Asymmetrisches Wohnzimmer für Standlautsprecher akustisch optimieren

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JT13
Neuling
#1 erstellt: 04. Mai 2017, 05:13
Hallo,
ich bräuchte etwas Hilfe bei der akustischen Optimierung meines Wohnzimmers. Ich habe mir letzte Woche ein Paar GoldenEar Triton 2+ und einen NAD C 368 als eine der ersten Anschaffungen für meine noch spärlich eingerichtete Wohnung zugelegt.
In meinem Wohnzimmer habe ich sowohl Probleme mit der Symmetrie der Seitenwände als auch viele glatte, harte Flächen. Das macht sich vor allem in den Gesangsfrequenzen und der Präzision negativ bemerkbar. Besonders tiefe Männerstimmen klingen ziemlich schmal.

Skizze

Front

Back

Da ich noch zu Beginn der Wohnungseinrichtung stehe, möchte ich die akustische Optimierung möglichst berücksichtigen. Das Zimmer ist unter dem Dach in einem typisch, amerikanischem Holzbau. Der Raum hat Abmessungen (BxLxH) von etwa 5,8m (Rückwand der Lautsprecher bis zum Tisch) x 5,3m (Kamin bis Bett) x 1,4m (wo die Dachschräge ansetzt) bis 2.7m in der Mitte des Raumes. In der hinteren Ecke ist noch ein 4,5m hoher kegelförmiger Turm. Zwischen meiner Sitzposition und den Lautsprechern spannt sich ein gleichseitiges Dreieck mit 2,6m Seitenlänge und der Abstand der Lautsprecher zur Wand beträgt 40cm.

Als mögliche Maßnahmen stelle ich mir vor,
- die Wand auf der Fensterseite möglichst zu bedämpfen, z.B. mit einem Regal zwischen dem Fenster und der Balkontür, wo in dem Foto der Hocker steht. Darüberhinaus wollte ich einige größere Topfpflanzen in die Ecke und vor das Fenster stellen. Ein zweites Sofa oder ein großer Sessel könnten ebenfalls noch auf der Seite untergebracht werden.
- Die gegenüberliegende kann ich leider nicht symmetrisch abschließen. Eventuell könnte ich vor dem Tisch ein etwa 1m hohes Regal / Raumtrenner von der Rückwand bis zum Ende des Tisches aufstellen. Das dürfte allerdings zu kurz sein, um den Hauptreflexionspunkt abzudecken, der auf Höhe des Durchgangs liegt. Wäre ein schwerer Vorhang, der den Essbereich abgrenzt, eine Möglichkeit? Könnte es ausreichend sein, nur die Fensterseite möglichst stark zu bedämpfen und die Tisch-Seite einfach offen zu lassen, um möglichst wenige Reflexionen auf beiden Seiten zu erreichen?
- Zwischen den Lautsprechern und dem Sofa möchte ich einen großen hochflorigen Teppich legen.
- Zwischen dem Sofa und Bett wird ebenfalls noch ein Raumtrenner, wahrscheinlich ein Regal mit geschlossener Rückwand, auf Länge des Betts eingebaut.

Ich würde mich über allgemeine Ratschläge, wie sich der Raum am besten bedämpfen lässt und Feedback zu meinen geplanten Maßnahmen freuen.

Besten Dank und viele Grüße aus San Francisco,
Jonas
Dadof3
Moderator
#2 erstellt: 05. Mai 2017, 16:51

JT13 (Beitrag #1) schrieb:
Besonders tiefe Männerstimmen klingen ziemlich schmal.

Ich weiß nicht, was du mit "schmal" meinst. Es ist doch eigentlich wünschenswert, wenn die Schallquellen sehr schmal erscheinen => Lokalisationsschärfe.


Darüberhinaus wollte ich einige größere Topfpflanzen in die Ecke und vor das Fenster stellen.

Ich habe keine Messungen/Untersuchungen zur Verfügung, aber mir will dieser Tipp mit den Pflanzen nie so recht einleuchten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass so ein paar Blätter und Zweige den Klang maßgeblich beeinflussen.


Ein zweites Sofa oder ein großer Sessel könnten ebenfalls noch auf der Seite untergebracht werden.

Das halte ich für viel wichtiger!


- Die gegenüberliegende kann ich leider nicht symmetrisch abschließen.

Warum meinst du, solche Probleme mit der Symmetrie zu haben? Die Wandabstände sind zu beiden Seiten relativ groß, insbesondere im Vergleich zum relativ kurzen Hörabstand.
Klaus-R.
Inventar
#3 erstellt: 06. Mai 2017, 09:57
Hallo Jonas,

JT13 (Beitrag #1) schrieb:
Darüberhinaus wollte ich einige größere Topfpflanzen in die Ecke und vor das Fenster stellen.


Pflanzen kannst Du ruhigen Gewissens von der Liste streichen, sie machen den Raum wohnlicher, aber um überhaupt Effekte zu erzielen, muss man sich grössere Mengen zulegen.

Ich habe ich mal einige relevante Fachzeitschriften, 2 Datenbanken, sowie das Netz nach Veröffentlichungen bzgl. akustischer Eigenschaften von Zimmerpflanzen durchsucht, und recht wenig gefunden.

Die früheste Erwähnung von Zimmerpflanzen im Zusammenhang mit Zimmerakustik ist in Sabines Arbeiten Anfang des 20. Jahrhunderts zu finden. Sabine bestimmte die Absorptionskoeffizienten verschiedener Materialien, für Pflanzen war dieser 0.11 / m3 (S. 59, 60). Sabine benutzte eine einzelne Orgelpfeife (512 Hz) als Schallquelle für seine Messungen (S. 14)

Siekman bestimmte den Absorptionskoeffizienten 2.5 m hoher Weihnachtsbäume (Kanadische Balsamtanne), die Werte (pro Flächeneinheit ?) lagen zw. 0.03 (125 Hz) und 0.31 (4 kHz).

An der South Bank Universität (London) wurden Anfang der 90er die Absorptionskoeffizienten verschiedener Zimmerpflanzen (inkl. Topf) bestimmt (Costa). Die Werte schwankten zw. 0.03 (125 Hz) und 0.72 (4 kHz) pro Kubikmeter (der gemittelte Wert der Koeffizienten bei 500 Hz von 0.10 stimmt ungefähr mit dem von Sabine bestimmten überein). In weiteren Versuchen wurde gefunden, daß die wahrgenommenen Effekte in Räumen mit wenig Bedämpfung grösser sind als in bedämpften Räumen, wobei Eckaufstellung zu bevorzugen ist, da dort auch die von den Wänden reflektierten Schallwellen absorbiert werden.

Der für die Absorption verantwortliche Mechanismus ist die Vibration der Blätter, wobei man sich das einzelne Blatt als dünnes Plättchen mit vielen verschiedenen Eigenfrequenzen vorstellen kann (Martens 1981). Die Schallschnelle des vibrierenden Blattes ist um Grössenordnungen kleiner als die von Luftpartikeln, d.h. nur ein Teil der Schallenergie wird absorbiert (durch Umwandlung in Wärme), der andere Teil wird reflektiert, gebeugt, gestreut (Martens 1980)


Sabine, „ Collected papers on acoustics“, Harvard University Press 1922

Siekman “, Outdoor acoustical treatment: grass and trees”, J. of the Acoustical Society of America 1969, vol. 46, no. 4 (part 1), p.863

Costa, “Constructieve toepassing van planten in kantoorgebouwen” http://www.groenopsc...ILE/Constructief.pdf

http://www.plants-in...677748ae9f6c06154d20

Martens, “Foliage as a low-pass filter: Experiments with model forests in an anechoic chamber”, J of the Acoustical Society of America 1980, p.66

Martens, “Absorption of acoustic energy by plant leaves”, J of the Acoustical Society of America 1981, p.303


Klaus
Klaus-R.
Inventar
#4 erstellt: 06. Mai 2017, 10:36
Nochmal hallo,

zu den übrigen Punkten:


JT13 schrieb:
Als mögliche Maßnahmen stelle ich mir vor,
- die Wand auf der Fensterseite möglichst zu bedämpfen, z.B. mit einem Regal zwischen dem Fenster und der Balkontür, wo in dem Foto der Hocker steht.


Ein Regal wird weniger dämpfen als die Schallwellen streuen. Wenn es ausschliesslich um Dämpfung zum Zwecke der Senkung der Nachhallzeit geht, wäre ein echter Absorber m.E. besser geeignet.


Die gegenüberliegende kann ich leider nicht symmetrisch abschließen. Eventuell könnte ich vor dem Tisch ein etwa 1m hohes Regal / Raumtrenner von der Rückwand bis zum Ende des Tisches aufstellen. Das dürfte allerdings zu kurz sein, um den Hauptreflexionspunkt abzudecken, der auf Höhe des Durchgangs liegt.



Akustische Asymmetrie ist erstmal nicht unbedingt schlecht, siehe hierzu meine Ausarbeitung zu diesem Thema:

http://www.aktives-h...Reflexionen_2015.pdf

Wenn ein Reflektor notwendig ist, dann sollte er natürlich den Reflexionspunkt vollständig erfassen, um sinnvoll zu sein. Eine mobile Lösung vielleicht?


Wäre ein schwerer Vorhang, der den Essbereich abgrenzt, eine Möglichkeit? Könnte es ausreichend sein, nur die Fensterseite möglichst stark zu bedämpfen und die Tisch-Seite einfach offen zu lassen, um möglichst wenige Reflexionen auf beiden Seiten zu erreichen?


Ein Vorhang wäre ein schlechter Reflektor und auch kein überragender Absorber. Wenn man Reflexionen absorbieren will/muss, dann sollte dies breitbandig und gleichmässig bis hinunter in der oberen Bassbereich (ca 150 Hz) erfolgen. Es wäre in diesem Zusammenhang interessant zu wissen, wie die Ausserachsfrequenzgänge der Triton aussehen.


Zwischen den Lautsprechern und dem Sofa möchte ich einen großen hochflorigen Teppich legen.


Zuviel dämpfen kann man eigentlich nicht, auch weitere Sofas/Sessel können nicht schaden.

Klaus
13mart
Inventar
#5 erstellt: 06. Mai 2017, 10:45

Klaus-R. (Beitrag #4) schrieb:

Zuviel dämpfen kann man eigentlich nicht


Klaus,
im Hessischen würde man dazu sagen: babbel net.
Aber bestimmt hast du eine eigene Ausarbeitung, die dich bestätigen wird ...

Gruß Mart
meg_fan
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 06. Mai 2017, 10:53
Die hat er
Dadof3
Moderator
#7 erstellt: 06. Mai 2017, 11:39
Das Zitieren wissenschaftlich fundierter Literatur ist tausend mal weniger Gebabbel als das ständige Nachplappern von irgendwo aufgeschnappten Tipps, wie zum Beispiel die, dass man einen Raum schnell totgedämpft habe, dass Lautsprecher nie in die Ecken dürften oder man Zimmerpflanzen aufstellen solle.

Ich danke Klaus jedenfalls für das Zusammenstellen der Literatur zu letzterem Thema.
günni777
Inventar
#8 erstellt: 06. Mai 2017, 12:20
Hallo Jonas,

auf den 1. Blick und als 1. Maßnahme würde ich mit der Aufstellung/Ausrichtung der Lautsprecher etwas "rumspielen". Auf der Skizze/Foto sieht das zwar Top aus und bietet sich auch spontan so an, aber ob die Positionierung auch akustisch günstig ist, weiß man halt nicht.

Ich hatte ein ähnliches Problem, TV mittig an die längere Wand geschraubt, LS links und rechts optisch schön platziert. Leider Raummoden ohne Ende, sehr indifferenziertes Klangbild, was mich nach wenigen Minuten anfing total zu nerven.

Hatte auch zuerst solche Gedanken wie bei Dir, schallharte Wände, Bedämpfung usw.

Hab die LS dann etwas nach links verschoben, linker LS ca. 20 cm, rechter LS ca. 40 cm. Das war für mich hörtechnisch eine optimale und sehr simple Lösung des Problems. Ich kann jetzt stundenlang zu meiner Zufriedenheit Musik hören auch im direkten Vergleich mit meinem Sennheiser HD 800 Kopfhörer.

Soviel kann u.U. nur wenige cm Veränderung der LS Positionierung/Einwinkelung ausmachen. Das muss aber nicht zwingend mit Deinen Lautsprechern in Deinem Raum so gut funktionieren, das kann ich nicht beurteilen.

Gruß aus DE

Günni
meg_fan
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 06. Mai 2017, 15:21

Dadof3 (Beitrag #7) schrieb:
Das Zitieren wissenschaftlich fundierter Literatur ist tausend mal weniger Gebabbel als das ständige Nachplappern von irgendwo aufgeschnappten Tipps, wie zum Beispiel die, dass man einen Raum schnell totgedämpft habe ...

Natürlich kann man einen Raum schnell überdämpfen. Im Hochton insb., weil dieser Frequenzbereich von Lautsprechern ohnehin - mehr oder weniger stark - gebündelt abgestrahlt wird, also schon wenig Energie im Raum ist. Und weil die Einrichtung da schon als Absorber arbeitet - selbst allerdünnste Vorhänge weisen Absorptionsgrade von 1 (also 100%) auf.


Dadof3 (Beitrag #7) schrieb:
Ich danke Klaus jedenfalls für das Zusammenstellen der Literatur zu letzterem Thema.

Ich auch, grundsätzlich. Aber seine Schlüsse daraus sind durchaus diskussionswürdig - Diskussionen gegen die sicher auch Klaus Nichts einzuwenden hat. Der folgende Schluss ist durchaus diskussionswürdig:

Klaus-R. (Beitrag #3) schrieb:
Pflanzen kannst Du ruhigen Gewissens von der Liste streichen, sie machen den Raum wohnlicher, aber um überhaupt Effekte zu erzielen, muss man sich grössere Mengen zulegen.
...
An der South Bank Universität (London) wurden Anfang der 90er die Absorptionskoeffizienten verschiedener Zimmerpflanzen (inkl. Topf) bestimmt (Costa). Die Werte schwankten zw. 0.03 (125 Hz) und 0.72 (4 kHz) pro Kubikmeter

Wenn Pflanzen bei 4 Khz einen Absorptionsgrad von 0,7 haben, dann ist das richtig gut. Sie wirken im Mittel- und Hochton ja auch als Diffusor. Aber klar, mit zwei 20 cm hohen Pflänzchen erreicht man Nichts, aber das trifft auch auf vergleichbar grosse Absorber zu. Da gilt einfach nur das alte Sprichwort: Von Nichts kommt Nichts.

Der im Winter mit Pflanzen vollgestopfte Wintergarten meines Vaters hat eine exzellente Akustik, die Sprachverständlichkeit in diesem an sich schrecklich halligem Glaskasten ist dann hervorragend. Ob das im Hörraum eine Alternative zu (Mittel-/Hochton-) Absorbern sein kann, muss Jeder selbst entscheiden.
Klaus-R.
Inventar
#10 erstellt: 06. Mai 2017, 17:00

meg_fan schrieb:
Natürlich kann man einen Raum schnell überdämpfen. Im Hochton insb., weil dieser Frequenzbereich von Lautsprechern ohnehin - mehr oder weniger stark - gebündelt abgestrahlt wird, also schon wenig Energie im Raum ist. Und weil die Einrichtung da schon als Absorber arbeitet - selbst allerdünnste Vorhänge weisen Absorptionsgrade von 1 (also 100%) auf.


Beim Sengpiel find ich Werte bis max 0.75. Da das Schallfeld am Hörplatz überwiegend aus Direktschall und Erstreflexionen zusammengesetzt ist, kommt es natürlich darauf an, wo man was hinhängt/-stellt, und vor allem, wie gross der Raum ist..


Der folgende Schluss ist durchaus diskussionswürdig:

Klaus-R. schrieb:
Pflanzen kannst Du ruhigen Gewissens von der Liste streichen, sie machen den Raum wohnlicher, aber um überhaupt Effekte zu erzielen, muss man sich grössere Mengen zulegen.


Der im Winter mit Pflanzen vollgestopfte Wintergarten meines Vaters hat eine exzellente Akustik, die Sprachverständlichkeit in diesem an sich schrecklich halligem Glaskasten ist dann hervorragend.


Ein vollgestopfter Wintergarten rangiert bei mir eher unter grössere Mengen. 'Ne Pflanze von 1 m3 ist wahrscheinlich schon ein ganz ordentliches Trumm.

Klaus
meg_fan
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 06. Mai 2017, 17:14

Klaus-R. (Beitrag #10) schrieb:
Ein vollgestopfter Wintergarten rangiert bei mir eher unter grössere Mengen. 'Ne Pflanze von 1 m3 ist wahrscheinlich schon ein ganz ordentliches Trumm.

Klar, eine einzelne Pflanze bringt für sich genommen "Nichts". Aber das ist auch bei einem einzelnen Absorber so. Sagt ja Niemand, stell eine Pflanze in de Ecke - und die Akustik ist top.


[Beitrag von meg_fan am 06. Mai 2017, 17:14 bearbeitet]
JT13
Neuling
#12 erstellt: 08. Mai 2017, 05:16
Besten Dank für die ausführlichen Tipps!
Ich habe die gleichen Erfahrungen wie Günni gemacht, dass wenige Zentimeter Änderung der Lautsprecherposition großen Einfluss auf den Klang haben, insbesondere in Richtung der Rückwand.

Die Pflanzen sind mehr aus ästehtischen Gründen geplant, aber können gerne um weitere Absorption ergänzt werden, notfalls auch mobil vor dem Fenster. Wäre aber schön, wenn so ein paar kleine Zitronen-, Orangen und Bananenbäumchen schon etwas zur Akustik beitragen würden.

Ich habe über das Wochenede etwas mit Room EQ Wizard experimentiert, der gezeigt hat, dass es in meinem Raum ziemlich starke SPL-Schwankungen über den Frequenzgang gibt.

untreated_unsmoothed

untreated_var_smoothing

untreated_waterfall


Ich habe mit den Verpackungskartons der Lautsprecher und ein paar Polstern verschieden Aufstellungen durchgespielt. Die Absenkung bei 150Hz konnte durch eine Box vor dem Esstisch reduziert werden und eine Box in der Ecke Vorderwand Fensterseite hat den 200Hz dip minimiert.

Meine Sitposition hat sich auch etwas näher zu den Lautsprechern bewegt, um aus der Interferenz-technisch ungünstigen Raummitte zu kommen.

Trotzalledem schwankt die SPL um über 30dB, was mir ziemlich extrem erscheint. Was wären die ersten Maßnahmen, die ihr anhand der Messungen ausprobieren würdet?

Eine Sache, die mir noch nicht so ganz klar ist. Auf der einen Seite wird meistens empfohlen, möglichst symmetrische Seitenwände zu realisieren. Auf der anderen Seite versucht man die Erstreflexionen möglichst zu bedämpfen. Ein Raumtrenner zum Esstisch hätte dementsprechend sowohl Vorteile als auch Nachteile und mir ist nicht klar, ob ich die Öffnung zum Essbereich behandeln oder mich über die geringen Reflexionen freuen und nur die Fensterseite möglichst stark bedämpfen sollte.
quecksel
Inventar
#13 erstellt: 08. Mai 2017, 07:52
Was für ein Mikro hast du zum Messen genutzt? Ohne Kalibrierung sieht das oft so aus, Bassabfall und Höhenanstieg.

Ich würde die Symmetrie bevorzugen.
JT13
Neuling
#14 erstellt: 08. Mai 2017, 15:43

quecksel (Beitrag #13) schrieb:
Was für ein Mikro hast du zum Messen genutzt? Ohne Kalibrierung sieht das oft so aus, Bassabfall und Höhenanstieg.

Ich würde die Symmetrie bevorzugen.

Ich hatte nur ein Mikrofon aus dem Büro zur Hand: http://www.jabra.com...ries/jabra-speak-510
Gehst du davon aus, dass das Mikro sehr unausgewogen ist? Ich schaue mal, dass ich ein ordentliches ausgeliehen oder bestellt bekomme.
quecksel
Inventar
#15 erstellt: 08. Mai 2017, 16:50
Ok, dann liegts am Mikro. Am besten schaust du dich mal nach einem Umik-1 um, das ist die simpelste Lösung.
JT13
Neuling
#16 erstellt: 13. Mai 2017, 16:02
Hier einige Messungen mit einem 90 Grad kalibriertem UMIK-1, das an der Hörposition Richtung Decke zeigt. Ich habe wieder die mit Styropor gefüllten Verpackungsboxen der Triton an verschiedenen Positionen im Raum platziert. Den größten Effekt ergab es in der Ecke Front-Fensterseite, wo sich der 65Hz Dip deutlich reduziert hat. Dafür ist ein neuer Dip bei 150Hz enstanden. Bei einer Platzierung vor dem Tisch für eine höherer Symmetrie, ergaben sich kaum Änderungen in der SPL, aber die Nachhallzeit ist konsistenter über das Spektrum. Mit den Boxen hinter dem Mikrophon, was die Schränke simulieren soll, die dort aufgestellt werden, hat sich der 65Hz Dip auf 35dB erhöht.

Welche Messwerte haltet ihr für am bedenklichsten und welche Maßnahmen würdet ihr dafür vorschlange?

SPL Overlay
Waterfall 20-20k
Waterfall 20-400
Waterfall mit Boxen in Ecke 20-400
RT60
13mart
Inventar
#17 erstellt: 13. Mai 2017, 18:34

JT13 (Beitrag #16) schrieb:

Welche Messwerte haltet ihr für am bedenklichsten und welche Maßnahmen würdet ihr dafür vorschlange?


Der Raum ist ziemlich kahl und man sieht in den Messungen einen Frequenzanstieg von 3 khz bis 10 Khz.
Hier würde ich an Abhilfe duch eine passende Raumausstattung denken: Teppiche, Absorber, Polster ... und
nimm doch mal den gruseligen Couchtisch weg und miss erneut. Der Tiefbass sieht hingegen nicht schlecht
aus: drei Moden, keine dominiert.

Gruß Mart
JT13
Neuling
#18 erstellt: 20. Mai 2017, 19:57
Ich habe noch etwas mit den Lautsprecherpositionen gespielt, während ich auf die Lieferung von Teppich, Regale usw. warte. Den Wohnzimmertisch habe ich ebenfalls zur Seite geschoben.
Durch das Verringern des Abstandes zwischen den Lautsprechern um ~20cm hat sich der Klang subjektiv deutlich verbessert. Die Messungen zeigen ab 300Hz auch einen ziemlich glatten Verlauf. Der Bereich darunter schwankt aber immer noch um 20dB.

May20_no_treatment_speaker_closer_2

Wasserfall sieht über 300Hz auch sehr ordentlich aus, aber darunter klingen einige Frequenzen erst nach 1,5s ab.

May20_no_treatment_speaker_closer_waterfallMay20_no_treatment_speaker_closer_waterfall_20-400

Mit Pink Noise aus REW zwischen 10-300Hz habe ich an meiner Hörposition 60dB gemessen. Entlang der Fensterseite um die 63dB und in der Ecke Rückseite Lautsprecher/Fenster 65dB bis 69dB auf Bodenhöhe. Meint ihr, hier würde eine Basstrap Abhilfe schaffen? http://www.gikacoustics.com/product/gik-acoustics-tri-trap/
Das Fenster am Erstrfelexionspunkt und die offene Seite dürften auch nicht optimal sein. Dafür hatte ich an zwei portable Absorber gedacht, da ich beide Seiten nicht permanent schließen möchte: http://www.gikacoustics.com/product/freestand-bass-trap/

Wären das die vielversprechendsten Maßnahmen, oder hättet ihr andere Vorschläge?

Screen Shot 2017-05-20 at 12.53.24 PM
meg_fan
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 21. Mai 2017, 19:02
Unter 100 Hz wird's mit "Absorberchen" schwierig, insb. wenn sie nicht perfekt platziert werden.

Praktisch alle wesentlichen Peaks/Dips sollten durch Axialmoden erklärbar sein. Du müsstest mal anhand der Frequenzen die Wege ermitteln, auf denen sich die entsprechenden Moden ausbilden, dann kannst Du die Peaks/Dips den Moden und ihrer Ordnung zuweisen und entsprechend Lösungen suchen. Ich habe Dir mal die relevanten Wege eingezeichnet. Die Vertikale nicht vergessen!

skizze_771939

Der fiese Dip bei 165 Hz dürfte SBIR sein.
günni777
Inventar
#20 erstellt: 21. Mai 2017, 20:16
He, he, Fadenkreuz sieht für mich lustig interessant aus und entspricht zufällig fast genau meiner Vorstellung, den gesamten Hörplatz mit den Lautsprechern ca. 20 - 50 cm nach links zu verschieben, also Mitte Fadenkreuz. Könnte sein, das Klangbild dann schon ohne Raumkorrektur System schön "einrastet".?

Ich hatte ja schon in meinem Post #8 geschildert, wie gut das in meiner Situation funktioniert hatte, nachdem ich meine Lautsprecher ca. 20/40 cm weiter nach links positioniert hatte.

Optisch wäre das natürlich bei Dir nicht so ideal und ob's tatsächlich funktionieren würde, ist ja auch nicht sicher. Die Umsetzung sollte auch in kleineren Schritten von wenigen cm erfolgen, bis die optimale Position gefunden ist.

Wäre interessant zu erfahren für den Fall, das Du das auch selbst gerne mal zumindest testweise so aufstellen möchtest. Oder hattest Du diese Position schon mal so ausgerichtet?


[Beitrag von günni777 am 21. Mai 2017, 20:24 bearbeitet]
JT13
Neuling
#21 erstellt: 22. Mai 2017, 04:52
Was ist die beste Methode die Moden aufzuspüren, Sinuswelle mit der Dip-Frequenz spielen und mit dem SPL-Meter den Raum abgehen? Mit Rechnungen komme ich mit meiner L-Form und den Dach-/Zimmerschrägen wohl nicht weit.
Ich habe das mit 65Hz testweise entlant der vertikalen Achse durchgeführt und 20dB Unterschied innerhalb eines Meters gemesse und ich saß ursprünglich mitten in der Null.
Der 150Hz Dip lässt sich um 5-10dB reduzieren, wenn man den Verpackungskarton der Triton an den Erstreflexions auf der Küchenseite platziert. Subjektiv verbessert sich auch das Stereobild. Wäre es sinnvoll hier einen portablen Absorber hinzustellen oder versuche ich eigentlich das Gegenteil zu erreichen und mehr Reflexionen zu schaffen?

may_21_positioning_and_boxes

final_waterfall

Der Bereich unter 300Hz sieht insbesondere bei 65Hz und 150Hz schöner aus, darüber ist es leider etwas unruhiger geworden.
Ich habe auch mit den Lautsprecherpositionen experimentiert und auch alles gesamt nach links verschoben. Letztendlich bin ich aber wieder zur ursprünglichen Position zurückgekehrt, wo der Sound schön "einrastet". Nur 2-3cm in jede Richtung verschlechtern den subjektiven Eindruck deutlich.
Weitere Experimentiervorschläge, um die größten Dellen im Frequenzgang zu glätten?
13mart
Inventar
#22 erstellt: 22. Mai 2017, 10:31
ich finde, der Grundtonbereich sieht nicht schlecht aus -
ist ja alles immer auch eine Frage der Darstellung auf
dem Bildschirm. Versuchen würde ich einen Absorber
auf der Schräge über dem Bett.

Gruß Mart
meg_fan
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 22. Mai 2017, 11:12

JT13 (Beitrag #21) schrieb:
Mit Rechnungen komme ich mit meiner L-Form und den Dach-/Zimmerschrägen wohl nicht weit.

Ohne Berechnen kommst Du gar nicht weiter! Dann musst Du es machen wie "Alle", DSP kaufen und Frequenzgang verbiegen.

Nimm doch mal die Weglängen der Linien die ich eingezeichnet habe. Das sind etwa 5,3 m. Und 5,8 m. Und 2,6 m (Boden/Decke). Raumlänge "unten" (inkl. Küche) vermutlich etwa 8,2 m?

Die Frequenzen dazu:

65 Hz (5,3 m, 2. Ordnung)
+ 32 Hz (5,3 m, 1. Ordnung)

59 Hz (5,8 m, 2. Ordnung)
+ 30 Hz (5,8 m, 1. Ordnung)

130 Hz (2,6 m, 2. Ordnung)
+ 65 Hz (2,6 m, 1. Ordnung)

42 Hz (8,2 m, 2. Ordnung)
+ 21 Hz (8,2 m, 1. Ordnung)
+ 84 Hz (8,2 m, 3. Ordnung)

Das korreliert doch ganz hervorragend mit deinen Messungen. Soll das Zufall sein?
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