Vom Dual CS 455 zum Dual 505-4 - ein paar Fragen

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Luke66
Stammgast
#1 erstellt: 25. Okt 2016, 17:49
Hallo, liebe Hifi-Gemeinde,

seit kurzem hat das Thema Vinyl wieder Einzug in mein Leben erhalten.

Ich hatte über die Jahre immer noch einen Dual CS 455 im Schrank.

Also wieder ausgepackt, angeschlossen... und gemerkt, das vorhandene System DMS251E mit der eingebauten Nadel DN251E ist nicht wirklich gut.
Vielleicht war auch einfach nur die Nadel nicht mehr fit, es rauschte und knackste merklich.

Ich betreibe den Dreher an einer Pro-ject Phono Box DS.

Da ein guter Freund von mir ein Ortofon M2 Blue übrig hatte, habe ich den CS 455 damit bestückt, und was soll ich sagen, da ging die Sonne auf.
Kein Rauschen, kein Knacksen. Schlichtweg keine Nebengeräusche. Wow.

Nun hatte ich vor vielen Jahren bereits einmal einen Dual CS 505 besessen und irgendwie war mir klar, der 455 ist doch nur der kleine Bruder.

Also habe ich gesucht und in den Kleinanzeigen einen CS 505-4 gefunden. Noch den aus den Anfangsjahren mit Gummimatte und wechselbarer Headshell.
Der Gute ist mit einem ULM 68 E und einer Nadel vom Typ DN 168 E bestückt und ich muss sagen, der klingt richtig gut.
Obwohl der Verkäufer meinte, dass die Nadel mal getauscht werden müsste.
Das Auflagegewicht und Antiskating war zu hoch eingestellt (1,75 anstatt 1,25).
Ich habe es dann mal lt. Dual auf 1,25 eingestellt und finde den Klang wirklich gut, also nicht schlechter als das M2 Blue.

Jetzt meine Frage. Woran merke ich denn, dass die Nadel getauscht werden muss?
Soll ich vorsichtshalber das Blue einbauen oder kann ich mir das System erstmal in die Schublade legen?
Sollte ich das System wechseln, wieviel Aufwand betreibt ihr da so bei der Justage. Kann man es übertreiben? Ich hatte beim 455er das Blue mittels Geodreieck und mit Augenmaß eingebaut. Ich hatte nicht den Eindruck, dass man da viel einstellen kann. Kann ich auf diese Art und Weise etwas kaputt machen?

Dann noch was anderes. Hier mal 2 Fotos:

IMG_1415

IMG_1416

Kann es sein, dass der Dreher mal einen Mitlaufbesen hatte? Sollte ich dieses Teil entfernen?

Und zu guter letzt. Im Moment habe ich ja den Pro-ject angeschlossen.
Gibt es irgendeinen relativ aktuellen Vollverstärker, der ähnlich gut ist, vom Phono Eingang her?
Sagen wir mal so die bekannten Marken wie Denon, Marantz, Onkyo oder Yamaha?

Lt. meinen Recherchen hier im Forum taugen die eingebauten Phono-Eingänge ja alle nicht.
Lediglich Denon hat wohl geringe Eingangskapazitäten, aber die anderen gehen wohl alle nicht (400 pF und aufwärts).
Da frage ich mich, warum man sowas baut.

Andererseits, ich habe mal bei der Phonobox testweise die Einstellung von 100 pF auf 320 pF geändert und konnte keinen nennenswerten Klangunterschied feststellen.

So, danke an alle, die bis hierher gelesen haben. Ich weiß, es sind viele Fragen...
akem
Inventar
#2 erstellt: 25. Okt 2016, 18:32
Jetzt meine Frage. Woran merke ich denn, dass die Nadel getauscht werden muss?
Soll ich vorsichtshalber das Blue einbauen oder kann ich mir das System erstmal in die Schublade legen?
--> Ich würde sagen, laß das 2M erst mal in der Schublade. Daß die Nadel getauscht gehört hörst Du als erstes an Abtastverzerrungen im Hochton, insbesondere im Innenbereich der Platte. Da kommt dann so ein zischender Brei raus. Leider ist das ein schleichender Prozeß so daß es oft lange nicht auffällt...

Sollte ich das System wechseln, wieviel Aufwand betreibt ihr da so bei der Justage. Kann man es übertreiben? Ich hatte beim 455er das Blue mittels Geodreieck und mit Augenmaß eingebaut. Ich hatte nicht den Eindruck, dass man da viel einstellen kann. Kann ich auf diese Art und Weise etwas kaputt machen?
--> Jein... Man sollte das System mit einer Schablone ausrichten. Wobei es da auch verschiedene Geometrien gibt. Deswegen sollte man da keine Doktorarbeit draus machen, einen gewissen Spurfehlwinkel (so heißt das auf Fach-chinesisch) haste immer. Kaputt machen kann man eigentlich nur etwas wenn
- die Geometrie grob daneben ist
- die Auflagekraft falsch ist, je weiter daneben desto schneller tritt ein Schaden ein (bei zu viel leuchtet es ja ein aber auch ein zu wenig richtet Schäden an da dann die Nadel unkontrolliert in der Rille rumtaumelt und mal hier, mal da "einschlägt")
- falsches Antiskating (führt zu erhöhtem einseitigen Verschleiß - ich hab schon Nadeln gesehen, bei denen schon nach (angeblich) 300 Stunden eine Hälfte des Schliffes komplett abrasiert war...)

Kann es sein, dass der Dreher mal einen Mitlaufbesen hatte? Sollte ich dieses Teil entfernen?
--> Sieht danach aus. Wenn es Dich stört kannst Du mal versuchen, das Teil zu entfernen. Vielleicht hast Du Glück und es ist nur doppelseitiges Klebeband. Wenn richtiger Kleber verwendet wuirde hilft nur vorsichtig mit nem Föhn oder einer Heißluftpistole erhitzen. Das kann aber den Lack angreifen und das ganze schaut hinterher schlimmer aus als jetzt...

Und zu guter letzt. Im Moment habe ich ja den Pro-ject angeschlossen.
Gibt es irgendeinen relativ aktuellen Vollverstärker, der ähnlich gut ist, vom Phono Eingang her?
Sagen wir mal so die bekannten Marken wie Denon, Marantz, Onkyo oder Yamaha?

Lt. meinen Recherchen hier im Forum taugen die eingebauten Phono-Eingänge ja alle nicht.
Lediglich Denon hat wohl geringe Eingangskapazitäten, aber die anderen gehen wohl alle nicht (400 pF und aufwärts).
Da frage ich mich, warum man sowas baut.
--> Weil eine hohe Eingangskapazität die einfachste und billigste Methode ist, den Phonoeingang in Sachen EMV zu entstören... Und da heute kaum noch jemand Platten hört (geschweige denn mit einem guten Tonabnehmer) stört es auch kaum jemanden.

Andererseits, ich habe mal bei der Phonobox testweise die Einstellung von 100 pF auf 320 pF geändert und konnte keinen nennenswerten Klangunterschied feststellen.
--> Das kann je nach Tonabnehmer auch anders ausgehen. Die alten Ortoföner vertragen noch relativ viel Kapazität. Die aktuellen OM und VM Modelle sind mit maximal 500pF angegeben, früher warens glaub ich sogar mal 600pF. Die 2M sind nur noch mit maximal 300pF angegeben - hier haben sich leider fast alle Tonabnehmerhersteller von der Wirklichkeit der Phonoeingänge "verabschiedet"... Die meisten modernen MM und MI Tonabnehmer verlangen nach maximal 200pF was selbst mit sehr guten Phonostufen in der Regel kaum darstellbar ist weil das Kabel des Drehers in der Regel schon um die 150pF hat. Da schaut der eine nicht auf den anderen...

Gruß
Andreas


[Beitrag von akem am 25. Okt 2016, 18:33 bearbeitet]
8erberg
Inventar
#3 erstellt: 25. Okt 2016, 20:27
Hallo,

Das ULM 68 ist ein OM 20, Mitte der 90er Jahre gab es das am 505-4 ab Werk.
Es harmoniert sehr gut damit, nackiger Stein, echte (leider etwas stumpfe) Ellipse. Die Nadel hält ca. 600 - 800 Stunden weil es sich um einen in Kristallrichtung orientierten Stein handelt, leider bieten heute nicht mehr viele Hersteller solch ausgesuchte Steinqualität an.
Der Preis für die Nadel ist heftig, da kann man dann auch Qualität erwarten...

Es geht auch die 40er Nadel, nur leider ist das kein billiger Spaß, zum Ausgleich hält die Nadel bei vernünftigem Umgang noch länger. Damit hast Du dann wirklich was Tolles.

Die 30er Nadel ist mein Freund nicht, weder Fisch noch Fleisch. Der Unterschied zur 20er Nadel ist für das Aufgeld enttäuschend gering.

Peter
Luke66
Stammgast
#4 erstellt: 25. Okt 2016, 20:37
Super, vielen Dank schonmal für die ausführlichen Antworten.
Gerade fällt mir wieder ein, warum ich das Hifi-Forum so schätze.

Nachdem ich mich aus Zeitgründen weniger mit dem Thema beschäftigen konnte, hatte ich meine gesamte audiophile Landschaft auf digitale Technik und Streaming ausgelegt. Qualitativ bin ich damit auch garnicht unzufrieden, aber Vinyl hat doch seinen eigenen Charme.

Abgesehen von der besseren Abmischung vieler LPs (jedenfalls nach meinem Empfinden) nimmt man sich endlich wieder mehr Zeit für Musik und merkt, dass man gar keine Computertechnik benötigt um Musik zu hören.

Ich freue mich jedenfalls auf weitere Kommentare.
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