Optimierung der Akustik im Altbauwohnzimmer - Stimmenwiedergabe

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David121
Stammgast
#1 erstellt: 03. Jul 2020, 12:59
Hallo zusammen,

wir sind vor rund 3 Jahren in ein neues altes Haus eingezogen und nachdem nun alle Renovierungsarbeiten endgültig abgeschlossen sind, beschäftige ich mich ein wenig mit der Akustik in unserem Wohnzimmer, das gleichzeitig auch mein Hörraum ist.

Der Raum ist rechteckig und 6m*4m groß, die Deckenhöhe beträgt 3.05m. Die Lautsprecher (B&W 704 s2) stehen an der schmalen Seite des Zimmers und haben 75cm Abstand zur Rückwand und ungefähr 1m Abstand zu den Seitenwänden.

Ich sitze recht perfekt im Stereodreieck, dementsprechend befindet sich hinter mir sehr viel Raum. Ansonsten befinden sich in dem Zimmer auch einige Regale, eine sehr große Couch mit vielen Kissen und auch die Wände sind gut voll - vor allem mit Regalen für meine Schallplatten. Schließlich liegt zwischen mir und den Lautsprechern ein Teppich.


Insgesamt bin ich mit der Akustik nicht unzufrieden. Ich habe eine schöne Bühne, auf der ich die Instrumente sehr genau orten kann und die Musik löst sich gut von den Lautsprechern. Bass ist ok, tendenziell eher sogar zu stark, und die Höhen sind nicht zu aufdringlich.

Der einzige Punkt, den ich gerne verbessern würde, ist die Stimmenwiedergabe. In meinem alten Hörraum waren die Stimmen sehr präsent und es klang, als stände der Sänger neben mir. In meinem neuen Hörraum gehen die Stimmen ein wenig unter. Die Instrumente sind deutlich präsenter und es klingt, als hätte der Toningenieur das Micro des Sängers nicht laut genug geregelt.

Ich persönlich schiebe den Effekt auf die Hohe Decke und damit verbundenen Hall. Idealerweise würde ich eine Akustikdecke installieren aber ich kann mich nicht dazu durchringen, die Decke abzuhängen. Eine hohe Decke macht ja gerade den Charme von so einem Jugendstil Haus aus.

Dementsprechend bleiben aus meiner Sicht nur 2 Möglichkeiten:

1. Den Raum grundsätzlich weiter bedämpfen, um den Hall zu reduzieren (evtl Akustikbilder, Basotect Absorber an den Wänden etc.)

2. Einmessen und elektronisch Nachregeln. Mein Verstärker hat allerdings kein Messsystem - dementsprechend würde ich in diesem Fall z.B. ein mini DSP kaufen und in meine Kette einbringen.

Würde aus Eurer Sicht eine der beiden Optionen den gewünschten Effekt bringen oder habt ihr noch weitere Ideen?

Vielen Dank,

David
Poetry2me
Inventar
#2 erstellt: 03. Jul 2020, 13:47
Hallo David,

ich denke, Du hast schon die richtigen Schlüsse gezogen.

Der stärkere Nachhall "vernebelt" üblicherweise die Stimmwiedergabe und man muss ihn reduzieren durch Bedämpfung.

Diese darf nur nicht zu stark werden am Ende, wobei ein Zimmer wie Du es beschreibst schon ein paar flauschige Teppiche und Akustikbilder verträgt.

Einen zusätzlichen Tipp hätte ich, der speziell die Sprachverständlichkeit fördert:
Akustische Diffusion.

Es gibt dafür entweder speziell angefertigte "Diffusoren", oder man verlässt sich auf Bücherregale an den Seiten oder an der Rückwand.

- Johannes
GAREA
Inventar
#3 erstellt: 03. Jul 2020, 13:56
Diffusion erfordert bestimmte Abstände zur Hörposition.
Ich würde auch eher absorbieren... speziell im für Sprache relevanten Frequenzbereich (also nicht nur Vorhänge und so etwas). Das Problem kennt man ja auch sonst im Leben... in halligen Räumen lässt‘s sich schlechter unterhalten als in trockenen.

Elektronisch kriegst du das natürlich nicht hin. Damit werden nur bestimmte Frequenzen abgesenkt - den Nachhall (grob gesagt die Zeit, in der der Pegel einer bestimmten Frequenz um 60dB abgefallen ist) reduziert das natürlich nicht.

Wenn du keine Akustikdecke anbringen willst... vielleicht kannst du dich mit einem Deckensegel + Beleuchtung anfreunden?
Dazu noch die ein oder anderen Akustikbilder, und es sollte schon ganz annehmbar sein.


[Beitrag von GAREA am 03. Jul 2020, 13:59 bearbeitet]
David121
Stammgast
#4 erstellt: 06. Jul 2020, 15:14
Hallo,

vielen Dank schon einmal für das Feedback.

Ich habe wie beschrieben einen Teppich zwischen Lautsprecher und Hörplatz. Ich habe zudem mit dickeren Teppichen experimentiert - das hat eine Verbesserung gebracht. Deshalb blieb der liegen, der mir am besten gefallen hat.

Diffusion hilft glaube ich auch nur Bedingt. Die Rückwand ist recht weit von meinem
Hörplatz entfernt und zusätzlich zu der großen Couch davor sind an ihr auch bereits einige Regale mit Schallplatten angebracht.

Ein Deckensegel kommt momentan nicht in Frage. Ich habe versucht das Thema mal vorsichtig mit meiner Frau zu diskutieren und das Feedback war sehr eindeutig...

Ich denke ich werde noch ein wenig mit Absorbern an den Wänden experimentieren. Das ist nicht optimal aber ich bin auch nicht weit weg von einem Klang, wie ich ihn mir vorstelle.

Vielen Dank und Gruß,

David
AusdemOff
Inventar
#5 erstellt: 06. Jul 2020, 16:18
Wenn man den Raum akustisch im Sprachbereich bedämpfen möchte, muß man keine Akustikdecke
"kilometerweit" abhängen. Da der Raum 3,05m hoch ist, würde, bedingt durch die Akustikdecke, maximal 15cm
an Höhe verloren gehen. Ob man das wirklich optisch bemerkt? Akustisch wird der Effekt sofort bemerkbar sein.


[Beitrag von AusdemOff am 06. Jul 2020, 23:10 bearbeitet]
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 06. Jul 2020, 19:40

David121 (Beitrag #4) schrieb:
Ein Deckensegel kommt momentan nicht in Frage. Ich habe versucht das Thema mal vorsichtig mit meiner Frau zu diskutieren und das Feedback war sehr eindeutig.

Fragt Sie dich auch bevor sie Dekoschrott, Kleinmöbel, Gardinen, o.Ä. anschafft/aufstellt?
David121
Stammgast
#7 erstellt: 06. Jul 2020, 21:45
Leider ja, sonst hätte ich das Problem längst gelöst.
sakly
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 07. Jul 2020, 06:52

David121 (Beitrag #7) schrieb:
Leider ja, sonst hätte ich das Problem längst gelöst.


Vielleicht sagst du nur zu oft "ja, ok" und sie genauso oft "nein" 😄

Kleiner Scherz am Rande 😇

Ohne Arme keine Kekse.
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 07. Jul 2020, 08:59

sakly (Beitrag #8) schrieb:
Vielleicht sagst du nur zu oft "ja, ok" und sie genauso oft "nein" 😄 Kleiner Scherz am Rande 😇

LOL, genau so kenne ich _viele_ Frauen, völlig maßlos und herrisch, wie unerzogene Kinder

Kleiner Schmerz am Rande

Aber mal BTT: Insb. bei der Deckenhöhe fällt z.B. ein deckenfarbener Absorber praktisch gar nicht auf, den besser zu verstecken geht ja fast gar nicht. Der muss ja nicht als Segel baumeln. Was könnte dagegen sprechen?
David121
Stammgast
#10 erstellt: 07. Jul 2020, 10:43
Das stimmt eigentlich. Dann könnte ich auch nochmal die Lampen etwas versetzen.
Wie Dick müsste der Absorber denn sein?
Poetry2me
Inventar
#11 erstellt: 07. Jul 2020, 12:47
In der Arbeit haben wir uns mit einem Akustikbild geholfen. 5cm Basotect hinter einem durchlässigen Stoff davor gespannt, der mit einem schönen Bild bedruckt ist.


[Beitrag von Poetry2me am 07. Jul 2020, 12:47 bearbeitet]
Tobiii2
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 07. Jul 2020, 14:05

David121 (Beitrag #10) schrieb:
Das stimmt eigentlich. Dann könnte ich auch nochmal die Lampen etwas versetzen.
Wie Dick müsste der Absorber denn sein?

Naja, 8 cm Basotect sollten es schon sein, besser 10 cm. Wenn's nur um Sprachverständlichkeit geht, würden notfalls auch 5 cm reichen. Ich denke aber, einen Unterschied von 3 - 4 cm sieht man nicht. Basotect weil's in dem Bereich am wirksamsten ist. Und sehr leicht, was sich bei Deckenkonstruktionen ja immer anbietet.
David121
Stammgast
#13 erstellt: 07. Jul 2020, 15:04
Es geht wirklich nur um Sprachverständlichkeit.
Ansonsten gefällt mir der Klang wirklich sehr gut.
Poetry2me
Inventar
#14 erstellt: 07. Jul 2020, 19:21
Sprachverständlichkeit:
Man kann sich an den Akustik-Richtlinien für die Gestaltung von Klassenzimmern in den Schulen orientieren.

Dort will man ja ebenfalls, dass ein gewisser Rest-Nachhall vorhanden ist.

Leider finde ich gerade nciht die Webseite, wo ich die entsprechenden Bilder dazu gesehen habe, wo und wie es mit schallschluckenden Materialen bearbeitet werden sollte. Das ist durchaus nicht übermäßig viel.

- Johannes
Kay*
Inventar
#15 erstellt: 15. Jul 2020, 15:25
mein Vorschlag,
Messmikro besorgen und mit REW, CARMA, ARTA, usw. messen,
...
dann muss man nicht spekulieren, sondern sieht, wo man akustisch nachbessern sollte.
(spart Geld und erhält ggf. den optischen Charakter des Raumes)

p.s.
wenn an nah genug vor den LS sitzt,
ist bei der grossen Deckenhöhe eine Behandlung der Decke keineswegs zwingend
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