Plattenspieler als Radio

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Finglas
Inventar
#1 erstellt: 04. Jul 2005, 22:03
Hallo zusammen,

erst dachte ich ja, ich werde langsam verrückt, als ich leise Stimmen hörte, aber nun habe ich die Ursache gefunden.

Da einer der Cinch-Stecker meines Dual CS627Q kaputt war, habe ich kurzerhand von Phonophono ein NF-Kabel besorgt, welches einseitig Cinch-Stecker hat, auf der anderen Seite nicht, da diese Enden direkt im Plattenspieler montiert werden. Die Schirmung beider Kabel (L und R) habe ich nach gemäß Anschlußtipps gemeinsam an die Masse/Erdung des Plattenspielers angeschlossen, welche dann auch mit der Erdung des Verstärkers verbunden ist. Auf Seite der Cinchstecker ist die Schirmung offen, d.h. nicht angeschlossen. Wenn ich nun lauter stelle, höre ich ganz leise Radio - vermutlich Mittelwelle, wobei es nach mehreren Sendern durcheinander klingt. Den Wetterbericht für Südschweden habe ich z.B. so mitbekommen - aber eigentlich wollte ich ja LPs hören ...

Zum Testen habe ich mal ein altes Car-Hifi-Cinchkabel genommen, das ebenfalls über eine Schirmung verfügt. Hier habe ich allerdings die Schirmung jeweils nur quellseitig an die Masse des jeweiligen Cinchkabels angeschlossen, nicht aber mit Erdung des Plattenspielers verbunden. Ich habe das einfach mal analog zu anderen NF-Kabeln gemacht, wo ich auch nur quellseitig die Schirmung mit dem jeweiligen Massekranz des Cinch-Steckers verbunden habe. Da höre ich kein Radio.

Die Fragen nun:
Wie schließe ich die Schirmung korrekt an, damit sie wirksam ist, ich aber keinen Radioempfang mit dem Kabel betreibe.

Cheers
Marcus

EDIT: Ergänzen möchte ich noch, dass ich den Radioempfang verbessern kann, je nachdem, wo ich den Netzstecker des Plattenspielers einstecke ...


[Beitrag von Finglas am 04. Jul 2005, 22:22 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#2 erstellt: 04. Jul 2005, 22:23
Hallo!
Falls du dir den Anschluß deines Alten Kabels gemerkt haben solltest steht dem doch nichts im Wege es genau so zu machen, ich denke das die Ingeneure bei Dual wussten was sie taten. falls du es nicht mehr wissen solltest wie der Anschluß genau war würde ich dir raten dir auf dem Dualforum Hilfe zu holen. als Workaround hast du ja selbst schon eine Lösung gefunden.
MFg Günther
Finglas
Inventar
#3 erstellt: 04. Jul 2005, 22:37
Hallo,

habe gerade mal "äußerlich" nachgesehen (habe noch nicht gewagt, es zu zerschnipseln): Das Orginal-Dual-Kabel hat entweder keine Schirmung oder sie ist, analog zu meinem Workaround mit dem Car-Hifi-Kabel separat pro Strang (L bzw. R) jeweils mit Masse verbunden, ohne Kontakt zur Erdung. Vielleicht sollte ich das neue Phonokabel in gleicher Weise nochmal umbrutzeln. Muß ich woll doch nochmal den Lötkolben anwärmen...


Cheers
Marcus
richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 05. Jul 2005, 11:44
Wenn ich Dich recht verstehe, hast Du am Plattenspieler die Cinchkabelmassen mit dem Chassis verbunden, an welchem auch der Erddraht hängt, den Du am Verstärker unter die Masseschraube geklemmt hast. Damit hast Du die Masse des Vorverstärkers mit dem Verstärkergehäuse über eine Schlaufe verbunden.
Bei meinem NAD hatte ich ähnliche Probleme, weil zuerst der Plattenspieler keinen Erddraht hatte = Brumm. Erddraht nachgerüstet, an Erdklemme = grosser Brumm. Audioschirm (Cinch) und Chassis im Plattenspielöer getrennt = RUHE
Versuche, die Cinchmasse von der Chassiserde zu trennen.
dertelekomiker
Inventar
#5 erstellt: 05. Jul 2005, 11:56
Ich bin in Bremerhaven in der Nähe einer Ami-Kaserne aufgewachsen, wo ein MW-Sender stand. Da konntest Du AFN mit dem Fön empfangen...
Finglas
Inventar
#6 erstellt: 05. Jul 2005, 14:55
Hallo richi44,

nein, die Masse des Cinchkabels ist auch so angeschlossen, wie es sich gehört. Vom Tonabnehmer gehen ja vier Kabel weg (rot, weiß, blau, grün, entsprechend Signal rechts und links, sowie die zugehörige Masse). Die habe ich auch entsprechend mit dem Cinchkabel verbunden, so dass rot und weiss an die Pins der beiden Cinch-Stecker gehen, blau und grün an den entsprechenden Massekranz der Cinchstecker. Ich habe auch mit einem Durchgangsprüfer gecheckt, ob richtig verbunden wurde und auch keine Kontakte untereinander bestehen. Brummen tut es ja auch nicht, Sound kommt auch ordentlich und sauber rüber.

Das Cinchkabel hat nur zusätzlich eine 2fache Schirmung, nämlich Folie und Drahtgeflecht. Und genau diese Schirmung habe ich an die Erdung des Plattenspielers angeschlossen, d.h. da besteht nun Kontakt mit dem Verstärker, dem Gehäuse des Plattenspielers und dem schwarzen Erdungskabel, das vom Tonabnehmer herkommt. Es gibt auch keinen Kontakt von der Erdung zur Masse des Cinchkabels, zumindest zeigt der Durchgangsprüfer nichts an.

In der Tat hört der Radioempfang auf, wenn ich die Schirmung an beiden Enden offenlasse, das wäre also eine Möglichkeit. Was ebenfalls funktioniert ist, wenn ich die Schirmung des Kabels nicht mit der Erdung verbinde, sondern stattdessen jeweils mit der Masse des Cinchkabels, und zwar nur quellseitig. Beim CD habe ich es so gemacht, da funktioniert es prima.

Was ich außerdem beobachtet habe: Stecke ich den Netzstecker des PS direkt neben dem Verstärker ein, muss ich auf volle Lautstärke stellen, um Radio zu hören. Gehe von der Netzleiste mit einer weiteren Netzleiste weg und stecke in diese dann den PS, höre ich Radio. Offensichtlich entsteht dadurch eine Empfangsschleife (wenn ich es mal so nennen darf).

Jetzt bin ich einerseits neugierig, wie es überhaupt zu Radioempfang kommt. Andererseits frage ich mich, was ich am geschicktesten mit der Schirmung mache: Ganz offen lassen (auf beiden Seiten) oder quellseitig wie beim CDP mit der Cinchkabelmasse verbinden. Wirkt die Schirmung in beiden Fällen oder muss es nicht vielmehr eine Möglichkeit geben, abgefangene Einstreuungen auch abzuleiten?


@dertelekomiker: Vielleicht sollte ich auch mal bei meinem Fön genau hinhören; vielleicht empfängt der auch Radio Eriwan

Cheers
Marcus

EDIT: Wäre die Verwendung von Ferriten alternativ eine Lösung, oder ist das im Hinblick auf Kapazitäten und Induktivitäten gerade bei Phonokabeln tödlich? Oder wär's einfach nur sinnlos?


[Beitrag von Finglas am 05. Jul 2005, 14:56 bearbeitet]
dertelekomiker
Inventar
#7 erstellt: 06. Jul 2005, 01:38

Finglas schrieb:
@dertelekomiker: Vielleicht sollte ich auch mal bei meinem Fön genau hinhören; vielleicht empfängt der auch Radio Eriwan

Das war von der Beschreibung her natürlich grenzwertig, aber der Sender war echt überall zu spüren. Das muß man vielleicht selbst erlebt haben, um es zu glauben. Entfernung war Luftlinie ca. 800m!
richi44
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 06. Jul 2005, 10:52
Es gibt Eingangsschaltungen, bei welchen die Cinchmasse über ca. 100 Ohm an der Schaltungsmasse liegt. Als Ton ausgewertet wird das Differenzsignal zwischen Cinch-Masse und Cinch-Seele. Alles, was an Störungen auf beide Leiter einstreut, wird damit unterdrückt. Bei solchen Schaltungen kann aber muss es nicht zu Brumm kommen, wie in meinem Fall. Sicher ist, dass in dem Moment die Cinchmasse nichts mit der Netzerde oder der Chassismasse oder so zu tun hat. Sie muss also isoliert sein.
Mal unabhängig vom Kabel hast Du 2mal Cinch-Seele für 2 Anschlüsse des Systems und 2x Cinchmasse für die anderen 2. Das wars.
Und dann hast Du das Erdungskabel, das an die Erdklemme des Verstärkers gehört.
Bei einem doppelt abgeschirmten Kabel (das eh kaum Sinn macht) sind entweder alle Schirme auf der Cinch- und Systemmasse angeschlossen, oder nur auf der Cinchmasse oder nur am PS-Chassis. Es darf NICHT geschehen, dass Cinchmasse und PS-Chassis Verbindung haben.

Ursache für den Radioempfang ist erstens ein starker Sender, der in die Leitungsschlaufe Netzkabel - PS-Chassis - Erdschlaufe (schwarzes Erdkabel plus Cinchmasse) Cinchmasse Vorverstärker einstrahlt und zweitens eine Schaltung mit geringem Ruhestrom der ersten Transistorstufe. Die kommt häufig bei Schaltungen mit Transistoren vor, weniger oft bei IC.
Durch den geringen Ruhestrom ist der erste Transistor gerade so im Bereich "leite ich oder sperre ich". Da braucht es relativ geringe Spannungen, eben diesen "Sprung" zu tun. Es reicht also eine kleine HF-Spannung aus, um das HF-Signal zu demodulieren. Je nach Schaltung ist diese eigentlich zu langsam, um mit der Gegenkopplung der HF zu folgen und diese auszuregeln. Und interessanterweise wird die Gleichrichterwirkung noch verstärkt, wenn am Eingang ein Kondensator gegen Masse geführt ist, vor allem eben bei Schaltunge mit hochgelegter Cinch-Masse. Ein Entzerrer-Vorverstärker hat diesen Kondensator und ist durch die Entzerrung (eingeschränkte Bandbreite) nicht schnell genug für HF. Somit kann es zur Demodulation und damit zur Hörbarkeit von Radiosendungen kommen.
Also, Masse Cinch darf keine Verbindung zum PS-Chassis haben. Dann ist die erwähnte Schlaufe aufgetrennt und ein Empfang fast unmöglich. Da müsstets Du schon 10m neben dem Sender wohnen...
Finglas
Inventar
#9 erstellt: 06. Jul 2005, 14:02
Hallo rich44,

danke für die ausführlichen Erklärungen, sehr interessant und sehr lehrreich für mich! Klasse!

Ich hatte auch einfach mal probeweise den Plattenspieler an einen der Hochpegel Eingänge angeschlossen. Hier war nichts zu hören. Mag an der geringeren Verstärkung liegen oder vielleicht auch am etwas unterschiedlichen Schaltungsdesign dieses Einganges.

Die Anschlüsse sind auch so erfolgt, wie von Dir empfohlen, d.h. es gibt laut Durchgangsprüfer (Multimeter auf Durchgangsprüfung gestellt), bei angeschlossener Schirmung keine Verbindung zwischen Cinchmasse und Erdung - zumindest nicht innerhalb des Plattenspielers. Ob's im verbundenen System PS-Amp-Netzleiste dann anders ist, habe ich nicht getestet. Mache ich heute Abend noch zur Sicherheit.

Der PS-Netzstecker hat jetzt seinen Platz direkt neben dem Verstärker, da hört man nur noch ganz schwach Radio (neben sehr deutlichem Rauschen), wenn man mit dem Ohr direkt am LS ist und die Lautstärke auf Maximum gestellt hat. Wenn ich am Wochenende wieder Zeit habe, werde ich mich nochmals der Schirmung annehmen und sie entweder wieder offenlassen oder einseitig auf Cinchmasse legen.

Cheers
Marcus

PS: Vielleicht habe ich ja einen Piratensender in unmittelbarer Nachbarschaft. Das eklärt vielleicht auch die Störungen im Satellitenempfang ...
TrottWar
Gesperrt
#10 erstellt: 06. Jul 2005, 15:05
Hast du vielleicht einen Hobbyfunker in deiner Nachbarschaft? So einen besonders "netten" Menschen hatte ich bei meiner alten Wohnung auch, mords Nachbrenner im Betrieb und den Mut, dir ins Gesicht zu lügen "neiiiin, ich doch nicht...".
Naja, da kam dann mal ganz zufällig so ein gelbes Auto mit ner lustig-drehbaren Antenne vorbei und der Spuk war schnell zu Ende...
Aber nein, man wollte es ja auf die nette Art nicht hören...
Finglas
Inventar
#11 erstellt: 06. Jul 2005, 19:17
Habe eben gerade nochmal nachgemessen: Es gibt definitiv keine Verbindung zwischen Cinch-Masse und Erdung, für keines der beiden Kabel. In Verbindung kommen sie aber über den Verstärker, hier gibt es dann den Zusammenschluß von Cinch-Masse an den Phonobuchsen und der Schraubklemme, für das Phono-Erdungskabel.

An einen Funker hätte ich auch schon gedacht, klang aber doch mehr nach Mittelwelle-Radio ... zumindest klang es mehr nach Radiosendung als nach munterer Plauderei via Funk.

Cheers
Marcus
TrottWar
Gesperrt
#12 erstellt: 06. Jul 2005, 20:13
War nur 'ne Idee, kann ja viele Gründe haben...
Finglas
Inventar
#13 erstellt: 06. Jul 2005, 22:12
Hallo Patti15,

ein Funker war auch meine erste Idee gewesen, bis ich dann näher hinhörte. ODer genaugenommen war es die zweite Idee, die allererste war ein Übersprechen zwischen den Eingängen, aber das ist es definitiv nicht.

Cheers
Marcus
Finglas
Inventar
#14 erstellt: 21. Jul 2005, 16:08
Kleines Update:

Das parallelsymmetrische Kabel mit Schirmung ist jetzt vom Dual zu meinem Thorens gewandert. Dort mit beidseitig offener Schirmung angeschlossen brummte es gar heftig, nach Anschluß des Schirms an Erdung auf Seiten des Plattenspielers herrscht Ruhe - weder Brummen noch Radioempfang. Also: Schirm besser nicht offen lassen!

Der Dual hat stattdessen ein koaxial aufgebautes Kabel bekommen, wo Masse gleichzeitig als Schirm wirkt und ist nun auch zufrieden: Weder Brummen noch Radioempfang.

Somit sind alle glücklich :-)

Cheers
Marcus


BTW: Bei der Gelegenheit ist mir wieder aufgefallen, wie muffig ein Tonabnehmer klingen kann, wenn die Kabelkapazität zu hoch ist. Also Obacht hier! (Aber damit renne ich sicher offene Türen ein)
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