Phonokabel und Klangbeeinflussung | Hörbeispiel Inside

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Kekskopf
Stammgast
#1 erstellt: 16. Nov 2019, 18:24
Hallo Gemeinde der Holz- und Goldohren,

mir hat das Thema Klangbeeinflussung durch lange Phonokabel (Kapazität) keine Ruhe gelassen und ich habe dazu einige Vergleichsaufnahmen angefertigt.
Ich bin selbst von der Fraktion "Kabelklang gibt es im Hifi-Bereich nicht", da ich diverse Ausbildungen in der Elektrotechnik absolviert habe.
Bin es auch weiterhin, aber ich habe gelernt, dass Kapazitäten in Phonokabeln eine deutlich hörbare Ausnahme sind.

Hörbeispiel könnt ihr hier herunterladen (Die Freeware "Audacity" wird zum Öffnen benötigt)
Beschreibung ist auch dort dabei

Beschreibung:
In meiner Anlage verwende ich ein 10m langes Kabel von meinem Plattenspieler zum Verstärker.
Die Frage ist: interner Phono EQ des Plattenspielers aktivieren oder Phonosignal zum Verstärker und den dortigen Phono EQ nutzen?

Ich habe nun 4 Songs auf Platte ausgesucht und diese jeweils mit dem Phono EQ des Verstärkers aufgenommen (Aufnahmen "A") und noch einmal mit dem integrierten Phono EQ des Plattenspielers aufgenommen (Aufnahmen "B"). Das ergibt bei 4 Songs insgesamt 8 Aufnahmen.
Diese habe ich in einem Audacityprojekt als einzelne Spuren zusammengefasst. Die Songpaare sind dort jeweils lautstärkenkorrigiert und gleich getimt. So kann zwischen EQ A & B währen dem Abspielen umgeschalten werden. ("solo" Button der Spuren in Audacity benutzen)

Die Aufnahmekette ist ansonsten exakt gleich, d.h. auch "B" Aufnahmen gehen durch das gleiche 10m Kabel.

Song 1: 80er Pressung
Song 2: 80er Pressung
Song 3: Moderne Pressung
Song 4: Moderne Pressung

Beobachtung:
Das Cinchkabel verhält sich mit seiner Kapazität und Widerstand elektrisch als RC-Glied (Tiefpassfilter, LPF). Mehr Info dazu hier.
Der Höhenabfall der "A" Aufnahmen durch den LPF-Effekt ist dermaßen deutlich zu hören, ich konnte es kaum glauben.
Man kann diesen Effekt sehr schön emulieren, indem man auf eine "B" Aufnahme in Audacity den Tiefpassfiler mit f = 5kHz und 12db roll off anwendet. Dann klingt es ähnlich wie "A"

Besonders spannend finde ich, dass der Effekt in den "B" Aufnahmen nicht nennenswert auftritt, obwohl dasselbe 10m Kabel verwendet wurde.
Das dürfte wohl an der 20db Höhenanhebung durch die RIAA Kurve liegen, wodurch der LPF im Phonolevel Signal besonders schmerzlich angreifen kann. Das fällt bei Übertragung auf Line Level in "B" kaum ins Gewicht.

Fazit:
Phonokabel so kurz wie möglich halten und so früh wie möglich durch den Phono EQ auf Line Level für die Übertragung anheben. Andernfalls schluckt der LPF-Effekt bei ausreichender Kabellänge die Höhen weg.

Aufnahmekette:

-> Nagaoka MP-110 Tonabnehmer (elliptisch; 5mV @ 1kHz; 1,8g Auflagekraft; ca. 50h auf der Nadel)
-> Denon DP300F
-> Phono EQ des Denon DP300F (nur in Aufnahmen "B")
-> 10m langes Cinchkabel (aus zwei gestückelt)
-> Phono EQ des Verstärkers (nur in Aufnahmen "A")
-> HK-3380 Verstärker
-> Linekabel durch Tape-Rec-Out in den PC
-> Aufnahmesoftware Audacity

Im Audacityprojekt sind die verlustfreien originalen WAV Aufnahmen enthalten.


Edit: Format


[Beitrag von Kekskopf am 16. Nov 2019, 18:32 bearbeitet]
hf500
Moderator
#2 erstellt: 16. Nov 2019, 23:38

Kekskopf (Beitrag #1) schrieb:



Das Cinchkabel verhält sich mit seiner Kapazität und Widerstand elektrisch als RC-Glied (Tiefpassfilter, LPF). [


Moin,
nicht ganz.
Der Widerstand der Leitung ist unbedeutend, weil klein gegenueber dem Eingangswiderstand der Phonostufe (47k) und dem ohmschen Innenwiderstand des TA (einige 100 Ohm).
Die Kapazitaet ist wichtig. Sie bildet mit der Induktivitaet des TA einen Schwingkreis, dessen Resonanzfrequenz in einem ganz bestimmten Bereich liegen muss, damit der Frequenzgang so ausfaellt, wie es sich der Entwickler des TA vorgestellt hat.

Der TA braucht also eine bestimmte Belastungskapazitaet, daher sollte man die Laenge des NF-Kabels, das meist fest am Plattenspieler angeschlossen ist, nicht aendern. Die optimale Kapazitaet sollte sich in den Technischen Daten des TA finden lassen.
Der Stoerfaktor in dem Spiel ist die Eingangskapazitaet der Phonostufe. Die ist leider nicht einheitlich, so dass die TA an unterschiedlichen Verstaerkern unterschiedlich klingen (wozu auch Toleranzen im Entzerrer gehoeren). Besonders "gute" Phonostufen haben daher umschaltbare Eingangskapazitaeten, um den TA optimal anzupassen.

Genauso ist es uebrigens auch mit den TA von elektrischen Gitarren. Auch die reagieren auf die Lastkapazitaet.

73
Peter
Kekskopf
Stammgast
#3 erstellt: 17. Nov 2019, 16:49
Danke für die Antwort.
Das verlangt ja nach einem weiteren Test mit möglichst kurzem Kabel.
hf500
Moderator
#4 erstellt: 17. Nov 2019, 20:34
Moin,
im Nachbarforum habe ich mal eine Messung mit verschiedenen Kapazitaeten gefunden, damit man sehen kann, wie sich das auswirkt:

https://old-fidelity.de/thread-34776.html

73
Peter
ZeeeM
Inventar
#5 erstellt: 17. Nov 2019, 22:34
Ich muss schmunzeln, habe runtergescrollt und sofort gedacht, Scopes Bastelkeller
Kekskopf
Stammgast
#6 erstellt: 18. Nov 2019, 22:03

hf500 (Beitrag #4) schrieb:
Moin,
im Nachbarforum habe ich mal eine Messung mit verschiedenen Kapazitaeten gefunden, damit man sehen kann, wie sich das auswirkt:

https://old-fidelity.de/thread-34776.html

Interessant, der Buckel bei 10kHz. Leider kein Hörbeispiel.
KuNiRider
Inventar
#7 erstellt: 05. Dez 2019, 11:59
So ziemlich die besten Kabel die man nehmen kann, sind 75Ohm-Antennen-Koaxkabel mit CU-Innenleiter und verzinntem CU-Schirmgeflecht, am Besten mit luftdicht verpressten Cinch-Steckern. Aber selbst die haben eine Kapazität von 55pF/m und somit bei 10m schon klangtötende 550pF Ein 20x so teureres, angebliches Nobel-Cinchkabel SC-CORONA kommt auf 78pF/m -> 780pF/10m und das 40x teurere SC-Stratos immer noch auf 75pF/m
Dazu kommen noch Kapazitätsaufschläge von unsinnig großen und HF-technisch miesen Steckern.
Zusammen mit einer technisch eher schlechten Quelle wie ein TA, hat da verbogener Klang nix mehr mit Vodoo zu tun, sondern ist klar berechenbare Physik
--> Wenn der Dreher so weit weg vom Verstärker stehen muss, dann gehört der Phono-Vorverstärker zum Dreher gestellt.


[Beitrag von KuNiRider am 05. Dez 2019, 12:00 bearbeitet]
frank60
Inventar
#8 erstellt: 05. Dez 2019, 18:12

ZeeeM (Beitrag #5) schrieb:
sofort gedacht, Scopes Bastelkeller

Der ist vermutlich besser als die Werkstatt von Familie Kahn ausgestattet.
Kürzlich hat das RBB Heimatjournal die Werkstatt vorgestellt, da stand weniger Meßtechnik herum.
hf500
Moderator
#9 erstellt: 05. Dez 2019, 21:29

KuNiRider (Beitrag #7) schrieb:

--> Wenn der Dreher so weit weg vom Verstärker stehen muss, dann gehört der Phono-Vorverstärker zum Dreher gestellt.


Moin,
allein schon, um die brummempfindliche Leitung, auf der nur ein paar Millivolt ziemlich hochohmig unterwegs sind, kurz zu halten.

73
Peter
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