Hat der Mensch ein gutes Soundgedächtnis?

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blechgitarre
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 17. Apr 2018, 15:49
Ich hoffe mein Beitrag passt, eigentlich geht es mir um Psychoakustik und Wahrnehmungspsychologie, habe dafür aber keine Rubrik gefunden.

Stellt euch vor ihr habt 2 Paar Lautsprecher bei euch die Ihr ausprobieren wollt. Ihr könnt die auch im direkten Vergleich sicher unterscheiden, obwohl sie nicht sehr verschieden klingen. Wenn ihr jetzt einige Minuten abgelenkt seid und hört dann ein Paar könnt ihr sicher sagen welches das ist?
ich finde das ist eine schwierige Aufgabe. Ich bin darin ziemlich schlecht. Wie ist das bei Euch?
Gibt es dazu wissenschaftliche Studien. Ich hab noch keine gefunden. Mir ist auch unklar ob sas Wort Soundgedächtnis da korrekt ist.
langsaam1
Inventar
#2 erstellt: 17. Apr 2018, 17:28
ich hab es jedenfalls nicht .., merke aber wenn sich etwas was ich schon einmal gehört habe, eher "gefühlt unpassend" zu dem ehemals gehörten anhört;
- wobei das Gehör über den Lebens Zeitraum vielen Fremdfaktoren ausgesetzt ist und es sich verändert
- es sich Faktoren einschleichen können die einem so gar nicht bewusst sind;
selbst in einem Schalldichten bzw. "passenden" Raum kann das Ohr unterschiedlich auf das selbe Signal "reagieren"

Wikipedia sagt: Tongedächtnis bzw. intonationssicheres Gehör


[Beitrag von langsaam1 am 17. Apr 2018, 17:30 bearbeitet]
Mickey_Mouse
Inventar
#3 erstellt: 17. Apr 2018, 17:39
ich denke es gibt da verschiedene Punkte auf die der Mensch auch unterschiedlich reagiert bzw. sie sich besser oder schlechter merken kann.

hier gab es mal einen tollen Test (kann man sich aber auch schnell selber machen):
wenn man zwischen 1000Hz und 1001Hz umschaltet, dann hört man das im direkten Vergleich sofort (habe ich erst nicht glauben wollen).
jetzt möchte ich aber mal denjenigen sehen, der ohne diesen Vergleich sagen kann, ob das jetzt gerade exakt 1000Hz, 1001Hz oder 999Hz sind die da spielen?!?

etwas anderes ist es mit Laufzeit Unterschieden, Klirr und solchen Sachen.
Ab einem gewissen Anteil Klirr hört man halt ob das ein sauberer 1kHz Sinus ist oder nicht, sicherlich einige Leute früher und andere später, aber man wird es auch ohne Vergleich erkennen.
genauso ist es, wenn die Laufzeiten/Phasen nicht stimmen, da kann man schon sehr gut aus dem Gedächtnis heraus sagen, ob z.B. dieses Paar LS einen Mono Ton als Phantomschqallquelle "punktförmiger" in den Raum stellt als ein anderes, das man vor einiger Zeit gehört hat.
blechgitarre
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 17. Apr 2018, 19:37
Das absolute Gehör, also ohne Hilfsmittel sagen zu können welchen Ton (Frequenz) man hört, meine ich nicht.Diese Fähigkeit haben ja nur wenige Menschen.
Mir gehts um Klangfarbe.
Stellt euch vor ihr könntet Gitarre spielen und habt 2 zur Auswahl. Ihr könnt im direkten Vergleich die unterschiedliche Klangfarbe der Instrumente erkennen. Aber könnt ich das auch noch wenn zwischen dem Spiel mehrere Minuten Abstand sind?
BuzzLight
Stammgast
#5 erstellt: 18. Apr 2018, 17:25
Ich bin darin auch schlecht. Es ist mir auch ein Rätsel, wie Menschen Lautsprecher, die sie nur wenige Minuten gehört haben, nach Tagen noch auseinanderhalten, geschweige denn miteinander vergleichen können - z.B. beim Probehören vor Lautsprecherkauf.
Als ich letztes Jahr zum Probehören war, hätte ich, trotz 3-stündiger Hörsession, in einem Blindtest nach 5 Minuten Unterbrechung einen einzelnen Lautsprecher nicht mit 100%-iger Sicherheit wiedererkennen können.
Ich hätte wahrscheinlich sagen können, dass ein Lautsprecher relativ ähnlich wie das vorher gehörte Modell XY klingt - eine sichere Zuordnung würde ich mir aber auf keinen Fall zutrauen. Zumindest nicht bei Modellen, die relativ ähnlich klingen.

Etwas anders sieht der Fall aus, wenn ich einen Lautsprecher jeden Tag höre. Da bin ich schon recht optimistisch, dass ich diesen auch aus einigen Vergleichsmodellen raushören könnte.

Eine Studie hierzu wäre mir nicht bekannt. Ich vermute aber, dass es beim vorliegenden Phänomen grundsätzlich eher um das Erinnerungsvermögen, bzw. die Art und Weise wie unser Gehirn Erinnerungen speichert, und wie wir die Erinnerung aufgenommen haben (visuell, akustisch, haptisch) geht, als um das Gehör an sich.
Ein ganz entscheidender Faktor wird hierbei wahrscheinlich auch ganz einfach die Übung sein.

Ich behaupte zum Beispiel auch von mir, dass ich es am Fahrverhalten merken würde, wenn mir jemand nachts heimlich ein anderes Reifenmodell auf mein Auto montieren würde.
Dafür kenne ich recht viele Menschen, die keinen Unterschied im Fahrverhalten zwischen ihrer Sommer- und Winterbereifung wahrnehmen können. Trotz unterschiedlicher Reifenquerschnitte und -breite. Von Gummimischung und Profil gar nicht zu reden.
burkm
Inventar
#6 erstellt: 18. Apr 2018, 17:42
Wissenschaftliche Untersuchungen der vergangenen Jahrzehnte zumindest haben gezeigt. dass sich das detaillierte "Sound-Gedächtnis" eines Menschen im "Milli-Sekunden" (ms) Bereich bewegt (statistisch ~35 ms ?) und somit kein Langzeitgedächtnis dafür existiert. Ganz im Gegenteil wird das individuelle Empfinden mit zunehmender zeitlicher Entfernung durch andere Eindrücke überlagert und verfremdet und damit unzuverlässig und manipulierbar.
Deswegen sollten entsprechende Umschaltprozesse auch instantan und sehr kurzzeitig erfolgen.
"An- und Umstöpseln" usw. funktioniert dabei wegen des benötigten Zeitraums schon nicht mehr wie gewünscht, obwohl häufig so zu lesen.


[Beitrag von burkm am 19. Apr 2018, 01:00 bearbeitet]
Michelle_Collector
Stammgast
#7 erstellt: 18. Apr 2018, 17:50
Das Gedächtnis fürs Hören funktioniert genauso wie Sehen oder Riechen.
Damit sich beim erneuten Event aber ein Wiedererkennungseffekt da ist , muss das Event wiederholt werden.
Mit 1:1 Sofort-Vergleichen (Umstöpseln) geht das nur bei größeren Unterschieden.

Deshalb aus eigener Erfahrung:
Wenn ein Gegenstand Verstärker , LS , Tonabnehmer zur Disposition steht , zu verschiedenen Zeiten
anhören (mit gleichen Testmaterial).
Das akustische Gedächtnis hat sich gutes und schlechtes Empfinden gemerkt und schon nach kurzer Zeit hört man , der Lautsprecher klingt lästig .... oder angenehm.
blechgitarre
Schaut ab und zu mal vorbei
#8 erstellt: 18. Apr 2018, 19:03

burkm (Beitrag #6) schrieb:
Wissenschaftliche Untersuchungen der vergangenen Jahrzehnte zumindest haben gezeigt. dass sich das detaillierte "Sound-Gedächtnis" eines Menschen im "Milli-Sekunden" (ms) Bereich bewegt (statistisch ~35 ms ?) und somit kein Langzeitgedächtnis dafür existiert.


Diese Studien würden mich sehr interessieren. Kannst Du mir einen Tip geben wo ich sie finden kann.
blechgitarre
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 18. Apr 2018, 19:05

BuzzLight (Beitrag #5) schrieb:
Ich bin darin auch schlecht. Es ist mir auch ein Rätsel, wie Menschen Lautsprecher, die sie nur wenige Minuten gehört haben, nach Tagen noch auseinanderhalten, geschweige denn miteinander vergleichen können - z.B. beim Probehören vor Lautsprecherkauf.
Als ich letztes Jahr zum Probehören war, hätte ich, trotz 3-stündiger Hörsession, in einem Blindtest nach 5 Minuten Unterbrechung einen einzelnen Lautsprecher nicht mit 100%-iger Sicherheit wiedererkennen können.


Haben die jetzt bessere Ohren, oder neigen sie zur Selbstüberschätzung??
blechgitarre
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 18. Apr 2018, 19:07

Michelle_Collector (Beitrag #7) schrieb:
Das Gedächtnis fürs Hören funktioniert genauso wie Sehen oder Riechen.
Damit sich beim erneuten Event aber ein Wiedererkennungseffekt da ist , muss das Event wiederholt werden.
Mit 1:1 Sofort-Vergleichen (Umstöpseln) geht das nur bei größeren Unterschieden.
.


Ich habe das Gefühl, dass bei raschem Umschalten viel besser Unterschiede gehört werden können.
Beebleprox
Stammgast
#11 erstellt: 18. Apr 2018, 19:16
Hi,

Ich habe die beste Erfahrung mit schnellen hin und her Schalten in kombination mit längeren höhren der jeweiligen Quelle gemacht.
Also 10 bis 15 Minuten höhren umschalten wieder 10-15 min und anschließend schnell Umschalten u.s.w

Letzt endlich denke ich aber schon das die Entscheidung auch auf der lebenslang erfolgten Höhrerfahrung basiert. Die Informationsbauteilchen werden eben durch die Stimulation abgerufen und fügen sich zu einem neuen Ganzen.

Lg
Holger


[Beitrag von Beebleprox am 18. Apr 2018, 19:22 bearbeitet]
old-DIABOLO
Stammgast
#12 erstellt: 23. Apr 2018, 09:56
Hallöchen.

Hintergründe zum "akustischen Gedächtnis" finden sich beispielsweise in den Schriften von Zwicker oder Blauert.
Die Thematik ist vielschichtig. Gelingt doch das Zuordnen von Stimmen beispielsweise recht leicht, es ist jedoch schwierig feine Klangunterschiede bei Musikreproduktion (z. B. Lautsprechervergleiche) verifizieren zu können, wenn nur wenige Sekunden zwischen den Vergleichen liegen. Das geht auch Goldohren so, das akustische Gedächtnis gilt hier, wie von burkm bereits geschrieben als kurz.

Widersprechen möchte ich der Aussage von Michelle_Collector.der "..funktioniert genauso wie Sehen oder Riechen" Das ist als pauschale Aussage nicht richtig, Beispiel beim Denken und Träumen können realistische Bilder im Kopf erzeugt werden. von Stimmen und Geräuschen jedoch nur gedachtes konstruiert.


[Beitrag von old-DIABOLO am 23. Apr 2018, 10:01 bearbeitet]
blechgitarre
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 26. Apr 2018, 09:24


Hintergründe zum "akustischen Gedächtnis" finden sich beispielsweise in den Schriften von Zwicker oder Blauert.
Die Thematik ist vielschichtig. Gelingt doch das Zuordnen von Stimmen beispielsweise recht leicht, es ist jedoch schwierig feine Klangunterschiede bei Musikreproduktion (z. B. Lautsprechervergleiche) verifizieren zu können, wenn nur wenige Sekunden zwischen den Vergleichen liegen. Das geht auch Goldohren so, das akustische Gedächtnis gilt hier, wie von burkm bereits geschrieben als kurz.


Danke. Leider schreiben die genannten Wissenschaftler nur für Fachkollegen.
Gibt es eine Zusammenfassung für Nichtwissenschaftler?

Es ist mir klar, dass es ein akustisches Langzeitgedächtnis geben muss.
Wie könnten wir sonst sagen ob wir gerade eine Geige oder eine Trompete hören.

Aber wie Du schreibst scheint das Gedächtnis für feine Klangunterschiede sehr schlecht zu sein.

Solche Fragen scheinen mir für Hifi und andere Musikfreunde wichtig.
old-DIABOLO
Stammgast
#14 erstellt: 26. Apr 2018, 11:14
Hallöchen.
Eine Zusammefassung ist mir nicht bekannt, dazu ist Akustik zu komplex. Je nach Tonmaterial, Lautstärke, moaural oder mehrkanalig, …

Zu Kenntnissen und durchgeführten Studien sind auch im Netz einige Texte zu finden. (Uni Oldenburg, DEGA/DAGA, ..) Bücher von Jens Blauert und Eberhard Zwicker sind im Handel gut erhältlich, ich denke auch in Bibliotheken zu bekommen.

Vereinfacht, für direkte Unterschiede bei Lautsprechern ist der direkte Umschaltvergleich mit Lautstärke / Lautheitsausgleich wohl die geeignete Methode subjektiver Wahrnehmung zu objektiven Argumenten, für eine Abhörbedingung. Jedoch den selben Test bei unterschiedlicher Aufstellung in unterschiedlichen Räumen, differierender Abhörentfernung, …

Bei längerem hören relativieren sich direkte positive Wahrnehmungen des direkten Umschaltens eventuell oder kehren sogar ins Gegenteil.

Ach eigentlich alles längst bekanntes, selbst Versuche durchführen und sich die Zeit für Fachliteratur nehmen beantwortet viele Fragen.


[Beitrag von old-DIABOLO am 26. Apr 2018, 11:15 bearbeitet]
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