Hörraum: Erreichen guter Akustik mit Absorbern, Resonatoren und Diffusoren

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Matze-1234
Neuling
#1 erstellt: 03. Jan 2024, 14:18
Hallo zusammen,

ich bin dabei meinen Hifi-Hörraum mit gezielten Raumoptimierungen zu verbessern ein gutes Hörerlebnis zu schaffen. Der Fokus liegt auf einem klar definierten Stereobild. Eine breite Klangbühne mit gut hörbarer 3D-Staffelung ist mir wichtig. Zudem zielt die Raumoptimierung darauf ab, die grundsätzliche Klarheit von Stimmen und Instrumenten zu verbessern.

Ich möchte zunächst ohne digitale Hilfsmittel einen möglichst guten Frequenzgang nah an meiner house curve (modeled after Harman’s preferred listening curve) haben. Die Nachhallzeit soll zudem auch möglichst gleichmäßig über den Frequenzgang sein und bei einem guten Wert liegen. Ich hatte da jetzt zunächst zwischen 300 und 400ms angepeilt. Schallabsorber habe ich bereits gebaut und wäre nicht abgeneigt jetzt auch Helmholzresonatoren und/oder Diffusoren selber zu bauen und einzusetzen.

Mein Raum
Ich habe einen kleinen Hörraum mit hohen Decken, den ich auch als Home Office nutze. Die Maße sind 376 cm breit, 359 cm tief und 310 cm hoch.

Was ich bisher gemacht habe
Nach vielem Probehören hatte ich für mich Lautsprecher mit Airmotion-Transformer im Hochtonbereich verliebt. Die spielen mit Leichtigkeit viele Instrumente so klar und Stimmen kommen noch besser rüber. Fertig zu kaufen, für mich damals viel zu teuer. Um Längen günstiger war der Selbstbau. So bin ich vor Jahren zu meinen guten Standboxen gekommen. Damit fing die Hifi-Reise an...

Duetta-Top-Standversion-1

Zunächst wurden knallhart alle schlecht Aufnahmen aussortiert. Auf einer miesen Anlage, mit einfachen Lautsprechern hört man das nicht, aber jetzt hörte man alles... Dann musste der Verstärker getauscht werden und ich hatte mir einen Röhrenverstärker mit KT88-Röhren geholt. Ein riesen Sprung nach vorne.... ABER: Die größte Veränderung nach den Lautsprechern war die akustische Behandlung des Hörraumes. Den sowie der Lautsprecher spielt, so spielt der Raum quasi mit.

Ich habe insgesamt 6 dicke Absorber gebaut und jeweils zwei links und rechts sowie unter der Decke bei der 1. und 2. Reflektion (bzw. 1. Reflexion des gegenüberliegenden Lautsprechers) platziert. Plötzlich konnte man Dinge hören, die zuvor nicht hörbar waren. Hintergrundknackser sind klar als Schnippsen zu erkennen; man muss sich nicht mehr so anstrengen, um Instrumente klar zu orten und vieles mehr. Einfach genial. Gänsehaut pur.

Absorber

Meine Probleme
Ich habe die Lautsprecher mithilfe von REW und Mikrofonmessungen positioniert und ausgerichtet. Es wurde deutlich, dass die Absorber in diesem Setup sehr gut arbeiten und im mittleren bis oberen Frequenzbereich für einen guten Frequenzgang sorgen. Allerdings habe ich bemerkt, dass eine leichte Verbesserung durch eine andere Positionierung der Lautsprechern oder Absorbern auf Kosten eines anderen Teils des Frequenzgangs erfolgt. Insgesamt erkenne ich einige Raummoden und Erhöhungen sowie Auslöschungen am Hörplatz.

Akustische Messung
Ich habe die REW-Messungen mit dem von REW präferierte kalibrierte USB-Mikrofon minidsp UMIK-1 durchgeführt.

SPL (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)
RT60 (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)
Spectrogram (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)

Dabei haben ich folgende problematische Raummoden in der unten aufgeführten Relevanz ausfindig gemacht:

1. 128,5Hz -15dB (zur house curve)
2. 60,1Hz -12,7dB
3. 105,6Hz -9,4dB
4. 157,1Hz -8dB
5. 80,0Hz -7,4dB
6. 266,8Hz -5,7dB

Die optisch am fiesesten wirkende Raummode bei 46,7Hz hat nur rund +10dB zur house curve.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich jetzt damit weiterhin umgehen soll, um weitere Fortschritte zu erzielen. Ich bin der Meinung, dass die Überhöhungen weniger schlimm sind, als die Auslöschungen am Hörplatz. Die Überhöhungen lassen sich ggf. leicht mit einem parametrischen EQ ausbügeln. Die Löcher aber bleiben.
BassTrap
Inventar
#2 erstellt: 04. Jan 2024, 02:55

Matze-1234 (Beitrag #1) schrieb:
SPL (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)

Ist das L+R zusammen an einer einzelnen Mikrofonposition gemessen? Miss mal L und R separat.
Matze-1234
Neuling
#3 erstellt: 04. Jan 2024, 10:18
Hallo BassTrap,

ich mache immer 3 Messungen (L, R und L+R). Die gepostete Messung war in der Tat L+R. Die Messungen sind alle an der selben Mikrofonposition durchgeführt worden. Bisher habe ich nur eine einzelne Mikrofonposition für die Messungen, die genau an der Hörposition liegt.

Hier die dazugehörige linke Messung:
SPL (L Pos-73zu50cm+Absorber)
und hier R:
SPL (R Pos-73zu50cm+Absorber)
Chris3636
Inventar
#4 erstellt: 04. Jan 2024, 13:29
[quote="Matze-1234 (Beitrag #1)

SPL (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)
RT60 (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)
Spectrogram (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)

Du hast das spektrogramm falsch skaliert. Skalier das mal mit -60 dB
Unter
Controls

Appearance settings

Scale Range 60db
imLaserBann
Inventar
#5 erstellt: 04. Jan 2024, 15:23
Hallo,

vorab: das Finish der Lautsprecher sieht super aus!

Aber was genau ist jetzt gefragt?

Die fundamentalen Raummoden längs und quer liegen ja irgendwo bei 45 - 50 Hz, dort wo man es nun auch in der Messung sieht. Wenn man das mit porösen Absorbern weg haben möchte, muss man massiv dicke Absorber verbauen, da kommt man mit 14 cm Elementen leider nicht so weit.

Wenn ohnehin ein DSP-Einsatz geplant ist, würde ich das an dieser Stelle jetzt schon machen, sprich ein MiniDSP (mit Dirac) in die Kette aufnehmen.

Man kann natürlich auch nochmal eine Runde Aufstellungsoptimierung probieren. Kann man auch erstmal virtuell mit der REW Roomsim spielen.
Screenshot 2024-01-04 131156

oder noch mehr Absorber verbauen? Richtung 50x50x300 cm in allen Ecken oder einzelne Wände vollflächig?

Mit dem Bau von Helmholtz-Resonatoren kenne ich mich leider zu wenig aus. Die sollen ja eher schmalbandig wirken, so dass man die Frequenz der Mode schon halbwegs treffen müsste oder man braucht eine Möglichkeit der weiteren Abstimmung des Resonators.
Ich würde mir das zwar nicht zumuten wollen, aber was wirft denn die Suchfunktion hier für Erfahrungen aus?
Matze-1234
Neuling
#6 erstellt: 04. Jan 2024, 19:39

Chris3636 (Beitrag #4) schrieb:

Scale Range 60db


Die Scale Range war wohl per default bei 40dB. Hier das Spektogramm mit der auf 60dB geänderter Scale Range.

Spectrogram Scale Range 60 (L+R Pos-73zu50cm+Absorber)


imLaserBann (Beitrag #5) schrieb:
Hallo,
vorab: das Finish der Lautsprecher sieht super aus!


Danke


imLaserBann (Beitrag #5) schrieb:

Aber was genau ist jetzt gefragt?


Genau so wie du es beschrieben hast, hatte ich mit REW Roomsim rumgespielt. Aber der errechnete optimale Punkt für möglichst wenig Raummoden, ist nicht unbedingt der Beste. Dort bin ich gestartet und mittels REW Messungen und Hörproben bin ich wo ganz anders gelandet. Aber an den Raummoden ändern 50cm hin oder her so gut wie nix. Nachdem ich mir die Raummoden mal aufgeschrieben hatte könnte ich auch keinen Zusammenhang a la ein Vielfaches von Raummode x feststellen. Für 5 oder 6 Frequenzen abgestimmte Helmholtz-Resonatoren bauen zu müssen kann auch nicht der richtige Weg sein.


imLaserBann (Beitrag #5) schrieb:

Die fundamentalen Raummoden längs und quer liegen ja irgendwo bei 45 - 50 Hz, dort wo man es nun auch in der Messung sieht.


Die optisch am fiesesten wirkende Raummode bei 46,7Hz hat nur rund +10dB zur house curve und lässt sich einfach mit dem parametrischen EQ wegbügeln. Die mehrfachen Auslöschungen am Hörplatz machen mir Sorgen, weil man mit einer Lautstärkenanhebung im EQ das Problem der Auslöschung nur verstärken würde.

Vielleicht hat jemand einen Rat, ob es Sinn macht auf die schmalbandigen Helmholtz-Resonatoren zu setzen und wenn ja, auf welche Frequenze(n) ich die tunen sollte.

Ich werde parallel dazu msl den DSP-Ansatz weiter verfolgen und gerne davon hier berichten. Ist vielleicht wirklich der richtige Zeitpunkt für digitale Raumkorrekturen.
Matze-1234
Neuling
#7 erstellt: 05. Jan 2024, 13:21
Ich verschiebe den DSP-Ansatz vorerst und will mich doch erst der akustischen Behandlung der Auslöschungen widmen.

Und zwar, weil ich folgendes Youtube-Video gesehen habe:
REW (Room EQ Wizard) Top Tricks: Convolution with Inversion (no EQ filters, all FIR!)



Am Ende wird mit REW das simuliert Ergebnis durch Anwendung der Convolution-Filter gezeigt und man sieht sehr deutlich, dass das DSP wie auch EQ zur house courve nur noch oben hin arbeiten.
goal-after-dsp

Als nächstes habe noch zwei Ratschlag bekommen:
1. Peaks resultieren in Auslöschungen
2. es gibt noch Plattenabsorber, die breitbandiger wirken.

Zu Helmholz-Resonatoren habe ich folgende Anleitung mit Berechnungsprogramm gefunden:
Helmholtz-Resonator-Experimente
Leider sind die Bilder nicht mehr da, aber der Text ist völlig ausreichend und das angehängte Programm zur Berechnung ist noch da. Damit hatte ich mal einen Helmholzresonator für meine Hauptauslöschung gerechnet und selbst mit einer großen Wirkbreite von 30Hz wäre die Kiste nur 13l groß.

Helmholzresonator-für-128Hz

Also ist jetzt der Plan nun Folgender:
1. Für die 128Hz baue ich einen Plattenabsorber.
2. Um die Überhöhung bei 46,7Hz kümmere ich mich doch, da Peaks zu Auslöschungen führen können. Hierfür baue ich einen 67l Helmholzresonator mit 2Hz Bandbreite und 2,2cm Kanallänge.

Helmholzresonator-für-46Hz

Ich habe also Angefangen für die oben aufgelisteten Akustikelemente nach den idealen Positionierungen im Raum zu suchen. Dafür habe ich am Hörplatz einen Subwoofer platziert, den über REW mit den entsprechenden Sinustönen angespielt und im Raum nach den lautesten Stellen gesucht.

Und nun denke ich, dass ich einen Denkfehler gemacht habe. Für die Überhöhung bei 46,7Hz passt das Vorgehen gut, aber bei den Auslöschung habe ich mit der Methode doch genau die falschen Stellen ermittelt, oder?

Wie finde ich die richtige Stellen für den Plattenabsorber für die 128Hz?


[Beitrag von Matze-1234 am 05. Jan 2024, 20:04 bearbeitet]
kalle_bas
Inventar
#8 erstellt: 07. Jan 2024, 02:28
Standard Aufstellung.

Dann in Raum den Höchsten Pegel beriech (an der wand) in der FQ suchen. Da sollte er dann hin. (pattenabsorber)

Da gehst du von einer Auslöschung in deinen Raum aus. 128Hz sind aber recht lange Wellen ~2,7 Meter lang. In dem auftreffenden Bereich must du dann auch auf der Fläche absorbieren das die nicht Komplett zurück wirft. Ohne den raum Tot zumachen.
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