Eindrücke: SACKit TOUCHit (Bluetooth-, On-Ear Kopfhörer mit ANC)

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wimpel69
Stammgast
#1 erstellt: 28. Nov 2018, 16:10
VORWORT: Eigentlich ist meiner Sammlung an Kopfhörern, vor allem Over Ear Modelle, schon (zu) groß. Am "Black Friday" bin ich dann doch wieder schwach geworden, zumal die Marke SACKit eher als Exot anzusehen ist: Es handelt sich um einen dänischen Hersteller von Lifestyle-Möbeln (seit 2012), dessen ungewöhnlicher Name auf sein erstes erfolgreiches Produkt, einen Sitzsack, zurückgeht. Erst seit einiger Zeit gehören auch Audiogeräte zum Repertoire von SACKit - v.a. einfache Bluetooth-Lautsprecher für unterwegs, und mit dem TOUCHit nun der zweite Bluetooth-Kopfhörer. Das vorherige Modell, der WOOFit (mit und ohne ANC erhältlich) war noch ein OEM-Modell, das z.B. in den USA auch als Boehm B-66 angeboten wurde. Der TOUCHit ist nun - laut Aussage der Firma auf meine Anfrage hin - ein vollständig eigenes Design. Dennoch gehe ich davon aus, dass die Elektronik dahinter zugekauft wird. Jedenfalls hat mich das Design angesprochen, und mit 25% Rabatt und zusätzlichen €25 Sofortabzug für Neukunden habe ich ihn mir direkt aus Dänemark kommen lassen. Außerdem hatte ich noch keinen On-Ear ANC-Kopfhörer in meiner Sammlung.

Im ganzen Netz konnte ich nur eine einzige, kurze Rezension über den TOUCHit finden - natürlich auf Dänisch. Das Modell ist aber auch erst Anfang November eingeführt worden.

QUELLE UND PREIS: Den TOUCHit bekam ich direkt vom Hersteller aus Aalborg via UPS innerhalb von nur 2 Tagen. Die UVP beträgt € 199.-, man findet ihn jedoch von anderen (dänischen) Händlern auch für einen geringeren Preis im Netz. Mit dem Black Friday Rabatt in Kombination mit dem Erstkunden-Discount habe ich € 133,- bezahlt, inklusive Versand. Die Abwicklung seitens SACKit war sehr professionell und zügig, der Kundenservice hat auch einen recht guten Ruf: die Quelle kann ich deshalb empfehlen.

MATERIALIEN UND OPTIK: Anders als viele Consumer-Kopfhörer in dieser Preislage verwendet SACKit für den TOUCHit für die Ohrmuscheln und den Kopfbügel Metall - Plastik sucht man vergebens. Der Kopfbügel hat, ähnlich dem B&W PX, eine Aussparung, in die man das Kabel legen kann. Allerdings sitzt dieses eher locker und verschwindet auch nur teilweise. Das Kabel ist mit Stoff ummantelt. Der Kopfbügel rastet sicher in den verschiedenen Stufen ein - wie die Ohrpolster ist er außen mit Kunstleder bezogen, innen allerdings mit Stoff. Die Polsterung fällt relativ dünn aus, ist aber ausreichend.

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Die Ohrmuscheln selbst haben eine Firmen-eigene Besonderheit. SACKit nennt es ein "Double Donut Design": Zusätzlich zum äußeren Ring gibt es einen zweiten,. inneren, der sowohl den Komfort bei Ohrauflage als auch die Abschirmung verbessern soll. In der Tat liegen die Ohrpolster vollflächig auf. In wieweit der innere Ring die Wiedergabe durch die 40mm Treiber beeinflusst kann man so nicht feststellen. Die Ohrmuscheln lassen sich horizontal in einer Achse von ca. 120 Grad drehen, vertikal neigbar sind sie nicht. Man kann die Muscheln auch nicht einklappen.

Das Verarbeitungsniveau ist bezogen auf die Preisklasse sehr hoch: Die Polster sind gut vernäht, der Kopfbügel wirkt sehr stabil. Trotzdem kommt der TOUCHit ohne Kabel auf ein gemessenes Gewicht von nur 230g, Der Kopfhörer wirkt eher zierlich, die Ohrpolster haben ein Außenmaß von nur 8cm.

Ich habe den TOUCHit in der Farbvariante "golden" erworben - in Natura sind die Polster beige, die (zusätzlich mit Stoff bezogenen) Außenmuscheln schwarz, der Kopfbügel anthrazit. Daneben gibt es ihn noch in "silber" (silberne Muscheln mit Polstern in Lichtgrau) und "schwarz". Die Bügel sind bei allen drei Varianten anthrazit. Abgesehen von dem "doppelten Donut" ähnelt das Design etwas der Konkurrenz von B&O. Aber der TOUCHit ist schon ein echtes "Designerstück" und auch typisch dänisch.

Ich habe einen ziemlich großen Quadratschädel und musste deshalb die Ohrbügel bis auf die letzte Stufe ausfahren - für normal dimensionierte Köpfe sollte die richtige Einstellung also kein Problem sein.

LIEFERUMFANG: Der TOUCHit kommt in einer attraktiv gestalteten Pappschachtel mit Klappmechanismus, der Kopfhörer selbst liegt unter einer Klarsichthaube. Darunter findet man einen hochwertig wirkenden Transportsack (klar: ein Sack, keine Hartbox - "sack it") mit Firmenaufdruck, ein relativ kurzes Audiokabel (flach, sehr dünn) und ein noch kürzeres Micro-USB zu USB Kabel. Dazu eine sehr kurze Kurzanleitung in verschiedenen Sprachen. Im Netz findet man eine etwas ausführlichere Version auf der Seite des Herstellers: https://static.sacki...UCHitUserManuals.pdf .

KOMFORT/TRAGEEIGENSCHAFTEN: Bedingt durch das On-Ear Design sitzt der TOUCHit sehr stramm auf den Ohren, der Anpressdruck ist nicht gerade gering. Allerdings sorgen die weichen Ohrpolster mit dem "Douible Donut" für eine breite Auflagefläche, die den Druck mildert. Nach 2 Stunden hatte ich keinerlei Kopf- oder Druckschmerzen, allerdings kann ich mir bei noch längeren "Sitzungen" diese durchaus vorstellen. Der Vorteil des On-Ear Prinzips liegt natürlich in der geringeren Wärmeentwicklung gegenüber Over-Ear.

Wichtig zu erwähnen: Beim SACKit TOUCHit verläuft die Kabelanbindung rechtsseitig, was manchem missfallen mag.

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FUNKTIONEN/BEDIENUNG: "Dansk Design" steht auch immer für einfache Bedienung, und so ist auch das Konzept des TOUCHit schlicht und einsichtig gehalten. Auf der linken Ohrmuschel befindet sich nur ein Knopf, mit dem man das ANC ein- und ausschaltet. Das ANC hat nur eine Stufe, es gibt auch keine App zum Kopfhörer. Ansonsten findet man links nur die Akku- und ANC-Leucte (rot bei Aufladen, grün bei aktiviertem ANC) und die Micro-USB Buchse. Die Elemente für die Steuerung von Wiedergabe und Anruffunktionen findet man alle rechts: "+" und "-" steuern die Lautstärke (Knopf festhalten) bzw. den Titelsprung (kurzes Anklicken). Der Button für Power On/Off/Pairing/Anrufannahme bzw. -Ablehnung ist versteckt unter dem rechten Ohrpolster und mit einem Kreuz markiert (s. Photo). Die Taste sind hervorgehoben und lassen sich auch blind gut ertasten. Nach einer kurzen Eingewöhnung sollte man gegen Fehlbedienungen gewappnet sein.

Das Pairing klappte mit verschiedenen Geräten (Samsung Galaxy 8 bzw. Huawei P20 Pro und Huawei Media Tablet 4 Pro) ohne Probleme, allerdings muss man die Power-Taste am KH relativ lange gedrückt halten, bis der TOUCHit in den Pairing Modus geht. Schaltet man den Kopfhörer ein verbindet er sich sofort mit dem zuletzt gekoppelten Gerät, auch wenn dieses 10m entfernt ist - die Koppelung mit mehr als einem Mobilgerät ist nicht möglich.

Die Kommunikation mit dem TOUCHit erfolgt über Tonsignale, es gibt keine Sprachansagen.

Die Bluetooth-Reichweite (Version 4.0) beträgt ziemlich genau 10 Meter, darüber hinaus kommt es dann zu Aussetzern. In der Praxis war die Verbindung recht stabil, allerdings gab es kleine Aussetzer bei heftigen Kopfbewegungen.

Als Akkulaufzeit werden vom Hersteller maximal 22 Stunden für BT ohne ANC angegeben, mit ANC reduziert sich dies auf bis zu 16 Stunden. Nach ersten Tests kommt das auch etwa hin. Ist der Akku leer, kann man den TOUCHit passiv über Kabel weiter betreiben. Natürlich dann ohne ANC. Die Akkukapazität beträgt solide 500mA, die Ladegeschwindigkeit max. 290mA. Nach 2,5-3 Stunden ist der Kopfhörer vollständig geladen.

Bedenken bei der Anschaffung hatte ich anfangs wegen der angegebenen Widerstände mit BT: 80 Ohm ohne ANC, 110 Ohm mit ANC. In der Praxis erwies sich dies als unbegründet: Auch an meinem eher schwachbrüstigen Galaxy S8 konnte ich für Pop und Instrumentalmusik mehr als adäquate Lautstärken erzielen.

GERÄUSCHISOLIERUNG/ANC: Für einen On-Ear Kopfhörer ist die passive Geräuschisolierung des TOUCHit überraschend gut, das könnte mit an dem "Double Donut" Design liegen, natürlich auch an dem vergleichsweise hohen Anpressdruck. Besonders Stimmen werden schon deutlich gedämpft, tiefe Geräusche wenier. Natürlich reduziert ein gut isolierender Over-Ear die Außengeräusche noch stärker. Dennoch, besser als erwartet.

Auch was das aktive Noise Cancelling angeht muss man das On-Ear Design im Hinterkopf behalten. Der Hersteller gibt eine maximale Dämpfung von 20dB an - und dies bezieht sich wie fast immer in dieser Preislage auf niederfrequente, gleichbleibende Störgeräusche wie das Dröhnen von Flugzeugturbinen. "White Noise" in der Flugzeugkabine (YT-Simulation, z.B. https://www.youtube.com/watch?v=co7KgV2edvI&t=34s) wird ordentlich gedämpft, aber nicht völlig ausgeblendet - für die Wiedergabe von Musik ab mittlerer Lautstärke reicht es. Stimmen werden auch gemildert, dringen aber noch durch. Komplett abschotten kann man sich von der Außenwelt nicht - hatte ich auch nicht erwartet.

Ein helles Rauschen, wie es bei den meisten KH im ANC Betrieb mehr oder weniger stark auftritt konnte ich hier nicht wahrnehmen.

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KLANG: Über BT ohne ANC klingt der TOUCHit eher "rund" und ist warm abgestimmt, was auf Kosten der Auflösung geht. Stimmen werden sehr schön präsent und "human" abgebildet, der Oberbass ist leicht betont. Für "Bassspastiker" ist der TOUCHit aber nicht geeignet. Bei Pop, Mainstream Rock und Country gefällt das Klangbild. Die Wärme in der Stimmwiedergabe ist angenehmer als das eher kühle Klangbild z.B. des PANASONIC RP-HD605N. Die Bühne ist allerdings ziemlich klein, Instrumente hingegen werden in der Tiefe gut verortet. Homogenität steht im Focus.

Deutlich ist die "Klangverschiebung" mit zugeschaltetem ANC: Das Klangbild wird sehr viel mittenlastiger, direkter und weniger transparent, die Bässe reduziert und der Klang insgesamt erkennbar aufgehellt, ohne dünn zu wirken. Bei Frauenstimmen sogar ein Vorteil, für klassische Musik oder Heavy Metal sicher eher ein Problem.

Am Kabel setzt sich dieser Eindruck fort: Auch hier hellt sich mit ANC das Klangbild auf, allerdings tritt der Bass nicht so stark zurück wie im BT-Betrieb. In beiden Betriebsarten ohne ANC mag mancher den Klang als etwas "dumpf" empfinden - ich habe den TOUCHit erst einmal 10 Stunden in Dauerschleife vor dem ersten Hörtest laufen lassen. An der Auflösung ändert sich am Kabel wenig.

Insgesamt ist der TOUCHit kein Champion was Auflösung und Luftigkeit angeht, hier bieten z.B. der Plantronics GO 810 oder der Skullcandy Venue ANC mehr. Aber für vokale Pop-Musik kommt der dänische Vertreter doch sehr natürlich und eben "stimmig" herüber. Wer primär Klassik mit komplexen Orchestersätzen (Wagner, Strauss etc) hört, der ist mit einem anderen Kopfhörer sicher besser beraten.

FAZIT: Man kommt nicht darum herum: Der SACKit TOUCHit ist in erster Linie ein Lifestyle/Designerprodukt, dessen große Stärken die hochwertige Verarbeitung und das gefällige Design sind. Positiv hinzu kommt die einfache, schlüssige Bedienung. Mit Sicherheit wurde die Audiotechnik zugekauft, vermutlich in China. Klanglich setzt der TOUCHit auf Homogenität und Wärme, auf Kosten der Transparenz und Luftigkeit. Das ist natürlich auch Geschmackssache. Auch beim ANC muss man Abstriche machen, dennoch ist es besser, als man bei einem On-Ear Kopfhörer mit einfachem, einstufigem ANC erwarten würde. Hierzu trägt mit ziemlicher Sicherheit das Alleinstellungsmerkmal des doppelten Donuts seinen Teil bei.

In dieser Preislage bieten der Plantronics GO 810 (Luftigkeit) und der Skullcandy Venue ANC (Druck) attraktive Alternativen an, allerdings nicht mit dieser Verarbeitungs- und Materialqualität - dort herrscht Plastik fantastik. Leider wird der SACKit vermutlich nie im Laden "um die Ecke" angeboten werden, deshalb ist ein Vergleich vor Ort praktisch nicht zu machen. Logischerweise hat man ein Rückgaberecht - dabei ist jedoch zu bedenken, dass der Hersteller die Rücksendekosten nach Dänemark nicht übernimmt. Muss er auch nicht, das ist so Gesetz in der EU.

Insgesamt halte ich den Preis von €199 für noch gerechtfertigt; wenn man ihn zwischen 130 und 150 Euro bekommen kann, umso besser. Ich behalte meinen auf jeden Fall, auch wenn er nicht universell einsetzbar ist. Aber ich bin ja auch Sammler ...

Meine Referenz-Kopfhörer: Sony WH-1000XM3 (über €300), Skullcandy Venue ANC (bis €200).


[Beitrag von wimpel69 am 28. Nov 2018, 16:40 bearbeitet]
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