Einschätzung meines Plattenspielers erbeten

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RobbyBobbyGroggy
Stammgast
#1 erstellt: 09. Aug 2007, 23:42
Hallo,

ich bat in einem anderen Thread um Hilfe bei der Aufrüstung meiner alten Anlage und da warf sich die Frage auf, welches Potential wohl mein alter Plattenspieler in sich trägt. Ob sich zum Beispiel die Aufrüstung mit einem neuen System lohnen würde oder ob Neukauf besser wäre. Es wurde mir empfohlen, dass hier im Analogforum zu posten.
Ich habe den Spieler vor einigen Jahren bei einem Gebrauchthändler gekauft (ihr wisst schon, diese etwas dubiosen Leute, die heute eher Telephongeschäfte oder Sportwettbüros betreiben...), ich glaube für 40 DM. Er heißt PL 12D von Pioneer. Scheint auch irgendwie ein Liebhaberstück zu sein, es gibt folgende "Fan-Seite" dazu: Plattenspieler
Im Unterschied zu den Bildern hat meiner aber noch ein Element in der linken Ecke, dessen Funktion mir nicht klar ist. Es ist ein rundes, schwarzes Plastikding aus dem oben ein kleiner Metallstift ragt. Es sieht ein wenig so aus, als ob dort irgendetwas fehlen würde. Der Plattenspieler funktioniert aber auch ohne, dass ich wüsste, was das ist oder ob es kaputt ist...
Ich betreibe ihn mit zur Zeit mit einem älteren System von Linn, das vermutlich damals deren günstigste Variante war.
Ich freue mich über eine Einschätzung des Geräts, Tipps zur Verbesserung/Wartung falls sinnvoll und vielleicht auch über eine Aufklärung über das ominöse Plastikding...

Danke und Gruß
Robert
lini
Inventar
#2 erstellt: 10. Aug 2007, 00:45
Der PL-12D ist ein solider 70er-Jahre-Klassiker - mit dem kann man durchaus zufrieden sein. Bei dem unidentifizierten Teil in der linken Ecke tippe ich auf eine Basis für einen Nassläufer-Arm a la LencoClean: Platten nass abzuspielen war früher recht beliebt, und Nassläufer-Arme gibt's auch noch neu zu kaufen (z.B.: http://www.plattenna...aeufermitlotion.html) - allerdings hinterlassen die Fluids beim Eintrocknen gerne recht fiese Rückstände auf den Platten, die bei normalem Trocken-Abspielen recht massives Knistern/Prasseln verursachen. Entsprechend muss man solche Platten erstmal gründlich waschen, bevor man sie wieder halbwegs geräuscharm trocken abspielen kann.

Grüße aus München!

Manfred / lini
Platten-Spieler
Stammgast
#3 erstellt: 10. Aug 2007, 01:00
Hallo Robert,

dieses "Plastikding" mit dem Metallstift wird der Sockel für z.B. einen
Lencoclean-Arm (Nassabspiel-Arm, der mit einer auf Isopropanol
basierenden Flüssigkeit gefüllt wird und diese gleichmässig auf die Platte
abgibt) oder einen Trocken-Mitlaufarm zur Plattenreinigung und ggf. auch
zur Ableitung elektrostatischer Aufladeungen der Platte dient, sein.
So etwas gab es z.B. von Canton.
Natürlich spielt Dein Plattenspieler auch ohne dieses Sonderzubehör
problemlos.

Ich sehe gerade, daß 'lini' gerade auf Deine Frage geantwortet hat und
schon auf die Nachteile des Nassabspielens hingewiesen hat.
Da möchte ich dann noch den alten Spruch zufügen 'einmal naß abspielen,
immer naß abspielen'. Mag für extrem zerhackte Scheiben o.k. sein und/oder
zum digitalisieren, aber grundsätzlich ist es eher lästig und wenn man die
Platten dann doch wieder trocken abspielen will, muß man sie vorher sorg-
fältig waschen. Auch nicht jedermanns Sache.

Den PL12D kenne ich nicht, er erinnert mich jedoch stark an den CEC
BD2000, dem ich einen angenehmen Vintage-Klang attestieren würde und
in der ersten Hälfte der 70er Jahre ein Preis-Geheimtip war.

Mein Traumspieler wäre er nicht gerade, aber ich denke, man kann trotzdem
gut mit ihm leben.

Der Tonabnehmer sollte nicht zu empfindlich sein, da der Arm doch einen
etwas schwereren Eindruck macht - ich denke, hier ist sozusagen weniger
mehr...

Gruß,
Andreas
Capitol
Stammgast
#4 erstellt: 10. Aug 2007, 10:17
Moin Robert! Ich habe mir eben die Bilder auf der Fanseite angesehen. Das ist ein sehr schönes Gerät. Der gefällt mir. Gruss Uwe
RobbyBobbyGroggy
Stammgast
#5 erstellt: 10. Aug 2007, 11:50
Hallo,
danke für Eure Antworten! Das Ding kann ich also einfach ignorieren, gut. Sollte man so einen alten Plattenspieler irgendwie warten? Also kaputt ist er ja nicht, aber kann man den Sound durch Reinigung oder ähnliches noch mal verbessern? Wäre ein neues System ratsam? Ach ja, dann noch etwas: er hat ja diese Stellschraube am Tonarm, wie justiert man die am besten?
Er ist ja eigentlich ganz schön, daher freut es mich, wenn er gar nicht so schlecht ist, bzw. noch etwas aus ihm rauszuholen ist...

Gruß
Robert
pet2
Inventar
#6 erstellt: 10. Aug 2007, 13:25
Hallo,

ich bin da vielleicht etwas konservativ, aber ich denke man sollte sich zunächst mit der Materie Plattenspieler an sich und dem eigenen Modell beschäftigen, bevor man irgendwelche Tuningmaßnahmen ergreift.
Irgendwo gibt es hier einen Thread: "Wie funktioniert ein Plattenspieler überhaupt", oder so in der Art.
Und was diese Stellschraube am Tonarm so macht, solltest Du hier herausfinden können:
http://www.vinylengi...elected_model=PL-12D

Gruß

pet
Hörbert
Inventar
#7 erstellt: 10. Aug 2007, 18:22
Hallo!

Ganz allgemein kannst du das Tellerlager schmieren und eventuell dem Pioneer -so noch erhältlich- einen neuen Riemen gönnen. Diese beiden Maßnahmen sind bei einem Vintage-Plattenspieler eigentlich immer Vorteilhaft. Die effektive Masse des Tonarmes ist mir leider nicht bekannt, aber die braucht man eigentlich um eine Systemempfehlung auszusprechen. Falls du eine Feinwaage hast könntest du sie aber selbst nach der Methode von raphael.t (einer der User hier im Forum) bestimmen, das geht so: Gegengewicht abschrauben, Headshell abschrauben, Arm mit der vorderen Spitze auf die Waage legen. Gewichtswert Notieren und dazu den (Gewichts)Wert der Headshell ohne System addieren, der Wert müßte auf +/- ca. 1 Gramm der eff. Masse des Tonarmes entsprechen.


MFG Günther
RobbyBobbyGroggy
Stammgast
#8 erstellt: 10. Aug 2007, 20:40

pet2 schrieb:
Hallo,

ich bin da vielleicht etwas konservativ, aber ich denke man sollte sich zunächst mit der Materie Plattenspieler an sich und dem eigenen Modell beschäftigen, bevor man irgendwelche Tuningmaßnahmen ergreift.
Irgendwo gibt es hier einen Thread: "Wie funktioniert ein Plattenspieler überhaupt", oder so in der Art.
Und was diese Stellschraube am Tonarm so macht, solltest Du hier herausfinden können:
http://www.vinylengi...elected_model=PL-12D

Gruß

pet


Cool! Du hast die Bedienungsanleitung gefunden! Danke. Internet ist doch was geniales...
Ich werde mich weiter mit der Materie beschäftigen und gebe zu, dass die Frage mit der Schraube etwas naiv war - das sollte man selber rausfinden und nicht die Forenbenutzer damit belästigen.

Eine Feinwaage habe ich nicht. Grob würde ich aber mal sagen: schwerer Tonarm...
Edit: habe gerade in der Anleitung gelesen, dass der Tonarm für Tonabnehmer zwischen 6,4 und 12 Gramm geeignet ist. Erübrigt sich dadurch das Wiegen?

Danke und Gruß
Robert.


[Beitrag von RobbyBobbyGroggy am 10. Aug 2007, 21:03 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#9 erstellt: 10. Aug 2007, 22:11
Hallo!

Nein, leider erübrigt sich dadurch das Wiegen nicht, den damit ist das Korpusgewicht der verwendbaren Tonabnehmer gemeint die du mit dem Kontergewicht ausbalancieren kannst. Ohne die eff. Masse des Tonarmes fällt eine Systemempfehlung leider flach. Du kannst natürlich auf gut Glück probieren ob es mit einem High Output MC wie dem Benz-Micro MC 20 E2 H gutgeht aber eventuell ist dein Tonarm selbst dafür noch zu schwer und du müßtest eigentlich auf ein System mit noch niedriger Compliance ausweichen, z.B. ein Denon DL 103 daß es aber leider nicht als High-Output gibt.

MFG Günther
RobbyBobbyGroggy
Stammgast
#10 erstellt: 10. Aug 2007, 23:03
Habe etwas in den alten Threads gesucht und verstehe jetzt, dass die Nadelnachgiebigkeit(=Compliance) zur Tonarmmasse passen muss. Wie genau äußert es sich denn aber, wenn das Verhältnis nicht stimmt?
Zu MM und MC habe ich auch einiges gefunden. Jemand sagte, MC sei nur etwas für "High-ender" mit der nötigen sonstigen Hardware. Und dass da der Output eben eigentlich eher niedriger liegt. Warum ist in meinem Fall denn dann MC empfehlenswert? Ist ein "normaler" Phono-Eingang für den Emfpang von MM oder MC geeignet?
Danke für die viele Hilfe!
Hörbert
Inventar
#11 erstellt: 11. Aug 2007, 10:37
Hallo!

Bis zu einem gewissen Punkt passiert wenn die Nadelnachgiebigkeit nicht optimal ist erstmal gar nicht viel, dein System kann halt die Optimalen Abtastwerte nicht mehr erreichen. Da die Hersteller der Abtastsysteme nicht wissen können in welchen Tonarmen ihre Produkte eingesetzt werden sind zumindestens die besseren Systeme ohnehin mit einer einigermaßen üppigen Reserve dahingehend versehen. Dabei verschiebt sich allerdings die Resonanzfrequenz des Feder-Masse Systems die dein Tonarm mit dem System bildet bei zu hoher Nadelnachgiebigkeit unter und bei zu niedriger Nadelnachgiebigkeit über den Optimalen Bereich der zwischen 8- und 12 Hz liegt, je näher bei 10 Hz um so besser für System und Tonarm. Bei einer Resonanzfrequen die wesentlich unter 8 Hz liegt regen die Verwellungen deiner Schallplatten dieses Feder-Masse derart an das der sogenannte Subsonische Effekt auftreten kann, das heißt dein System pumpt tieffrequent ond das bindet nicht nur ernorme Energie die bei der Übertragung gewünschter Schallanteile dann fehlen sondern es kann dir im Extremfall auch schlicht und ergreifend den Tonabnehmer einfach aus der Rille hauen. Klanglich gesehen hast du bei einer leichten Fehlanpassung erstmal einen etwas schwammigen Baß und bei einer stärkeren Fehlanpassung teilweise verzerrte untere Mitten und bei jedem kleinen Staubkorn ein recht Starken Störanteil der unverhältnismäßig lange nachschwingt. Bei einer zu geringen Nadelnachgiebigkeit wird dein System eher durch die Tiefbaßanteile auf den Schallplatten angeregt. Je höher die Resonanzfrequenz hier liegt um so Stärker, neben einen überzogenen Baßbereich hast du da etwas fahle Mitten und einen zum Klirren und Klingeln neigenden Hochtonbereich, bei Rock/Pop fällt das zuiweilen erstmal eher Positiv auf da die Schallplatten etwas an Dynamik zu gewinnen scheinen. Allerdings haut es dir hier noch früher den Tonabnehmer aus der Rille und du hast insbesonders bei Leerrillen auch starke Rumpelgeräusche. Dazu nimmt die Fehlertoleranz gegenüber oberflächlichen kleinen Kratzern sehr stark ab. Zu MMs und MCs lässt sich generell folgendes sagen, Klanglich gibt es eigentlich keinen Grund ein MC einem MM vorzuziehen. Allerdings werden heutzutage kaum noch hochwertige MM-Systeme gefertigt. Technisch gesehen haben MM-Systeme eine um den Faktor 10 höhere Ausgangsaspannung als MCs, dein Entzerrer muß also bei MCs entsprechend der höheren Verstärkung rauschärmer und aufendiger gefertigt werden. Das hat immer noch seinen Preis und gerade in einfacheren Geräten wird oft auf diese zusätzliche Option verzichtet -falls überhaupt noch ein Phonoteil vorhanden ist, das ist schon lange nicht mehr selbstverständlich-. Der Hauptgrund allerdings warum du heutzutage bei einem schwerem Arm ein MC benötigst ist der daß es praktisch so gut wie keine MM-Systeme mehr gibt die eine niedrige Nadelnachgiebigkeit haben, die Hersteller von Abtastsystemen bieten deswegen sogenante High-Output MCs an die etwa auf die halbe Ausgangsspannung eines herkömmlichen MM-Systems kommen und am MM-Entzerrer-Eingang betrieben werden können.

MFG Günther
RobbyBobbyGroggy
Stammgast
#12 erstellt: 11. Aug 2007, 15:06
Okay, verstehe! Danke für die superausführliche Antwort. Ich habe einen sehr alten Yamaha-Verstärker (16 J.), der eigentlich einen Phono-Eingang hat. Dieser ist aber kaputt, deshalb benutze ich einen externen Entzerrer/Vorverstärker, nämlich diesen: Proftitec TC-400 Wahrscheinlich werde ich den Verstärker reparieren lassen (möglicherweise auch einen neuen kaufen). Wie kann ich aber herausfinden, ob der Phonoeingang bzw. der Vorverstärker für MM oder MC geeignet sind? Man braucht doch, wie ich es verstehe, unterschiedliche Geräte (oder eben einen Highoutput MC, falls man einen MM-geeigneten Eingang verwendet, richtig?)
Nochmal Danke und Gruß
Robert
lini
Inventar
#13 erstellt: 11. Aug 2007, 15:44
Robert: Wenn sich nirgendwo am Gerät ein kleines Schalterchen namens "MM / MC" findet, handelt es sich mit 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit um einen MM-Eingang.

Grüße aus München!

Manfred / lini

P.S.: Wenn's trotzdem unbedingt ein reines (= low output) MC werden soll, obwohl sich der Eingang nur auf MMs versteht, kannst Du immer noch auf einen MC-Übertrager ausweichen. Damit fährt man auch nicht unbedingt schlechter als mit einem echten MC-Eingang. Allerdings sind diese Dinger inzwischen recht rar geworden. Kann man aber im Ausland bestellen - z.B.: http://www.audiocube...Boosting_Trance.html Alternativ kann man sich so ein Teil auch in guter Qualität selbst basteln, wenn man hochwertige Übertrager nimmt (z.B. von Lundahl: http://www.lundahl.se/tubes.html).
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