Denon PMA-/DCD-1700NE - Absage an den Fortschritt

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Tigerfox
Stammgast
#1 erstellt: 23. Jan 2023, 14:23
Nachdem jetzt mit einigen Monaten Verzögerung auch der passende DCD-1700NE zum PMA-1700NE von Denon vorgestellt wurde, muss ich feststellen, dass das wohl zurecht niemanden interessiert und sie sich vor allem den SACD-Player auch hätten sparen können.

Ich habe die vier Geräte mal intensiv verglichen und festgestellt, das es nahezu keine Änderungen und vor allem keine echten Verbesserungen gibt, was mich vor allem deshalb ärgert, weil ich die Änderungen von PMA-/DCD-1520AE zu -1600NE ziemlich dämlich fand.

Welche Änderungen sind mir aufgefallen?
- PMA-1700NE: der MM-/MC-Umschalter ist an die Front gewandert, ein ext. Pre-In ist dazu gekommen, dadurch hat sich das Layout der rückseitigen Eingänge leich geändert. An den technischen Daten hat sich, soweit ich sehe, nichts geändert, nur die SNR für CD ist sogar um 1dB schlechter geworden.

- DCD-1700NE: Optisch nichts, die Fernbedienung hat bei manchen Knöpfen andere Farben. Mir sind technisch auch absolut keine Unterschiede aufgefallen.


Nun muss man sagen, dass in dem, was die beiden Geräte tun, seit erscheinen der 1600er keinerlei sinnvolle Verbesserungen gegeben hat. Sie beherrschen alle erdenklichen Musikformate, bei den SACD-Playern bis zu 192KHz/24Bit bzw. 5,6MHz bei DSD, bei den Verstärkern PCM bis 384KHz/32Bit und 11,2MHz, alles absolut übertrieben. Man könnte noch bessere DACs verbauen, aber eben nicht von Ti, oder halt zwei davon, aber das ist Homöopathie.

Warum dann also überhaupt neue Geräte herausbringen? Beim PMA-1700NE geht das noch als Detailverbesserung durch, aber der DCD scheint mir quasi nur eine Umbenennung zu sein.

Was hätte man anders machen können?
Wie gesagt, ärgert mich das hauptsächlich, weil ich die 1600er und 2500er eine Fehlentwicklung waren, die inzwischen bei Denon noch dramatischer geworden ist.
Der USB-B wanderte in die bisher rein analogen Verstärker, die dafür eine Digitalsektion bekommen mussten, die SACD-Player wurden zu reinen Scheibendrehern degradiert. Das hat den Vorteil, dass man nun nur noch den Verstärker braucht, wenn man sowieso nur Musik vom PC abspielen wollte, aber diverse Nachteile. Einmal muss man jetzt zwei Digitalsektionen bezahlen, für Vebesserungen der Digitaleingänge (die allerdings kaum vorstellbar sind) auch den Verstärker tauschen, der sonst Jahrzehnte halten könnte, außerdem haben die SACD-Player die USB-A Ports verloren. Einerseits können sie viel mehr Formate abspielen als die 1520er, andererseits aber nur von CD-R(W) und DVD-R(W), was ich für völlig realitätsfern halte. Wer brennt denn bitte heute noch CDs und DVDs, hat überhaupt noch die Geräte dafür, wenn man mal ein paar Songs aus der Sammlung von der Anlage hören möchte statt Alben einzulegen.
Ich habe absolut keine Erfahrung damit, wie die Navigation für USB-Sticks vorher auf solchen Geräten war, sicher nicht komfortabel, aber die Möglichkeit, Titel von der digitalen Musiksammlung mal eben auf einen Stick zu schieben und an der Anlage abzuspielen, war sicherlich ein großer Fortschritt.

Was uns zum großen Rückschritt im Gesamtangebot führt: Im Highend-HiFi-Bereich ist man bei Denon nun bis auf USB-B und CD-/DVD-R auf die frühen 2000er zurückgeworfen, was die Abspielmöglichkeiten angeht, ähnlich wie es bei Marantz und Yamaha bis vor kurzem war, ein allgemein kaum nachvollziehbarer Trend der Industrie.
Seit der Einführung der 900NE-Serie ist der DNP-800NE als einziger separater Netzwerkplayer weggefallen, Netzwerkstreaming kriegt man aktuell bei Denon nur noch in den AVR und diversen Midrange Netzwerkreceivern (PMA-900HNE, DRA-800H) sowie mit dem HEOS AMP und Link HS2.

Nun kann man zwar bei Denon immerhin noch die SACD-Player optisch problemlos mit den Netzwerkreceivern kombinieren, aber man möchte doch vielleicht auch zu seiner 1700er, 2500er oder A110er-Kombi einen passenden, hochwertigen Netzwerkplayer und nicht den optisch völlig unpassenden HEOS-Link draufstellen. Der DNP-2500NE, der hier leider nie erhältlich war, ist auch in Japan nicht mehr auf der Homepage und ein Nachfolger nicht in Sicht.

Bei Marantz war es bis zur Einführung der neuen Designlinie ähnlich, der einzige optisch zur anders gestalteten highend-Designlinie passende Netzwerkplayer NA-11S1 ist lange nicht mehr erhältlich und ziemlich veraltet. Immerhin haben SA-10, SA KI Ruby und SA-12SE einen USB-A-Port auf der Rückseite und der USB-B ist hier am SACD-Player geblieben, man kann hier also auch am Player seine Musiksammlung abspielen, nur eben nicht so komfortabel wie an einem per App steuerbaren Netzwerkplayer.
Die neue Designlinie kombiniert dagegen entweder SACD-Netzwerplayer mit analogem Verstärker oder reinen CD-Player mit Netzwerkreceiver. Das ist zwar eine der ganz wenigen Kombinationen für SACD und Netzwerk, aber für ein Upgrade des Netzwerkplayers wird man in Zukunft immmer noch ein Gerät mit austauschen müssen, das man eigentlich noch Ewigkeiten nutzen könnte (bei Verstärkern und SACD-Playern tut sich ja nichts mehr). Im Midrangebereich gibt es noch alles einzeln oder man kombiniert Netzwerk-CD-Player mit analogem Verstärker oder CD-Player mit Netzwerkreceiver, nur SACD kriegt man hier nicht mehr.

Bei Yamaha ist es noch sehr ähnlich schlimm, nur ist man da im letzten Jahr von einem zum anderen Extrem geschwungen. Vorher gab es im optisch abgegrenzten Highendbereich nur analoge Verstärker und SACD-Player mit USB-B, aber ohne USB-A, für Netzwerk nur den sehr frühen, veralteten und nicht mehr erhätlichen NP-S2000 oder den kleinen Musicast-Link, im Midrange bereich gab es vorher ebenfalls alle möglichen Netzwerkreceiver, aber nur veraltete CD-Player, Verstärker mit einfachen Digitaleingängen und einen einzigen echt billigen Netzwerkplayer.
Nun gibt es fast nur noch Verstärker von ganz einfach bis super Highend, als Zuspieler aber nur noch (Netzwerk-)Plattenspieler und einen billigen CD-Player, oder einen Highend-Netzwerkreceiver. günstigere Netzwerkreciever, hochwertigere (SA)CD-Player oder separate Netzwerkplayer sind komplett weggefallen.



Ich verstehe einfach nicht, wieso keiner von den Massenherstellern mal einen guten separaten Netzwerkplayer anbieten kann und Verstärker und SACD-Player einfach mal länger laufen lässt. Es ist frustrierend, dass es seit Jahren quasi unmöglich ist, SACD, gutes USB-A und -B sowie hochwertiges Netzwerkstreaming unter einen Hut zu kriegen. Das war anfangs mal möglich mit z.B. Denon PMA-/DCD-1520AE und DNP-720/730AE (Netzwerkplayer etwas weniger hochwertig) oder Marantz PM-/SA-/NA-8005, die sind aber inzwischen recht veraltet, was Formate und Streamingdienste angeht.
Das geht jetzt mit Marantz PM-30 und SA-30n, die ich aber leider designtechnisch als einen ziemlichen Rückschritt empfinde und wo mich stört, dass ich für jede Verbesserung der Netzwerksektion auch gleich den SACD-Player austauschen muss.


[Beitrag von Tigerfox am 23. Jan 2023, 14:24 bearbeitet]
Passat
Inventar
#2 erstellt: 23. Jan 2023, 17:36
Chipkrise!

Die Hersteller bauen nur noch das, bei dem sich das meiste Geld verdienen lässt.
Und wenn ich z.B. einen Chip sowohl in einem 500,- € Gerät als auch in einem 1500,- €-Gerät verwende, der Chip aber nur schwer erhältlich ist, fliegt eben das 500,- €-Gerät aus dem Programm, denn mit dem 1500,- €-Gerät verdient der Hersteller mehr.

Ist doch in anderen Branchen genauso.
Viele Autohersteller z.B. werfen Kleinwagen und untere Mittelklasse aus dem Programm.

Und zum DVD-1600NE zu DCD-1700NE:
Irgendeinen Unterschied muß es geben, denn die haben ein unterschiedliches Gewicht und andere Abmessungen.
DCD-1600NE = 8,2 kg, 430 x 134 x 328 mm
DCD-1700NE = 9,0 kg, 430 x 135 x 384 mm

Was mir bei den Geräten aber eindeutig fehlt ist ein HDMI-Anschluß, damit man den SACD-Ton digital abgreifen kann.
Und bei einem HDMI-Anschluß sollten die Geräte auch Mehrkanal SACDs abspielen können.

Grüße
Roman


[Beitrag von Passat am 23. Jan 2023, 17:43 bearbeitet]
Tigerfox
Stammgast
#3 erstellt: 23. Jan 2023, 20:27
Die unterschiedliche Tiefe kann man leicht erklären: Mehr Luft im Gehäuse.

Hier ein Bild vom Innenleben des DCD-1600NE und hier des DCD-1700NE. Die Komponenten sehen alle ziemlich identisch aus, nur mit weniger Luft dazwischen. Das längere Gehäuse erklärt auch das zusätzliche Gewicht (wobei Gewicht ja bei einigen Audiophilen gleichbedeutend mit Soundqualität ist).

Deine Theorie zur Chipkrise verstehe ich zwar, weiss aber nicht so ganz genau, ob diese die weggefallenen Komponenten erklärt. An den DACs kann es jedenfalls nicht liegen, de unterscheiden sich ja schon zwischen billigen und hochwertigen Geräten, wobei bei Denon eben der PCM1795 inflationär zum Einsatz kommt und eben auch unnötig doppelt in CD-Player und Verstärker. Diverse aktuelle ESS Sabre DACs werden gefühlt auch immer häufiger verbaut, auch auf Mainboards.

Ob das mit den HDMI-Anschlüssen so einfach geht, bin ich mir auch nicht sicher. Nichtmal bei AVR und (UHD)-BD-Playern ist es selbstverständlich, dass DSD über HDMI geschickt werden kann. Bei den Stereo-Geräten mit HDMI-ARC, die in den letzten Jahren so vorgestellt worden sind (z.B. Denon DRA-800H, Marantz NR-1200, PM 40n, aber auch TEAC AI-303) kann der HDMI nur die gleichen Tonformate wie SPDIF, also nur PCM Stereo bis 192/24.

Ich stimme Dir zu, dass ein digitaler Anschluss, der DSD übertragen kann, dringend notwendig wäre, so dass man SACD- und Netzwerk-Player uam besten ohne Digitalsektion entwerfen und diese in den Verstärker packen könnte, aber das ist nun schon seit Jahren so und es scheint sich keiner daran zu machen, das zu ändern.


[Beitrag von Tigerfox am 23. Jan 2023, 20:36 bearbeitet]
Passat
Inventar
#4 erstellt: 23. Jan 2023, 21:03
Naja, ob DSD über HDMI geht, kommt ganz auf den Hersteller drauf an.
Beispielsweise bei Yamaha unterstützen alle AVRs, die mindestens HDMI 1.2 eingebaut haben, DSD über HDMI, und zwar auch 5.1.
Selbst die kleinsten Modelle RX-V3xx können das.

Und alle Yamaha BD-Player, die SACDs abspielen können, können auch DSD über HDMI ausgeben.

Aber bei reinen CD/SACD-Playern kenne ich als einzigen Player mit HDMI nur den uralten Sony SCD-XA5400ES.

Grüße
Roman
Tigerfox
Stammgast
#5 erstellt: 23. Jan 2023, 21:33
Bei Denon geht es bei den AVR leider erst bei den AVR-X3x00 los, bei Marantz bisher bei der SR-60xx-Serie, keine Ahnung welchem Modell das nach neuer Nomenklatur entspricht. Die letzten BD-Player konnten das auch alle.

Aber wie gesagt, da stecken ja wahrscheinlich auch ganz andere Prozessoren und ganze HDMI-Boards hinter, die in CD-Playern fehlen.
woodchamber
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 27. Jan 2023, 22:08

Tigerfox (Beitrag #1) schrieb:

Welche Änderungen sind mir aufgefallen?
- PMA-1700NE: der MM-/MC-Umschalter ist an die Front gewandert, ein ext. Pre-In ist dazu gekommen, dadurch hat sich das Layout der rückseitigen Eingänge leich geändert. An den technischen Daten hat sich, soweit ich sehe, nichts geändert, nur die SNR für CD ist sogar um 1dB schlechter geworden.


Erste komplette tonale Abstimmung der 1xxxer Serie von Shinichi Yamauchi, dem neuen Soundmaster bei Denon.

Hier kann man eine gute Übersicht bekommen, was sich getan hat mit Google Translate:

https://av.watch.impress.co.jp/docs/review/review/1409601.html
https://www.phileweb.com/review/article/202211/14/4946.html

Beste Grüße

Florian
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