Dröhnen bei Abhörposition an der Wand

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Micha670
Neuling
#1 erstellt: 20. Mai 2020, 22:19
Hallo zusammen,
ich versuche seit längerem den Bass in meinem Zimmer unter Kontrolle zu kriegen. Mein Zimmer ist ca 3x4 m groß und ich höre von meinem Bett aus. Da noch ein Schreibtisch im Zimmer steht habe ich keine Möglichkeit meine Hörposition weit genug von der Wand weg zu kriegen und der Bass wird von der Wand stark reflektiert sodass er stöhnt.
Meine Frage ist, ob es eine Möglichkeit gibt dieses Problem ohne teure Bassfallen evtl durch Umstellen der Lautsprecher zu lösen. Sie stehen momentan mit genügend Abstand neben und hinter den Boxen an der kürzeren Wand.
Steven_Mc_Towelie
Inventar
#2 erstellt: 20. Mai 2020, 23:10

Micha670 (Beitrag #1) schrieb:

Meine Frage ist, ob es eine Möglichkeit gibt dieses Problem ohne teure Bassfallen evtl durch Umstellen der Lautsprecher zu lösen.

Wenn du Glück hast, ja, ich würde das einfach durch umstellen testen, oft sind es nur wenige Zentimeter.
Dein Hörplatz direkt an der Wand tut hier natürlich auch sein Übriges.

Googel mal nach Raummoden, bzw. schau mal hier rein hunecke

Wenn deine Quelle ein PC ist, kann man dort per EQ eingreifen, vorher mal checken, welche Frequenzen bei dir dröhnen.
Ansonsten bleibt dir noch der Bassregler am Verstärker.
sakly
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 21. Mai 2020, 07:17
Hi,

an der Wand hast du immer ein Druckmaximum, das ändert sich auch mit Umstellen der Lautsprecher nicht.
Wenn du an der Hörposition nichts ändern kannst, kommst du um die Nutzung eines Equalizers wohl nicht herum.
Poetry2me
Inventar
#4 erstellt: 21. Mai 2020, 08:40
Bei Raumgröße 3m x 4m sind die Optionen knapp.

Du kannst auf jeden Fall passive Bassfallen aufstellen, also Eck-Absorber. Dabei darf man auch kreativ sein. Meist stehen ja Möbel in den Ecken, wenn der raum gut ausgenutzt werden muss. Also kommen solche Absorber evtl. an die Ecken oben, statt unten. Manchmal sind auch unter Betten noch Räume, oder hinter Regalen in den Ecken.

Es gibt die zwei Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun:
1. Absorber, welche von vorne herein Resonanzen (Die raum-geometrisch bedingten Muster dieser Resonanzen heißen "Moden") vermeiden.
2. Aktive Bearbeitung des Signals, bevor es an zum Endverstärker kommt, so dass bestimmte Frequenzen aus dem Musiksignal herausgefiltert werden. Das hat eigentlich auch Nebenwirkungen wie Phasendrehungen etc., aber scheint aber von Vielen akzeptiert zu sein. Es wird oft von AV-Receivern etc. mittels Messmikrofon und einer Einmessprozedur angeboten.

Ich selbst bevorzuge Variante 1.

- Johannes
sakly
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 21. Mai 2020, 09:01
Der Nachteil an Variante 1 ist der große Volumenbedarf solcher passiven Absorber in dem Frequenzbereich. Zudem finde ich das auch optisch meist nicht so ansprechend, wobei das natürlich stark von der Umsetzung abhängt. Letztlich sind es aber immer große (mich eher störende) Gebilde.
Variante 2 funktioniert deshalb so gut, weil das Gehör in dem Bereich einfach nicht so empfindlich ist. Die Frequenzen werden ja auch nicht herausgefiltert, sondern passend zur Schalldruckerhöhung durch die Mode im Pegel reduziert. Letztlich verbessert das zwar nicht den Nachhall dieser Frequenzen (im Gegensatz zu 1), aber das Dröhnen ist trotzdem weg und da die Frequenzen im Pegel deutlich leiser angeregt werden, hallen sie auch nicht so lang nach wie vorher. Das schöne an Variante 2 ist für den Bassbereich also eine gehörtechnisch ähnlich gute, bzw. nur wenig schlechtere Lösung mit nur einem kleinen Kästchen.
Poetry2me
Inventar
#6 erstellt: 21. Mai 2020, 09:26
Bei "Dröhnen" reden wir über tiefe Frequenzen, welche große Wellenlängen haben.

Die Wellenlänge λ (Lambda) lässt sich durch einen einfachen Dreisatz aus der Frequenz f berechnen und umgekehrt.
Die zusätzlich erforderliche Zahl ist die konstante Schallgeschwindigkeit c in der Einheit Meter pro Sekunde.

    c = 343m/s

Berechung der Wellenlänge in Meter:
    λ = c / f

Beispiel für f = 30Hz:
    λ = 343 / 30 = 11,4m


Formel umgestellt
Berechnung der Frequenz in Hertz [Hz]
    f = c / λ

Beispiel:
    f = 343 / 11,4 = 30Hz


Nach dem kleinen Ausflug in die Theorie können wir nun die wichtigsten Dröhn-Resonanzen in DEINEM RAUM berechnen:

Noch eine Anmerkung:
Eine Resonanz besteht zwischen gegenüberliegenden Wänden, wobei der Wandabstand der HALBEN Wellenlänge entspricht. Wir müssen bei der Länge also noch den Faktor 2 ins Spiel bringen.

    f_R1 = 343 / (4*2) = 43Hz

    f_R2 = 343 / (3*2) = 57Hz
sakly
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 21. Mai 2020, 10:40
Gut als Überblick und kurzen Ausflug, aber genau das macht der bereits verlinkte Hunecke-Rechner für alle Raumdimensionen ziemlich einfach und übersichtlich.
In größeren Räumen sind auch die Moden 2. Ordnung oft die Störenderen.
Micha670
Neuling
#8 erstellt: 21. Mai 2020, 16:08
Erstmal vielen Dank, ich hatte nicht erwartet so schnell so viele Tipps zu erhalten.
Ich stecke gerade mitten im Abitur und kann leider momentan nicht mein ganzes Zimmer umstellen, ich werde jedoch wenn ich es hinter mir hab nocheinmal versuchen durch die positionierung von Schränken in den Ecken rechts und links neben der Hörposition das Dröhnen etwas zu unterdrücken.
Das Problem wird jedoch sein dass ich keinen Schrank habe der hoch ist und ich denke, dass die Auswirkung deshalb nicht sonderlich groß sein wird. Absorber für unter die Decke werden finanziel warscheinlich nicht drin sein. Aber wenn ich dann noch den Bass am Verstärker reguliere (ich höre vom TV aus, da mein alter pc keine gute Soundkarte hat und kann deshalb keinen EQ benutzen) könnte ich das ganze in den Griff zu bekommen.
Noch einmal Danke!

MfG Micha
Micha670
Neuling
#9 erstellt: 21. Mai 2020, 16:18
Aber noch eine andere Frage.
Ich nutze im Moment noch eine Kompaktanlage von Panasonik (pmx9), habe jedoch vor mir vernünftige Standboxen zu kaufen, da mit der Klangqualität vor Allem bei höherer Lautstärke nicht mehr ausreicht. Würde es bezogen auf die Raummode einen Unterschied machen, wenn ich bessere Boxen hätte, die Bassreflexöffnung vorne wäre oder der Tiefnöner an der Seite wären? Ich habe mir gestern bei einem Freund die Audiodata Ambiance angehört, mit Tieftönern an der Seite. Seine Hörposition war ebenfalls direkt an der Wand und das Dröhnen bei ihm war auch bei hoher Lautärke nur sehr leicht zu hören nicht stören. Der Raum war jedoch auch etwas größer, so ca 5x4 m.
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 21. Mai 2020, 18:35

Micha670 (Beitrag #9) schrieb:
Seine Hörposition war ebenfalls direkt an der Wand und das Dröhnen bei ihm war auch bei hoher Lautärke nur sehr leicht zu hören nicht stören. Der Raum war jedoch auch etwas größer, so ca 5x4 m.

Das Dröhnen resultiert im Wesentlichen aus der Beschaffenheit des Raumes, ein Kellerraum z.B. lässt kaum Schallenergie "raus", die Energie bleibt im Raum und überlagert sich mit dem ja stetig weiter abgegebenen Schall, was Du dann als Dröhnen wahrnimmst. Eine Altbau-Dachgeschoss-Raum dagegen lässt i.d.R. grosse Teile des Schalls "durch" -> weniger Energie bleibt im Raum, weniger Dröhnen.

Und dann kommt es eben darauf an, welche Frequenzen Raummoden ausbilden und ob das gehörte Musikstück diese Frequenzen nennenswert enthält. Eine Mode die nicht angeregt wird, tritt natürlich auch nicht hörbar in Erscheinung. Je grösser ein Raum, desto tiefer liegen die stärksten Moden (siehe obige Rechnung), bei 5m Raumlänge liegt die Grundmode bei etwa 34 Hz - und damit in einem Bereich, der durch Musik selten überhaupt angeregt wird.

Die beste Klangqualität erreicht man in unoptimierten Räumen im Nahfeld, zudem mit (stark) bündelnden Lautsprechern. Typisch dafür sind Studiomonitore, die, da Arbeitsgeräte, zudem ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis haben. Da sind i.d.R. Aktivlautsprecher, man spart sich also die Endstufe, zudem verfügen fast alle Aktivmonitore über eine Art EQ, der dazu dient, suboptimale Aufstellungen zu korrigieren. Die durch die Wand hinter Dir entstehende Überhöhung im Bass wäre damit also korrigierbar, ohne weiteres Equipment. Ich würde Dir daher zu solchen Lautsprechern raten, sehr interessant sind z.B. JBL LSR 305 oder 308. Die Klangqualität ist mindestens vergleichbar mit HiFi-Lautsprechern im unteren bis mittleren 4-stelligen-Bereich. Der Preis ist kein Druckfehler.
Poetry2me
Inventar
#11 erstellt: 21. Mai 2020, 19:43
@Micha670:
Deine Minianlage hat relativ kleine Boxen. Physikalisch bedingt können aus solchen Boxen keine tieferen Frequenzen wiedergegeben werden., als ca. 70Hz. Mit etwas Pech sogar nur 100Hz. Darunter wird es dünn.

In einem Testbericht aus dem SFT Magazin zu der Anlage SC-PMX9 liest man unter Minuspunkte: "-- Bass etwas zu dominant"

Es kann also sein, dass die kleinen Lautsprecher noch oberhalb 70Hz eine satte Anhebung mittels Bassreflex-Resonanz produzieren, um das Fehlen der Frequenzen unterhalb etwas zu verschleiern.

Ja, natürlich werden größere Lautsprecher auch mehr und saubereren Bass bringen. Bedenke aber auch, dass Digitale Endstufen immer auch impedanz-angepasste Lautsprecher brauchen, weil sie ansonsten Frequenzgangfehler im Präsenzbereich erzeugen.

Die Resonanzen Deines Raumes (Bereich 40 - 60 Hz) werden dann auch noch besser angeregt.

Welche Dämpfungsmaßnahmen hat Dein Freund denn in seinem Raum? Sofas, Sessel, in den Ecken? Voränge aus dichtem Stoff in den Ecken? Gefüllten Kleiderschrank? All diese Dinge spielen dann ja eine Rolle für den Bass, weil das alles Absorber für tiefe Frequenzen sind.
Außerdem hat sein Raum dann 4 x 5 = 20m^2 Fläche, also deutlich mehr als Dein Raum mit 3 x 4 = 12m^2

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 21. Mai 2020, 19:46 bearbeitet]
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