Behringer Ultracurve / Geräte nach Klang kaufen= Quatsch?

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ta
Inventar
#1 erstellt: 14. Apr 2018, 23:16
Wollte mal über meine Hifi-Entwicklungen in den letzten Monaten berichten. Ich habe nach wie vor meine Nuwave 35 und einen Pioneer A-509.

Vorrede:
Schon länger hatte ich nach einem Netzwerkplayer gesucht, um Musik zu streamen. Zunächst fasste ich den Aufbau eines Hifi-Berry o.ä -Systems ins Auge. Allerdings begann ich dann, an den vergleichsweise kleinen Raspberry-Soundkarten zu zweifeln. Beim letzten Kopfhörerkauf war ich auf das Thema der Aus- und Eingangsinpedanzen aufmerksam geworden und ich hatte die Befürchtung, eine suboptimale Soundkarte zu erwischen, deren Frequenzgang dann zusätzlich durch Impedanzgeschichten verbogen werden würde. Schon mein Bluetooth-Empfänger ist im Verhältnis zu den restlichen Geräten eine sehr leise Quelle und diese unterschiedlichen Quellautstärken haben mich immer schon genervt. So kam ich dann dazu, mich auf die Suche nach einem DAC zu machen, an den ich Fernseher und Hifi-Berry anschließen könnte.

Allerdings waren die DACs der üblichen Verdächtigen wie Lake People oder RME dann doch zu teuer.

Nach rumlesen und herumgesuche landete ich schließlich beim Behringer Ultracurve 2496. Ein faszinierendes Gerät, ein Equalizer und DAC mit Einmessfunktion in einem Gehäuse für vergleichsweise schmales Geld.

Bezüglich des Streming-Clients kam ich dann noch rechtzeitig darauf, dass ich ja mit der DVB-T2-Umstellung mir eine Dreambox 520 für den Fernseher gekauft hatte, welche ich bis dato nicht ausgereizt hatte. Die darauf favorisierte Lösung war, die Dreambox zum Streamen zu nutzen. Durch eine digitale Verbindung zwischen Dreambox und Ultracurve habe ich sowohl den TV-Ton über den Ultracurve, und kann obendrein Musik streamen, ohne den Fernseher anschalten zu müssen. Der zusätzlich vorhandene BD-PLayer kam an den anderen Digitaleingang des Ultracurve. Der Ultracurve wurde dann noch analog in die Tape2/Monitor-Schleife des Pioneers eingeschliffen, er fügte sich letztlich irgendwie wie ein fehlendes Puzzlestück in mein Setup. Die sonstige Analogverkabelung blieb bestehen. D.h. Tuner, CD-Player und Fernseher gehen nach wie vor an die Analogeingänge des Verstärkers.

Der Ultracurve fügt sich sehr gut auch bezüglich der Lautstärke in das Setup ein und passt vom Pegel sehr gut zum Pioneer-CD-Player und Tuner.

Genug der Vorrede!

Mittlerweile wird die Anlage wie folgt betrieben.

1) Raumeinmessung des Ultracurve
Das Einmessprogramm des Ultracurve wurde durchgeführt. Die sich dadurch ergebende Einstellung brachte einen enormen Zugewinn an Klarheit und Aufgeräumtheit in den Klang der Anlage. ich bin hin und weg!

2) ABL-Korrektur
Dann habe ich versucht, so grob eine Frequenzgangkorrektur a la Nubertsches ABL/ATM auf die Kurve draufzurechnen. Das umwerfende Ergebnis ist, dass die Boxen nun deutlich größer als vorher wirken und mehr Tiefbass da ist. Wahnsinn.

3) Loudness beim leisen Hören
All die Jahre war ich sozusagen Anhänger der Direct-Taste an meinem Verstärker. Allerdings hab ich mich dann vor einiger Zeit mit Loudness und der gehörrichtigen Lautstärkeanpassung beschäftigt. Ich kam so zu dem Schluss, dass unter 80-90 dB Abhörlautstärke, was bei mir meist der Fall ist, die Loudnesstaste zu aktivieren ist.

So habe ich also aktuell drei Korrekturstufen implementiert: Raumkorrektur - Lautsprecherkorrektur - Gehörkorrektur beim leisen Hören

Ich habe nun das Gefühl, dass ich an dem Punkt angelangt bin, wo ich mit den Mitteln, die ich investieren will, das Optimum herausgeholt habe. Es klingt alles so aufgeräumt, Stimmen sind glasklar, ich kann den Basslines dennoch sehr gut folgen und bin oft versucht, auch bei leisesten Lautstärken mitzuwippen. Es klingt alles so gut und richtig!

Was man natürlich kritisieren könnte und wo es noch ein Defizit in meinem Ansatz gibt, ist sozusagen Stufe 0: Raumakustische Maßnahmen. Da hab ich eigentlich bisher gar nichts durchgeführt Andererseits handelt es sich beim Standort der Anlage um mein Wohnzimmer, welches ich ungern mit Absorbern und co. vollhängen möchte. Falls es mich juckt, würde mich aber auch nichts daran hindern, hier noch nachzuarbeiten.

Ich finde auch, den Einsatz des Behringer Ultracurve kann ich sehr gut rechtfertigen. Schließlich ist die Einstellung nicht willkürlich, es ist die Raumkorrektur+Boxenkorrektur, die dort durchgeführt wird. Was anderes wäre es sicher, wenn ich einen blinkenden 80er Jahre Analog EQ gekauft hätte, der Phasenlagen beeinflusst, der kratzige Potis hat, und ich dort sinnfrei die Bassbänder hochgezogen hätte. Derartige Verwendungen von EQs haben deren Ruf im Hifi-Bereich ja maßgeblich ruiniert...

Loudness: ist derzeit halt die Schaltung des Pioneers mit Taste. Ob dies der Weiheit letzter Schluss ist, weiss ich jetzt auch nicht. Aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass eine Loudness-Korrektur irgendwie erfolgen muss, um die Musik korrekt wahrzunehmen. Vielleicht sollte ich diese Korrektur aber besser auch im Ultracurve implementieren, hmmm...

Inzwischen frage ich mich, ob es nicht vielleicht von den Herstellern gewollt sein könnte, dass EQs bei Heim-Hifi verpönt sind und gerade im Stereo-Bereich Raumeinmessungen kaum verbreitet sind, außer von Lyngdorf. Oder man holt sich einen Surround-Receiver mit Einmessung, aber dort weiss man oft nicht so genau, was dieser mit einem Stereosignat tut.

Die Leute hatten in ihrer Jugend mal mit einem JVC-Ghettoblaster oder Aiwa-Anlage Spaß. Dann haben sie sich wie ich was "besseres" gegönnt, aber haben gelernt, dass nur Direct-Tasten gut sind, und Loudness und EQs sind Bäh. Und dann jagen sie Jahrzehnte mit superteuren Verstärkern, Boxen und Voodookabeln dem perfekten Klang hinterher und werfen der Industrie die Kohle in den Rachen.

Oder es ändert sich der Musikgeschmack und plötzlich sind die "Boxen für Metal" nicht mehr gut genug und man sucht "Boxen für Klassik"...

Wenn natürlich jeder mit einem DSP für unter 1000 Euro Gesamtkosten sich nen super Klang bzw. anpassbaren Klang ins Haus holen würde, wo kämen wir denn dann hin?

D.h. für einen guten Klang gilt die folgende Reihenfolge:

1) Raumakustik wo möglich optimieren
2) Einmessender EQ, um den Rest des Raumes zu "korrigieren" und aus den Boxen mehr rauszuholen

(damit hat man dann schon mal 80% erschlagen)

3) Lautsprecher, wobei neutrale, phasenrichtige Boxen gerade bei Verwendung eines EQ im Vorteil sind
4) Verstärker und 5) Zuspieler


Hatte ich früher die Loudness-Taste für sinnlos und die Direct-Taste für sinnvoll gehalten, so sehe ich dies mittlerweile eher umgekehrt: Loudness ist wichtig bei leisem Hören. Wenn es laut wird, könnte man den Direct-Modus einschalten, wodurch Loudness nicht mehr aktiv ist, aber einen Unterschied zwischen Direct An/Aus wird man bei halbwegs solide konstruierten Verstärkern dann nicht mehr bemerken.

Oder was meint ihr?

Wahrscheinlich sollte man auch bei Verbesserungsmöglichkeiten immer die Liste von oben nach unten durchgehen. Wahrscheinlich würde ein kalibriertes Messmikro von Beyerdynamic auch noch mal mehr bringen als das aktuelle 80-Euro-Teil...

Interessant ist ja auch, dass im Car-Hifi-Bereich EQ- und DSP-Geschichten wie ich sie derzeit mit dem Ultracurve betreibe, seit Jahrzehnten Gang und Gäbe sind. Das war übrigens eine weitere Überlegung für den Ansatz mit dem Ultracurve: Im Auto hab ich immer mit viel Aufwand die Klangeinstellungen verändert bis sie mir zusagten, und daheim habe ich lange Jahre auf der Direct-Taste bestanden...bis mir hier ein gewisser Widerspruch aufgefallen ist...


[Beitrag von ta am 14. Apr 2018, 23:36 bearbeitet]
ZeeeM
Inventar
#2 erstellt: 15. Apr 2018, 07:55
Früher, also sehr viel früher, waren EQs verpönt. Das lag vermutlich zum einen daran das sie gern in "Türmen" mehr der Show dienten, zum anderen im bezahlbaren Bereich nur wenige Einstellmöglichkeiten hatten. Auch war die Audioqualität beschränkt. und wenig aufwändig da sie ja bezahlbar sein sollen.
Dann verschwanden diese Geräte aus dem Konsumerbereich. Bass und Höhenregler reichten den meisten Leuten aus.
Der EQ kam dann in Form von Einmesssystemen wieder.
Den DEQ2496 habe ich hier auch, benutze ihn gelegentlich um Kopfhörer zu entzerren. Da geht es digital rein und raus und gewandelt wird im Kopfhörerverstärker.
Ich halte in einen flexiblen EQ für eine probates Werkzeug um Unregelmässigkeiten im Amplitudengang zu korrigieren.
Bessere Ergebnisse würde ich von so einem Gerät erwarten.
https://www.lowbeats...-praeziseste-baesse/

Das < 1000 Euro kostet, aber sich wohl nicht vom Rechner aus steuern lassen kann,
Der Hersteller MiniDSP bietet auch entsprechende Lösungen, die das können und auch passend verpackte Lösungen
für das Auto https://www.minidsp.com/products/car-audio-dsp/c-dsp-6x8
Amperlite
Inventar
#3 erstellt: 18. Apr 2018, 15:50
Leute, die EQ und Loudness nicht einsetzen, haben zu 99% nicht verstanden, was das Zeug überhaupt tut.

Du hast offensichtlich begriffen, dass so ein Teil gute Dienste leisten kann und den Klang tatsächlich verbessern kann.

So lange du nicht auf Surround wechselst, brauchst du keine neue EQ-Hardware.
Schäferhund
Stammgast
#4 erstellt: 18. Apr 2018, 16:41
@ta
Dein Geschriebenes deckt sich weitgehend mit meinen Erfahrungen und meiner Meinung! Habe zwar keinen Behringer, dafür aber etwas anderes, ähnliches.
Keksstein
Inventar
#5 erstellt: 19. Apr 2018, 16:28

Interessant ist ja auch, dass im Car-Hifi-Bereich EQ- und DSP-Geschichten wie ich sie derzeit mit dem Ultracurve betreibe, seit Jahrzehnten Gang und Gäbe sind.


Im Tonstudio auch, teilweise sind die Weichen von vollaktiven Monitoren schon DSP basiert, die meisten Quellen sind ja sowieso Digital oder lassen sich ansonsten AD Wandeln ohne hörbare Einschränkungen. (lustigerweise sind DSPs ohne DA/AD fast nicht fertig zu bekommen, liebäugle gerade mit dem nanodigi für den gleichen Einsatzzweck wie ZeeeM)
Die Abneigung kommt sicher noch teilweise von den Analogen EQs.

Die Behringer Geräte sind bei den Profis verpönt weil sie früher viel unbrauchbares im Programm hatten, mittlerweile gibt es allerdings einige gute Sachen wie den Ultracurve. Verarbeitung ist halt Grenzwertig, dem Preis geschuldet. Man kann die Kisten ja aber auch im Schrank verstecken.
ALUFOLIE
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 19. Apr 2018, 16:32
Den Ultracurve hatte ich vor Jahren mal an einem Accuphase Verstärker.
Ich muss auch sagen, dass die vorgenommenen Einstellungen den Klang deutlich nach vorne gebracht haben.
Allerdings kann ich das nur über die manuelle Korrektur berichten. Die automatische empfand ich damals als unbrauchbar.
Big_Määääc
Inventar
#7 erstellt: 24. Apr 2018, 08:40

Die Behringer Geräte sind bei den Profis verpönt, .....


bei den Profis sind die Sachen auch heut noch nicht erste Wahl,
auch wenn sich Ohringer fleißig Technologien durch Firmenübernahmen zusammenkauft.

doch für uns Ottonormalos sind die Pro Geräte völlig ausreichend

und ich kann hier nur zustimmen, das EQ in Maßen eingesetzt ein schnell zielführendes Mittel ist .
wenn man bedenkt was aus mancher Highend Lautsprecherkiste rauskommt,
meint man schon da hätt jemand nach Lust und Laune mit schmalbamdigen EQ dranrum gezerrt,
dann versteht man auch das es in den Kreisen auch heut noch verpönt ist von EQ zu flüstern
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