich als wahres Auflösungswunder. Für mich wäre ein analoger Vergleich zwischen den beiden wie ein dynamischer Beipackstöpsel und ein Multi-BA-Monitoring System. Dazu kommt die hervorragende funktionale Verarbeitung und der sehr bequeme Komfort für einen On-Ear Kopfhörer. Ja, die Beyers kosten etwas mehr, aber auf lange Sicht absolut lohnend.

Musical Fidelity MF200
Ein eher unbekannter Kopfhörer, der einen komplett anderen Kundenbereich abdecken möchte. Er hat eine neutral bis helle Abstimmung mit starkem Punch und eine leichte Tendenz zu aggressiven Mitten. Die Isolation ist relativ schwach, dafür ist der Klang jedoch auch luftig und streckt sich weiter in alle Richtungen. Die Auflösung ist sehr hoch und auch die Verarbeitung ist mit netten Lederelementen erstklassig.
Der Solo 2 hat einen volleren und plastischeren Klang und ist damit einfacher zugänglich. In jeder anderen Disziplin sehe ich den MF200 jedoch vorne, der sich wiederum wegen der Abstimmung dem DT1350 geschlagen geben muss.


Fazit

Im Prinzip bin ich zu keiner neuen Kenntnis gekommen. Beats by Dre Solo 2 sind immer noch bassstark, haben ein auffälliges Design, legen Wert auf Premium-Feeling und sind letztendlich nur ein weiteres Produkt auf dem Kopfhörermarkt. In der Summe allerdings nicht verkehrt, auch wenn das Preis/ Leistungs-Verhältnis nicht hervorsticht. Die Verfärbung - abgesehen von der warmen Abstimmung - ist sehr gering und ein großer Sprung nach vorne im Vergleich zu den Beats Solo 1. Für Hip-Hop und Rap finde ich die Solo 2 sogar hervorragend und sie machen einfach nur Spaß. Den Fidelio M1 und sogar den günstigeren Zoro II sehe ich als bessere Allrounder. Hier sollte man vorher vergleichen.
Mannheimer68
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 25. Jul 2015, 20:07
Danke für dein ehrliches Review!

Wie würdest du denn die Isolation von Solo 2 im Vergleich zum Fidelio M1 beschreiben?
Ganz besonders würde mich auch der Vergleich von Komfort/Isolation zwischen M1 und Dt1350 interessieren.

Grüße,
Mannheimer
Mitleserschaft
Gesperrt
#3 erstellt: 25. Jul 2015, 21:17

Beats by Dre Solo 2 sind immer noch bassstark


Echt jetzt?

http://www.innerfidelity.com/images/BeatsSoloII2014.pdf

score_P.O
Inventar
#4 erstellt: 25. Jul 2015, 23:01
Huo
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 26. Jul 2015, 11:55

Mannheimer68 (Beitrag #2) schrieb:
Wie würdest du denn die Isolation von Solo 2 im Vergleich zum Fidelio M1 beschreiben?
Ganz besonders würde mich auch der Vergleich von Komfort/Isolation zwischen M1 und Dt1350 interessieren.

Die Isolation ist etwa gleich, zumindest bei mir. Die Ohrpolster sind bei den Beats dicker und ich denke dass die bei großen Köpfen noch etwas besser abdichten können.

Der DT1350 ist bisher der einzige On-Ear den ich den ganzen Tag lang tragen kann. Ich würde dazu auch entweder die offiziellen Velourspolster holen oder die vom T51 nehmen. Das lohnt sich auf Dauer.

Ich weiß nicht genau warum, aber nach 30min tut mein linkes (nur das linke) Ohr beim M1 weg. Dabei ist es egal ob ich eine Brille trage oder nicht. Weil eigentlich sollte die Konstruktion in Zusammenhang mit den weichen Pads keine Probleme machen. Ich nehme stark an dass ich ein Einzelfall bin.
Mannheimer68
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 26. Jul 2015, 16:11
@Huo Vielen Dank für deine Antwort. Angesichhts der Tatsache, dass der M1 knapp 130€ kostet und die Dt1350 immernoch bei 255€ liegt, würdest du basierend auf dem Sound und Tragekomfort sagen dieser Aufpreis lohnt sich? Ganz individuell für dich gesprochen versteht sich.
Huo
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 27. Jul 2015, 18:16

Mannheimer68 (Beitrag #6) schrieb:
@Huo Vielen Dank für deine Antwort. Angesichhts der Tatsache, dass der M1 knapp 130€ kostet und die Dt1350 immernoch bei 255€ liegt, würdest du basierend auf dem Sound und Tragekomfort sagen dieser Aufpreis lohnt sich? Ganz individuell für dich gesprochen versteht sich.

Hi, ich wollte dir gestern schon schreiben aber dann war das Internet weggebrochen und die Antwort futsch.

Der DT1350 ist für mich ein Klassiker! Die Abstimmung ist nicht perfekt, aber in der Summe mit Verarbeitung, Isolation und Komfort für mich einfach im Moment noch verdammt schwer zu schlagen. Der DT1350 passt eher in die Kategorie Werkzeug, aber das ist ja eigentlich auch das was der anspruchsvolle Hifi-Anwender braucht.
Wie die meisten On-Ears hat der DT1350 Defizite im Raumklang, gleicht dies aber mit hoher Auflösung aus während der M1 da mit der Abstimmung etwas trickst (mehr Tiefe durch stärkeren Bass).
Auch einen Nachteil sehe ich im geraden Klinkenstecker mit aufschraubbaren 6,3mm Adapter. Der Stecker ist etwas klobig und für mich wegen der Hebelwirkung eine zu große Gefahr um am schmalen iPhone zu betreiben, obwohl die Lautstärke gerade noch laut genug wird. Einen externen KHV würde ich trotzdem empfehlen.

Also um mal kurz einkaufen zu gehen oder einen Tag in der Stadt Shopping zu gehen, würde ich den M1 einpacken. Aber um auf einer Reise wirklich mal im Hotel oder Flugzeug etwas anspruchsvoller Musik zu konsumieren, sehe ich da eigentlich nur eine Lösung.


[Beitrag von Huo am 27. Jul 2015, 18:17 bearbeitet]
Mannheimer68
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 27. Jul 2015, 20:38
Vielen Dank Huo, das ist eine sehr ausführliche und zufriedenstellende Antwort. Ich hab mir jetzt gegen alle Regel einfach mal nen billigen Logitech UE4000 bestellt. Vielleichtreicht mir der ja, sonst kommt eben was besseres ran. Für 30€ inkl dachte ich kann man aber nicht so viel falsch machen
kamikaze7777
Stammgast
#9 erstellt: 27. Jul 2015, 20:56
Starkes Foto die vier Kopfhörer in Reihe!
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