User-Review ADV-Sound Advanced S2000

Vorwort
Ich bin immer auf der Suche nach Budget In-Ears mit hervorragendem Preis/Leistungs-Verhältnis, die mich unterwegs begleiten. In einem Beratungs-Thread hat mich der User XperiaV auf den Online-Shop von ADV-Sound aufmerksam gemacht. Zum Model 3 und dem M4 gibt es schon einige Reviews. Dann ist da noch der S2000, zu dem ich bis auf einen leicht begeistert klingenden Blog-Eintrag keine weiteren Infos gefunden habe. Also gesehen, bestellt und 16 Tage später (trotz Weihnachtsfeiertage) im Postkasten gehabt. Inklusive Versand habe ich knapp 34 Euro bezahlt.
Getestet wurde mit meinem Smartphone (Xiaomi Redmi Note 4), einem Fiio M3 und am PC mit dem Creative SoundblasterX G5 als DAC/KHV. Gehört wurde unter anderem aus den Richtungen Symphonic Metal (Dimmu Borgir, Epica), Electro, Chill-Out (zB Massive Attack), Drum & Bass, sowie die Walküre von Richard Wagner und einige Jazz-Aufnahmen (Dave Brubeck, Photek) Alle Dateien liegen als CD-Ripps im FLAC Format vor (16 bit / 44 Khz).
Als Vergleich dienen der KZ ZS6 und der Brainwavz B100 der gleichen Preisklasse sowie der Pioneer CH9T als meine Referenz im Bereich der In-Ears unter 100 Euro.

Bilder und eine genauere Beschreibung gibts im Webshop von ADV

Lieferumfang
Die Ohrhörer werden in einem Plastik-Blister geliefert. Dazu gibt es einen kleinen Stoffbeutel, sowie die obligatorischen Silikonaufsätze in 3 Größen. Das Schallröhrchen hat die gleiche Größe wie beim ZS6. Comply-Foams T-500 oder InAirs 2 passen also perfekt. Ich habe trotzdem mit den mittleren Silikonaufsätzen getestet, mehr dazu beim Tragekomfort.

Verarbeitung
Die Verarbeitung würde ich als gut bis sehr gut bezeichnen. Der Hörer selbst ist innen matt und außen glänzend schwarz. Die Spaltmaße sind nicht perfekt, allerdings stört es nicht, da keine scharfen Kanten vorhanden sind und es nirgends kratzt. Es fällt, dass der S2000 trotz 10mm Treiber sehr flach ist. Innen, hinter dem Schallröhrchen befindet sich eine kleine Öffnung (vermutlich eine Art Bassreflex-Kanal).
Das Kabel ist sehr gut verarbeitet. Vom Klinkenstecker weg gehen 4 einzelne, verdrahtete Kabel, die dann mit einem dicken Metallstück in je 2 verdrahtete Kabel gesplittet werden, sehr vorbildlich! Unter dem rechten Hörer befindet sich eine 1-Tasten Fernbedienung mit Mikrofon.
Getragen wird der In-Ear über dem Ohr. Dazu wurde das Kabel mit einem dicken und steifen Draht an entsprechender Stelle verstärkt. Einmal eingerichtet bewegt sich hier nichts mehr. Da merkt, dass der S2000 für Musiker designed wurde.

Tragekomfort/Isolation
Durch den flachen Aufbau verschwindet der S2000 fast vollständig im Ohr. Er ist ergonomisch aufgebaut und macht auch kein Problem, wenn man auf der Seite auf einem Polster liegt. Zumindest solange man die Silikonaufsätze benutzt. Mit dem Comply T-500 erhöht sich der Abstand und er passt nicht mehr komplett in mein Ohr hinein. Einmal eingesetzt merkt man fast nicht mehr, dass man einen In-Ear trägt, ähnlich wie beim Brainwavz B100, der noch etwas kleiner ist. Für den Tragekomfort würde ich grob 4 von 5 Punkten vergeben.
Die Isolation ist als gut zu bezeichnen. Mit Comply-Foams ist die Abschirmung eindeutig besser, für den normalen Gebrauch sind die Silikonaufsätze jedoch ausreichend.

Klang
Für mich das Hauptkriterium eines günstigen Hörers und hier kann der S2000 ordentlich punkten! Er besitzt eine deutliche Badewanne mit im Peak um etwa 15 db angehobenen Bässen und Höhen. Trotzdem gehen die Mitten nicht unter. Sie sind nicht so präsent wie bei neutraler abgestimmten In-Ears, werden aber auch nicht vom Bass verdeckt. Stimmen klingen natürlich mit leichter Sibilanz im Hochton. Das kommt aber stark auf den Track und die Aufnahme an. Als störend würde ich den Hochton nicht bezeichnen und ich bin da eher empfindlich. Der Peak des KZ ZS6 ist da eindeutig schärfer.

Im Bassbereich fällt die klare Betonung auf, die sehr tief in den Frequenzkeller geht. Beim ersten Ausprobieren hatte ich ein richtiges Wow-Erlebnis. Viele dynamische In-Ears sind eher im Oberbass betont. Nicht so der S2000. Bis etwa 35 Hz gilt: Je tiefer desto druckvoller. Weiter klingt der Bass sehr warm und räumlich. Für Bass-Heads und Liebhaber elektronischer oder basslastiger Musik eine klare Empfehlung!

Die Mitten sind etwas zurückgenommen und bieten nicht so viel Detail wie der Bass und der Hochtonbereich. Das fällt zB bei Blas- oder Streichinstrumenten auf, da die Separation der Instrumente im mittleren Bereich nicht mehr gut funktioniert. Wer auf Bass keinen großen Wert legt, ist da beim Brainwavz B100 besser aufgehoben. Mit dem BA-Treiber klingt er einfach neutraler und löst die Mitten eindeutig besser auf.

Der Hochton ist relativ gleichmäßig betont und für einen dynamischen Hörer in dieser Preisklasse sehr detailreich und klar. Die Auflösung würde ich als leicht überdurchschnittlich bezeichnen. Bei manchen Tracks konnte ich ein Zischen (zB. Bei “S“ Lauten) vernehmen, was sich per EQ recht gut unterbinden lässt. Im Superhochton fällt der Pegel stärker ab. Da kann ich nur den Pioneer CH9T loben, der für mich persönlich im Hochton alles richtig macht. Der ZS6 klingt im Vergleich zwar detailreicher, was vermutlich aber der stärkeren Betonung geschuldet ist. Der S2000 ist dafür “leichter“ zu hören und wird auch nach längerer Zeit nicht anstrengend.

Bühne
Die Bühnendarstellung finde ich richtig gut und mehr breit als tief, vor allem Bässe klingen sehr räumlich. Im Mitteltonbereich schwächelt der S2000 leider etwas, was die Staffelung betrifft. Trotzdem möchte ich die wirklich gute Präsentation angesichts des kleinen Preises betonen!

Fazit
Für Freunde der Badewanne eine klare Empfehlung! Der S2000 sitzt fantastisch im Ohr und spielt sehr musikalisch bei einem beeindruckenden (Tief-)Bass. Er ist warm abgestimmt und löst für den Preis tatsächlich so etwas wie Begeisterung bei mir aus.

PS: Das ist mein erstes Review. Über Feedback würde ich mich sehr freuen!